Blatt drS Wejtezev für dir Einsühr»ng der Schnürstiefel bet dir Ar«» silaidtrt hat, schließt e« seine 8u»etnandersetzun»rn mit den Worten: Eine gute Fußbekleidung ist für die Arme», besonder» für die Infanterie ein Gegenstand von so eminenter Wichtigkeit, daß keine Mühe gespart werden sollte, bi» man da» möglichst Beste erreicht Hot. Uns ist da« in der gedachten Beziehung noch sticht gelungen, und deßhslb müssen wir weiter arbeiten.
— Nus dem Elsaß, 4. Okt. Dem Tanner Kreisblatt wird von Sennheim geschrieben: Es wird im Elsaß eine unglaubliche Menge nachgtmachter Weine konsumirt: ein Theil derselben kommt z» uuS, aus dem Badischen, hauptsächlich au« Offenburg, wo drei Fabriken bestehen. Eines dieser Geschäfte bringt jede Woche 3000 Ohm Wein zu 18 bis 22 Mark für 150-Liter in den Handel. Diese Weine werden vermittelst Wasser, Kornbranntwein und Traubenzucker hergestellt und habe» die gelbgrüne Farbe unserer Elsässer Weine. Zu obigen Stoffen wird ein Absud von ungarischem Hopse» beigefügt und so gährt die Flüssigkeit nach acht Tagen; dieselbe wird drei oder vier Mal geschönt und kommt hierauf in den Handel. Obwohl dieses Getränk keinen Obstgeschmack besitzt, hat eS dennoch keinen widerlichen Geschmack; hat man jedoch eine gewisse Quantität getrunken, so wird die Kehle trocken, die Lippen klebeu an einander, öfter sogar treten Kopschmerzen mit Diarrhöe und allgemeine Schwäche rin. Wenn dieser Wein einig: Stunden der Luft auSgesetzt ist, er- hält er eine schwarze Färbung.
— Köln. 3. Okt. Ein Bürger von Kalk hatte dieser Tage die Mittheilnng gemacht, daß er von einem Falschmünzer-Konsortium ersucht worden sei, 3000 ächte Münze zu liefern und dafür 20,000 ^ falsches Geld in Empfang zu nehmen. Die Polizei verfolgte sofort die ihr angegebene Spur und verhaftete am Donnerstag zwei Personen, deren eine von dem Kalker als diejenige anerkannt wurde, welche ihm das Geschäft angebote» hatte. Vorgestern wurde noch ein Dritter dingfest gemacht, welcher den Kalker durch einen Brief au einen Ort bestellt haben soll, wo das Tauschgeschäft vor sich gehen sollte. Die drei Verhafteten wurden gestern nach Köln abgeführt.
— Bochum, 2. Okt. Daß selbst die feuerfesten Geldschränke unter Umständen vor Diebe-Hand nicht mehr sicher sind, zeigt folgender Vorfall. Auf der benachbarten Steinkohleuzeche Baaker-Mnlde wurde vor einigen Tagen Nacht« ist ein Bureau Angebrochen und von den dchttn befindlichen zwei eisernen Geldschrävken der kleinere derselben gestohlen. Am andern Morgen wurde der Schrank auf einem in der Nähe der Zeche liegenden Grundstücke gänzlich zertrümmert wieder gefunden. Wie der „Witt. An;." berichtet, war der Geldschrauk mit einer Dynamitpatrone dermaßen zersprengt, daß sowohl die einzelnen Thetle des Schranke», als auch der Gcldinhalt, bestehend aus etwa 1000 in Silber, zum Theil entstellt und in verschiedenen Formen zusammengedrückt war. Samstag und Sonntag sah man auf dem betreffenden Felde eine Menge Menschen, alt und jung, mit Suchen von Geldstücken beschäftigt.
