ianS wissen, daß sie sich keine Hoffnung machen dürfen unh deßhalb ypd-Kosten ersparen können.

Verschiedene Submittenten-«äs«

_Alzenberger RathhauS._

Leonberg, 16. Juni. Ein Bubenstück wurde dieser Tage nach derGl.- und W.-Ztg." von einem Stromer ausgeführt. Die Gemeinde Gerlingen hat die Straße zur Solitude mit Pappeln be­pflanzen lassen und Jedermann freute sich des Wachsthums ber ge- sundeu Bäumchen. Da kommt ein 29jähriger Schlingel, zieht das Messer und knickt das Leben von 27 Pflanzen, indem er sie theils an-, theils abschneidet. Der Bursche würbe indeß in seinem schmäh­lichen Treibe» bemerkt, verfolgt, in Bothnang von Landjäger Kümmerte verhaftet und ist nun der Gerichtsbehörde übergeben. Der Thäter ist von Gablenberg.

Stuttgart, 16. Juni. Dem Vernehmen nach ist am grst- rigeo Tage der Chef des Kriegsdepartements, Generalmajor v. Wundt, zum LriegSmioister und Generallieutenant.-ernannt worden.

Stuttgart, 18. 'Juni. Wegen unaufschieblicher Etatsvor­

lagen bezüglich der Justtzreorgauisation wird der LandüigzLlde diÄrtz. Monats einberufen. ^ "

Stuttgart, 18. Juni. Sonntag Nacht kam noch spät in eine hiesige Wirtschaft eine fremde Katze, was dem Besitzer um so unangenehmer war, als er Vögel im Lokal hat. Um sie wegzuschaffen, faßte er sie an, das Thier, von einem Hunde geäogstigt, biß ihn aber so in die Hand, daß diese sowie der Arm bereits bis au die Achsel tyMhwolleo sind. Wenn ktiiie gefährlicheren Symptome dazu kommen, ist eine mehrwöchige Kur das Mindeste, was dem sonst sehr kräftigen Manne Yassiren kann.

Freubenstadt, 17. Juni. Die Nachricht, daß die auf den 15. Juli d. I. projektirte Gäubahneröffnung nun auf den Monat August verlegt werden soll, hat insofern einen ermüdende» Eindruck hier hervorgebracht, als mit der Gahneröffnung auch die Eröffnung einer Bezirks-Industrie-Ausstellung zusammenfallen soll, welche nun­mehr auch einen Aufschub erleidet. Für die Verschönerung unsere« durch seine Größe weithin bekannten Marktplatzes ist unser Hr. Stadt- schultheiß Hartranft unermüdlich itzätig. Gegenwärtig wird rin Springbrunnen daselbst errichtet, wozu das Königl. Hüttenwerk Wasseralfingen dir Schalen gratis liefert, als Krönung des ganzen Werkes der Wasserleitung, dessen Ausführung besagtem Hüttenwerk übertragen war. -Den würdigen Mschluß der Ausschmückung des MaHwlatzeS toll di? EinrichtvrU eines gußeisernen Musikpavillons im »mäissqlah von ca. 20GG^/6 Mlden, welche durch freiwillige Beitrage, die bis jetzt reichlich geflossen, aufgebracht werden sollen.

Mezingen, 17. Juni. Vorigen Samstag schlachtete Metzger H. von hier eine Kuh, «eiche sich während des Schlachtens als miiz- krank erwies. Durch Unvorfichtigeit brachte er etwas von der giftigen Substanz in eine ganz unbedeutende Verletzung am Kopfe und heute starb er an den Folgen der Blutvergiftung.

Von der badischen Grenze, 16 Juni. In Pforzheim hat ein Familienvater, bet dem die Geschichte von dem nahe bevor­stehenden Weltuntergang zur fixen Idee geworden war, eines seiner eigenen Kinder zu tödten versucht, um das Unglück durch dessen Opfer» ung von der Welt abzuweuden. Das Kind Hat eine schwere Wunde, und nur das Hinzueilen der Hausgenossen hinderte da« Gelingen der Thal. Mit einer Zwangsjacke versehen ist der Unglückliche verhaftet und in ärztliche Behandlung gegeben worden.

