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vWir worden find; mancher Wirth aber, der die Sache nicht recht rstand, hat ,Lehrgeld bezahlen müssen. So kaufte z. B. ein Wirth aus d« MlMnschasrrei»«große« Quantum schöner Trauben, und kelt erte baraüs mehr aks 40 Hektoliter Wien. Die Trauben scheinen a ber auf- dem Transporte warm geworden und in Nährung gerathen zu sein, dem» der Wein rührte sich im Fasse nicht und bei genauer Unt ersuchung fand sich ein sades, kraftloses Getränke, welches zum Ausschankmicht zu gebrauchen war.
— Ellwaugen, 16. Juli. Die Entwendung nicht blos von Blumen, sondern auch von Pflanzen ist auf Friedhöfen keine Seltenheit, wohl aber, daß die Thiiter entdeckt werden. Letzteres war unlängst hier der Fall und wurde eine verheirathete Taglöhuerin, welche eine Pflanze von einem fremden Grabe auf da« ihres ersten Ehe- maoneS versetzte, wegen dieses Diebstahls, obschon der Werth der Pflanze bloS zu 1 taxirt war, zu 5 Tagen Gefängniß verurtheilt.
— E llw ang en, 16. Juli. Die .Jagstztg." erzählt: Gestern wurde ein hiesiger Arzt zu einem Patienten gerufen, der in großer Angst vor dem Zipperlein seine roth angeschwollenen Fußzehen vor- zeigte — er leidet an Winterbeulen l
— Heilbronu, 1b. Ailt. Ein Doppelmord und versuchter Selbstmord ist iir»drr heutigAi Mittagsstunde im Rosengäßchen entdeckt wordm. Ein l2Mrtger"Krmbe kam von einem auswärtigen Besuche nach Hause zurück, fand die Thüren des MiethSlokalS verschlossen und machte - deßhalb Lärm. Da fand man mm die 6- bis 9jährigen netten Löchterlein, von KohlrngaS erstickt, tobt am Boden liegend, und die Mutter, an einem Stricke hängond, dem Tode nah«) Die WiedNbe- lebungsoersuch» bei de« Kinde« waren vergeblich; deren Leichen wurmn, da man auch^BetgistÄng veNkurthei, zur gerichtlichen Sektion abgeführt. Die Mörderin wieder in's Leben zurückgerufen, wurde unter Polizei, licher Begleitung in einer wohlverschlossenen Chaise in das Hospital verbracht, wo das kriminelle Verhör seinen Anfang nehmen mag , sobald ihr Zustand es gestattet. Die Frau lebte mit ihren beiden Ehemännern-notorisch in ewigem Hader; seit Jahren schon ist der zweite Manu', wegen Nvfittlichkeit zu langem Gefängniß verurtheilt, tatsächlich von ihr getrennt und, wie das Weib selbst, dem Trünke ergeben. Das Haus der That neben einer Apotheke war von sehr großer Menschenmenge umstellt, die das unnatürliche Weib und die Kinderleichen sehen wollte.
— Pfor heim, 15. Juli. Nachdem der hiesige Stadtrath die Einführung eine« Oktrois auf verschiedene Gegenstände des Gebrauchs beschlossen hatte, hatte gestern die Stadtverordnetenversammlung hierüber andergültig zu entscheiden. Inzwischen erhob sich eine lebhafte Agitation gegen die Einführung, wobei geltend gemacht wurde, daß unter derselben namentlich die unteren Volksklassen zn leiden hätten. Diese Agitation hatte ihres Erfolges nicht verfehlt, indem die gestrige Versammlung, nachdem sie sich zuerst im Prinzip für eine Verbrauchssteuer ausgesprochen, dagegen die Ausdehnung derselben auf einige Gegenstände, wie insbesondere auf Brod und Mehl abgelehnt hatte, schließlich sich mit 68 gegen 26 Stimmen gegen den Antrag des- Stadtrath» auSsprachl
— München, 1b. Juli. Das englische Konsortium, welches im hiesigen Schlachthause wöchentlich 200 Ochsen und 2000 Hämmel zu'schlachten beabsichtigt, um das bessere Fleisch davon zu exportiren, hat bereits 16 Berbrauchsstellen dahier errichtet, in welchen das zurückbleibende geringere Fleisch verkauft werden soll. Auch hat das Konsortium mit einzelnen Regimentern hier und auswärts Verträge abgeschlossen.
