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alien empfindlichen Schaden hinterließ. In derselben Nacht ist in Höfen im Rehfueß'schen Sägewerk in einem Schuppen, worin die Schreinerei eingerichtet, ein Brand auSgebroche», der dem Hauplge- bände und der nächsten Umgebung Gefahr drohte. Doch gelang es auch hier glücklicherweise der dortigen Feuerwehr und Löschmannschaft, ohne fremde Hilfe das intensive Feuer auf seinen Herd zu beschränken.

Stuttgart, 7. Dez. Gestern Abend 6 Uhr explodiue m einer Wohnung om Königsthor eine mit Wasser gefüllte Betlflasche, welche verschlossen auf den heißen Ofen gestellt war. Durch diese Explosion wurde letzterer vollständig zertrümmert. 3 Kinder, welche in dem ganz kleinen Zimmer anwesend waren, blieben glücklicherweise unverletzt; ebenso 1 Kanarienvogel, während dessen Käfig in Stücke zerrissen wurde.

Stuttgart, 10. Dez. Die Ausstellung einer künstlerisch entworfenen Ausstattung für 3 Zimmer, wir sie für eine bürgerliche Braut mittleren Standes als passend angesehen werden mag, wird binnen kurzem eröffnet werden können. Die Herstellung der Möbel ist dem Vernehmen nach der Vollendung nahe. Ein Geschäftshaus in der obere» Königestraße soll iu der Lage sein, 3 Zimmer für den Zweck der Ausstattung anzubieten. Die Ausstellung ist, wie bekannt, «in Werk des württ. Kunstgewerbevereins. Dir erste Ausgabe dieser Ausstattung ist bereits verkauft

Pforzheim, 6 Dez Der städtische Hilfsoerein hier hat sich in letzter Zeit mit der Einrichtung einer Freischule zur Erlernung von leichteren Handarbeiten alö: Laubsäge, Bürstenbinder, Korbflecht und Papparbeilen befaßt und zu diesem Zweck eigens einen Lehrer zum Besuche eines LehrkurseS für häuslichen Gewerbefleiß nach Berlin geschickt. Nach dessen Rückkunft hat der Vorstand in seiner gestrigen Sitzung die Eröffnung der Schule, zunächst mit 4 Kurien, auf nächste Woche festgesetzt; unbemittelten Schülern wird auch das nölhige Material vom Verein gratis geliefert. Man hofft hiemit namentlich den Familien der Arbeiter durch Nutzbarmachung der freien Zeit der größeren Knaben eine Einnahmequelle zu verschaffens und zu gleicher Zeit bei den Kindern selbst die Freude an der Arbeit zu erwecken.

Mainz, 2. Dez. DaS hiesige Polizeiamt wurde heute Abend telegraphisch benachrichtigt, daß ein Viehtransport mit 160 Stück hier einlaufen würde, in dem die Rinderpest auSgebrochen sei, und daß so- fort Maßregeln getroffen werden müßten.

Berlin, 5. Dez. (Einzug deS Kaiser- in Berlin.) Unter ungeheurem Jubel zahlloser Volksmaffen hielt der Kaiser heute fiinen Einzug in das festlich geschmückte Berlin. Das Wetter war zwar trübe, aber der Regen, der die ganze Nacht über gesäuert hatte, hörte noch in den letzten Vormittagsstunden auf. Schon früh füllten sich die Straßen. Von 10 Uhr ab rückten die Krieger-, studentischen und anderen Vereine mit klingendem Spiele von ihren Sammelplätzen ob, um vom Brandenburger Thor die LindenPromenade herab Auf­stellung zu nehmen. Um dieselbe Zeit fuhr der Kronprinz mit feiner Familie dem Kaiser bis Groß-Kreutz entgegen. Gegen 11 Uhr wurden die Straßen abgesperrt. Um 12 Uhr 10 Min. fuhr der reich bekränzte kaiserliche Zug in den Bahnhof ein; auf dem Perron wurde der Kaiser zunächst von dem Salut der Ehrenwache begrüßt. Die Groß- Herzogin-Mutter von Mecklenburg-Schwerin umarmt ihren kaiserlichen Bruder, da er den Salonwagen verläßt. Dem Kaiser folgt die Kaiserin und der Kronprinz. Auch die übrigen Mitglieder der kvntg. lichen Familie begrüßt der Kaiser auf dem Perron und tritt dann in den Empfangssalon ein. Der Kaiser hielt eine Ansprache an die Der sammelten, sodann speziell an den Oberbürgermeister v. Forckenbeck, dem er die Hand drückte, und endlich an die Staats minister und die Präsidenten der beiden Häuser des Landtags.

