558

ievorstehenden GemeiuberathSwahl die Namen der Herren Emil Teorgii und E. 8. Bub auf ihren Wahlzetteln nicht fehlen zu lassen, und wie ein Mann an der Abstimmung sich zu betheiligen. Auch Nichlmitglieder der frriwill. Feuerwehr «erden sich von der Zweckmäßigkeit dieses Vor­schlag» überzeugen, und sind hiemit dringend eingeladeu, obengenannte Männer zu wählen.

Ein Feuerwehrmann im Namen Vieler.

Stuttgart, 24. Nov. Der Bischof Hefele von Rottenburg hat sich genöthigt gesehen, seinen Klerus vor gefälschtem Meßwein zu warnen. Es kämen häufig Weine in den Handel, die von Trauben keine Spur enthalten und da dieselben sehr ungesund seien, mögen die Geistlichen sich hüten, dieselben bei dem Meßopfer anzuwenden.

Stuttgart, 25. November. Gestern trat das Konnte für die Württemberg. Landesausstellung des Jahres 1881 in erster Sitzung zusammen, wählte zum Vorsitzenden einstimmig Hrn. Dr. Julius Jobst und ernannte ein Exckutivkomite, welches sofort in Wirksamkeit trat. Es wurde ferner beschlossen, verschiedene Subkommissionen niederzusetzen, z. B. für Finanzwesen, Bauwesen, Installation der Ausstellungsgegenstände, für Wirthschaft, Presse rc. Da» Komite verstärkte sich durch Kooptation vieler auswärtiger Mitglieder. (Aus Calw wurden cooptirt: Staelin, I., Commerzienrath und Schauder, Gg., Fabrikant für die Firma Schill und Wagner.) Zugleich wurde erwähnt, daß die Zeichnungen für den Garantiefonds den Betrag von 200,600 M. bereits überschreiten.

Stuttgart, 26. Nov. Der Prozeß Hackländer, welcher so lange Stoff zu müßigem Gerede abgeben mußte, ist nunmehr definitiv und in höchster Instanz dahin entschieden, daß durch die Gnade de« Königs Zwei Diittheile der auf ca. 140,000 veranschlagt ge­wesenen Steuerstrafe nachgelassen worden sind.

Tübingen, 25. Nov. In Dußlingen bekam gestern brr Maurer Schmammbrod mit seinem Miether, welcher ausziehm sollte, dies je- doch verweigerte, Streit, der zu einer Rauferei führte. Der Miether, welcher seinem Hausherrn mit einem Prügel bereits erhebliche Ver­letzungen beigebracht hatte, erhielt noch SuccurS durch einen Nach­barn, der ohne viel Federlesens eine in der Nähe befindliche Axt er­griff und den dieses weiteren Angriff« nicht gewärtigen Schwamm- brod niederschlug. Der Unglückliche war sofort todt; seine beiden An­greifer wurden verhaftet und in da« Amtsgerichtsgesängniß abgeliefert.

München, 23. Nov. In Bayern werden gegenwärtig Peti­tionen kolportirt, welche gegen das siebente Schuljahr gerichtet sind, und die Wiedereinführung sogenannter Halbschulen befürworten. Halb- schulen find solche, welche den Sommer über geschloffen sind, damit die Eltern ihre Kinder bei der Feldarbeit verwenden können. Im Bayer. Vaterland* stelltein alter Schulinspektor vom Land^' geradezu den Satz auf:Je länger die Schulzeit, destomehr Bettelkinder.*

München, 25. Nov. Die Vorstandschaft der hiesigen. Metzger- genoffenschaft hat an das k. Staatsministerium des Innern eine Vor­stellung mit der Bitte gerichtet, dasselbewolle bei der Reichsregierung die Aushebung der für die Einfuhr von Schlachtvieh aus Oesterreich angeordnete Grenzsperre gnäd gft befürworten*. Die Vorstellung ist in so ausführlicher Weise begründet, daß die königl. Slaatsregierung ihr eine Berücksichtigung wohl kaum wird versagen können.

