lich.". War ist das? Fünftausend Dolche solle» mit einem-
wale nach Berlin eingrführk werden, in die Stadt, die unter der Herrschaft deS kleinen Belagerungszustandes und des WaffrnverbotS steht? Die Gencraltelezraphendirektion verständigt das Polizeipräsidium ob der Depesche und das Polizeipräsidium recherchirt mit aller Vorsicht und aller Umsicht, wie es sich in einem so gewichtigen Falle geziemt. . . Und endlich haben diese Recherchen auch Erfolg, man entdeckt, um was es sich handelt, man kommt dem ganzen teuflischen Plan auf die Spur — ein hiesiges Geschäft hatte fünftausend jener Haardolche, wie die Damen sie jetzt tragen, bei einer Hamburger Hartgummiwaarenfabrik bestellt und deren Abfindung hatte sich wider Erwarten um einen Tag verzögert/
— Berlin, 14. August. In Post-Kreisen ist der Gedanke angeregt worden, zunächst in Berlin und größeren Prosinzialstädtcn sogenannte Postschreibstubea einzurichten, die aber einen durchaus privaten Charakter tragen und nur von der Postoerwaltung fortgesetzt controlirt werden sollen. Diese Postschreibstuben, die natürlich in möglichster Nähe des Schalters einzurichten wären, sollen an penstonirte oder im Dienst beschädigte Postbeamte oder Unterbeamte vergeben werden. In den Hauptstädten des Auslandes gibt eS zur Bequemlichkeit des Publi- > tum« bereits eine derartige Einrichtung, die auch für Berlin höchst wünschenswerth wäre. Ob sich aber die öffentliche Meinung mit dem Vorschläge befreunden wird, daß jede Person, welche die Schreibstube in Anspruch nimmt, für den Platz zum Schreiben nebst Feder und Tinte gleich beim Betreten der Stube 5 Pfennige bezahlen soll, das ist doch höchst zweifelhaft.
— Berlin, 15. Aug. Die von den Blättern veröffentlichten Schriftstücke über die Antecedentien Leutners, mit welchem die Admiralität den kürzlich verlängerten Vertrag über die Hebung des Panzerschiffes „Großer Kurfürst" abgeschlossen hat, erregen Aufsehen, weil sich daraus ergibt, daß die deutsche Botschaft in London die Vergangenheit Leutners genau kannte; die Admiralität hat aber bei der Botschaft in der Sache keine Anfrage gehalten. Der jetzt in London domicilirende Alb. Leutner ist derselbe, der im Mat 1867 von Hannover aus steckbrieflich verfolgt wurde.
— Berlin, 15. Aug. Der Reichskanzler Fürst Bismarck ist darüber vorstellig geworden, daß er beim Ausreiten an öffentlichen Orten, wir z. B. im Thiergarten, belästigt und ihm dadurch das Reiten unmöglich gemacht wrrde. Ec hat dcßhalb ersucht, ihm ein abgegrenztes Terrain der fiskalischen Gärten, die von seinem Palais bis zu dem des Hausministeriums in der Wilhelmsstraße sich durch- zieh'N, als Reitweg zur Disposition zu stellen.
— Berlin, 15. Aug. Kontre-Admiral Bätsch ist begnadigt worden.
— Lambrecht, (Pfalz), 14. August. Unsere Tuchfabriken werden für die nächste Zeit etwas mehr zu thun haben als bisher, indem «inhe große Militärlieferungen hierher vergeben wurden. Hoffentlich haben wir die schlimmste Zeit hinter uns.
— Bremen, 10. Aug. Der 8. Delegirtentaz des Vereins selbstständiger Handwerker und Fabrikanten hat sich mit 66 gegen 10 Stimmen gegen die Bildung obligatorischer Innungen erklärt.
