Königin Mark ihr Witthum ouSzozahlen. Tie Regierung ging um so eher darauf ein, als der Herzog von Cumberland gegen seine Mutter und seine Schwestern nicht freigebig ist und vielleicht nicht sein kann. Die Königin Marie erhält 180,000 und die Töchter je 30,000 jährlich.

Berlin, 5. Mai. Der BundeSrath hielt am Freitag eine Sitzung, in welcher er sich u. a. mit der Frage beschäftigte, ob für den Verkehr eine größere Menge von Reichskassenscheinen Bedürfniß ist. Nach Zeitungsberichten ginge man damit um» eine Vermehrung der 5-Morkscheine um 10 Millionen, der 20«Markscheine um dieselbe Summe und der 50-Markscheine um 20 Millionen eintreten zu lasten. Für die Generaldebatte über die Zollvorlagen im Reichstag haben sich noch 20 Redner angemeldet. Wenn diese alle noch zum Wort kommen und ihre Reden den Umfang haben wie die bisher gehaltenen, würde mindestens noch die ganze Woche vergehen, ehe es zur Beschluß­fassung über die geschäftliche Behandlung der Vorlagen kommt.

Rom, 5. Mat. Ein Schreiben Garibaldis richtet an die demokratische Liga die Aufforderung, vereint mit der Presse sofort Meetings behufs legaler Agitation für das allgemeine Stimmrecht zu veranstalten.

Florenz, 1. Mai. Bekanntlich hat sich Florenz, um des kurzen Ruhmes willen die Hauptstadt von Italien zu sein, in enorme Schulden gestürzt. Der Gemeinderath mit Peruzzi an der Spitze hat seine Entlastung gegeben und die Stadt wird von einem königl. Kommissär verwaltet. Man hofft in Florenz immer noch, daß der Staat einen Theil der Schulden Übernehmen werde.

Paris, 3. Mai. Die Bonapartisten haben noch immer nicht die Genugthuung» von irgend einer kühnen That de« kaiserl. Prinzen im Kaffernkriege melden zu können. Der Prinz ist dem Generalstab Lord ChelmSfordS beigegeben, aber nach einer Depesche ist er von einem allerdings nicht bedenklichen Unwohlsein befallen worden.

Petersburg, 1. Mai. Als am 24. April sich der Zar von Petersburg nach Livadia begab, fuhr er auf den Bahnhof in einer eisernen Karosse, welche von einer 400 Mann starken Eskorte begleitet wurde. Der Bahnhof selbst war mit Militär und Polizei von allen Seiten cernirt und der Eintritt zu demselben Jedermann verboten. In ähnlicher Weise waren auch auf allen Eisenbahnstationen, wo der den Zaren führende Zug Halt machen sollte, die sorgfältigsten Sicher« heitSmaßregeln getroffen. Außerdem wurden läng« der ganzen Eisenbahnlinie in ziemlich geringen Distanzen Soldatenwachen ausge­stellt. Der Zug, welcher dem Haupllrain, io dem der Zar selbst fuhr, voraneilte, war von Leibgardisten und Polizei überfüllt. Die Sicher« HeitSmaßregeln waren von solchem Umfange, daß die Durchführung derselben mehrere Tage in Anspruch genommen hat. Der Militär- Kordon zu beiden Seiten der Eisenbahnlinie war auf einer Strecke von mehreren Meilen aufgestellt. Auf je 50 Klafter Distanz waren Holz­scheiterhaufen oufgeführt, welche während der Fahrt des Zaren beim Anbruch der Nacht angezündet wurden, um so die vollkommenste Ueberuachurig der Schienen dem Militär zu ermöglichen. Auf 24 Stunden vor der Abfahrt des Zaren waren die Züge auf der Eisen­bahnlinie sistirt und die Annäherung zu den Schienen auf das Strengste verboten. (Wenn man so reisen muß, möchte man doch lieber mit Peter dem Großen einCzar und Zimmermann' singen: O selig, o selig, ein Kind noch zu sein!)

