«lle, daß der Wucherer schmählich an Köpf gehandelt hatte. Der Wucherer wollte die Wirtschaft selbst führen; es ging oder nicht, da das ganze Gesinde ihm den Dienst kündigte und fortging und die Lauem erklärt hatten, keinen Dienstboten anzunehmen, der de« Wucherer Dienste geleistet. Nu» «ar der Wucherer gezwungen, einen Wirthschafter anzunehmen. Dieser fand sich zwar vor, kam aber schon in den nächsten Tagen nach'Wirv zum Wucherer, de« er erklärte, nicht weiter in seinen Diensten bleiben zu können, indem e» nicht möglich sei, unter den Bauern auszuhaftco. Nun ksm der Schnitt und der Wucherer wollte seine Ernte verkaufen; vergebens; er fand keinen Käufer und sah sich gezwungen, im Weg? der B-rstetgerung seine Ernte an den Mann zu bringen. Zu der Versteigerung hatten sich eine Unzahl von Bauern der umliegenden Dörfer einzefunden, aber keiner von ihnen bot einen Kreuzer, weßhalb die Versteigerung aufgegebe.. wcrv.-n mußte. rUrui »»«, mr Wucherer srüu Ernte den Landleuten um jeden Preis an mit den Worten: „Gebt mir dafür was Ihr wollt, nnd erlegt dar Geld bei dem Bürgermeister/ wo rauf er sich empfahl. Die Bauern wollten aber die Ernte, an der der Fluch des nun bettelarmen Köpf lostet, nicht einmal umsonst, denn sie weinen» daß sie ihnen keinen Segen tragen würde. Und so steht, ob zwar in dieser Gegend die Erote längst vorüber ist, das Feld de» Wucherers noch mit goldenen Aehrrn geziert. Gewiß nachahmenswecth, die Gilde der Wucherer würde bald ihr Ende erreichen."
Wien, 2 Oktober. Kaum hat der dentsche Reichskanzler Wien verlosten, so kommen auch schon, um die Erinnerung an seine Kopfbedeckung festzuholten, Bismarck-Hüte io Verkehr und finden vorderhand guten Absatz. Diese breitkrämpigen Filze zeigen im Futter den deutschen und österreichischen Adler, darunter die Vignette les spekulativen Hutfabrikanten. Dem Bedürfnisse nach BiSmarck-Hütm ist, wie mau sieht, schnell abgeholfen worden; schwerer dürfte e» halten, die dazugehörigen echten Bismarck-Kvpfe bei uns zu finden. Jene neue Allianz-Hutform wird übrigens — was ein gutes Omen sein wöge — als ungemein dauerhaft bezeichnet.
Schweiz. Die Berner Regierung hat eine Verordnung über die Untersuchung geistiger Getränke erlassen. Darnach sollen die Vorrälhe an geistigen Getränken bei sämmtlichen Wirthen und Vrr- käufcrn, Großhändler inbegriffen, einer amtlichen, gesundhritspolizrilichen Untersuchung durch Sachverständige und Chemiker unterzogen werden. Die Sachverständigen sollen von sich ans jährlich wenigstes« einmal unangemeldet und zu unbestimmten Zeiten die Vorräthe sämmtlicher Wirlhe und Verkäufer ihres Kreises au Ort und Stelle untersuche«, in der Zwischenzeit auf de« Auftrag der Direktion des Innern oder des RegierungSstatthaltrrS hin. Sofern die Sachverständigen konstatiren können, daß ein Getränke gesundheitsschädlich oder gefälscht ist, oder daß Suustwein als Naturwein verkauft wird, so haben sie die sofortige Beschlagnahme zu verfügen und eine Strafanzeige zu machen, im Zmeifelfall aber vor den Angen des Verkäufers ein Muster zu versiegeln und dem RegierungSstatthalter zu Hauten der Direktion des Innern zuzustellen. Der Verkäufer ist für dir Qualität seiner Getränke verantwortlich. Ist er im Stande, glaub- würdig darzuthun, daß er ohne Willen und Wissen gefälschte Ertränke führt, so soll nur Konfiskation des Getränke» ohne Bestrafung des Käufers stattfinden. Zur Erleichterung des rechtlichen Rückgriffs auf den Lieferanten des gefälschte« Getränkes stellt die Direkt on des Innern dem Verkäufer ein von ihr visirtrs Gutachten des Chemikers zur Verfügung. — Es werden dann Bestimmungen in Betreff der einzelnen Getränke gegeben. Die Auffindung jedes anderen Farbstoffes beim Rathwein als desjenigen der blauen Beerenhülse koustatirt e:ue beträgt.schc Handlung und e« wild die Strafbarkeit drS Falles durch Verwendung von Fuchsin und anderer gesundheitsschädlicher Farben als eines gleichzeitigen Angriffs ans die Gesundheit erhöht. Der Verkouf von gallifirtem, chaptalistrtem, petiotisirtem rc. Wein ist als Betrug strafbar, wenn dieser Wein als Naturwei» abgegeben wird. Die Strafen für Zuwiderhandlungen gehen von 50 bi» 500 Fr., im Rückfall ist eine Verdoppelung und bei doppeltem Rückfall zeitweise Einstellung im Verkauf zulässig.
