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In Ipfelstetten auf einer Holzkeuge einige außgehvhlte und mit Pulver gefüllte Holzscheiter entdeckt. Dem Vernehmen nach wollte damit der Besitzer der Holzbeuge an einem Holzdieb Revanche nehmen. Der Fall ist zur Anzeige gebracht worden.
ISnh, 23. Jan. Bei der Peitschenfabrikatiou bestand bis jetzt dir Hauptarbeit in der Handhoblerei der einzelnen Holzstäbe. DaS war sehr zeitraubend. Die Herren Schüler u. Dethleff» in J-ny hoben eine mit Dampf betriebene Maschine ausgestellt, welche sämmtliche Peitschenstäbe, gleichviel ob kurz oder lang, dick oder dünn, io ganz überraschend kurzer Zeit hobelt, wodurch eine derartige Masse geliefert wird, daß die seitherige Handarbeit nicht mehr damit kon- kurriren kann, ganz abgesehen von der viel schöneren und weit egaleren Arbeit der Maschine. Diese Maschine ist bis jetzt da- einzige Exem plar, welches existirt, und die geniale Erfindung des Werkführer» ge» nannter Fabrik und auch bereit» für'- D. Reich patentirt.
— Pforzheim, 24. Jan. Zuverlässiger Mittheilung zufolge wurde gestern in Folge wiederholten Antrag» de» Dienstherr» der verschwundenen Mina Hammer nach eingeholter Zustimmung des Staatsanwalts eine Hausdurchsuchung in der Wohnung» den Fabrik- und Orkonomiegebiiuden, sowie dem Garten desselben unter persönlicher Leitung de» Polizeibeamten vorgenommen, um nachzuforschen, ob sich irgend welche Spuren von der verschwundenen Mina Hammer vor« fänden oder Anhaltspunkte über die Art ihres Verschwindens gewonnen werden könnten. Nach mehr als vierstündiger genauer Durchsuchung kamen die drei Urkundspersonen, worunter der Vormund der Mina Hammer, Maurermeister Krauß von Wildbad, zu der Ueberzeugung, baß auch nicht die geringste Spur aufgefunden worden, welche Anlaß zu irgend einem Verdacht bieten könnte und daß au» der Beschaffenheit des Hauses, insbesondere der Keller und Speicherräumlich- leitrn und der Gruben weder auf ein Verbrechen, noch auf einen Selbstmord oder Unglücksfall zu schließen ist. DaS über den Vorgang und da» Gutachten aufgenommene Protokoll wurde von sämmtlichen Urkundspersooen unterzeichnet und dem Dienstherrn der Vermißten eine amtliche Bescheinigung über das Ergebntß der von ihm beantragten Hausdurchsuchung behändigt, von welcher Bescheinigung wir persönlich Einsicht nahmen.
— Engen, 22. Jan. In Folge Betrugs bei Lieferung von Betten find die Handelsleute Wolf und Gerson Kahn aus Gmünd vor Kurzem zu hoher Strafe verurtheilt worden. Die Höhe derselben wird indeß sowohl durch die Anzahl der Fälle — es find im Ganzen 240 meist ärmere Personen geprellt worden — als durch die Be- trugSart erklärlich. Es fanden sich in den Betten statt der versprochenen guten frischen Federn großentheils alte abgelegene oder rauhe >Waare, auch ganze Flügel verschiedenen Federviehs, selbst dessen Füße und Schnäbel wurden nicht verschmäht, ferner Bcseureißer, Hobelspähne, Knochen, Fischköpfe und andere Ingredienzien, die sich schwerlich unter die Federproduktion der Gänse klasstfiziren lassen.