Ei er «heim, 16. Hutti. Die Prozession am letzten Sonntage hier wurde, lautTbr." auf eine rigenthümliche Weise gestört. Schwärmende Bienen setzten sich an den Thronhimmel, stachen den Geistlichen, den Lehrer, die Himmelsträger, und nur mit Mühe konnte mau die folgenden Andächtigen zusammenhalten, da eine wahre Bienen­furcht unter denselben Platz gegriffen hatte.

Würz bürg, 17. Juni. Die Verurtheilung des Lieutenants von Geyern in Würzburg hat noch ein Nachspiel gehabt. Die nächsten drei Vorgesetzten des Lieutenants, der Oberst -Ebner v. Eschenbach, der Major Hüttner und der Hauptmann Wöckel sind penfionirt worden. ES scheint das die Antwort auf die allgemein gehörte Frage zu sein: Haben die Vorgesetzten niemals etwas von den Quälereien gehört, die sich Lieutenant Gehern erlaubte?

Stettin, 16. Juni. Ueber die Explosion desOrpheus" im hiesigen Hafen schreibt dieV.-Z." u. N.: An der Stlberwiese am Bollwerk lag der SchraubendampferOrpheus", zur Rhrderei der Neuen Dampferkompagnie gehörig, mit vollständig aufgerissenem Deck. Die Rettungsboote und andere Gegenstände hingen zertrümmert über Bord. Das Straßenpflaster war auf 2000 Fuß längs de« Bollwerks mit allen möglichen Trümmern bedeckt, dazwischen lagen halbe Arme und Beine» lose Köpfe und andere Gliedmaßen menschlicher Körper. ES war ein Chaos, wie eS keine Feder zeichnen kann. Diese

Zerstörung war durch eine Explosion des Kessels des »OMeuS* angerqbüt. Ob und wem bli diesem traurigen -Fall -eine -Schuld wird de dg em eff«, werden können, wird wohl nie sestgestellt «erden, da Diejenigen, welche Kessel und Maschine bedienten, mit um« Leben gekommen find. Das dem Schiffe gegenüberliegende Wiegehau« ist > gleichfalls arg beschädigt; auf hen vierstöckigen Häusern am Hafen liegen Eisentheile, Stücke von. den Rettungsbooten, sowie LchuygtzgiHr. Unter .den zu Tode Gekommenen bffindet sich auch eine Frau aus dem Städtchen Pölitz mit ihren fünf Kiudcrn. Sie wollte mch Königs­berg reisep, um ihren dort beschäftigten Mann zu besuchen, und hatte sich gleich am Samstag an Bord begeben, um nicht in einem Gast- Hause logiren zu müssen; sie wollte Geld sparen. In der Nähe deS Schornsteins hatte sie sich und ihre» Kleinen auf einem Segel da- Nachtlager bereitet und wurde so im Schlafe vom Tode überrascht. Die Frau war Deckpassagier, wodurch sich eeMrt, daß sie nicht in einer Kajüte schlief. Ein Mann, gleichfalls Deckpassagier, wurde ca» 800 Fuß weit durch die Lust geschleudert und stürzte dann mit solcher Vehemenz auf das Dach eines Fabrikgebäudes des Herrn Jacouand, daß dieses durchbrach und der Unglückliche auf den Boden uiiderfiel, Ho man ihn todt fand. Im Ganzen hat -re Explosion 13 Menschen­leben zum Opfer gefordert.

Kaiser Wilhelm hat 15,000 Briefe und 1278 Telegramme zu lesen, die zu seiner goldenen Hochzeit aus aller Welt eingelaufen sind. Zu dem Festmahl im Schlosse hatte er 1500 Einladungen erlassen uri- die goldenen und fiilbernen Löffel, Messer und Gabeln habm doch gereicht.

Berlin, 17. Juni. Die Brausteuer-Kommission beschloß, in die zweite Lesung der Brausteuergesetzr^rb idanp emzutreten, wenn die Regierung eine Uebersicht über die vermuthlichen Annahmen aus dem Zolltarife der Tariskommission Überwiesen habe.