St. PeterSbu rg, 2. Mai. Schon seit mehreren Tagen ist in der Stadt das Gerücht verbreitet, es solle eine Hinrichtung statt« finden. Der arme Sünder, der demnächst vom Leben zum Tode gebracht werden soll, ist der Gardeoffizier Dubrowin, der während einer Haussuchung in Staraja-Rufla einen Gendarmen erschoß. Du- browin ist am 14. beziehentlich 26. v. M. vom hiesigen Kreisgerichte zum Tode durch den Strang verurtheilt worden. Er hatte darauf verzichtet, eiuen Bertheidiger zu nehmen, als aber das Urtheil ver­öffentlicht wurde, sprang er mit einem Satze über die Brustwehr, die ihn vom Gerichtshöfe trennte, ergriff die Akte», zerriß sie und schlug dep Richtern die Fetzen um die Ohren. Nur mit Mühe konnte der Rasende überwältigt werden, denn die Schildwachem waren nicht so gelenkig und vermochten Dubrowin den Sprung über die Brustwehr nicht nachzumachen. Der solcher Gestalt Verurtheilte machte nun geltend, daß er nicht genügend vertheidigt worden sei, beantragte noch­malige Untersuchung, was denn auch einen Aufschub der Hinrichtung im Gefolge hatte. Seitdem find aber bereits 6 Tage verflossen und ein Kriegsgericht macht wenig Umstände; möglich also, daß Dubrowin beut» oder morgen au« dem Reiche der Lebenden scheidet. (Da» TodeSurthetl ist unterdessen vollstreckt worden).

Petersburg, 4. Mai. Offizielle Meldungen aus Vrenburg vom 3. d.:Der Brand ist gelöscht, ausgenommen wenige Stellen, wo das Holz unter Schutt noch glimmt. Zum vollständigen Löschen find energische Maßregeln getroffen. Die meisten Obdachlosen firch

bereit« untergebracht; Brod wird unentgeltlich vertheilt. Das Unter» stötzungS'Komite theilte die Stadt in 5 Bezirke ein, um die Ein­ziehung zuverlässiger Jnformationev über Nothleidende zu erleichtern.. Die Rentei sowie einige Banken eröffneten ihre Thätigkeit wieder: Beim Oeffneu eine» feuersicheren Schranke» in der Abtheilung der Reichsbank ergab sich, daß darin gegen 300,000 Kredit Rubel ver­glimmt, dagegen Silber, Gold und Werthpapiere unbeschädigt geblieben waren?'

Alexandrien, 4. Mat. England und Frankreich verlangten die Einsetzung französischer und englischer Minister für Egypten. Der Khedioe antwortete darauf, er werde diesen Vorschlag dem Minister- rathe unterbreiten. Man glaubt, der Vorschlag werde aus Wider­stand stoßen.

Washington, 30. April. Die Erhebung einer Reisesteuer io Höhe von 100 Doll, jährlich von allen den Staat Texas zum Zwecke de« Handels bereisenden Personen, sobald dieselben nicht im Staate selbst ansässig sind, ist im dortigen Senat zum Beschluß erhoben worden. Hiezu soll noch eine Extrafieuer von 10 Doll, jährlich für das Bereisen der einzelnen CountieS kommen. Als bezeichnend für die Znstände in Texas erzählt dieN.-A. HdlsZtg.', daß bei einer daselbst nach dem RituS der Baptisten vorgenommenen Taufe sämmtliche 14 Täuflinge, ehe sie zum Wasser Hinabstiegen, ihre Revolver ablegten, ein Beispiel, dem auch der Prediger folgte.

Vermischtes.

