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Lr Einr» Winter ermöglicht. Der Unterricht umfaßt: die deutsche Sprache, Rechnen, Geometerie und Feldmessen, Zeichnen, Physik und Chemie, Erdkunde» Thterkunde, Acker- und Pflanzenbau, Thterzucht, Betriebslehre und Buchführung.
Ausgenommen werden Zöglinge von erreichtem löten Lebensjahr ab und sollen dieselben im Besitze der gewöhnlichen Volksschulkenntniffc sein. Wänfchenswerth ist einige landwixthschaftliche Praxis. Der Aufwand für Lost und Logis belauft sich je noch den Ansprüchen auf monatlich 30—40 -4L, das Schulgeld ist auf 17 -4L 15 L festgesetzt, wird aber unbemittelten Schülern auf Ansuchen erlaffen.
Anmeldungen von Schülern unter Nachweis der elterlichen EimA willigung und Anschluß der Schulzeugnisse find spätesten» bis 30 Okl/ bei dem Unterzeichneten VereioSsrkretär zur Weiterbeförderung ein- zurrichen.
Calw. 9. Okt. 1879.
Der Berein-vorstand:
Flaxla nd.
E. Horlacher,
Sccr.
— Calw, 9. Okt. Am letzten Montag hielt dir hiesige Feuer« wehr ihre jährliche Generalprobe und Generalversammlung. Die Probe zeigte, welch vortrefflich geschultes, den Bürger mit einem Gefühle der Sicherheit gegen weit greifende FeüerSgefahr erfüllendes Corps unsere Feuerwehr ist, sie zeigte aber fluch, daß jeder einzelne Mann sich seiner Aufgabe bewußt, und mit Hingebung dieselbe bis an die Grenzen der Möglichkeit zu erfüllen bestrebt ist, und daß rin richtiger CorpSgeift im edlen Sinne des Worte die Masse belebt. Nicht wenig trägt aber zu diesem schönen Erfolge langjähriger Hebung die auegczeichnete Führung durch den verdienten Commandanten E. Georgti bei, deren sich, wie man wohl wünschen muß, das Corps noch recht lange erfreuen möge.
Aus dem Berichte des Commandanten in der Generalversamm- lung ist hervorzuheben , daß die Feuerwehr gegenwärtig 279 Mit- glieder zählt, was der höchste Stand seit ihrer Gründung ist. Mit den Hilfsmannschaften (154 Mann) beträgt die Gesammtzahl der Spritzenmannschaft 380 Mann. Veranlassung zur Thätigkeil in der Stadl hatte die Feuerwehr im abgelaufenm Jahre nur einmal, bei dem Brande im Jak. Wochele'schen Hause am 31. Aug. 1878, »Hhrrnd ''"Zügen im Obkrsmt 11 Bra-dfälle «orkawm, bei denen aber nach der ueum Bezi-ksftuerröfchvrdnmig die hiesige Feuerwehr nicht einzugreifen berufen war. Als Ausnahme von der gewöhnlichen Ordnung der Dinge figurirt die Theilvahme an dem großen Brande io Nagold am 15. Dez. s. I., bei dem telegraphisch Hilfe verlangt und die Mannschaft in einem schnell arrangirten Extrazuge in einer halben Stunde nach Nagold befördert wurde.
