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K. Standesamt Ealw. Vom12.18.Mai1S79. «eborene.

10. Mai. Hermann Otto, Sohndc-JakobStauden- meyer, Gypser« hier.

10. , Paul Heinrich, Sohn de-Heinrich Wochele,

LederhLndlerS hier.

11. » Wilhelm Ludwig August, Sohn des

Wilhelm Balz, Wcißgerber- hier.

14. Mai. Frida Magdalena, Tochter de« Johann

Heim, Ciqarrenmacher« hier.

15. . Georg Martin, Sohn de- Johann Georg

Fischer, Schuhmacher- hier. Gestorben«.

11. , Emilie, Tochter de- Earl Otto Marquart,

Hilf-wLrtrr- hier, 1 Jahr alt.

15. Mai. Joses. Sohn de« Martin Fnch«, Stein­brecher- hier, 6 Jahre alt.

15. , Anna Sofie, Tochter des Daniel Herio«,

Strickers hier, 12 Jahre alt.

17. , Gustav, Sohn de- s Göttlich Weber.

gewes. Bäckers hier, 3 Jahre alt.

Calw, 18. Mai. Großes Leid hat gestern eine hiesige Familie bedroht, hat sich aber glücklicherweise in die höchste Freude beglückter Eltern verwandelt. Der 3jährige Knabe des Güterabsertigungsgehilfen Manch spielte gestern Mittag zwischen 2 und 3 Uhr mit einem Lalle in der Näbe der Nagold (beim Riecker'schen Auffüllplatze an der Bahuhofstraße); da entrollte ihm der Ball in das Wasser und das Sind fiel, wahrscheinlich bei dem Versuche, ihn wieder zu erlangen, ÄenfallS in den an jener Stelle tiefen Fluß. DaS Jammergeschrei seiner kleinen Schwester machte den in seinem Gartenhaufe auf dem andern (linken) Ufer sitzenden Bierbrauer Michael aufmerksam, der, als er da» Kind bewußtlos auf dem Wasser treiben sah, sofort in so energischer Weise um Hilfe rief, daß diese kaum schneller gedacht werden konnte, indem der in der nahen Handelsschule zufällig am Fenster befindliche Lehrer L. Uldry, ein Schweizer, sich nur soviel Zeit nahm, um sich seine» Obeikleid» zu entledigen, dann aber dem nahen Ufer zueilte, sich an der ca. 12' Fuß hohen Ufermauer hinabließ, ins Wasser sprang und mit wenigen kräftigen Stößen dem Kinde so nahe kam, daß er es dem Ufer zutreiben konnte, wo rS von andern herbeigeeilten Leuten vollend« herausgezogen werden konnte. Den sachdienlichen Bemühungen dieser hilfsbereiten Leute (Bürsten, Reiben) gelang es endlich, da» halb entflohene Leben wieder in den kleinen Körper zurückzurufen, und zum zweitenmal den Eltern geschenkt, wird das Lind jetzt um somehr der Gegenstand ihrer zärtlichsten Liebe und Sorgfalt sein, der e» schon von vorher war. Dem muthigrn, entschlossenen Retter aber gebührt neben dem Danke der durch ihn glücklich gemachten Eltern die Anerkennung, die jede edle Thal verdient, und diWihren schönsten Lohn in sich selbst, nemlich in dem erhebenden Bewußtsein trägt, seine körperliche Kraft und Ge­wandtheit in Erfüllung edler Menschenpflicht oerwerthet zu haben. Der erste Retter auf dem Platze wäre zu andern Zeiten unser leider zur Thatlofigkeit verurtheilter Freund Michael gewesen, der den Sprung ins Wasser sicher mit alter Jugendkraft gemacht hätte, wenn er sich nicht rechtzeitig daran hätte erinnern müssen, daß man mit Einem Fuße nicht schwimmen kann.

