fraglichen Bekanntmachung hatten. (lehalich ging es einigen Wild bergern, die am Sonntag deu31.Aug. den letzten Zug 10«> von hier nach Wildberg zum allerletztenmal benützen wollten, aber mit langem Gesichte in deo Gasthof zurückkamen, weil der Zog nicht mehr ging.)

Rohracker, 1. Sept. Wo mau geht und steht, wo man fick aufhiilt, wird man im gegenwärtigen Sommer von Wespen insultirt. Dieselben fangen bereits an, unser weniges Obst aozunagen und auSzuhöhleu. Welchen Schaden werden sie wohl in den Weinbergen feiuerzrit anrichten!

Aalen, 2. September. Vor etwa 3 Jahren entfloh in Ulm rin Soldat, weil er sich ein schweres, thätliches Vergehen gegen einen Vorgesetzten hatte zu Schulden kommen lasten. Neuerdings wurde derselbe von Amerika ausgeliefert und ein von Ulm nach Bremerhafen abgesandter Sergeant sollte ihn vnn per Bahn nach Ulm travSportiren. Zwischen Ellwangen und Goldshöfe stürzte sich der an den Händen gefesselte LranSportirte während der Fahrt zum Fenster eine« Per sonenwagenS, in welchem er und sein Begleiter fahren mußten, hinaus. Der Sergeant sprang ihm durch die Wagenthüre nach. Der Trans­portiere konnte trotz innerlicher Verletzungen noch die Flucht ergreifen, wurde aber von dem ihn verfolgenden Sergeanten durch 2 Schüsse zu Loden gestreckt. Mit dem nächsten Zug kamen Beide hier au. Der Geschossene starb auf dem hiesigen Bahnhof. Der Sergeant trug durch seinen verlegenen Sprung einige unbedeutende Verletz­ungen davon.

Hall» 3. Sept. Nach einer dem ,H. T." von glaubwürdiger Seite gemachten Miltheilung soll im Monat November die Eisen bohnstrecke Hessenthal Gaildorf dem Verkehr übergeben werden.

Willmandingen, 1. Sept. Ein längst von hier abwesender aber der hiesigen Gemeinde angehöriger, schon seit vielen Jahren ver- heiratheler Mann, der vor mehreren Jahren in Sachsen eine zweite Frau heirathete und sich als Oberamtmannssohn von hier auSgab, hat in den letzten Wochen einem Ulmer Mädchen unter dem Borgeben, er sei Wittwcr und wolle es heirakhcn, 210 vik von seinem Ersparten abgeschwivdelt und sich dann, als aus der Ehr Ernst werden sollte, heimlich entfernt. Seine erste Frav, die rechtmäßige, nährt sich schon längst allein von ihrer Hände Arbeit in Stuttgart. Die zweite ihm in Sachsen ange­trante Frau entdeckte de» Betrug erst, als sie ihren angeblichen Schwiegerpapa, den fingirteo Oberamtmann in Willmandingen be suchen wollte. In Reutlingen sagte man ihr natürlich, daß in Will mandingeo kein Oberamtmann sei. Für diese zweite Ehe ist der Betrüger seinerzeit bereits gestraft worden.

Ravensburg, 2. Sept. Die Frage der Errichtung einer normalspurigen Straßeneisenbahn mit Dampfbetrieb zwischen hier nnd Weingarten beschäftigt diese beiden Städte gegenwärtig sehr lebhaft. Der Gemeiuderath hat bereits möglichste Unterstützung zugesagt.

Heidelberg, 3. September. Nach dem Wunsche der Hinter­bliebenen deS ZugmeisterS M, der sich erschossen hat, sollte dess-n Leiche von dem römisch-katholischen Geistlichen beerdigt werden. Dieser verweigerte jedoch das Begräbniß, und wandten sich nun die Hinter- blirbenen an deu altkatholischen Seelsorger, welcher auch in entgegen­kommendster Weise sich zu dem Werke christlicher Nächstenliebe bereit erklärte. Davon scheint der erstere Herr unterrichtet worden zu sein, und stehe da, mit einem Male waren dessen Zweifel gehoben; in der letzten Stunde wurde das Begräbniß bei dem altkath. Geistlichen abbkstellt und die Beerdigung erfolgte nach römischem Ritus.

