nunmehr die sammtliche« Thrlle dt» von de« berühmten Vilthamr Professor Johanne» SchAiug Ul Dresden ausgeführten Riesenmkellr« t« de« National-Denkmal au« dem Niederwalde bei Bingen am Rhein angekow»«» und bereit» ausgestellt. Sie haben 8 Güterwagen der Eisenbahn eingenommen. Gegenstand der Darstellung ist die sieg- reiche „Germania*. Sie erhält eine Höhe von genau 10 Metern. Die Schwanthaler'sche „Bavaria* über kr Therefien- (Oktoberfest-) Wiese hat eine Höhe von 19 Meter». Zu« Guß der „Germania* wird eine Erzmaffe von wenigsten» 500 Zentner erfordert. Er wird ziemlich 2^—3 Jahre in Anspruch ne hm e n . Prefeffor Johann Schilling war in Angelegenheiten seiner Schöpfung unkängst bei dem Transporte des Modelle» tu die t. Erzgießerei etliche Tage in München anwesend.
— >u» »er bayrischen Rheiupfalz, 13. Sept. Aus der Garnison Landau waren um die Mitte de« »origen Monat» zwei Fähnriche der dtzrtigen Feldartillrrieadthchluag» welchen» wir e» scheint, da» Soldaten leben nicht Mehr behagte, heimlich fortgrgangen. Dieser Tage treffen sie wieder dort ein» geleitet von zwei Ulanen der Garnison Saarburg. Gie hatten eine Irrfahrt durch Italien und Frankreich gemacht und sich, als ihnen die Gelder ausgegangen waren, der deutschen Botschaft in Paris gestellt. Das MitilärbezirkSgericht wird sich nun Mit den Abenteurern zu befass« haben.
--- Gtraßburg, 13. Sept. Da» Steinthor ist in diesen Tagen dem Erdboden gleichgemacht worden. Bekanntlich wurde nach dem allen Straßburgern unvergeßlichen Bombardement vom 24. bis 27. August 1870 gegen die nordwestliche Sette der Festung, deren Mittelpunkt das Steinthor bildet, »er eigentliche Angriff eröffnet. Die Lünetten 52 und 63 recht» und links vom Steinthor wurden am 20. bi» 22. September genommen, bei Bastion 1s, der ehemaligen „Steinthorbastei'', Bresche geschaffen und hier der Sturm vorbereitet, als am 27. September oot neun Jahren die weiße Fahne auf dem Münster das Ende der Vektheidigung „bis zum letzten Soldaten, letzten Zwieback und „letzten Cartouche" (Proklamation Uhnchs vom 10. August 1870) kund that. Die AugtiffSfront, sowie die Stein- straße lagen in Trümmern. Jetzt ist diese Straße eleganter denn je aufgebaut und das alte Steinthor hat einem schönen Platze weichen müssen, über den Se, Majestät der Kaiser mit hohem Gefolge nächster Tage zum Manöoerterräin reiten wird.
— Straßburg, 13. Sept. Wie die „St. Ztg.* hört, wurde soeben an dir Erbauer der großen Parädetribünr von Zürich au« dir Anfrage gerichtet, ob noch 500 Plätze frei seien. Das dortige Bureau national (Vertreter Hr. Reinhardt) beabsichtigt nämlich, für den 19. einen Extrazug von Zürich auf hier zu engagiren, der 500 Personen umfassen soll. Aehnliche Engagements wurden bereits au» der Pfalz, Baden rc. berichtet. Der Androug zu dieser Kaiser- Parade wird »vrauefichtlich ein ganz enormer sein.