Von großer Bedeutung für die Feuerwehr ist die Errichtung des Wasserwerks mit 3 Reservoirs, deren Hochdruck es möglich macht, aus 75 Hydranten in allen Thrilrn der Stadt mit angrschraubteu Schläuchen die höchsten Häuser bestreichen zu können. Zur Bedienung der Hydranten wurde eine besondere Abthcilnng, von 22 Mann gebildet, die einen Hydrantenwagen mit sich führt, auf dem 100 m Schläuche, 2 Aufsatzrohre rc. angebracht find. Total falsch ist jedoch die Ansicht, als ob die Feuerwehr jetzt überflüssig wäre, al« ob man nicht mehr so viele Leute brauchte, u. s. w. Die Feuerwehr muß vielmehr hier, wie in andern Städren mit Wasserleitung, ebenso vrrllzähs'Z und schlagfertig bleiben, wi» bisher, ds ja die Wasserleitung kinch einmal ihre Dienste Versenv kann. Dagegen wird in sofern künftig eine Aenderung eintreten müssen, als bei eimm Brande zunächst die Hydranteumannschaft und die Steiger sich aus den Brand, platz zu verfügen haben, während sich die andern Compagnien auf dem Marktplätze als Reserve aufstelleu und erst je nach Bedarf i» den Dienst berufen werden.
Von eingreifender Bedeutung für die Feuerwehr ist dann aber auch noch die bereits erwähnte Bezirksfeuerlöschordnung, welche feststellt, welche Orte einander io einem Brandfaüe gegenseitig Hilfe leisten müssen. Bei einem Brande in der Stadt wird z. B. nur Hilfe von Hirsau, Althengstett, Stammheim und Speßhardt verlangt, Ostelsheim erhält Hilfe von Althengstett, Däzingcn, Schafhauseu und Weilder» stadt u. s. w. Dadurch pird viel Geld erspart,, welches die Amts- corporation zu Beiträgen für Spritzen, Steigerausrüstungeu u. dgl. besser verwenden kann. Es ist durch diese Löschordnung aber auch ein besonderer Inspektor für dea Bezirk aufgestellt, der — was für da« Löschwesen auf dem Lande von großem Nutzen ist — jede Gemeinde einmal im Jahre zu besuchen und di« Löschanstalten zu prüfen hat. Ebenso kommt dadurch jetzt Ordnung in die Pflichtmaunschaflen, die zweimal jährlich auszurücken haben.
Endlich ist aus dem Berichte noch zu erwähnen ^ daß die in der vorigen Generalversammlung beschlossenen neuen Statuten von der
Kreitreglerung bestätigt worbe« find, daß sich die Feuerwehr an dem Feuerwehrtage ln Pforzheim am II. Sept. v. I. mit ca. 250 Manu betheiligt hat und daß die III. Comp, am 3. Aug. ein äußerst ge- lungene» Waldfest gefeiert hat, bei dem übrige»- viele Mitglieder anderer Compagnien vermißt wurden.
Die UnterstützungSkafse weist einen CaffenLestand »on -4L 1236. 70 L nach, die Feuerwehrkafse von -4L 607. 58
Möge daS wohlthätige Institut auch fernerhin blühen un gedeihen zu seiner. eigenen Ehre wie zum Wähle der Gemeinde
Calw, 10. Okt. Am letzten Mittwoch ist hier Wein gekeltert
worden, was wohl nock nie dagewesen ist. Die Herren L. Dingler zum Adler und Thudtuw zum badischen Hof haben «emlich einen Waggon italienische Traube» (Trollinger) bezogen, und durch Stuttgarter Wetugärtuer aus einer verbesserten Raspel in der Kappler'schen Scheuer beeren lassen. Die Trauben waren in Aisten von 130—150 Pfusd verpackt, kamen vollkommen frisch und gesund hier an» ohne de» geringsten Verlust an Saft, und waren mitunter Prachtexemplare. DaS Produkt dieses Gewächses muß jedenfalls ein gutes, dickrothe«, dem Affenthaler ähnliches Getränk werden» wie et im Lande in diesem trübseligen Weinjahre jedenfalls nicht zu bekommen ist.
— Baldern, OA. Neresheim, .6. Oktober. Ein Arbeiter (Italiener) wurde dieser Tage von einem CholerweanfaÜ m solch heftiger Weise befallen, daß die Beizte es fast für eineu Cholera- Anfall halten mußten. Da« K. Obkramt, hievon benachrichtigt, begab sich mit dem Oberamtsarzt noch in der Nacht an Ort und Stelle und fand es für gerathen, die vöthigen Vorsichtsmaßregeln anzuempfchlen. Weitere Erkrankungen sind bis jetzt nicht vorgekoMmen.