— Hamburg, 1. Okr. Ueber die vorgestrige große Pulverex- plofion ist noch uachzutrageo, daß es nun zweifellos erscheint, daß virselbe durch ein Bubenstück hervorzerusen wurde. Der Sachverhalt ist folgender: Der Pnlvertransporteur F. Boothby betraute seinen Reffen, den Schiffer H. B. Boothby mit dem Transporte des Ewers. Letzterer hatte sich vor kurzer Zeit mit seinem Onkel, einem sehr herabgekvmmeneo Bruder des F. Boothby, entzweit. I» Folge dieses Streites hat der Reffe den Onkel, der bei ihm i« Dienst stand, entlassen. Dieser soll geantwortet haben: „Na daran sollst Du denken!" Am Montag Abend nun wurde dieser Onkel, der früher ein lukratives Geschäft gehabt hatte, aber im Laufe der Zeit immer mehr heradgekommen war, mit noch einem Manne und seiner Zuhälterin in dem Hamburger Hafeu von Zollbeamten gesehen, woselbst die drei ein Boot bestiegen und nicht wehr gesehen wurden. Es wird nun vermuthet, daß, nachdem der Zündstoff in das Pulver schiff gelangt war, letzteres losgcbunden und gegen den Dampfer „Courier" getrieben wurde. Da» erhellt daraus, daß der Ewer in der Nähe des Dampfers gespalten auf dem Elbgruode gefunden wurde. Das fragliche Boot, in welchem der muthmaßliche Thäter gesehen wurde, fand man an dem Wilhelmsburger Ufer angebunden, so daß die Möglichkeit ausgeschlossen sein dürfte, daß der Thäter auf dem Schiffe umgekommen. Auch daß er das Schiff gegen den Dampfer treiben ließ» soll aus Rache geschehen sein. Der Verlust an Menschenleben reduzirr sich wahrscheinlich auf 5, da auf dem Pulverschiffe keine Besatzung gewesen ist; denn der Neffe des Herrn F. Boothby ist gestern Abend verhaftet worden, weil er, mit der Wache des PulverschiffeS betraut, dieses, ohne Ersatz zu schaffen, verlassen hatte. Es scheint, als ob dieses fahrlässige Verlassen des Schiffes dem muthmaßltchen Thäter bekannt gewesen ist. UebrigenS dürfte Herr
Boothby »»» mehreren Seiten » die durch die Katastrophe Schaben erlitten, auf Schadenersatz verklagt werden.
R via», S. Oktober. Gestein Abend» wurde die zwischen Neapel und Rmn Helegrae Eisenbahn-Station Riardo von fünf gulbewaffneten Banditen angegriffen. Eie wurden jedoch durch den Station- Vorsteher und zwei Uuterbeamte zurückgeschlagen. Der Versuch wurde eine Stunde vor der Ankunft de« Neapeler Zuges gemacht, zu dessen Passagieren auch der Minister für öffentliche Arbeiten gehörte.
Paris, 5. Okt. Die Blätter beginnen sich mit den Vorlagen und Interpellationen zu beschäftigen, die in der neuen Session zum Vorschein kommen werden. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird u. A. die Frage der vollständigen Amnestie noch einmal aufs Tapet kommen. Auch die Republique franyaise plädirt heute für die voll- ständige Amnestie. In der Haltung der Begnadigten, welche seit einem Monat nach Frankreich zuröckgekchrt, steht sie den Beweis dafür, daß eine umfassendere Maßregel nichts Bedenkliche» mehr habe. ES ist gewiß, daß sich gegen da» Benehmen der Hetmgekehrten bithrr wenig einwcnden läßt. Weit entfernt, sich zu den Demonstration:» herzuzrben, zu welchen die Intransigenten sic benützen möchten, gehen sie vielmehr jeder politischen Kundgebung geflissentlich aus dem Wege. Einige von ihnen (5 oder 6 von den 2000, die der letzten Amnestie thctlhaftig geworden) sind mit den Stadtsergcanten in Streit geratden, aber bloß, weil sie zu tief ins Glas gesehen, wie das am Ende nach einer Monatlichen Seereise verzeihlich. Ob aber darum die vollständige Amnestie von beiden Kammern bewilligt werden wird, ist doch noch zweifelhaft.