Berlin, 17. Juni. Der BuudeSrath hielt heute eine vier» stündize Plenarsitzung ab. Fürst Bismarck mürbe vergeblich erwartet. Hmrplgegenstand der Eerathuug war der Eiscnbahngütertarif; Bayern, Württemberg, Sachsen und die Hansestädte sehen in dem EntwuH eine Verfassungsänderung; Preußen (vertreten durch Staatsminister Hofmann, HandelSminister Maybach und Generalpostmerfter Stephan) und die Kleinstaaten sind gegentheiliger Ansicht. Schließlich entschied man sich daHj», !sd>ie tzZ. 2 und 4 dem Berfassungsiausschuß zu weiterer Erwägung zu' Hhermrisen, und von dessen Entscheidung es abhängig zu machen, ob ftlr die Annahme der einzelnen Bestimmungen eine Zweidrittkl- oder nur eine absolute Mehrheit erforderlich sei. '

Berlin, 18. Juni. Die Wege der Reichstagskommissionen sind oft wunderbar: das sieht man wieder an dem Beschluß der Tabakskommission in Betreff der Nachsteuer. Nach tagelangem De- battiren und nachdem der die ganze Nachv-rsteueruag des Tabaks negirende Antrag Richter's von Hagen abgeworfen worden war, nach­dem ferner die Kommission auf den vermittelnden Antrag v. Sckmid'S eiugegangen war, die Nachversteuerung auf Rohtabak zu beschränken, somit Tabaksfabrikate freizulassen, ferner ausländischen und inländischen Tabak gleichmäßig zu treffen; nachdem so der Boden zu einer Ver­ständigung geebnet war, wurden in der Abstimmung die ZZ. 1 und 2 utzd damit das Prinzip des Nachsteuergesetzes ab gelehnt, so daß mauEN wieder vor einem Bacuum steht,'

London, 19. Juni. Reuter meldet aus Alexandrien, 18. d.: Der französische Konsul habe sich in Kairo in den Palast des Khedive begeben, um daselbst die Mittheilung zu machen, daß die französische Regierung die Absetzung des Khedive verlange.

Cherson, 18. Juni. Das Individuum, welches in der hiesigen Rentei 1^2 Millionen Rubel (nahezu 5 Mill. Mark) ge» stöhlen hat, ist ergriffen und eine Million bei demselben gefunden worden.

Petersburg, 14. Juni. Am 6. Juni fand in Petersburg eine neuerliche große Feuersbrunst statt. Am 5. d. erhielt der Leder- fabrikanl und erste Gilde.Kaufmann Kurikow ein anonymes Schreiben, daS eine große Summe Geldes verlangte, widrigenfalls mit dem Feuer ge­droht wurde. Kurikow gab kein Geld, und am nächstfolgenden Tage brannte seine ganze Fabrik sammt allen Maaren total nieder. Ein Theil der Maaren, im Werthe von etwa einer Million Rubel, war nicht versichert. Das übrige Vermögen jedoch war bei drei verschiedenen Gesellschaften assekurirt. Am 27. v. M. brannte die ganze Bezirks­stadt Bugulma im Gouvernement Saratow ab. Da« Feuer wurde, wie das Saratower Ankündigungsblatt schreibt, gelegt und veruichlete in etwa fünf Stunden beinahe alle Häuser der Stadt. Nur 23 Häuser blieben vom Feuer verschont. Bier Personen fanden in den Flam­men ihren Tod. Wie.-ft Ür-AissiS «jchHmzden Zeitungen berichten, sind Heuschreckenschwärme bereits in die Stadt gedrungen. Ganze Stadttheile find buchstäblich mit Heuschrecken bedeckt uud die Straßen an einigen Stellen kaum zu passireo. klebrigen« sollen sich auch an der russisch,österreichischen Grenze Heuschreckeuschwärme gezeigt haben.

Redaktion Druck und Derlag vo« S. OelschlSzer in 8«Uw.

Hiezu M». SS de« wtttrMKMgSbktte«.