Stuttgart, 15. Mai. Das N. Tgbl. erzählt: Bon der gefürchteten Krankheit, bewährend und insbesondere nach dem russisch­türkischen Kriege solch' entsetzliche Verheerungen in den betreffenden Ländern anrichtete, und die noch jetzt in vielen Städten, z. B. auch in Berlin, wüthet, ist im vorigen Monat ein Fall in unserer Stadt zugleich der erste, der überhaupt in Stuttgart beobachtet wurde vorgekommen. Ein Ingenieur (Württemberg»), der lange Zeit in Oesterreich gelebt Hot und im Monat März in Bosnien sich aufhielt, kam sodann über Wien, wo er sich schon unwohl fühlte, zum Besuche hierher, stieg im Gasthof ab und hatte eine Zusammenkunft mit seinem in Calw ansässigen Bruder, die für den letzteren ungeahnt verhäng- nißvoll werden sollte. Bei dem Ingenieur zeigten sich Flecken an der Haut, die ihn bei stets zunehmendem Uebelbefinde» veranlaßten, zuerst bei einem Arzt, der die Sache für einen Hautausschlag nahm, sich Rath zu erholen und daun Unterkunft in mehreren Lazarethen zu suchen, die er endlich im Katharinenhospital fand. Dort wurde die Krankheit, mit der er behaftet war, richtig erkannt: e» lag ein unwiderlegbarer Fall von Flecktyphus vor, der in der Folge auch bei dem von Calw gekommenen Bruder zum Ausbruch kam. Beide Patienten wurden zum Glück vollständig geheilt. (Hier in Calw weiß man von dieser Geschichte Nichts.)

Bon der oberen Nagold, 13. Mai. Bon der Stuttgarter Pferdslotterie find mehrere namhafte Treffer in unfern Bezirk gefallen. Hirschwirth Klenk in Pfalzgrafenweiler erhielt für sein gewonnene» Pferd 1300 M. ausbezahlt, Fuhrmann Schneider von Egenhausen, welcher am 11. Mai noch rechtzeitig in Kenntniß von seinem Gewinn gesetzt wurde, kehrte heute mit 1100 M. Erlös für seinen Sommerrappwalacheu vergnügt in die Heimath zurück.

Ludwigsburg, 15. Mai. Auf die Einladung de» Magist­rats von Berlin zu der Städteversammlung, beschloß der Gemeinde­rath, von Abordnung besonderer Vertreter zwar Umgang zu nehmen, dagegen die vollständige Zustimmung zu den im Sinne der Einladung zu fassenden Beschlüssen der Versammlung zu erklären.

Hrilbronn. 14. Mai. In der heute stattgehabten Sitzung hat der Temeinderath auf die Aufforderung de» Magistrats in Berlin mit Majorität beschlossen, sich für Kornzölle auSzusprechen und den Rkich-tagSabgeordneten de» lU. württemb. Kreise« , Herrn Härle, zu ersuchen, diesen Standpunkt beim Städtetag zu vertreten. Mei-

Redaktion ^>riuk n«d Verlag von E. Oclschliger s» Sal»"

nungsverschiedenheit bestand nur darüber, ob unter diesen Umständen der Städtetag überhaupt beschickt werden solle.

Würzburg, 14. Mai. In der gestrigen Sitzung des Magist- rats wurde beschlossen, es solle au den Reichstag die Bitte gerichtet werden, alle jenen Zollpofiltonen, deren Einführung eine Vrrtheuerung der unentbehrlichen Lebensbedürfnisse zur Folge haben könnte, nament­lich aber die prvjektirten Getreidezölle abzulehnen. Ferner wird die Beschickung des Berliner Städtetages für wünschenswerth erachtet. (Stuttgart, München, Augsburg, Karlsruhe u. a. Städte haben die Beschickung abgelehst.)

Leipzig, 15. Mai. Der Stadtrath von Leipzig lehnt in Uebereinstimmung mit den Stadtverordneten die Bethelligung an dem Städtrtag in Berlin ab, theils wegen der Kürze der Zeit zu aus­reichender Vorbereitung, theils weil es nicht Sache der Stadtvertret­ungen sei, auf den Reichstag in dieser Sache einzuwirken.

Auf dem Städtelag zu Berlin wird sich die Stadt Nürnberg durch ihren Bürgermeister, Frhr. o. Stromer, einen entschiedenen Gegner der Getreide- und Viehzölle, vertreten lassen. (Ausser Nürnberg haben vou süddeutschen Städten auch Tübingen, Frankfurt und Wiesbaden angenommen.)