Konstanttnopel, 30. Sept. Der Sultan entsendete einen gewissen Schefket Essende, Mitglied der Palsstmuflk, nach Philippopel, um unter die bedürftigen Muselmänner Geldspenden zu Nettheiten. Als dieser jedoch bei der Bankfiliale in Philippoprl im Namen des Sultan» Geld beheben wollte, wurde ihm kein Kredit gewährt.
New York, 6. Oktober. Von den UnionStrnppra in Colorado sind seither keine Nachrichten eingcgangen. Nach dem ersten Gefechle wurde noch zwei Tage lang Gewrhrfcner gehört. Man befürchtet einen allgemeinen Aufstand der Uli Indianer, obgleich der Häuptling befohlen hat, die Feindseligkeiten einzusteüen. Nach nichtamtlichen Berichten sollen alle Mitglieder der Agentur vorn Weißen Flutz^ nirdergemetzelt worden sein. — Der hier ewgctrrHkns „Panama Star und Hcratd" voni 25. September weihet» Ai Bncaramanga (Staat Santander i« Columbia) wurde «« A -September von Commuuiften ein Aufstand erregt und die Stadt vba denselben auf 4 Tage besetzt: sie plünderten die Kaufläden und tödt^.n 5 Kaukieutr, darunter 2 Deutsch:; auch der deutsche Konsul wurde verwundet. Schließlich aber wurden die Aufständischen mit Verlust mehrerer Tobten und Gefangenen geschlagen.
Redaktion Druck und vertag von E. OelschlLgcr m tkuw.
Obstpreiszettel.
— Eßlingen, 4. Okt. Hess. Obst «iL 4 40, Bayr. oiL 4 40, Oestr. 4.
— Kirchheim u. T., 6. Okt. Obst 9—10 pr. Sack,
pr. Ztr. 4. 80 bis -/L 5. 20.
— Tübingen, 4. Okt. Obst am Bahnhof Aepfel 4. 30 bis 4. 60 pr. Ztr., Birnen 5.
— Murrhardt, 6. Okt. Bei vollständiger Ausreise schlägt
der Ertrag vor und gewinnt an Güte. Käufer finden noch größere Borräthe auf den Bäumen und zurückgrhende Preise: pr. Zlr. 6 ^ bis 5 «M 50 pr. Sri. 2 bis 1 75 H; Auflese-Obst ^
5 bis 4 ^ 80 ^ pr. Ztr. Verkauf bi« zögernd.
— Heilbronn, 4. Oktober. Mostobst 4. 20, 4. 90,
5. 30; gebr. Obst 5 bis 6 pr. Ztr. l
Hopfenprciszeltel.
— Urach, 5. Okt. Im Hopsenhandel ist auch gar kein Leben, ^
einige Partien wurden zu 220 pr. Ztr. verkauft-, jetzt wolle» ' einzelne Händler kaum noch 200 geben. _
Vermischtes.
Im Bade Elster hat sich zu Ende der Saison noch folgend» ergötzliche Szene abgespielt: Au« einer Zelle, in welcher eine Dame ^ ein Moorbad nahm, erscholl, wie der Berliner Börsen-Courier erzählt, > plötzlich ein ängstliches Gekreisch und die Glocke wurde stürmisch in Bewegung gesetzt. Große Aufregung! Das Personal tief zusammen und zwei Bademägde drangen muthig in die Zelle «iu. Da stand die Dame» von einer dichten Moorkrustr überzogen, außerhalb de» Bades, zeigte zitternd in das Bassin und rief: eine Schlange, eine Schlange! Da» war zu viel für dev Muth der Bademägde, sie zitirtcn den Bademeister, eine wahre Hühnengestalt herbei, der sich vor keiner Schlange der Welt fürchtet. Er tauchte den entblösten Arm in die dicke Flüssigkeit, und was zog er heraus? — einen Zopf! Hoffentlich wird dieser tragische Fall den Damen zur Warnung dienen, daß sie hübsch ihre Zöpfe feststecken bevor sie ins Bad steigen.