Draisine au die Uvglücksstelle gebracht. Ein von Nürnberg im ersten Augenblicke requirirter Hilfszug wurde unterwegs zistückgehalten, nachdem der fragliche Pöstzug nach einer Stunde seine Reise Msetzen konnte. Ein weiterer Bericht besagt: Unter den Passagieren befand sich der hiesige Apotheker Dr. Kleemann, welcher sich nach Pötten- stein begeben wollte, woselbst auf der dem ..euannttn Herrn gehörigen Burg am Samstag und Sonntag eine Festlichkeit stattfinden sollte. Dr. Kleemann führte in einem Handkoffer F: :erwerks«aterlal mit sich, das für das Fest bestimmt war. Bei Hohenstadt explo- dirte der Koffer; der Waggon gerieth in Brand, der Besitzer des Koffers erlitt am Arm Brandwunden, drei andere Reisende wurden schwer verletzt und zwei von ihnen liegen in Eschenbach darnieder.
— Berlin, 29. Julsi Der Kampf gegen die Restaurationen mit weiblicher Bedienung hat in Berlin nun offiziell begönne». Um Montag ist den Besitzender betr. RestaukatiÜnen folgende Verfügung zugegangen: »Im Interesse der öffentlichen Ordnung und Sittlichkeit hat das Polizeipräsidium beschlossen, den Besitzern von Schanklokalen',' welche weibliche Bedienung Hallen, die bisher genoffene Vergünstigung zu entziehen, über die durch Pvltzeiverordnung vom 9. März 1866 festgesetzte Zeit (11 Uhr Nachts) hinaus Gäste zu kewirthen. In Ausführung dieses Beschlusses werden Sie angewiesen, vom 25 August cr. ab ihr Lokal bei Vermeidung der gesetzlichen Nach- theilkc pünktlich um 11 Uhr Nachts zu schließen. Königs. Polizei- Präsidium.*
— Berlin, 31. Juli. Offiziös wird geschrieben: Aus Anlaß eines besonderen Falls bestimmte der Minister des Innern, baß die Strafanstaltsdirektoren bei Beurlaubung eines Kassenrendantrn über Nacht jedesmal sich von der Richtigkeit der Kasse überzeugen und die Kassenbücher an sich nehmen sollen, wie dies auch die Dienstinstruktion vorschreibt.
— Berlin, 1. August. Das gestrige Unwetter schlug an etwa 8 Stellen der Stadt in den verschiedensten StadttMen eist, theils kalte Schläge, theils Brände verursachend, und sogar sehr gefährliche. Die Feuerwehr hatte UebermenschlicheS zu leisten. Es wurden 3 Gt Witter gleichzeitig beobachtet.
Wie die »Krzztg.* erfährt, sprang das Geschütz aus dtm ^Renown," ein Krupp'sches 24 Centimetergeschütz, bei einer Schießübung , nachdem bereits mehrere hundert Schöffe aus demselben ab gefeuert waren; das Rohr sprang mitten hindurch und so, daß der eine Theil desselben nach vorn, der. andere nach rückwärts flog. Der Unfall hat, sagt das Blatt, abgesehen von den Opfern, die er gefordert hat, noch eine besondere Tragweite, da anfangs August gerade die großen Schießübungen in Meppen mit anderen großen Geschützen beginnen sollen, zu denen englische Marine-Offiziere entsendet worden sind zur Prüfung und Erwägung der Frage, ob nicht di: Krupp'schen Hinterlader den aus englischen Kriegsschiffen eingeföhrten Vorderladern vorzuziehen sein dürften.
Paris, 30. Juli. Der Senat hat heute das Projekt für die Hinwegräumung der Tuilerien zurückgewiesen. Der Präsident Märtel stellte den Dringlichkeitsantraz, wie das immer geschehen muß, wenn die Dringiichkeit in der andern Kammer votirt worden, aber die Rechte zeigte sich sehr aufgebracht über diese Forderung und so wurde dieselbe vertagt.