Mainz, 13. Mai. In einem Theil der hiesigen sozialdemm krotischen Arbeiter ist demFr. I." zufolge plötzlich Wanderlust eingebrochen, und find diese gesonnen, nicht allein unsere Vaterstadt, sondern überhaupt Deutschland für immer zu verlassen. Lin in der Neustadt wohnender sozialdemokratischer, wegen seiner abenteuerlichen Ideen bekannter W-rth ist der Urheber des Wanderfieber«. Dieser Wirth ist gesonnen, mindestens an der Spitze von 300 Mann excl. Kind und Kegel nach Californien oder in einen anderen Theil von Amerika auszuwandern, um dort eine neue Heimstätte ein Utopie» zu gründen. Wöchentlich finden bei dem Wirth zahlreich besuchte AuswanderungSversammlungen statt und wird das zur amerikanischen Union gehörige Neu- oder Hochcalifornien als das zukünftige Eldorado bezeichnet. Demnächst soll eine Deputation dieser Leute sich zu dem amerikanischen Konsul begeben, um sich mit diesem wegen Landerwerb, Ueberfahrt rc. zu benehmen.

Berlin, 15. Mai. Die Abgg. Mirbach und Günther be­antragen den Zoll auf Weizen, Roggen, Hafer und Hülsenfrüchte so­wie andere nicht besonders genannte Getreidearten auf 1 für Gerste, Mais und Buchweizen auf 50 Pf. zu uorm>ren. Der An­trag ist auch vom Abg. Stumm, dem Führer der Etsenindustriellen, sowie von anderen 48 Abgeordneten, darunter v. Bismarck, Moltke' und einem Nationalliberalen, Tücke, unterzeichnet.

Berlin, 16. Mai. (Reichstag.) Nachdem gestern und heute die Zolltarif-Vorlage über Eisen und Eisenwaaren in sehr lebendiger Benutzung behandelt worden, wurde die Vorlage (Roheisen und Bruch­eisen pr. 100 Kilgr. 1 M.) mit 218 gegen 88 St. angenommen. Der Abstimmung enthielten sich v. Wedell (kons.) und vou ArnSwaldt (Zentr ). So sicher die Stimmabgabe der einzelnen Abgeordneten, da ihre wirthschaftliche Stellung hinlänglich bekannt, oorherzusehen war, wirkte schließlich die große Mehrheit doch einigermaßen über­raschend. Delbrück verließ unmittelbar nach der Stimmabgabe den Saal. Di-se Abstimmung läßt wohl einen Schluß zu auf das endliche Gesammtresultat, das in etwa 6 Wochen zu erwarten ist. 125 Stimmen hatten sich noch gegen die Höhe des vorgeschlagenen Eisenzolls gewehrt; als der Antrag auf Ermäßigung abgelehnt war, fanden sich nur noch 88, welche gegen den Zoll stimmten: ohne Zweifel die Fortschrittspartei, einige zersplitterte Stimmen und etwa die Hälfte der Nati-nalliberaleo. Schwerlich find es am Schluß auch our so viele Nationalliöeralen noch, welche, nachdem die Kämpfe im Einzelnen auSgekämpft sind, gegen da« Ganze stimmen werden.

Unter den Berliner Tanzlokal-Jnhabern, Kellnern, Billeteuren, Kassieren, Musikern u. s. w. herrscht große Aufregung wegen der Polizeiverfüguvg, wonach die Tanzlokale um 12 Uhr Nacht» ge? schloffen werden müssen. Sie bestürmen den Polizeipräsidenten mit Petitionen, die Maßregel wieder aufzuhebeu, da durch dieselbe eine große Anzahl von Existenzen vernichtet werde. Der Polizeipräsident hält aber die Verfügung allen Anstürmen gegenüber aufrecht; er er­klärte einer Deputation, daß die düsteren Schilderungen über die Zukunft der durch die Verfügung betroffenen Personen für die Be- Hörde nichts Neue« enthalten. Die Behörde sei sich bewußt gewesen» daß diese Verfügung viel Staub auswirbelu werde, sie sei aber das Resultat eingehender Erwägung.