— Aus Sachsen, 13. Aug. In Dresden hat sich ein lebhafter Kampf unter den Schneidern, betr. der Anfertigung der ritterl. Amtstracht «nisponuen. Der Ersinner derselben, der auf dem Gebiete der Reklame nicht unbekannte, übrigens sehr ehcenwerthe ehemalige Direktor der Dresdener europäischen Modenakademie, Müller, hatte sich dieselbe patcntiren, somit das Recht der alleinigen Anfertigung behördlich zusichern lassen. Das will die Schneiderinnung, welche behauptet, an der Tracht wäre «ichts als die Rangabzeichen neu ersonnen, nicht gelten und sich in ihrer geschäftlichen Thätigkeit nicht hemmen lassen. Abeken, der Justizminister, hat erklärt, daß er nur die Form der Tracht gebilligt habe, die nun aber, nach der Meinung der Gegner des Herrn Müller, wenn nicht seit Methusalems, so doch seit Huß' und später Calvins Zeiten bekannt sei.
Mecklenburg. Ein kampflustiger Pfarrer ist der Seelsorger der Stadt Plan in Mecklenburg, der dortige Pastor priinarius Birken- siedt, ein 73jiihriger Greis. Derselbe veröffentlicht nachstehendes Inserat in der „Zeitung der Stadt Plan": „Ich warne hiermit Jedermann, Haus, Ställe, Hof und Garten der ersten Pfarre des Nacht» unberechtigt zu betreten, er möchte ganz unvermuthet sehr, sehr übel begrüßt werden (ich war als Student Fechtmeister in der Burschenschaft). Ich bin zu jeder Zeit für Jedermann zu sprechen. Der Zugang zu mir geschieht aber durch die HauSthür, und wenn während der Nacht diese sollte verschlossen sein, so klopfe man laut an diese oder an die Fensterladen. Plau. Ed. Birkenstedt, Pastor.
— Wien, 13. August. Auf der Südbahn zwischen Mürzzuschlag und Marburg sind jetzt Sekuodärzüge eingeführt u»d erfreuen sich großen Beifalls. Sie bestehen außer der Lokomotive nur au» einem Waggon IN. Klaffe und einem zweiten, in welchem I. Klaffe, II.
Klaff: und Gepäcksraum vereinigt sind. Der VolkSwiz nennt diese Minatureisenbshnzügr »Omnibus".
Wien, 15. Aug. Heute früh erfolgte eine Explosion im Keller der Materialwaarenhandlung Wittmann und Fischer in der Spiegelgafse Nr. 12, wodurch ein Brand entstand, der große Dimensionen annahm.' Der Chef der Firma» Herr Karl Witlmann, der Comptoirist Alois Fischer, der Buchhalter Johann Werl, der Magazineur Gustav Schmied, d-r Praktikant Moriz Böhm und der Bindergehtlfe Rudolph Menzel erlitten mehr oder minder schwere Brandwunden.
8uS dem Vorarlbergis chen, 10. Aug. Ueber die lieber» schwemmilng, worüber wir in letzter Woche berichteten, melden einheimische Blätter u. A. Folgendes : Aus den Alpen und höher gr» leg.nen Maiensäßen fielen — so berichtet man aus TschaggunS — die Hagelsteine in solcher Menge, daß man noch nach 24 Stunden ganze Kübel voll schöpfen konnte. Die Folge davon war, daß der gefürchtete Rasefei, der Golmer- und Landschauerbach furchtbar anschwollen und unter dounerartigem Dröhnen von den Höhen in» Thal herabstürtzten. Das entfesselte Element riß Alles mit sich fort, was sich seinem Laufe entgegensetzte. Eine ungeheure Masse Steine, ^Schutt, Ställe, stehende Tannen wälzten sich ins Thal herab, so daß die Häuser erbebten. Natürlich traten die Wildbäche nach beide» Seiten aus und überschütteten Wiesen und Felder. Der Rasefei grub sich durch die schönsten Felder zwei neue Rinnsäle. Mühlen und Sägen wurden weggeriffen oder ganz unbrauchbar gemacht. Von den Alpen an bis herab zur Jll sind alle Stege und Brücken verschwunden. Wohnhäuser wurden zwar nicht verschüttet, wohl aber mußten aus einigen die Bewohner ausziehen, weil man nicht wußte, ob man mit äußerster Kraftanstrengunz das wilde Element insoweit zu bändigen im Stande sein werde, daß die Häuser verschont bleiben. Die hereinbrechrnde Nacht vermehrte noch die Angst und Verwirrung. Immer wieder verkünden die Sturmglocken eine neue Gefahr, so daß wir seit vier Togen ouS der Angst nicht mehr herauskommen. Bei allem Ueberfluß an Wasser haben wir am Land kein Trink« Wasser m'hr, weil die Wasserleitungen überall zerstört sind.