— München, 15 Juli. Die hiesige Polizei hat gestern einen guten Fang gemacht; dieselbe entdeckte in einem Rückzebäude der Thalkirchuerstraßc eine Falschmünzerei, in der lO^L-Stvcke fabrizirt wurden. Die Bande stand nach der aufgefundeuen Korrespondenz mit Konstanz und Pforzheim in Verbindung; mehrere Münzen, Stanzen und sonstige Werkzeuge wurden an Ort und Stelle vorge- funden. Die Entdeckung geschah dadurch, daß ein Mitglied beim AuSgebm eioes falschen 10 -M-StückeS in einer hiesigen Gastwirth- schaft ertappt wurde; derselbe gestand beim ersten polizeilichen Verhör sofort Alles ein.
— Erlangen, 16. Juli. Hier wurden durch Zusammensturz eines HauseS 2 Menschen getödtet.
— Frankfurt, 15. Juli. Soeben erfahren wir, daß es der Kriminalbehörde gelungen ist, die wirklichen Namen der Verbrecher» wckhe den mörderischen Angriff auf den Postboten Teufel gemacht haben, zu ermitteln. Man hofft, im Laufe der uäcksten Tage den Bursche« auf die Spur zu komme». Der Lokalreferent des BlqtteS will» wissen, sie seien au« Stuttgart.
— Frankfurt, 16. Juli. Heute Abend von 7 Uhr ab standen Hunderte von Menschen vor dem düpern Bau auf der Zell: Cm flablerwache genannt, hinter dessen Thüre kurz zuvor der eine der
beiden Raubmörder verschwunden war. Es ist derjenige, der unter dem Namen Müller hier auftrat, ein 19jähriger schlanker Bursche mit Helle» Augen, dem eben ein leichter Flaum auf der Oberlippe zu keimen beginnt. Er heißt Albert Htls.-nbeck, ist Graveur und au« Stuttgart gebürtig. Nach seiner verbrecherischen That hat er sich zwei Tage im Stadtwald ohne Nahrung aufgehalten; erst heute Mittag erhielt er von Kindern aus Niederrod unreife Aepfel, die er verzehrte. Die Kleiuen sprachen überZ die BegegizunF. mit ihm im Walde, worauf eine Streife nach ihm* iu'S Werk gesetzt und er fest- genommen wurde. Hoffentlich gelingt es nun auch bald, den schlimmeren Complicen zu verhaften.
— Berlin, 14. Juli. Heute früh sind die allerhöchsten Erlasse eingegangen, durch welche die Abschiedsgesuche der Minister vr. Friedenlhal und vr. Falk genehmigt - ünd AgleHh- deir Obcrprästdent o. Pnttkammer zum Kultusminister und der Rittergutsbesitzer vr. Lucia« zum laudwirthschaftlichen Minister ernannt werden. Dem Minister Falk ist unter Belastung des Charakters als Staatsminister zugleich der Adel für selneu Sohn, welcher als Offizier im Garde- Füsilierreg. dient, verliehen. Auch dem Minister Fliedenthal ist der Charakter als Staatsminister und zugleich der Adel verliehen worden. Die Uebergabe des Kultusministeriums durch den Minister Falk an den Minister o. Puttkammer, sowie des Ministeriums für Land- wirthschast durch den Minister Fnedenthal an den Minister Lucius wird heute stattfinden.