Aus Sachsen. 25. Nov. In Mülsen St. Jacob ist am 11. d. der Weber Fr. Klitsch in seiner Wohnung verhungert. Man schreibt von dort, daß er zu denen gehörte, welche sich noch scheuen, das Brod vor den Thüren zu suchen. Es find, wie sich nunmehr durch Aussage seines hinterlaffenen zwölfjährigen Knaben hrrausst-üt, oft Tage vergangen, ohne daß er sich den Hunger stillen konnte.

Berlin, 24. Nov. DoS große Loo» der gestern beendeten Sächsischen Klaffenlotterie ist nach Berlin gefallen. Eine am Sams­tag um 12 Uhr Mittags hier eingetroffene Depesche von Leipzig brachte die Nachricht, daß die Nummer 83,041 den Hauptgewinn ge­macht hatte. Ein armer Droschkenkutscher spielte ein Achtel davon und wurde durch den Verkäufer noch vor Erscheinen der Liste von seinem Glück in Kenntnlß gesetzt. Die frohe Nachricht versetzte jedoch den Mann in solche Aufregung, daß er bitterlich zu weinen anfing. Er hatte die Hoffnung zu gewinnen aufgegebeu und deßhalb das LooS, um seinen Einsatz zu retten, vor einigen Tagen bei einem Schankwirth verkauft; er weiß nicht einmal an wen, so daß auch die Hoffnung auf die Generosität des Käufers wohl zu Nichte werden wird.

Wien, 24. Nov. Am 20. d. wurde rin Handelsvertrag zwischen Oesterreich und Frankreich unterzeichnet, bezw. der gegenwärtig bestehende Handelsvertrag auf unbestimmte Zeit verlängert mit vor- behaltenem KündiguugSrecht. lieber die deutsch österreichische Verhand­lung wird offiziös gemeldet, daß eine grundsätzliche Einigung darüber

erfolgt ist, nicht einen Meistbegünstigung»« sondern einen Tarifver­trag zu schließen. Ueber die Grundlagen werden noch Sachverständige zu Rathe gezogen. Die wichtigste Frage bildet für jetzt das Provi» sorium, dessen Verlängerung schwierig sein dürfte, nöthigenfalls müßte für die Zwischenzeit eine grgeuseitige Freiheit für autonome Tarife zur Anwendung kommen.

Laidach, 24. No». Montag den 10. November, Abends nach 9 Uhr, waren zwei Wölfe in Verfolgung eines dem Insassen- Högler in Mälzern, Bezirk Gottschee, gehörigen Hunde» bis in da» Dorf vorgedrungen. Der Hund, welcher die Thüre des Hauses ver­sperrt fand, setzte sich nun zur Wehre. Doch mußte er unrettbar verloren sein, wenn nicht sein Herr, durch das Angstgrbelle aufmerksaM gemacht, an das Fenster geeilt wäre und die Gefahr der Situation erkannt hätte. Högler, ein junger kräftiger Bursche, sprang uribe« waffnet aus seiner Wohnung, packle den ihm zunächst befindlichen Wolf mit festem Griff am Halse und klemmte dessen We-chen sv fest zwischen seine Knie, daß der also Ueberfalleue keiner Bewegung fähig war. Während sein Raubgeselle, von diese« Zwischenfall erschreckt, die Flucht ergriff, ries Högler seiner Mutter zu, sie möge ihm ein Messer reichen» damit er den Wolf, den er gefangen habe, abthun könne. Die alte Frau reichte dem unerschrockenen Sohne ein Beil, mit welchem dieser de« gefangenen Wolfe den Schädel spaltete.