Paris, 30. Juli. Die Handelskammer von Bordeaux hat von der Regierung folgende wichtige Mitteilung des sränzösischen Konsuls in Valparaiso empfangen: »Da der Rohzucker von Peru, welcher allein die Raffinerie von Chili versah, in Folge des zwischen beiden Republiken geführten Krieges fehlt, so wird Chili, dessen jährlicher Konsum sich auf 16 Millionen Kilo Zucker beläuft, geuöthigt sein, seinen Bedarf aus Europa zu beziehen.
London. ES wird die Thatsache behauptet, daß i» England das dunkle Haupthaar immer häufiger wird und daß die Mädchen jenes Landes eine um so größere Wahrscheinlichkeit sich zu vermählen» haben. je unhr sich ihre Haarfarbe vom Rothen und Blonden entfernt. Bon 737 englischen Damen, welche unter diesem Gesichtspunkte betrachtet wurden, waren 33 rothhaarig, 95 blond, 240 licht kastanienbraun, 336 dunkel-kastanienbraun und 33 schwarz. Uuter den Blonde» waren 55 Prozent verheiralhet, :">ter den Schwarzen 79 Projekt, licht kastanienbraun 60 Prozent uno dunkel-kastanienbraun, 69 Prozent. Dieser Prozentsatz zeigt also ganz genau, daß je dunkler das Haar» desto größer die Wahrscheinlichkeit zur Heirath ist. O ihr armen Blondinen!
London, 31. Juli. Im Unterhaus kündigte Schazkanjler Northcote an, er werde am Montag einen Nachtragskredit von 3 Millionen für den Zulukrieg beantragen und hoffe, derselbe Wirde bis zur nächsten ParlamentSsesfion auSbeichen. Durch diesen Kredit werde der Ueberschuß des Budget- in ein Defizit bon 1,163,000 Pf. St. vnwandklt. Da^dte Avlonirn^Sühäfrika» etntn Theil der Kostens
Steduktio» Bruck und Scrlag »ou S.
trüge;, sollytj. so sei nur eine temporäre Deckung nöthig, »rßhalb er dk LjMiäihligu»- nachsucht, SchazbönS im Betrage von 1,200,060
Pf» St., auSgrbeu zu dürfen.
R e«- A v'r k, 15. Juli. Drei wildgrwordene Stiere setzte»-/ unlängst New- Jork in Angst und Schrecken. Sie waren — nochH ist nicht sestgestellt wo — ouSgebrochen und rasten dir Straßen auf? und ab- Zwei der Thiere gÄang es nach- mehreren Stunden mit' Lift und Gewalt zu fangen. Der dritte Stier aber rastt 5 Stunden' lang, verfolgt von einer ah,S heulenden/schreiendju und chälberwachsemu Menschen bestehenden Menge, die laugen Avenuen auf und nieder/ Hunderte von Schliffen wurden von All und Jung auf ihn abge-' feuert, von denen keiner den Stier traf, hier und da i»ber eine unbe/ abfichtigte Wirkung bei Freunden und Nachbarn erzielte. Schließlich'' grtang es einem beherzten Fleischer in dem Augenblick, als der Stier stürzte, ihm mit gewaltigen Beikhiebett den Schädel zu spalten.
New York, 2A, Juli. In Memphis kamen gestern dreizehn- Erkrankungen und zwei Todesfälle am gelben Fieber vor. Eine statistische Aufnahme der Polizei hat ergeben, daß 16,110 Personen noch in der Stadt geblieben sind, von denen drei Vierch.-ile Neger sind. Mehr als die Hälfte der- Bevölkerung hat das Fieber gehabt. Gegenwärtig find noch 153 Personen krank, aber es ist eine reichliche Anzahl von Aerzten und Krankenpflegern vorhanden und es sind militärische Patrouillen organisirt» zumeist aus Negern. Memphis ist vollkommen abqesperrt.