— Berlin, 12. September. Wie der in Leipzig erscheinende Reichsbürger berichtet, hat der ReichstagSabg. Fritzsche eine Anklage wegen gesetzwidriger Rückkehr nach Berlin und Aufenthalts daselbst erhalten. Es soll sich die Anklage darauf beziehen, daß Fritzsche bei Beginn der ReichstagSoerhandiungen, trotzdem daß er einige Monate vorher auf Grund de» Sozialistengesetze» auSgewieseu war, nach Bei» lin zurückgekehrt war, um seinen Sitz im Reichstag einzunehmen. Brkannttich hatte bei Beginn brr Session die Staatsanwaltschaft den Antrag gestellt, Fritzsche und außerdem noch Haffelmann wegen dieser Uebertretung des Ausweisungsbefehls strafrechtlich verfolgen zu dürfen. Jndeß lehnte der Reichstag nahezu einstimmig da» Verlangen der StaatSonwaltschaft ab.
— Berlin, 13. Sept. Die „Köln. Ztg.* schreibt: „In sonst gut orientirten Kreisen hört man, e« werde in der Wiener politischen Welt dem Eintreffen des deutsche» Reichskanzler» mit Spannung «ntgegengesehen und eS sei nicht nur sein Zusammeutrtffen mit Andraffy, beziehungsweise dessen Nachfolger, sondern Such sein Empfang seitens des Kaiser» zu erwarten. Wie weit die Annahme derselben Kreise julrifft, daß die augenblicklich zweifellos glänzenden politischen Beziehungen zwischen dem deutschen Reiche und Oesterreich auch greifbaren Einfluß auf die Gestaltung der Handelspolitik der beide« Reiche gewinnen würden, wird sich zu zeigen haben.
— Berlin, 13. Sept. Die Unglücksfällr, welche durch zum Theil lebensgefährliche Erkrankung neugeimpfter Kinder in neuester Zejt vorgckommen sind, werden zu energischerem Vorgehen hinsichtlich der bereits schwebenden Erhebungen über die Frage führen» wie wett die Impfung mit animaler (direkt von der Koh genommener) dyWphe Überhaupt durchfübrbar ist. Wie die ,K. Z.' hört, sind die erforderlichen Anordnungen getroffen.
— B-e rli«,, 14. September. Vater den dem BundeSrath gemachten Vorlagen befindet sich eiue, die Umpräguug der 80 Pfennig- stücke in Ein- und Zweimarkstücke betreffend.
— Posen, 11. Sept. Der „Germ.* wird von hier geschrieben:
„An «wefiihr 14 Johre alte« Mädchen au» dem Städtchen Wissel im Korben unserer Provinz wollte beim Biehhüten MuttergotteS- erschrinimgen gehabt haben. Die Nachricht verbreitete sich wie rin Lauffeuer unter der ländlichen Bevölkerung, so daß Tausende mellen» weit dorthin strömten. Die zunächst wohmnden Geistlichen schritten pflichtgemäß ein und da» angebliche Wunderkind gab zu, gelogen zu haben. Da« wurde dem Volke von der Kanzel erklärt. Wenn nun auch die Bevölkerung des Ortes den Glauben an den Schwindel aufgob, so war das bei den von auswärts Gekommenen nicht so leicht der Fall. Die Leute wurden durch Acnsdarmen auSeinandergetriebe» und mehrere Verhaftungen vorgenommen. Das Mädchen, welche» den ganzen Unfug verschuldet, ist nach dem Gefängniß z» LobstnS adgeführt worben, um vorläufig ärztlich beobachtet zu werden.
Paris, 12. September. Die vermischten Nachrichten der Journale sind voll von den Einzelheiten einer grauenhaften Mordthat, die dadurch einen ganz besonderen Anstrich bekommt, daß der Thäter eia Stadlsergeant ist, eia Manu, der vorwurfsfrei 10 Jahre in der Armee und 14 Jahre in der Poltzeimannschaft gedient hatte. Derselbe erschlug in seiner Wohnung ein« Juwelenhändler, um ihn zü berauben, zerlegte dann den Leichvom in einige 60 Stücke, die er auf der Straße und in den Kloaken uwherstreute, nachdem er ihnen die Haut abgezogen, in der Hoffnung, sie unkenntlich zu machen. Man kann nicht etwa an einen plötzlichen Anfall von Wahnsinn glauben; im Gegenlhril war die That mit voller Uebrrlegung vorbereitet und aus« geführt worden.