Ein HandwerkSbnrsche in sehr verblichenem und verschossenem Röcklein und dergleichen Hose in Greiz findet ein Portemonnaie nnt baaren 45 Mark. Welch' ein seltener Schatz! denkt er und trägt ihn zum Bürgermeister, sagend, da und da Hab' ich'« gefunden. Der Bürgermeister macht ein erstaunte«. aber sehr freundliches Ge­sicht und sagt, kommen Sie in einer Stunde wieder. Nach einer Stunde ist der ehrliche Finder wieder da und findet neben dem Bürgermeister den Verlierer, der unterdcß ermittelt worden war. Der drückt dem ehrlichen Finder die Hand und drückt auch sieben Mark hinein. Die Freude ist gegenseitig, und aus lauter Freude über da« schöne Geschenk sagt der Finder: Herr Bürgermeister, da ist ein Mark für die Armen, bitte nehmen Sie! Der Bürgermeister nimmt'« und dankt und holt einen schönen Rock au« dem Nebenzimmer für den Handwerksburschenzum Andenken."

Einen "interessanten und glücklicherweise seltenen Gesinnungswechsel hat ein Königdberger Ehepaar gezeigt, das sich im Jahre 1869 ge­richtlich scheiden ließ, sich 1871 wieder verheirathetc, dann 1876 von Neuem sich gerichtlich trennte und jetzt im Begriffe steht sich wiederum zu vereinen. Das Paar feiert dann also die dritte Hochzeit in seiner hölzernen Ehe.

Drei Freund« in Pari- machten sich lustig über die menschliche Leichtgläubigkeit. Sie hat keine Grenzen, sagte der eine; machen wir die Probe mit drei Bekanntmachungen, die so überspannt, unwahr­scheinlich und dumm, wie möglich find. Topp, sagten alle Drei und erließen ihre Anzeigen in den Zeitungen. Der Erste machte be­kannt :Hand aufs Herz. Gegen Einsendung von 1 Frank 50 Cent, in Briefmarken wird der Nachweis einer völlig neuen Empfindung mitgethrilt, welche Liebe und Abkühlung hervorbringt. Adresse 8. B. postlagernd.' Der Zweite «achte bekannt: ,Au» der andern Welt zurückgekehrt. Ueberraschende Nachrichten von einer besseren Welt gegen Einsendung von 1 Fr. 50 Cent, in Briefmarken. Alle Geheimnisse entschleiert, alle Dunkelheit erhellt. Adresse B. C. post­lagernd.' Der Dritte schrieb:Ich verspreche nichts, ich verpflichte mich zu nichts. Die Einsender von 1 Fr. 50 Cent, in Briefmarken erwarten aber vielleicht eine merkwürdige Ueberraschung. Wer weiß? Adresse C. D. postlagernd.' Diese Bekanntmachungen hatten den größten Erfolg, es regnete Briefmarken von allen Seiten, und werm keine Antwort folgte, wurden neue Marken geschickt. Den Gewinn machten die Drei einer wohlthätigen Anstalt zum Geschenk und machten dann in der Zeitung bekannt, daß sie die Leichtgläubigkeit in die Schranken gefordert hätten.

Ein Dieb "in Amerika that vor Gericht folgende Aeußerung: Herr Präsident, ich würde hier nicht stehen» wenn die verdammten Zeitungen nicht wären. Bricht man irgendwo ein, liegen sie auf der Erde, auf dem Tisch, überall. Tritt man darauf knittert'», nimmt mau sie in die Hand, knittert'« und da ist es kein Wunder, wenn man abgefäßt wird.' Der Berichterstatter bemerkt dazu : Wieder ein Beweis, wie nothweudtg e» ist, zu abonniren. Gerade unsere Zeitung knittert vermöge ihre« vorzüglichen Papier» außerordentlich laut; trotzdem beträgt da« Abonnement auf dieselbe nur 3 Dollars pro Quartal, einzelne Nummern knittern auch für 8 Cent» sehr hübsch und, vernehmlich, _ ,

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