— Würzburg, 23. Jan. Die große Mordthat, welche vor Kurzem hier stattfand, wo eine Schuhmachersfrau ihre vier Kinder förmlich abzuschlachten bemüht war, so daß da» eine derselben nicht weniger als 42 Verwundungen erhielt, hat 'nunmehr das Lebensende dreier dieser Kinder herbeigeführt. Das vierte wird wohl seinen Wunden gleichfalls erliegen. Sie selbst wird bisher im hiesigen Juliusspital auf Irrsinn beobachtet, befindet sich jedoch ganz und gar bei vollen VerstandeSkrästen, hat eine vollkommen klare Rückerinnerung auf ihre grausige That, die sie mit allen Einzelheiten wiedererzählt und wird voraussichtlich der ganze tragische Fall zu einer der nächsten SchwurgerichtSverhandlunzen zur Aburtheilung verwiesen werden.
— Herzberg, (Kreis Wittenberg), 15. Jan. Da« Dorf Hart- mannSdorf ist aus Veranlassung der Rinderpest von allem Verkehr nach außen vollständig abgesperrt. Die ausgestellten militärischen Wachen gestatten den Zutritt nur solchen Personen, welche sich gehörig zu legitimirrn vermögen oder den Ortseinwohnern, falls sie aus un« umgänglichen Bedürfnissen in Verkehr treten müssen. Letzterer ist selbst unter den OrtSeinwohnern auf das Unvermeidlichste beschränkt. Gottesdienst, Schule und andere Versammlungen dürfen nicht abgehalten werden; der Gasthof ist geschlossen, die durch den Ort führenden Straßen find verlegt; es herrscht eine unheimliche Stille.
— Berlin, 23. Jan. Beim Nachzählen von Kupferpfenntgen an einer hiesigen königl. Kaffe wurde ein Pfennig, der auffallend hohl klang, näher untersucht. Es ergab sich dabei, daß derselbe in zwei Theile geschnitten und daß beide Platten wieder sauber aneinandergefügt waren. Der Pfennig wurde nunmehr geöffnet und den erstaunten Blicken der Beamten zeigte sich, daß das Innere der Münze ausgeschnitten war und die eine Hälfte das Porträt des Kaiser», die andere da» Porträt de» Fürsten Bismarck enthielt. Sicherlich ist diese» Medaillon ein Unikum in seiner Art.
— Berlin, 23. Jan. In der heutigen Sitzung des Abgeordneten-
hause» stand die Vorlage wegen der Strafgewalt d:S Reichstage» auf der Tagesordnung. Der Abg. v. Heercmann halte den vom Centrum unterstützten Antrag tingebracht, da» Haus der Abg. wolle beschließen: die EtaatSregierung aufzufordern, die Bevollmächtigten Preußen« zum BundeSrathe de» D. R. dahin zu instruiren, daß sie dem dem Bundes» rathe vorgelegten Gesetzentwürfe vom 31. Dez. 1878, brtr. die Strafgewalt de» Reichstage- über seine Mitglieder, ihre Zustimmung nicht erthetlen. Zu demselben liegt der von Latker, Miquel, Hänel und Virchow eingebrachte und von sämmtlichen Mitgliedern der nat.lib. und Fortschrittspartei unterstützte Gegenantrag vor: Das Haus der Abg. wolle beschließen: unter Ablehnung des Antrages de» Sbgeord. v. Heereman zu erklären: 1) daß die bestehenden Garantien der Redefreiheit der selbstständigen Ordnung des Geschäftsganges im Parlament und der Disziplin seiner Mitglieder die unerläßliche» Grundlagen sowohl der preußischen Verfassung wie der Reichsverfassung bilden; 2) daß gegenüber dem im BundeSrath eingebrachten Gesetzentwurf dem Reichstag die Wahrung der ihm verfassung-gemäß zustehenden Rechte vertrauensvoll zu überlassen ist. Dieser Antrag von LaSker wurde angenommen.
In Wien, einem für sensationelle Nachrichten besonders günstigen Boden, grasfiren Gerüchte über große Fortschritte, welche die Pest gemacht habe; sie sei bereits westlich bis nach Odessa, nördlich nach Nischni Nowgorod vorgedrungen. Allein es fehlt an jeglichem An, Haltspunkt für solche Behauptungen. Die Pest hat sich nach den Mit- theilungen der russischen Regierung außerhalb des Gibtets des Kreises JenotajewSk nicht gezeigt. Daß trotzdem die russische sowohl als die übrigen Regierungen die Sache sehr ernst nehmen, ist ja nur zu billigen.
