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zu« Bahnhofgebäude gestohlen worden. Diebe, welche wohl «rrth- volle Münzen in dem Stein vermutheten, hattm das Mauerwerk rnndum erbrochen, und den Stein gestohlen, derselbe enthielt übrigen» nur das betr. Dokument und einige Zeitungs-Exemplare, aber nichts von Werth.

Ueber die Explosion in Hamburg wird der »Frkf. Ztg." tele« graphirt: Nachdem gegen 5 Uhr die Nachbarn und Vorübergehenden einen dumpfen Anall vernommen hatten, stand bald darauf das Innere des Hauses in Hellen Flammen. Im Hinterzimmer des Pelzwaaren- lagers von Augner soll eine Petroleumlampe explsdirt und hierdurch eine Gasexplosion veranlaßt worden sein. Vom Parterre, welches sofort in Flammen gerieth, theilte sich das Feuer mit rasender Schnellig­keit durch das Treppenhaus sämwtlichen Etagen mit. Als die Be­wohner die Treppen in Brand sahen, entstand eine große Verwirrung. Mehrere Mrtzten sich aus den Fenstern binab. Viele wurden gerettet, doch sind dieselben meistens verletzt. Im Ganzen werden 10 Personen vermißt: »ämlich WittweLevy und 2 Ainder, eine Nichte oder Tochter des Schlächters Windheim, die dort zum Besucht war, ein Kind des Weinhändlers Bube, welches sich bei Bewohnern der zweiten Etage zum Besuche befand, drei Mädchen von H. I. Behrens, ein Dienst­mädchen und eine Frau, welche in geschäftlichen Angelegenheiten bei den Bewohnern der dritten Etage war. Die aufgefundcneu Leichen find völlig unkenntlich. Da» Haus ist vollständig ausgebrannt, auch Nebenhäuser sind theilweise erheblich beschädigt. Gegen zehn Uhr war jede Gefahr beseitigt.

Berlin, 19. Nov Den Hamb. Nachr. wird aus Berlin rin auffälliger Vorgang in folgender Weise berichtet: Ein hiesiger freisinniger evangelischer Geistlicher ist vom Konsistorium in eine Geldstrafe genommen worden, weil er jüngst die Ehe des aus seinem Amte entlassenen Predigers Kalthoff eingesegnet hat. Die Sache ist ln Wahrheit eine zi-miich absonderliche. Kallhoff wünschte eine religiöse Zeremonie bei seiner Eheschließung und wollte andererseits doch auch wieder nicht die eigentliche kirchliche Trauung seiten» der Kirchenge- meinschaft, welche ihn aus dem geistlichen Amte entfernt Hot. Ein hiesiger Geistlicher hatte sich demgemäß entschlossen, die kirchliche Trauung, welche auch wieder keine sein sollte, in der Weise zu voll­ziehen, daß ec sie im Frack statt im Tatar, natürlich nicht in der Kirche, sondern in der Wohnung, vornahm. Für dieses, subjektiv sehr harmlos gemeinte Verfahren, über dessen Angemessenheit aber auch in kirchlich freisinnigen Kreisen die Ansichten getheilt sind, ist dem betreffenden Geistlichen eine Geldstrafe von 200 und die weitere Buße auferlegt worden, daß er im Talar vor dem Konsistorium er­scheinen soll, um einen Verweis entgegenzunehmen.

Berlin, 21. Nov. Heute starb hier nach fünftägigen Qualen der Thierbändiger Rice in Folge einer Wunde» die iüm ein Tiger bei der Vorführung des Bändigungsschauspiels beigebracht halte.

Die Universität Leipzig hat's zu 3196 Studenten gebracht» von denen sogar viele Studirende sind.