München, 2. Sept. Ja den Orten in und auf der Rhön klagen die Leute über ungeheuere Mengen von Raupen; ganze Striche sollen von denselben kahl abgefressen worden sein. Besonders hat der Flachs sehr gelitten.

Aug-burg, 1. Sept. In jüngster Zeit ist btt der Rttchs- baukstrllr in Augsburg ein Zwanzig-Markstück als gefälscht ange- haltrn worden. Nach Aeußerung des k. HauptmvnzamteS wurde die Fälschung in der Weise ausgeführt, daß die von einem ächten Stücke abgwommeoeo Oberstächen des Gepräges und der Raudverzierung auf eine Platte von mit Zinn vermischtem Blei aufgelöthet wurden. Die falsche Müuze ist sehr täuschend uachgemacht. Als falsch können solche Münzen hauptsächlich daran erkannt werden, daß sie ein be­deutend geringeres Gewicht als die ächten haben. Such find bei ge­nauer Betrachtung gegen die Raudverzierung zu die Absätze zu unter­scheiden, welche sich beim Luflvthen der Oberflächeu und der Rand- Verzierung ergeben haben.

Berlin, 2. Sept. Kaiser Wilhelm reist morgen früh zu- uächst nach der rassischen Grenze, woselbst in Alexandrowo eine Be- grgauug mit dem Kaiser Alexander, der aus Warschau dorthin kommt, ststtfiodeu wird.

Diese unerwartet gemeldete Zusammenkunft des deutschn Kaisers »tt dem Kaiser Alexander in Alexandrowo ist ein Ereigniß von großer

Redaktion Druck und Verlag vou S.

Bedeutung. Nachdem manche aus der diesjährige« Unterlassung, einer Reise des Kaisers Alexander nach Deutschland, combinirt mit der Begegnung der Kaiser Wilhelm und Franz Joseph in Tastein, und ferner zusammeugehalteu mit dem Zeituog-krieg zwischen St. Petersburg and Berlin, eine gänzliche Erkaltung der Beziehungen zwischen Ruß­land und Deutschland hatten schließen wollen, so bedeutet die heute ge­meldete Begegnung ein Dementi dieser Conjekturen, und ist deShläb als ein werthvolleS Pfand des europäischen Friedens und des Fortbe­standes des Dreikaiserbundes anznsehen. Alexandrowo liegt an der Bahn von Bromberg oder Thorn nach Warschau, ganz an der preußisch­polnischen Grenze, es ist russisch. Der Schnellzug braucht von Ber« lin nach Alexandrowo 9 Stunden.

Bern, 2. Sept. Ein bei Rubigen hart an der Eisenbahn vo« Bern nach Thun stehendes einzelne« Hau», das von einem penstonirtcrr Bahnwärter nedft Frau und zwe» Kindern bewohnt war. ist am 30. August Nacht» vollständig niedergebranut und seine Bewohner find sämmtlich in den Flammen umgekommen. Ein Metzgergrselle, welcher den Brand sah und auf dem Eisenbahndamme zu Hilfe eilen wollte, stürzte einen steilen Abhang hinab und brach den Hals. Als Ursache des Feuer» vermuthet man Brandstiftung.

Paris, 1. Septbr. Wie man aus Port-Lentres meldet, ift das TransportschiffVar" dort heute früh um 7 Uhr 10 Minuten mit 410 Amnestirten an Bord, unter denen sich kein einziger Kranker befand, angelanzt. Die Landung erfolgte ohne jedes Geräusch; weder die Heimkehrenden. noch die Menge, welche sie erwartete, stieß in einen Ruf aus. Die Elfteren befinden sich meistens in der nolhdürft'gsteu Lage und mußten sogleich die öffentliche Wohlthätigkeit in Anspruch nebmen.

