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— Calw, 18. Sept. Heute (Donnerstag) früh ist eine Kommis- fron des landwiithsckastlichen Berein-, bestehend aus den Herren OA.» ^hierarzt Letztze, Schulth. Ziegler v. Gechingen und GutSpSchter ischer von Dicke, in das Rhetmhol auf den am 22. Sept. stattfindenden iehmarkt in Thufi», Cantvn Gravbünden, abgereiSt, um einen Transport Zuchtvieh von der in Graubündcn heimischen Allgäuer Rate aufzu- kaufen. Es zeichnet sich dieser Biehschlag ganz besonders durch seine groß Milchergitbigkeit, feinen Gliedcrbau und schöne Formen aus und paßt, derselbe namentlich für kleinere Verhältnisse, in denen die hohen Ansprüche, die der ungleich schwerere Simmenthaler Schlag an Qualität und Quantität des Futters macht, nicht befriedigt werden können. Der Ausschuß de» landw. Verein- hat deßhalb gerade mit Beziehung auf die Schwarzwälder Futtcrvcrhältuisse und unter Berücksichtigung der Thatsache, daß durch die Einführung eine» milchreichrren PiehschlageS gerade dem kleineren Bauern und Taglöhner auf dem Schwarzwalde eine höchst wünschenswerthe Vermehrung 'seiner Einnahmequellen geboten werden wird, den dach-grauen Allgäuer Schlag als Grundlage einer künftigen rationelleren Viehzucht auf dem Schwarz» wäldc gewählt. Denn während es überall als eine für den Landwirth unabweiSlichr Existenzfrage gilt, an der Stelle des Ausfall« in seinen Einnahmen für Bodenprodulte sich auf rationelle Viehzucht zu verlegen und durch die Produkte dieser Viehzucht, Jungvieh, Milch, Butter, jenen Ausfall zu decken, steht gerade in dieser Richtung, die vortreffliche Ochsenmastung ausgenommen, unser unterer Schwarzwald hinter andern Landestheilen zurück und es ist hoch an der Zeit, demselben zu einem guten Schritte vorwärts die Hand zu bieten. Der landw. Verein hat zwar schon früher den Versuch gemacht, an die Stelle des auf dem Schwarzwalde heimischen Biehschlages eine bessere Rare, den Montafuner Schlag zu setzen; derselbe ist aber zumeist wegen seiner dunklen Farbe nicht beliebt geworden und es finden sich nur noch wenige zirstreüte Spuren desselben. Einen glücklicheren Griff hofft er jedoch mit dem überall bekannten und beliebten Allgäuer Schlag zu thun; nur ist auffallend, daß sämmtliche Anmeldungen um solches Vieh von Stadt und Gäu, gar keine aber vom Schwarz- wsld eingekommen sind.
Die Godimijsion kaiist auf Bestellung 2 Farcen und 13Kalbeln und wird ohne Zweifel noch einige weitere Kalbcln bringen, da vor- auszuseheu ist, daß diese Thiere, wenn sie erst einmal dg sind, sich noch viele Liebhaber gewinnen. Der Transport wird wahrscheinlich am 24. September in Calw cintreffen und nach einigen Tagen der Ruhe am 30. September öffentlich versteigert werden, worauf die Freunde schöner Viehzucht schon jetzt zum Voraus aufmerksam gemacht sein sollen. An demselben Tage wird eine Geucralversammlung des landw. Vereins abgehalten, in der ein neuer Vercinssorstand gewählt, und Hr. Notar Haffncr einen Bortrag über die Grundsteuereinschätzung jm hiesigen Bezirke halten wird, — ein Thema, das an sich schon wichtig genug ist, um die Landwirthe des Bezirks, ob Mitglied oder nicht, möglichst zahlreich auf die Be ine zu bringen._
Nach dem St.A. 220 ist durch höchste Entschließung E.K. Majestät vom 16. Sept. d. Z. die Besetzung des hiesigen Amtsgerichts auf den I.Okt. d. I. in nachstehender Weise gnädigst verfügt worden: Dienflaussicht führender Amtsrichter mit dem Titel Oberamtsrichter: S ch u o n, Amtsrichter: Eberhard.