Zürich, 1. Oktober. Seit 14 Tagen hatte in einem Gasthof ersten Ranges in Zürich ein Fremder Logis genommen, der sich diverse adelige Titel beilegte, durch sein Benehmen und ordinäre Geldverschwendung aber den Verdacht der Polizei auf sich zog. Mit einer hübschen Kellnerin, der er eine goldene Uhr geschenkt hatte, besuchte er Donnerstag Abend in zweispänniger Droschke de« Zirkus Herzog» wurde aber auf Anordnung der Polizei am Schluß der Vorstellung, anstatt in die Tonhalle zum Nachtessen, auf die Ho«ptwache kutschirt Hier stellte sich der Baron nach verschiedenen Häutungen als der Bediente eine» hohen Beamten in Prag heraus, dem er mit über Fr. 11,000 durchgebrannt war. Er hatte noch Fr. 8000 in s einem Besitz.
Brüssel. 1. Oftober. In einer sehr zahlreiche» Bersam», !
lung der Eisenwerkbefitzer de» Bezirk» Eharlerot wurde konstatkt, ! daß Bestellungen auf lange Termine ringelaufen seien, sowie daß da» Gesawmtdlld der Nachrichten von den auswärtigen Plätzen zu der !
Annahme berechtige, daß ein Wiederaufschwung der Industrie einge- treten sei, welcher um so mehr Aussicht auf Dauer verspreche, als er sich aus alle Läuder zu erstrecken scheine.
Rom, 1. Oktober. Der offiziöse Diritiv schreibt: Wir wissen, daß der Fü-st v. Bismarck dem Grasen v. Robilaut sage» ließ, daß er die östreichisck-ungarische Hauptstadt mit dem alleinigen Bedauern »erlöste, nicht mehr Zeit gehabt zu haben, um ihm einen Besuch zu machen." — Eine betrübende, für die traurigen wirtschaftlichen Verhältnisse Italiens Zeugniß ablegevde statistische Uebersicht ist soeben rückfichtlich der exekutiven Feilbietungen von Immobilien zu Gunsten der TomSuralverwaltung, aus Ursache sicht erfolgter veröffentlicht worden. In dem Zeiträume vom 1. Jan.' 1872 bi»
31. Dez 1878, also in 7 Jahren, haben nicht weniger als 35,074 Versteigerungen au« dem genannten Grunde stattgrfunden. Am beklagenswertesten gestaltete sich die Lage ans der Insel Sardinien,, wo nicht weniger als 30,077 Steuerzahler wegen einer Schuld von 1,976,816 Lire ihre Habe dem Auktion-Hammer verfallen sahen.