In London wird gegenwärtig, wie dieTimes" berichtet, die Frage sehr lebhaft in Angriff genommen, ob die Pferde in Zukunft noch beschlagen werden sollen oder nicht. Nach der Meinung englischer Physiologen erscheine nichts schwerer zu rechtfertigen, als der Gebrauch von Hufeisen. Nicht nur sei die Sitte, das Eisen mittelst Nägeln an den Huf zu befestigen, den letzteren schädlich, sondern auch wahr- scheinlich, wenn schon nicht evident nachweisbar, die Ursache vieler Krankheiten, die an den Huftn »nt» Beinen der Pferde auftretm. Man glaubt bestimmt annehmen zu können, daß der nackte Huf sich obhärten und daran gewöhnen werde, selbst auf dem gegenwärtig üblichen harte» Pflaster ohne das bisherigebarbarische" Schutzmittel zu laufen. Die ersten Versuche in dieser Hinsicht werden mit Füllen vorgmommen werden, die noch nie beschlagen worden sind. Auf alle Fälle will man den Gebrauch der Hufeisen bei den Reitpferden abschaffen', die e'gentlich doch nur leichte Lasten zu tragen haben; bei den Pferden dagegen, welche schwere Fuhrwerke zu ziehen haben, will man falls die Experimente zeigen, daß der Huf durchaus des Schutzes bedarf das Hufeisen durch rin minder schädliches Schutz­mittel ersetzen.

London, 15. Nov. Eine Liverpooler Viehimportfirma will den Versuch machen, lebendiges Vieh aus Melbourne zu importiren, und bereits ist eine Ladung für ihre Rechnung cuf dem Wege nach England. LS ist ermittelt worden, daß Schafe und Milchkühe, die von den Antipoden für den Gebrauch auf einer Reise mitgenommen wurden, während der Ueberfahrt stets an Qualität zugenommen haben, so daß die erfolgreiche Einfuhr australischen Viehes in England sich nur noch auf eine Frechtsrage zuspitzt. Die erwähnte Biehlakung wurde in Australien z» 4 Lstr. (80 per Stück gekauft, die Transportkosten betragen 10 Lstr. (260 per Stück, so doß jedes Stück Vieh für 14 Lstr. in Liverpool gelandet werden kann.

London, 20. Nov. Durch Unfälle auf den englischen Eisen­bahnen fanden In den ersten neun Monaten des abgelaufenen Jahre» nicht weniger als 655 Personen ihren Tod, während 2420 verletzt wurden. Unter den Geüidteten befanden sich 53, unter den V-rlctzten 882 Passagiere. Außerdem wurden durch Unfälle in den Lokalitäten der Eisenbahn-Gesellschaften, indeß nicht durch die Bewegung von Waggons, 31 Personen getödtet und 1586 verletzt, so daß sich die Geiammtzahl der Personalunfälle, dre dem Handelsamte von den verschiedenen Eisenbahn-Gesellschaften während der neun Monate ge­meldet wurden, auf 686 getödtete und 4606 verletzte Personen beläuft.

London, 19. Nov. Von einem ungewöhnlichen Wetterphänowen wird derTimes" aus Wimbledon (unweit London) Mitkheilung gemacht. Am 17. November wurde auf einem Teiche der Heide von Wimbledon Schlittschuh gelaufen. Die Ulmen der Heide haben aber nock nickt aan; ihren Blätterschmuck verloren» während da« Laub anderer Bäume kaum eine herbstliche Färbung angenommen hat.

Frankreich. Wie wir demJournal des DöbalS" entnehmen, wird sich das von der Weltausstellung von 1878 hinterlaffene Defizit endgiltig auf 30 Millionen und also nach Abzug der zehn Millionen welche dafür in das Budget von 1878 eingestellt worden sind, auf 20 Will. Frcs. belaufen. Dieser Ausfall soll aus deu Ueberschüsftn der diesjährigen Steuer Erträgnisse gedeckt werden.