— Nagold, 19. Sept. Der Extrozug der Nagolder vom letzte» Montag nach Freudenstadt findet leider noch ein betrübendes Nachspiel. Auf der Rückfahrt sprang der Bautechniker Außmaul aus Dornflelten bei dieser Station (da der Zug ohne Aufenthalt daran vorüber nach Hochdorf fuhr) aus dem Wagen und wurde hiebei so gewaltig zu Boden geschleudert, daß er am 18. in Folge einer Hirnerschütter- ung starb.
— Stuttgart, 16. September. In der bekannten Hackländer- schen Nachversteuenmgssache ist kürzlich das Urtheil vom Gericht ge- sprachen worden. ES lautet auf Nachzahlung von 12000 M. und aus dir gesetzliche Verzrhnfachung dieses Betrage» als Strafe. Damit würde der brdaueruSwerthen Familie, welche an der Steuervorrnt» Haltung Häckländers bei dessen Lebzeiten ganz unbetheiligt ist, alles Vermögen genommen werden, das der fruchtbare Schriftsteller hinter- laffen hat. Die Wittwr hat sich deßhalb mit einem Gnadengesuch an den König gewandt und man muß gespannt darauf sein, wie die allerhöchste Entscheidung ausfallen werde. Biel Hoffnung auf Gewährung des Gesuches, die 120000 M. Strafe zu erlassen, ist freilich nicht zu hegen, da damit ein für dergleichen Vorkommnisse allzu bedenkliches Präcedens geschaffen würde.
— Stuttgart, 20. September. In Betreff dis Diebstahl-an dem Bijouteriefabrikanken Landauer in der Kascruknfikaße ist mitzu- theileu, daß der Diebstahl von 2 Individuen verübt wurde, von welchen der eine gestern hier festgenommen und dem'Gericht übekgrben
worden ist. Dem andern ist man auf der Spur. Sämmtliche ge» stohkeve Winke ist in Berlin brtzMacht worden.
— Von der Enz, 15. September. In vergangener Woche fand» wie die „W. 8.-Z." erzählt, rin Arbeiter in der Papierfabrik in Enzweihingen in einer alten Hose, welche ein Lumpensammler geliefert ^ hatte, 300 »kt Papiergeld. Diese Summe ist bei dem Fabrikin- habrr depvnirt.
— Enzweihingen, 18. Sept. Zwei des Raubmords an der ^ Wittwe Kemel hier dringend verdächtige Handwerkebursche sind bereits in Vaihingen eingeliefert. Bei dem einen derselben, welcher in Cannstatt verhaftet wurde, fand man das Geldtäschchen der Kemel nebst Inhalt und ein ihr gehöriges Messer, auch zeigten sich an seinen Händen deutliche Spuren heftiger Gegenwehr, besonder» Eindrücke von Zähnen. Er ist seinem Dialekt nach zu schließen aus dem Großher- zogthum Gaden. Um die Nachforschung nach ihm zu erschweren, soll et sich unterwegs von einem andern Handwerke!:urschen einen Paß verschafft haben.
— Maulbronn, 18. Seplember. Die Hopfenernte liefert eia nach Qualität und Quantität recht befriedigende» Ergebniß, wobei sich hinsichtlich der Quantität namentlich die Drahtankagen bewähren» Buch solche Anlagen, die im FrLhiommrr fast verloren schienen, geben noch einen reichen und schönen Ertrag. Einzelne Käufe zu 225 pr. Ztr.
— Wiesbaden, 17. September. In der gestrigen zweite» und letzte« Sitzung des forstwirthschaftlichcn Kongresse« wurde Wild« ^ bad einstimmig ats Kongreßort für 1880 bestimmt. Als GesctästS. sührer für Wildbad werden gewählt: Forstmeister Graf Uexküll in Neuenbürg und Oberförster Gosch in Wildbad; Beide nehmen die Wahl an.