Au« Madrid kommt eine in hohem Grade überraschende Nachricht — aber keineswegs revolutionärer Natur, wie man nach den jüngsten Mitteilungen über beabsichtigte republikanische Erheb- ungen wohl erwarten durfte. Nein, die spanische Regierung hat trotz der zahlreichen unter dem Offizierskorps stattgehabten Verhaftungen ? und der drohenden gegen den Thron gerichteten Verschwörungen noch Zeit genug übrig, um die Berathvngen, welche Fürst Bismarck mit dem Grafen Bnd'assy in Wien gepflogen hat, zum Gegenstand einer mehrstündigen KabimtSfitzung zu machen, wie das ministerielle „Dia« rio Espanol" vom 30. September meldet. Der König präsidirte ! diesem KabinetSrarhe, welcher sich dem genannten Regicrungeorgane zufolge mit der deutsch-österreichischen Allianz beschäftigte und io aus« führlichstcr Weise über den Einfluß diskutirte, den diese» Bündniß auf die Zukunft Spaniens auSkben könnte. Ist man diesen Nachrichten gegenüber nicht geneigt, an eine Mystifikation zu glauben? >
Will Spanien etwa Deutschland und Oesterreich mit dem Ersuchen >
nahen: »Ich sei, gewährt mir die Bitte, in Eurem Bunde der !
Dritte?" Beabsichtigt König AlfonS vielleicht, sich unter den Schutz des Oberhauptes der Familie seiner künftigen Grmatzlis zu stellen nnd die alte habSbnrgisch spanische Staatsverbindung in anderer Form i wieder aufl'ben zu lassen? Spanien ist wohl der allerletzte Staat gewesen, an den bisher die publizistischen Kommentatoren des deutsch« österreichischen Bündnisses dachte«, als sie den Einfluß «wogen, den diese Allianz auf die europäische Staatsgemeinschaft auLüben könnte.
Und stehe da, gerade Spanien meldet sich als Erster zum Eintritt in den Bund.
Ko n stan tin op el, 1. Oft. Der türkische Botschafter i» Wien, Edhem Pascha, berichtete an die Pforte über den Besuch, welchen Fürst Dtswarck ihm gewacht hat. In dem Berichte meidet Edhem Pascha, daß Fürst Bismarck ihm erklärt habe, Deutschland solle die genaue Durchführung des Berliner Vertrages, wiewohl Rußland davon nicht befriedigt sei.
Ne« York, 2. Oktober. Die Indianer in Utah griffen die Uuior.Ltrnppen am 29. September Morgens am Colorado an. Der Kampf währte den ganzen Tag. Die Unionttruppen verloren 17 Man» und 1 Offizier. Es werden schleunigst Verstärkungen abgcsandt; indeß wird befürchtet, daß sämmtliche Mitglieder der Ridriver-Agen« tur uikdergemetzelt worden sind, zu deren Entsatz die UnionStruppeu unterwegs wuren. _ ' _
Obstpreiszettel.
— Hetlbronn, 2. Olt. Mostobst 4 — bi» M 5. 20. >
pc. Ztr. — Kartoffel «iL 2. 9b. bis 3. 10, Wnrfiiartosfel ,
3. 20 bi« 3. 30 pr. Ztr. _—
Verwischtes.
Wieder soll ein bisher als fast werthlos betrachtete» Material der gewerblichen Verwendung zugcführt werden, nämlich die den Hüttenwerken so lästige Schlacke. Aus ihr wird nämlich ela Glasfluß hrrgcstellt und aus diesem Eisenbahnschwellen gegossen, die mittels des SicmenS'schen Verfahren» gehärtet werden. Bersuchr, die mit solchen Schwellen bei einer Pferdebahn angestellt wurden, find zu großer Be« friedigung ausgefallen. Einzelheiten sollen bei der Versammlung deS Eisen- und Stahl-Instituts zu Liverpool am 24. d. gegeben werden.
Bei der Schwierigkeit, das Holz zu den in der ganzen Welt jährlich etwa erforderlichen 60 Millionen Schwellen zu beschaffen, und der Raumverschwendung, welche durch die Schlackeubergc bedingt wird, wäre da» obige Verfahren, wenn e» sich als praktisch durchführbar
Herausstellen sollte, von unberechenbarem Nutzen ._
Oelschläger in Ealw.