Paris, 18. Nov. Ein in den Annalen der Strafrechtspflege seltener Fall kam vor den Geschworenen von Versailles zur Verhand­lung. Ein fiebenzehnjähriges , hübsckes Mädchen aus anständigem Hause, Clömence Blossier, hatte in ihrer Gemeinde eine ganze Reihe Feuersbrünste angestiftet, Klos um unter der Gunst der durch den Brand verursachten Verwirrung in einem nahen Wäldchen Stelldichein^ mit einem jungen Menschen haben zu können, dem ihre Eltern da«" Haus verboten hatten. Die Unglückliche, der rasenden Thal geständig, mit welcher sie einen Schaden von 35 000 Fr. angerichlet hatte, wurde unter Zulassung mildernder Umstände für schuldig erkannt und zu zehnjährigem Zuchthaus verurtheilt.

Paris, 21. Nov. Die Kaiserin Eugenik ist gestern Abend in Paris angekommen. Sie reist heute früh weiter nach Madrid, wo ihre Mutter schwer erkrankt ist. Die Regierung hatte ihr die Erlaubniß zur Durchreise bewilligt, aber das Publikum war nichd von ihrer Ankunst unterrichtet. Einige Beamten des NordbahnhofS erkannten sie beim Ausstcigen aus dem Waggon und grüßten achtungs­voll. Der Herzog von Bassano war am Nordbahnhof, um die. Reisende in Empfang zu nehmen. Nach d,m Streik der Bäcker, der bekanntlich mit der Niederlage der Arbeitgeber, oder richtiger mtk der Niederlage des Publikum« endete, welches sein Brod Iheurer zu bezahlen hat, erwartet man einen Streik der Maurer. Sie wollen eS ebenso machen wie die Bäcker, sie wollen die Unternehmer zum Nach- geben zwingen, indem sie von Tag zu Tag mit dem Bauplatz wechseln.

Bern, 24. Nov. Aus dem Kanton Tessin wird ein gewaltiger Schneefall gemeldet. Post, Telegraph, Dampfjchiffverkehr sind unter­brochen , Tausende von Bäumen und Weinstöcken durch Schnee- Massen erdrückt.

Pest, 20. Nov. Die liberale Partei nahm einstimmig die Vorlage über die zehnjährige Feststellung des HeeresstandrS an.

Madrid. 24. Nov. Kaiserin Eugenie ist am Sonntag früh, in Madr d eingetrofftn; ihre Mutter war bereits am Samstag Abends gestorben.

Stockholm, 21. Nov. Die Königin von Schweden erhielt vor einigen Tagen einen Drohbrief des Inhalts, daß der Kronprinz erschossen werden würde, falls die Königin nicht unter angegebener Adresse 2000 Kronen auszahle. Der Schreiber wurde in der Person eines jungen Studenten ermittelt, der aus großen Nahrungssorgen diesen Sckritt gethan haben soll.

In New-Jork wurde ein altes Weib als Bettlerin vom Hand­werk verhaftet. Sie war mit Lumpen bedeckt und einzig ihr dicker wattirter Unterrock schien sie vor Kälte etwas zu schützen. In einem großen Henkelkorbe trug sie die Speisereste und Küchenabfälle au» reichen Häusern. In der Nacht starb sie im Nachtlokal und man fand im Unterrock eingenäht 40,000 Dollars in guten Papieren und Banknoten.

New - Aork, 22. Nov. Ein heftiger Orkan suchte am Diens­tag und Mittwoch das Land, namentlich alle Seen heim. Viele Personen sind umgekom men, große EigenthumSverluste sind zu beklagen.

Hopfenpreiszettel.

Ellwangen, 19. Nov. Der städtische Hopfen» Prima- Lagerbierhopfen, wurde von der Hopfenhadl. I. A. Wezstein hier um 220 viL pr. 50 Kilo ersteigert.

Kleinglattbach, 17. Nov. Frhr. v. Neurath'sche Guts- Verwaltung verkaufte vor einigen Tagen eine kleinere Parlhie Hopsen ä 205 pr. Ztr. Vorr. noch ca. 50 Ztr.

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