Nach etwa 10 Minuten verließen Ihre Majestäten den Bahn- Hof und bestiegen den offenen sechsspännigen Galawagen. Daran schloffen sich in 22 Wagen die Prinzen und Prinzessinnen nebst dem Gefolge. Der Kaiser» in großer Genrralsunisorm mit dem Milt- tärpaletot darüber, den rechten Arm in der Binde, sieht frisch und kräftig au». Auf dem ganzen Wege ertönten unermeßliche Jubrlrufe des zahlreich versammelten Publikums; die Fenster und Balkons waren reich mit Damen besetzt, welche die Majestäten mit Tücher­wehen begrüßten. Der Weg, den der Kaiser mit seiner Familie zu- rückzulegrn hatte, war womöglich noch prächtiger geschmückt, als bei den früheren Einzügen des Kaisers. Schlag 5 Uhr begann die Jllu- mination der Stadt, von welcher selbst bis in die entlegensten Straßen der Vorstädte kein einzige» Haus ausgeschlossen war. Auf dem Brandenburger Thor und an anderen Punkten strahlten elektrische Sonnen. In allen Straßen brannten bengalische Flammen, während die Fenster- und Häuserfronten von Kerzen und Gaslicht strahlten. An vielen Häusern waren Transparente mit sinnigen Sprüchen zu schauen. In Schaufenstern war häufig die lorbeergeschmückte Büste des Kaisers ausgestellt. Der Akt der Wiederübernahme der Regierung Lurch den Kaiser fand im Palais statt.

Berlin, 6. Dez. Der friedliche Ton der englischen Thron» rede entspricht den Eindrücken der letzten Zeck. Aber dir Rede ver» bindet in brmerkenSwerther Weise die freundschafilichen Versicherungen aller Mächte mit dem Ausdruck der Zuversicht, daß das in Berlin- erzielte Einvernehmen in der Ausführung deS Friedens sich verwirk­lichen werde.

Berlin. 9. Dez. In der Presse wird hier und da ange­nommen, die Regierung habe schon das TabakSmonpol ^ auigegeben. Dies stimmt mit mehrfachen Erkundigungen nicht überein. Man will sogm wissen, ob mit Grund ftcht dahin, der R-ichrkanzler habe für den Fall, daß das Monopol keine Aussichten im Reichstage hätte, eine zweite Auflösung in'S Auge gefaßt. Man muß sich übrigens, abgesehen von dem Monopol, auf harte Kämpfe wegen der Steuer­fragen gefaßt machen. Es sollen bekanntlich noch andere Erhö;ungen erwogen werden.

Wien, 9. Dez. Einem in Adrianopel wegen Puloereinschmug« gelang von den Russen verhafteten Engländer gelang es, zu entkomme» und sich in das britische Konsulat zu flüchten; als seitens des letzteren die Auslieferung des Engländers verweigert wurde, drangen die Russen in das britische Konsulat ein und nabmen denselben fest.

