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Zürich, 20. Jan. In der Stadt 'Bern sind, infame Ein. schl-ppung durch einen unbekannten Handwerksbuischen, die Blattern ausgebrochen. Der dortige Regierungsrath hak das Jmpfgesetz in Erinnerung gebracht. Im Jahre 1870 kamen die Blattern durch Uebersendung der Kleider eines an dieser Krankheit in Bern gestorbenen Zürichers an seine Eltern auch in den Kanton Zürich und wurden da zu einer bösartigen Epidemie, die durch den Uebertritt der Armee Bourbaki verstärkt, damals massenhafte Opfer forderte.

Paris, 13. Jan. Einen hohen Werth legt man ougenbück sich auf die mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika obschwebrn den Verhandlungen über den Abschluß eines Handelsvertrages, welcher der französischen Produktion auf allen Gebieten einen wichtigen Abgang verschaffen könnte. Frankreich ist dagegen geneigt, der Ein­fuhr amerikanischer Roherzeugniffe die ausgedehntesten Begünstigungen zu gewähren.

Paris, 18. Jan. Die republikanische Linke, welche 242 ein­geschriebene Mitglieder zählt, hat heute neuerdings Über diel.Situation berathen und ihre Erklärung von gestern erneuert, daß das Programm des Ministeriums unannehmbar sei. Die Partei wartet die weiteren Darlegungen der Regierung ab, um sich endgiltig zu entscheiden.

London, 18. Jan. Dieser Winter bescheert London mit einer besonders großen Zahl der widerlichen gelbgrauen Nebel, die ihren Ursprung der Schwängerung gewöhnlicher weißer Wassernebel mit Kohlcnrauch verdanken. Gestern Morgen war die dadurch verursachte egyptische Finsterniß wieder so stark, daß bis 2 Uhr Mittags in der City, weiter westlich bis 3 Uhr ohne künstliches Licht nicht zu sehen war. Ewe Vorstellung von den Annehmlichkeiten dieser berechtigten Eigenthümlichkcit Londons kann man sich auch im Auslände billig verschaffen, wenn man in einem langen Eisenbahntunnel, direkt nach­dem er von einem stark dampfenden Zuge durchfahren ist, spazieren geht.

London, 19. Jan. Eine der besten Lanken in London, die London und Coumy Bank, ist am Freitag Nachmittag von einer großen Menge, welche eingelegte Summen zuriickverlangten, bestürmt worden. Der Zufall sammelte im Banklokal eine größere Anzahl regulärer Besucher, die durch einen Wortwechsel im vorübergehenden Publikum den Verdacht auf eine schlechte Situation der Bank erweckten. Im Flug wandelte die Verdächtigung von Einem zum Andern und dauerte es bis zum Kaffaschluß, bis sich die mit Hilfe der Bolizei aufgeklärte Menge zerstreute; wehr denn IVs Mill. Pf. St. sollen innerhalb ein paar Stunden zurückgezogen worden sein.

Rußland. In einer Petersburger Korrespondenz derKöln." Ztg." wird über die Entstehung der pestartigen Epidemie im Gon vernewent Astrachan erzählt, ein junger Kosake habe, vom Kriege heimkehrrnd, einen einem türkischen Leichnam abgenowmenen Shawl seiner Braut untgebracht. Während sie noch damit geschmückt vor dem Spiegel sich des Geschenkes freut, erkrankt sie und stirbt bald darauf.

Konstantinopel, 18. Jan. Die Pforte reklamirt die Ab> itnderimg der neuen Grenzlinie gegen die Dobrudscha. In Ost Nu melien besteht eine Agitation gegen die Restaurirung der Türkenherr­schaft nach dem Abgänge der Russen. Die Aktions Komites geben die Losungaus:Ein europäischer Generalgouoerneur oder Krieg." Zu­nächst ist eine Petition an die Großmächte um die Ernennung eines europäischen Generalgouverneurs be absichtigt. _

Vermischtes.