Rom, 11. Aug. Au» Cioitavecchia wird folgende, von hohem Muth zeugende That der zwölfjährigen Tochter Garibaldis gemeldet: Am 3. d. M. wagte sich ein junger Mann, welcher nicht schwimmen konnte, zu weit ins Meer hinaus. Plötzlich ging er unter und schrie dabei laut um Hilfe. Das junge Mädchen» welches die Hilferufe hörte, schwamm bis zu dem Untersinkcndm hin und brachte ihn glücklich ans Land.
Paris, 12. August. Gegen di; von dem verstorbenen Herzog Karl von Braunschweig zum Erben eingesetzte Stadt Genf hat. wie der „Gaulois" behauptet, die Gräfin v. Ciory, eine natürliche Tochter des Herzogs, einen Prozeß unter der Angabe eingeleitet, daß sie legi- timirt worden und folglich Reserve-Erbin sei. Das Gericht habe zu Gunsten der Gräfin entschieden, welche nun ein Viertel des von der Stadt Genf in Empfang genommenen Vermögens für sich beanspruche.
London, 12. August. Die Angelegenheit des Lieutenants Carey scheint sich in die Länge zu ziehen. Man sagt sogar, daß die Kaiserin Eugen» sich für ihn verwendet habe. Inzwischen ist er nach geschehener Landung nach einer Kaserne der Insel Anglesey geführt worden, wo er bewacht wird. Er kann in den an diese Kaserne anstoßenden Gärten spazieren gehen.
London, 13. August. Ein höchst merkwürdiger Fall ist gelegentlich der Aburteilung eine» Verbrechers durch eine Ge- schwornenversammlung vorgekommen. Ein junger Mann Namens Gerold Mainwarinz war nemlich wegen Trunkenheit verhaftet worden und hatte auf der Polizetstatiov, ohne weiter gereizt zu sein, auf die Polizeidiener geschossen, einen derselben auf der Stelle getödtet, einen anderen verwundet. Ueber die Thatsache war kein Zweifel; die Ge- schwornen hatten nur zu entscheiden, ob wegen der Trunkenheit des Angeklagten da» Verbrechen einfach als Todtschlag oder als Mord anzusehen sei; ein Verdikt auf Mord unter mildernden Umständen kennt das englische Gesetz nicht. Der Wahrspruch fiel auf Mord aus und der Richter verurtheiltr demgemäß den Angeklagten zum Tode. Da verbreitete sich das Gerücht in der Presse, die Geschwornen hätten sich nicht einigen können und deshalb geloo-t über das Uriheil. Der Minister deS Innern stellt Nachforschungen an und der Obmann der Geschwornen theilte daraus mit, daß allerdings 6 Stimmen für Mord, 6 Stimmen für Todtschlag gewesen wären, und daß dann die Geschwornen beschlossen hätten, den Obmann auSzuloosen und ihm die entscheidende Stimme zu geben. So geschah es. Da» Todes« urtheil wird natürlich nicht ausgeführt werden.
— London» 15. Aug. Nach einer Meldung aus Capstadt vom 29. Juli sollte der Vormarsch der britischen Truppen in 2 Kolonnen am 3. August beginnen. König Cetewayo erbat sich die Auskunft, ob ihm i« Falle der Unterwerfung das Leben gescheuL würde. Hierauf wurde ihm eine bejahende Antwort ertheilt.