London, 12. September. Lange hat kein Wettrennen so sehr interesfirt, als das mehrerer Velocipcdisttn in der Agrikulturhalle in London, welches am Montag Morgen begann und am Samstag um die Mitternochtstunde zum Abschluß gelangte. Es hatteu ihrer acht um den Siegerpreis gekämpft, darunter ein Franzose, der am Schluffe um 14 Mellen hinter dem Sieger, dem Engländer Waller, zurückblieb. Der Wettkampf war aber in der That interessant, insofern er zeigte, was -sich mit dem unscheinbaren Velociped und kräftigen Muskeln zuwege bringen läßt. Sechs Tage hintereinander ranntca die acht Bewerber von 6 Uhr Morgens bis Mitternacht ia der ab- gesteckten Rundbahn, selten nur für wenige Minuten ausruheud, um etwas Nahrung (zumeist Austern) zu sich zu nehmen. Der Wettlauf dauerte somit durch 108 Stuuden, und in dieser Zeit legte der genannte Waller 1404, der ihm am nächsten kommende Franzose Terrout 1390 englische Meilen zurück, ohne daß sie übermäßig angegriffen erschienen wären. DaS ist so ziemlich die geradlinige Entfernung von London nach Konstantin opel. Eine größere Strecke ist in solcher Frist noch nie zuvor auf dem Rücken des BelocipedS zu- rückgeiegt worden.
London, 15. Sept. „Times* erfährt, der Emir Jakub Khan werde aufgefordert werden, mit dem Vormarsch der britischen Armee zu cooperiern und die Gerechtigkeit uns Zweckmäßigkeit der Maßregel» zu Bestrafung de» MafsaeceS aiizuerkcnneu.
„Daily Telegraph* meldet aus Simla: General Robert» verlangte 4 Regimenter Verstärkungen. Es soll beschlossen sein, eine» unverzüglichen Vormarsch gegen Kabul nicht auszusühren.
„Standard* meldet aus Bombay: Der Vormarsch von Luadi» katal hat bereits begonnen.
London, 16. September. Ein Telegramm des „Daily Telegraph* auS Simla behauptet, daß der Emir von Afghanistan an der Metzelei in Kabul mitschuldig sei. In Kabul sei Ordre erlheilt, jegliche direkte Verbindung mit den Engländern abzuschneiden. Große Strestkräfte feindlicher Mohmunds besetzten Dakka. Der P)rg nach Kabul sei von einer großen afghanischen Armee besetzt.
Ein Telegramm der „Times* aus Kandahar 15. September berichtet: Ein afghanischer Edelmann, aus der Umgegend von Kabul kommeud, meldet, der Emir habe Truppen aus Herat und Balti reqnirirt und die Thikgaistäwmr nach Kabul berufen behufs Prokla« mirung des heiligen Krieges gegen England.
- Vermischtes.
Ja der rühmlichst bekannten Lehmann'schen Brauerschule zu Worms Machten jüngst 13 abgehcnde Zöglinge ihre Bierprüfung; das heißt, sie zeigten nicht etwa, wie viel Bier sie trinken, sondern ob sie gutes Bier brauen konnten. Alle 13 bestanden die Prüfung nach Zeugniß der strengsten Bierzeugen vortrefflich. Aus andere« Broucrschulen ist ähnliche« zu lesen. Also überall geschickte Brauer und dennoch so viel ungeschicktes Bier. Woher kommt das 7 Unwillkürlich fällt einem da ein« alte Geschichte von den Bäckern rin. In eine« Städtlein waren lang« Zeit die Semmeln zu klein, da» Volk ipurrte und der Herr Bürgermeister ließ den Obermeister auf das Rathhan» kommen. Er zeigte 4hm die klemm Semmel der Bäcker und fragte: Meister woher kommt da« ? — Sir werben halt zu wenig Teig dazu nehmen l antwortete der gemüthliche Obermeister.