B r üffe i, 4. Drz. Endlich ist vor den Geschworenen von Brabant die Sache t'Kmt-Fortamps, betr. den Diebstahl von 23 Mill. zum Nachlheil der Bank von Belgien erledigt. T'Kint war angrkiagt der Fälschung und Unterschlagung. FortampS angcklagt statuten- und gesetzwidriger Operationen. Selten hat ein Fall größeres Aufsehen in den Gerichtsannalen erregt als derjenige, über welchen gestern in später Stunde entschieden worden ist. Die Stellung und die Familien der Anzekl., ihr Verkehr in den ersten hiesigen Häusern» das Grheimnißoolle über gewisse Punkte, die Verwicklung der Fragen, die ungeheure Höhe der unterschlagenen Gelder, die Lebhaftigkeit deS Kampfes zwischen der Anklage und der Vertheidigung, die Länge der Debatten, endlich die vielen Opfer dieser betrügerischen Handlungen, alle diese Ursachen haben dem Prozeß eine ousnehmliche Bedeutung verliehen. Den Geschworenen wurden 595 Fragen gestellt, worunter 170 subsidiarisch, so daß dieselben in Wirklichkeit über 425 Fragen zw entscheiden hatten. Da die Abstimmung geheim und durch Stimm­zettel geschieht, und für jede Frage 12 Stimmzettel erforderlich sind, so wurden dem Obmann der Geschworenen 7140 Stimmzettel ringe- händigt. Die Sitzung beginnt um 9>-2 Uhr mit Vorlesung der auS letzter Sitzung noch verbleibenden Fragen. Um 11 Uhr treten die Geschworenen in das BerathungSzimmer zurück. Nach 10 Uhr Abends wird inmitten feierlicher Stille das Unheil verkündet, nach welchem t'Kind zu 15 Jahr Zuchthausstrafe, zu 500 Fr. Geldbuße, zu ?/io der Kosten unv nachträglich zum Verlust der bürgerlichen Rechte aui 10 Jahre; Fortamp zu einer Gefängnißstrafe von 1 Jahr, zu 10,000 Fr. Geldbuße und zu 3/^ der Kosten oerurtheilt wird. In dem Augenblick wie l'Kint im Zellemvagen aus dem Justizgebäude geführt wird, bricht die harrende Menge in ein furchtbares Hohn­gelächter aus und folgte der Spur des»Wagens Suf eine Strecke bis zum Gefängniß. Fortamps verließ das, Jusnzgebäude durch eine verborgene Thür.

London, 7. Dez. Daily News erwähnt das Gerücht, der Emir habe in einem Brief an den Major Cavagnari den Wunsch ausgedrückt, sich unterwerfen zu wollen. Dilke werde am Montag die Regierung dieserhalb interpelliren.

Vom afghanischen Kriegsschauplatz.

Lahore» 5. Dez. Die Niederlage der Afghanen ist eine voll­ständige. Die Engländer erbeuteten 18 Geschütze und eine beträcht­liche Munition. Ihre Verluste find unter Berücksichtigung der großen Stärke des Feindes und der großen Terrainschwierigkett mäßige Die britischen Truppen hielten sich ausgezeichnet und rücken gegen den Engpaß Schutar Gardan vor.

Lahorr, 5. Dez General Roberts hat einen großen Sieg erfochten. Er nahm PeiwarkotuI rin und eroberte viele Kanonen. Oer Verlust der Afghanen ist bedeutend. Die Engländer verloren 80 Verwundete und Tobte, unter letzteren zwei Hauptleute.

La höre, 7. Dez. Eine nachträgliche Antwort des Emir» Schir Alt auf das Ultimatum ist angekommeu. Dieselbe scheint nach der Eroberung von Ali MuSdschid geschrieben zu sein. In derselben bestätigt der Emir den Empfang des Ultimatums, kritistrt die Freund- schastSoerficherungen der britischen Regierung und hebt hervor, die früheren Handlungen der britischen Regierung, besonders die Ber» Mittelung zu Gunsten seines Sohnes Jakub Khan stehen im Wider­spruch mit diesen Versicherungen. Er habe die Mission aus Furcht, seine Unabhängigkeit zu verlieren, verweigert, erklärt, daß keine ^Feind­schaft zwischen Afghanistan und der britischen Regierung bestehe» wünscht die früheren freundschaftlichen Beziehungen wieder aufzunehmen und ist bereit, eine temporäre Mission zu empfangen.

«edatti,», Druck me» «erlag »,» S. v«lschlii,er tn ««lw.