3. Sept. Der erste Zug mit Amnestirten ist hmte Morgen um 4 Uhr'hier eingetroffen. Weder Manifestationen irgend welcher Art, noch Ruhrstörungen haben stattgefunden.

Dünab.urg, 28. Aug. Heute erfreute sich Dünaburg de» Besuches de» Kaisers, der eine Revue abhielt. Am Bahnhof empfingen die Spitzen der Stadl und der umliegenden Gouvernements den Kaiser, wobei das Stadthaupt von Dünaburg, Dubrowie, Salz und Brod auf silberner Schale darbrachte. Huldvoll dankend bestieg der Kaiser die für ihn bereit gehaltene Troika und begab sich zum Manöocrplatz, schwang sich hier auf seinen Schimmel uvd ritt die Front ab. Der Kaiser schaute freundlich drein, aber die ein wenig gebeugte Haltung ließ sehen, was er die letzte Zeit über zu tragen gehabt. Da» Publikum mußte weit abstehen und konnte die Züge seines Gesicht» nicht recht erkennen Nachdem der Kaiser dtte Truppen seinen Dank ausgesprochen, ritt er wieder zur Plattform, wo die Dünaburger Freiwillige Feuerwehr Spalier bildete. Im Schritt ritt Sc. Majestät durch die stattliche Reihe, erst die uniformirte, daun die gegenüber ausgestellte Ordnungsmannschaft mitWie geht es euch Kinder?* huldvollst grüßend. Ihm wurde mit Hurrah geantwortet. Die Musik der Feuerwehr inlonirte die Volkrhymne. An der Plattform angelangt, fragte der Kaiser:Ist dieses ein neues Institut?" worauf er nach Bejahung der Frage:Eine gute Sache ich wünsche dem jungen Institut den besten Erfolg" erwiderte. Ob Lieutenant B., der Korrespondent der russischen St. Petersburger Zeitung» welcher die baltischen freiwilligen Feuerwehren als Kadres einer künftige« deutschen JnvasionSarmee denunzirt hatte, in der Nähe gewesen, weiß man nicht.

Philadelphia, 15. Aug. Die Mormonenfrage scheint wieder einmal, und zwar zum letzten Male eine Frage von hervor­ragender Bedeutung in unserer Landesgeschichte werden zu wollen. Man glaubt zuversichtlich, daß die Korrespondenz mit den betheiligteu fremden Regierungen zur Verhaftung der Agenten führen wird, welche Frauenzimmer im Auslande zu dieser Kezerei bekehren und zur Aus­wanderung verleiten. Weniger leicht dürste sich -ie Sache in der Morikionevkolonie in Uthah selbst erledigen lasten, aber der Präsident der Ber. Staaten ist entschlossen, dem Gesetz ans alle Fälle Geltung zu verschaffen. Zwar scheint einige Opposition von Seiten des Di- strtktanwaltS zu drohen, indeß glaubt man, daß die Sekte der Mormonen durch die Zänkerei der Führer so zersplittert ist, daß keinerlei Opposition, die sich etwa zeigen möchte, viel zu bedeuten haben wird. Die Regierung ist jetzt fest entschlossen, dir Mormooen zu der Einsicht zu bringen, daß die Gesetze gegen Vielweiberei für Uthah ebenso gut gelten, wie für das übrige Gebiet der Ber. Staaten. Von Washington kommt soeben die Nachricht, daß der Kriegsminister erklärt habe, daß er jetzt vollkommen vorbereitet sei, die Vielweiberei in Uthah zu unterdrücken; es würde mit den Mormooen summarisch verfahren werden, falls sie die Ausführung der Gesetze zu verhindern versuchen. Offiziellen Nachrichten zufolge ist die Lage in Uthah eine kritische, und es ist em Zusammenstoß zwischen deo Mormonen und

ihren Widersachern zu befürchten. _

OclschlLger tu «alw. (Hiezu Rr«. 36 de» Unterhaltung-blatt« >