Amerika. Eia eigenthümlicheS Geschäft ist soeben in Amerika abgeschlossen worden.. Der bekannte Luftschiffer Professor King baut soeben an einem Ballon, in welchem er das Wagniß unternehmen will, von Amerika nach Europa zu reisen. Um für den Fall des Verunglücken- auf dem Ocean aber gesichert zu sein, wird an der Gondel ein Kahn befestigt werden. Zum Begleiter, und zwar mit Rücksicht auf diese hoffentlich nicht etnlretende Eventualität, ist Kapitän Boytou gewonnen worden, den Europa ja bereits persönlich in seinen großen Schwimmtouren kennen gelernt hat.
Gemeinnütziges.
Schutz von Thieretr und Pflanzen.
Die Agitation für Vogelschutz nnter unserer Jugend macht erfreuliche Fortschritte. Aus Thüringen und Sachsen u. A. wird gemeldet, daß darauf gerichtete Knabeuoereine an mehreren Orten theils sich gebildet haben, lhriis vorbereitet werde«. Die Zielk^ solcher kleiner Friedensliguen sind überall: nützliche Vögel beim Nisten und Brüten vor Störungen zu behüten, dem Wegfanzen und Tvdt-n entgegenzn« arbeiten, im Winter Futter auSznstreuen, Nistkastchen anzubrinqen rc. Uebertretungen werden entweder vom Lehrer bestraft oder bet der kom« perenten Behörde angezcigt. Hier und da beschränkt sich'die Fürsorge nicht aus Vögel, sondern dehnt, sich in rühmenSwerther Weise aus auf andere Thiere sowie auf die Pflanzenwelt. Mart"strebt, die der Land-, Forst-, Gartenüiirihschaft nützlichen Thiere vor Nachstellungen zu sichern, z. B. Fledermäuse, Jgel^ Kröten, Eidechsen, Hummclnl Endlich sucht man Bäume, Sträucher 'nrd Blumen in Wald, Feld und Flur, irr Gärten, auf Kirchhöfe» und Straßen vor umthwillizen oder nachlässigen Beschädiguogür und Beraubnugm zu hüten.*) — Ein- besonders Fürbitte mag hier eingelegt sein für eine seit jeher voä Jung und Alt allenthalben hartnäckig verfolgte Uaffhuld: die Blindschleicht. /Kinder und Erwachsene betrachten es fast wie ein Sittengebot- jede Blindschleiche, die sie erreichen können, zu zertreten, zü'zerhacken oder schäudrrn wenigstens davor. Und doch ist das Thierchen sanft und wehrlos wie ein Lamm und nährt sich von Nachtschneckcn, Würmern und Raupen. — Wenn die Bibel in der Schlange die Sünde und die Verführung symbolifirt, so heiligt sie damit doch keinesfalls die Anfeindung eine- harmlosen Geschöpf«, das gar nicht zum Schlakgen- gezücbt gehört, sondern unter 'das Etdechsengkschlechtt
Noch einmal: es 'handelt' sich hier nicht blös um Naturstun. nicht bloS um Thierfreundlichkeit, sondern mehii noch um Menschenliebe. Wir müssen uns frühzeitig gewöhnen, die Existenzberechtigung jedes harmlosen Lebewesens zu achten, damit ein in der Menschenbrust wohnender Zerstörungstrieb' nicht ausarte in Gleichgiltigkeit, Härtch Feindseligkeit gegen Nebenmenfchen. Wer in dem WorleWa bet Hödel und Nobili«g, der russischen Nihilisten und anderer Mordzeselle» nachspüren könnte, würde wahrscheinlich nicht-' selten schon in ihrer Kindheit Spuren von Grausamkeit' gegen Thiere finden?.
H Solche Vereine unter unserer Schuljugend zu gründ en, iß hier speciell zum Zwecke de» Schutzes unserer Anlagen schon mehrfach angeregt worden, aber bi« jetzt ohne Erfolg. Elemente dazu find vorhanden, aber auch die Notwendigkeit dazu ist jeider mit jedem Jahre n-u. Vielleicht könnte die AnreMna dazu voy Elter« oder Lehrer» auSgehen, die ein warme« Interesse fürA, Sache habest.
Oelschbäger « Eal»/ . . '