Wien, 22. Jan. Die Nordbuhn hat in Folge der Epidemie in Rußland den direkten Wagenverkehr zwischen Wien und Warschau eingestellt. Sämmtliche Wagen werden bei Graniza ausgehängt.
Wien, 24. Jan. Die „Neue Freie Presse" meldet: Die Dele» girten Oesterreichs und Deutschlands einigten sich heute dahin, bei der zusammentretenden Pestkommission folgende Maßregeln zur unverzüglichen Durchführung zu beantragen: 1) Entsendung von Aerzten in die von der Epidemie heimgesuchten Städte, um den Charakter^ den Verlauf und die räumliche Ausdehnung der Epidemie zu studiren^ 2) Unbeschränkte» Einfuhrverbot für alle Maaren aus den infizirten Gegenden und für gewisse Maaren aus Rußland. 3) Zwanzigtäzige Quarantaine an allen östlichen und südöstlichen Eingangsstarionen für die aus den verseuchten Gegenden kommenden Personen. Die österreichische Regierung beabsichtigt, im RetchSrathe eine Vorlage über die Kosten der Vorsichtsmaßregeln rinzubringen. Ein Vertreter Rußlands zu der Konferenz wird erwartet.
Pari«. 24 Jan. Agence Hava» meldet: ES heißt, der Marschall-Präsident hätte auf der gestrigen Soirse im Elysäe gegenüber dem Kammerpräsidenten Gr6vy erklärt, er würde seine Entlassung nehmen, wenn den Ministern vom 16. Mai der Prozeß gemacht würde. — Der Schnee liegt 50 Ccntimeter hoch.
St. Petersburg, 20, Jan. Das letzte amtliche Telegramm über die Pest hat große Besorgniß hervorgerufen. Dasselbe lautete:
Astrachan, 16. Jan. Gouverneur an Ministerium des Innern^ Nachdem alle Erkrankten in den Dörfern Prischib, Starizkoje, Nckols- kojc, Udatschnoje und Michailowskoje gestorben, sind bei strengster Durchführung der Jsolirung jetzt keine Kranken mehr vorhanden. Somit muß, abgesehen von der Desinfektion der Häuser, in denen sich in den genannten Dörfern Kranke befanden, die ganze Aufmerksamkeit jetzt auf die Stanize Wettjanka konzentrirt werden, um dieser Epidemie ein Ende zu machen, deren ansteckende Eigenschaften augenscheinlich sind und durch die große Sterblichkeit auffallen, da trotz verschiedenartiger lokaler Bedingungen, unter denen die Kranken sich befanden, und trotz verschiedener hygieintscher und diätetischer Verhältnisse alle an der Epidemie Erkrankten starben. Ausnahmen kamen nicht vor.
Türkei. Betreffs der Kandidaturen für deu bulgarischen Thron wird neuerding» gemeldet, daß der montenegrinische Senatspräsident Petrowitsch in Bulgarien selbst Boden gewonnen habe. Das »Journal de« DebatS' will wissen, daß der deutsche Botschafter in Wien, Prinz Reuß, Aussichten auf den Thron habe. Derartige Nachrichten sind immer mit Vorsicht aufzunehmen.
New-Aork, 10. Jan. Der Winter mit Schnee und großer Kälte ist auch bei uns eingetreten, besonders im Innern Amerika'- hat es alles zugeschneit, ja manche Bahnzüge, die stecken geblieben waren, so verschneit, daß sie nur noch am Schornstein zu finden und eine Woche lang gar nicht herauSzuschäufeln waren. Einige Hauptrouten nach dem Westen waren mehrere Tage lang ganz unterbrochen und von drr Central-Eisenbahn allein waren 5000 Wagen im Schnee begraben.
«etzutti»» Druck uus Scrlog v»u S. Orlschlij,cr «»iw.