— Straßburg, 18. Sept. Nachdem Kanonendonner von den
Festungswällen die Ankunft des Kaiser« gemeldet, trafen der Kaiser, ! dir Kaiserin, der Kronprinz, die Grvßherzvzln von Moden nebst hohem Gefolge um 3 Uhr im Bahnhöfe ein. Jm Bahr Hofe war -
eine kombinirte Ehrcokompagnie ausgestellt, die eine Hälfte derselben bestand aus Bayern, die andere Hälfte aus Sachsen, Würtlembergern und Braunschweigcrv. Bei der Einfahrt präsinttrte die Mannschaft,
die Musik spielte die Nationalhymne. Vor dem Bah.-chof nahm der :
Kaiser Vas Defilse der Ehrcnksmpagnie ab. schritt dann die Front !'
der ausgestellten Kriegrrvereine entlang, mit Vielen freundliche Worte wechselnd, und stieg hierauf mit der Kaiserin in einen vierspännigen s offenen Wagen und fuhr bei prächtigem Souneuscheiu unter Glocken- I gcläute» brausendem Jubel und Hochrufen in die festlich geschmückte ! Stadt nach seiner Wchnung im Bezirkspräsidium. Lebhafte Hockruse wurden dem Feldmarschall Grafen Moltke. Um 4 Uhr findet Famiiieudiner um 8 Uhr großer Zapfenstreich statt.
— Berlin, 18. Sept. In den letzten Tagen find auffallend
viel falsche, wie cs den Anschein hat auf photographischem Wege hrrgestellte Fünfmarkscheine in Umlauf gesetzt worden, welche sich sowohl infolge der mangelhafte« Zeichnung, der meist verschwommenen Schrift und vorzugsweise an der schlechten Qualität d-s Papiers auf deu ersten Blick als Falsifikate kennzeichnen. Besondere in die Auge» springende Merkmale sind, daß die vordere Seile auffallend blaß, fast !
weiß ist. Die Slereotypschrist „Wer Banknoten fälscht rc." ist sehr i
undeutlich, fast unleserlich.
London, 13/>Sept. Das „Rcuter'sche Bureau" meldet aus l
Capstadt vom 26. August: In der Unterredung mit den nördlichen !
Häuptlingen erklärte General Wolsclry. daß es sein Plan sei, da« ^
Zulu-Land mittelst unabhängiger Häuptlinge verwalten zu lassen, und (
fügte hinzu, Cetewayo sei, so lange er noch nicht gefangen sei, daS -
einzige Hmderniß des Friedens.
London» 17. Sept. Meldung des „Reuter'schen Bureaus" ! aus der Capstadt vom 29. August (via Aden): Cetewayo ist am > 28. August gefangen genommen worden. !
London, 19. Sept. .Standard" meldet aus Alikheil,
'18. Sept.: Nach hier eingegangerieu Meldungen ist in Herat tm i
großer Ausstand aus gebrochen. Die Truppen richteten unter dem :
Personal der Behörd en ei n großes Blatbad an. !
— Stuttgart, 20. Scpr. Wilhelms platz: 400 Säcke Most- !
obst ü «Fr 4. 50 bis «F 5 !
— Heilbronn, 16. Sept. Birnen 2 Parthien 5 «4L pr. Ztr- i Nach Mostobst ist große Nachfrage. Kartoffel, blaue 3 -4L 80 ^ gelbe 2 -4L 60 L bkr 2 -4L 80 L.
— Tübingen, 16. Sept Einige kleinere Pakthien Hopfen zu 200—225 -4L pr. Ztr. verkauft.
— Tübingen, 19. Sept. Verkauft ca. 7 Ztr. Stadthopsen um 225 -4L pr. Ztr.
— Wachen darf, 19. Sept. Frhkl. ». Owffches Rentamt- ! Dritter Verkauf 228 l4L pr. Ztr.
^ejschkigerin Ealw