Schweiz. DieThurgaucr Volksztg.* berichtet von einem seltenen Verkaufe, der vor nicht langer Zeit in einem größeren Dorfe des Unterchurgau abgeschlossen worden. Eine wohlhabende Bäuerin, Wittwe, trat ihrem kürzlich eingestellten Knechte sämmtliche Liegen­schaften und Inventar taussweise ab, mit der Klausel, der Käufer habe innerhalb bestimmter Frist tue Tochter der Verkäuferin zu hei- rathen, im Unterlassungsfälle würde der Kauf annullirt werden. So­mit wurde also die Tochter thatsächlich verkauft. Nebenbei bemerkt^ hat sich der Vater der Letzteren das Leben genommen und ihr erster Mann sitzt im Zuchthaus.

London, 25. Nov. Ein eigenthümlicher Streik hat sich m London zwischen dem bekannten britischen Parlamentsmitglied- Sir Drummond Wolf und dem deutschen Militärattache, Major Vieting« hoff, entspannen Der Londoner Korresp. des Gerl. Tagbl. t-legra» phirt darüber: Sir Drummond Wolf, Parlamentsmitglied und be­sonderer Schützling des Lord Beaconsfuld, englischer Kommissär in Ostruweli-n und Aspirant für den engl. Botschasterposten in Kon- stantinopel, erklärte kürzlich in einer Rede:Deutsche Offiziere schlügen ungestraft ihnen untergebene Soldaten ins Gesicht. Er habe dieses >n Deutschland gesehen, und das geschehe täglich. Ein englischer Offizier würde niemals wagen, seine Soldaten zu schlagen; die deutschen Offiziere thäten dieses dagegen straflos." Hieraus erwiedert Major Virtinghoff, der deutsche Militärattache, in einem geharnischten Schreiben an dre Times, worin er Drummorrd Wolfs Angaben als gröblichste Unrichtigkeit erklärt, da ein deutscher Offizier, welcher sich zu einem Schlage hwreißen ließe, sicher streng; bestraft würde, anstatt vollkommen straflos zu bleiben.___

Gemeinnütziges.

Brumata-Leim

ist das einzige Mittel, um die Obstbäume vor den Verheerungen des Frostnachtschmetterlings zu schützen, der in der zweiten Hälfte des November und im Dezember seine Eier bis zu 20 Stück an die Knospen oder in deren nächster Nähe ablrgt. Aus diesen Eiern kriechen im April oder Mai die kaum fadrndickeu Räupchen aus, und ver­zehren zuerst die seinen Spitzen der Knospen, sodann die Blätter und Blüthen und schließlich die letzten Reste der Knospen, wodurch auch der Trieb fürs nächste Jahr gleich mit zerstört wird. Die Weibchen dieses schädlichen Insekts können nicht fliegen sondern, marschrreu mit Einbruch der Dämmerung an den Stämmen der Bäume aufwärts, um sich oben mit den sie suchenden beflügelten Männchen zu vereinigen. Wird daher in Brusthöhe ein Papierstreifen mit 2 Schnüren am obern und untern Rande um den Baum befestigt und mit dem nicht leicht trocknenden Bcumataleim bestrichen, so bleibt das Weibchen auf seiner Wanderung nach oben daran hängen und verendet. Kein Baum« besitzer sollte versäumen, dieses einfache Schutzmittel gegen diese in Um zahl vorhandenen schädlichen Insekten anzuwcnde«, deren z. B. ein Naturforscher in einem Zeitraum von 4 Wochen 28,716 Stück an seinen Leimstreifen gezählt hat. Es sei deßhalb an dieser Stelle auf den von Hrn. Buchbinder Dierlamm nach zuverläßigem Recept zubereiteten Brumataleim aufmerksam gemacht; zur Bequem­lichkeit der Baumbesitzer können von demselben auch die nölhigen Papierstreifen bezogen werden.

E. Horlacher,

Secr. de« land». Vereins.

Kedaktiou Druck und Berlag v»» S. OrlschlLgcr in Calw.

i

(Hiezu Rro. 49 des ÜnterhaltuugSbl«tts.)