— Mannheim, 7. Okt. Im Buuderrath scheint man jetzt ernstlich mit den Ausführungsverordnungen zum neuen Zolltarif beschäftigt ; wenigstens ist die hiesige Kammer um ein Gutachten darüber angegangen worden, in welcher Weise Getreide und ähnliche Zersalieu eingeführt uud als Mühlpcodukl wieder onsgefvhrt werden können; speziell ob der in Frage kommende Zollerlaß über Getreide und Roggen hinaus erstreckt werden soll» ob ein gleicher Vergütungssatz ohne Rücksicht auf besondere Fabrikationtvcrhältnisse und die Feinheit der Vermahlung sich empfehle, endlich unter welchen Bedingungen Mühlen, deren Inhaber sich unter spezielle Kontrole stellen, die Bemessung der zollfrei zu lassenden Getreidemrnae nach der beim Vermahlen wirk« lech erzielten Ausbeute zuzugestehen sein möchte. /Trotz der kolossalen Umsätze in Frucht an unserem Platze, dezw. in unserem Hafen, hat diese Frage nicht fo große Bedeutung, wie jene der Transitlager für Getreide. Denn nur einzelne Mühlen an der badische« Grenze kommen in die Lage, Getreide auswärtiger Provenienzen für Schweizer Konsum zu vermahlen.
— Berlin, 8. Okt. Das Resultat der Wahlen zum Abgeordnetenhaus ist nun vollständig bekannt. Außer Lasker sind die Führer sämmtlicher Parteien wirdergewählt worden. Das Gesammt« resultat stellt sich nach der »Köln. Ztg." folgendermaßen, (wobei die bisherige Partcistärke in Klammern betgefügl ist) :
Konservative.(37) 113
National-Liberale.(185) 112
Klerikal.(85) 80
Frcikonservattvc.(30) 54
Fortschritt.(76) 38
Polen .(15) 19
Partikularisten .(2) 2
Demokraten ..(0) 2
Unbestimmt. 3
Summa . (433) 433
Die »Köl«. Ztg." bemerkt hiezu: »Konnten die liberalen Parteien auch auf erhebliche Verluste vorbereitet sein, so übersteigen dieselben in Wahrheit doch auch die ungünstigsten Erwartungen. Die »Nat.-Ztg.' schreibt: „Die Verlustliste der nationalliberalen Partei ist eine lauge und gewichtige. Betrachten wir »unsere Sieger", so finden wir vor Allem, daß die Landrälhe gewaltig in unseren Sitzen gewüthet haben, auch RegierungSräthe und Assessoren, Staatsanwälte theilen sich i» die an un- gemachte Beute. Wenn diese Verschiebung das Charakteristische an dem neuen Abgeordnetenhause ist, so waren wir nicht weit vom Ziele entfernt, als wir jüngst eine LandralhSkammer in Aussicht stellten.
Wien, 7. Okt. Man meldet der »Fr. Ztg.": Der Wechsel im Ministerium des Auswärtigen findet dlfimtiv morgen statt. Haymerle legt den Eid um 10 Uhr vor der ReichSrathSeröffnung ab.
Rom, 5. Okt. Die Türmer Gazzetta del Popvlo bringt folgende auffällige Notiz: „Die italienische Reise des Prinzen Napoleon hat keinen politischen Zweck, sondern betrifft einzig intime Familienangelegenheiten, vor Allem die Drfiairung der seit langer Zeit in der Schwebe befindlichen Frage der legalen Scheidung des Prinzen Napoleon und der Prinzessin Alotilde. .
Stedakti»» Dnuk uud Verla, vo» S. OelschlS-er tu «al».
(Hiezu Nro. 41. be« Unterhaltun-Sblattl.)