— Berlin, 15. Juli. Aus der BundeSrathssitzung vom 14. Juli
ist he^vorzuhebM, daß der Vorsitzende, Staateminister Hofmann, ei«. Gesetz angekiinbiA hat betr. die Aurdehmurg dek Reichsbudgets auf zwei Jahre an Stelle des bisherigen einjährigen Budgets. Von einer Verlegung oder Verlängerung der Legislaturperioden LeS Reichstags, wovon nach einem Gerücht gleichfalls die Rede gewesen sein soll, ist, wie die Köln. Ztg. schreibt, an unterrichteter Stelle uichts bekannt. UebrigenS handelte es sich nur um eine Anregung, welche erst im nächsten Jahre greifbare Form gewinnen w-rd. Es handelt sich bei dem 2jährigen Budget um eine ältere Lieblirrgsidee des Reichskanzlers, für welche er gern auf das Beispiel Boy-rns verweist jedoch wird es sich kanin ' umgehin lassen, daß auch das preusi. LandcSbudget dann nur auf alle zwei Jahre vorgelegt wird. Der BundeSrath hat sich vertagt; indessen ist es nicht unwahrscheinlich, daß die Ausschüffe ein oder ein anderes Mal während der Vertagung werden berufen werden. '
— Berlin, 15. Juli. Noch in keiner Session des deutschem Reichstages ist so viel und anstrengend gearbeitet worden, als in dep eben zu Ende gegangenen, dir nur durch die Osterferien unter»- krochen — vom 12. Februar bis 12. Juli gedauert hat. 4l2 Druck«, nummcru find, abgesehen von den stenographischen Berichten, zu^ Vertherlrmg gelaugt. Es dürfte vielleicht das erste Mal sein, daß der im Etat ausgesetzte Betrag für Drucksachen des Reichstags gänz aufgebraucht. vielleicht sogar vberschbitten worden ist.'
— Paris, 15. Juli. Die Regierung ist entschlossen, den bona- partistischen Tran-rmauifcstfttionen, die allmälig einen hcrauSsordern» den Charakter anuehmen, au§ haS Entschiedenste.entgegenzutreten. Graf Las Cafes, Botschaftssekretär in Madrid , Ser sich gegen das Verbot des Ministers nach Chislehurst begeben hatte, ist kasstrt worden.
Die Pläne des Ministers der öffentlichen Arbeiten, de Freycinet, in Betreff des Baues einer Eisenbahn quer durch Afrika, sehen zwar etwas abenteuerlich aus, allein sie siud es weniger als sie es scheinen. Der franz. Regierung lkgt es am Herzen um jeden Preis dem franz. Kapital in dieser Zeit, wo die französische Waare in ihrem bisher fast unbeschränkten Zug nach dem Ausland gehemmt zu werden droht, theils dadurch, daß die anderen Länder sich von Frankreich nach und nach unabhängig machen, theils durch die jetzige Handelspolitik, — in dieser KnsiS dem französischen Kapital neue Wege zu bahnen. Die gegenwärtig herrschende ökonomische Krisis, deren Ursache dem. Ucbermaß der industriellen Produktion zuznschreibm ist, legt allen großen Staaten die Verpflichtung auf, in fernen Ländcrp Absatz für ihre überflüssigen Produkte« zu suchen. Ostindien und Amerika sind im Stande, jetzt schon die meisten ihrer Bedürfnisse an gewerblichen Gegenständen zu befriedigen; ja, noch mehr, in gewissen Artikel» fangen sie au, den europäischen Fabriken eine gefährliche Konkurrenz zu machen. Afrika allein ist ein noch unangebauteS Feld der Aus- beutk.und Frankreich sucht sich dessen zu bemächttgon.
B ukaresk 11. Juli. Seit einigen Tagen hat sich der hiesigen Juden ei» panischer Schrecken bemächtigt, und zwar in Folge de» Gerüchte», daß die rumänische Bevölkerung in den hiesigen "ausgedehntem Borstäden eine allgemeine Jadenhetze zu tnszenirea beabsichtige. Die Regiernag ist- in vollster Kenutaiß/ dieser Gerüchte, unk», hat umfassende und energische Vorkehrungen getro ffen.
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