Stuttgart, 13. Jan. Herr Stadtdirektivnsarzt Dr. Guß­mann dahier hat im Gemeindecalh die Rathschläge über die erste Kinderpflege empfohlen, welche der Verein für öffentliche Gesundheits­pflege in Prevzlau, um der auch dort überaus großen Kindersterb­lichkeit möglichst entgegenzuwirken, ausgearbeitet hat. Diese Rath schlüge lauten wie folgt:

Rathschläge sür Eltern über die erste Kinderpflege.

Zum Gedeihen des Kindes ist gute, reine Lust nöthig, man sorge daher für reichliche Lüftung des Zimmers, halte Staub, Rauch, Dunst fern; trockne, wenn irgend durchführbar, nicht Wäsche oder Bettkiffen am Ofen; bedecke nicht Kopf und Gesicht des Kindes während des Schlafes mit Tüchern, Schleiern und dergleichen.

Während der ersten Wochen muß das Licht etwas gemildert sein, nach dem zweiten Monate meide man Dunkelheit und Zwielicht bei Tage und möglichst auch das Brennen eines Nachtlichtes während der Nacht; insbesondere sei man vorsichtig beim Gebrauch einer Petroleumlampe, die nie herobgeschraubt brennen darf.

Nur in den ersten 8 bis 14 Tagen ist, namentlich bei schwäch­lichen Kindern, eine etwas größere Erwärmung des Zimmers er­forderlich; später entschieden nachtheilig, die beste Zimmerlempera« tur 14« R.

Reinlichkeit ist Bedingung der Gesundheit. Kinder müssen im ersten Jahr täglich einmal gebadet und öfters ordentlich gewaschen werden, namentlich auch die Augen, Ohren, Nase und der Mund,

letzterer nach jedesmaligem Trinken mit kaltem, reinem Wasser. Da» Badewassrr sei nicht heiß, höchstens 28 0 k. oder von der Wärme,, welche dem emgetauchien Ellenbogen zusagt; auch das Waschwasser sei nicht h: und werde allmählich kühler genommen, so daß bei Kindern von über 3 Monaten nur unzewanntes Wasser, welches einige Stunden im Zimmer gestanden hat, benützt wird. Bett- unb Leibwäsche muß reckt oft gewechselt werden, sie darf beim Gebrauch nicht feucht sein, aber auch nicht heiß und ausgedörrt, nur leicht an» /gewärmt.

' Das Wickeln der Kmder ist der Gesundheit nicht förderlich, daS feste Wickeln entschieden nachtheilig.

Die Kleidung des Kindes sei warm, aber nicht dick und er­hitzend, insbesondere nie eng und fest anschließend; die Aermei der Hemdchen und Jäckchen sollen nicht zugrbunden werden; in der Stube keine Kopsbedeckung» keine Halstücher; man vermeide Steck« nadeln; man lege nie ein Kind angezogen in das Bett. Beim Fahren im Wagen soll das Kind nicht in Betten gepackt, aber angezogen und mit einer Decke zugedeckt werden; man fahre das Kind nicht rückwärts.

Bei gutem Wetter bringe man das Kind viel in freie Luft, weide aber Wind mit nördlicher oder östlicher Richtung, namentlich im Herbst und Frühjahr.

Das Bett bestehe aus Matratze (Roßhaar, Seegras, Stroh) Kopfkissen und leichter Zudecke. Wenn Federbetten hiezu benutzt werden, so dürfen diese nie festgestopft, dick und schwer sein. Anhaltender Gebrauch einer Gummiunterlage ist schädlich.

Nur Krankheit oder Miichmangel können eine Mutter von der Pflicht, ihr Kind selbst zu stillen» entbinden, selbst e>n ein- oder zweimonatliches Stellen neben anderer Ko'l trägt zum Gedeihen bei: Kann ein Kmd nicht Frauenmilch erhalten, so ist der beste Ersatz gute Kuhmilch, welche zuerst nicht ausgekocht mit abgekochtem warmem Wasser verdünnt und mit hartem weißem Zucker oder Milchzucker versüßt gegeben wird. Bei Kmdern bis nach dem ersten Monate gebe man halb Milch, halb Wasser, später allmählich weniger Wasser, vom 3. oder 4. Monat an rei.-e Milch. Zusatz von Natron ge­schehe nur nach ärztlicher Verordnung.

Ein die Milch ersetzendes Nahrungsmittel gibt eS nicht, beson« derS gewarnt wird, ohne den Arzt zu befragen, vor dem Gebrauch der condensirlen Schweizermilch, Nestle'scken Kinderpulver, Timpe's Kraft­gries, Arrovroot, Salep oder dergleichen. Mehl- oder Griesbrei, Kaffee und Thceabkochungen, Hafergrütze als Nahrungsmittel find ebenso schädlich als rod und Kartoffeln in den ersten 6 Monaten.

Die Nahrung muß in regelmäßigen, anfangs zweistündlichen, später größeren Zwischenräumen gereicht werden. Die Flasche ist sofort nach dem Gebrauch zu reimgen und bis zum nächsten Trinken mit reinem kaltem Wasser gefüllt zu halten. Das Saug- oder Gum­mihütchen ist sofort ordentlich auszuwaschen und in reines kaltes Wasser zu legen; nie soll es dem Kinde als Beruhigungsmittrl in den Mund gegeben werden.

Nach dem 6. Monate ist neben reichlicher, reiner Milch als Nebenkost zwei bis dreimal täglich Gries, Zwieback, Maismehl in Wasser, Milch oder fettloser Fleischbrühe gekocht zu geben. Semmel, drod, Kartoffeln, Fleisch oder die sonstige Kost der Erwachsenen ist erst iw zweiten Lebensjahre gestattel.

Bei anhaltendem Schreien, Erbrechen, Durchfall, kurzem Athem, unruhigem oder ganz fehlendem Schlaf, Abmagerung oder anderen Krankheitszeichcn begnüge man sich nicht mit dem Rathe der Hebamme oder anderer Personen, sondern suche zeitig ärztlichen Rath.

Abputzen polirter Möbel. In vielen Haushaltungen ist es Sitte, die polirten Möbel mittelst Petroleum abznretben. Wahr ist es, daß durch dieses Mittel die Möbel sich sehr rasch reinigen und augenblicklich sehr blank werden. Trotzdem ist die Anwendung des Petroleums nicht -u rathen. Einmal wird dadurch die Feuergefährlichkeit in hohem Grade vermehrt, dann aber wird durch dasselbe die Politur erweicht und die Möbel werden schließlich so blind, daß sie schlecht aussehen. Wir rathen daher den Hausfrauen, vom Gebrauche des Petroleums abzulaffen und statt desselben reines frisches Wasser mit einem ganz geringen Zusatz von Salmiak zu nehmen. Die Flecken an den Möb.ln verschwinden durch dasselbe sehr rasch, und diese werden, wenn mit einem feinen Lappen nachge­rieben wird, außerordentlich blank.

Ein Landmann ruft einen berühmten Arzt zu seiner erkrankten Frau.Ich zahle Ihnen 100 Mark/ sagt er zu dem Doktor,ob Sie meine Frau nun umbringen oder retten. Aber kommen Sie rasch/ Oer Doctor kommt, verordnet, die Frau stirbt. Nach einiger Zeit verlangt der Arzt sein Honorar.Wofür?" fragt der betrübte Wittwer,haben Sie meine Frau umgebracht?"Warum nicht gar /,-^7Haben Sie sie gerettet?"Auch nicht!"Slsohaben Sie nicht« zu bekommen!"

Rcdakti«» Driuk und Verlag v»» S. OelschlLger t» «alw.