S76

Wildbad, 2. Dez. Eine nicht geringe Aufregung herrscht seit Samstag in hiesiger Stadt. Ein brave« 22jähriges Mädchen, Tochter einer Wittwe von hier, welche« feit einem Vierteljahr in Pforzheim im Dienst bei einer angesehenen Familie stand, wird seit letzten Donnerstag Abmd vermißt. Sie besuchte ihre ebenfalls in Pforzheim dienende Schwester und verließ dieselbe Abends zwischen 9 und 10 Uhr. Vau da ab wurde von ihr, trotz allen angestellten Nachforschungen, bis zur Stunde nicht die geringste Spur gefunden. Man hofft, daß die gerichtliche Untersuchung Licht in diesen Hall bringen wird.

Urach, 30. Nov. Endlich znacht sich auch bei un« in Folge

der niederen Frucht» und Biehprrise ein Abschlag beznz^lhar, indem zunächst die Bäcker um einen ganzen Pfennig am Weißbrod zurückge- gangen sind; die Metzger saugen allmählig auch an, abzuschlagen ünd verkaufen das Schweinefleisch zu 50 L da« Pfund und das Schweine­schmalz zu 70 Das Rindfleisch und Kalbfleisch im Preis immer noch gleich. Bei diesen theuren Preisen ist eg.für eiyen, der Liebhaber von Wildpret ist, fast gerochener, gleich einen ganzen Hasen zu 2 80 L bi« 3 v-L oder Rehfleisch das Pfund zu 60

zu kaufen. U-verhaupt werden diese- Jahr sehr viel Rehe geschossen, dagegen wenige Hasen nvd noch weniger Geflügel, Feldhühner gar keine. (In Stuttgart kostet Schweinefleisch 60 L Kalbfleisch 60 Ä Rind­fleisch 5V bis 60 ^.)

Von der Jagst. 30. Nov. Seit einiger Zeit passtren unsere Bahn eine Menge Transportwagen der ungarischen Theißbahn, um Getreide noch Süddeutschland zu bringen. Fast könnte man glauben, wir befänden uns mit den Fruchtvorrälhen auf völliger Ebbe; dem ist aber nicht so: die Speicher des Landmanns sind so gefüllt, wie seit langen Jahren nicht. Es ist aber kein Handel mit Kornfrüchten. Gerste werthet 7 «Hi 2040 nach Mahlfrvchteu keine Nachfrage. Es wird aus Ungarn bezogen; so schloß erst eine Kunstmühle mit einer LandeSproduktenhandlung eine Lieferung auf 8000 Ctr. Ungar. Brodfrüchte ab. Hopfen kostet 1524 per Centner.

Von der Tauber, 21. Nov. Daß der Hausirhandel zum größten Theil entweder privilrgirter Bettel oder Schwindel sri, ist allgemein bekannt. So wurde vom Baulande unlängst vor Schwindlern mit Kleiderstoffen gewarnt. Auch unsere Gegend blieb (wahrscheinlich von demselben Gaunerpaar) nicht verschont. Mann und Frau, beide vorzüglich zungenfertig, angeblich au« Biogen, verkauften u. A. an einen Herrn vier Reste von zusammen 9 Meter Wollstoff (aus Kunst, wolle bestehend, mit Leinenfadeo durchzogen, auf daß dasselbe nicht vor dem erstmaligen Anziehen auseinandergehe). Hoch taxsrt mochten die 9 Meter im Detail 30 Mark werth sein. Was aber verlangten die Ganner? Nicht weniger als 80 M. und erhielten diese auch haar ausbezahlt. Gute Waare verkaufen die Haussier nie. Wenn sie in Kaufläden kommen, fragen sie gewöhnlich nach Resten und schlechtem Zeug, den sonst zu verkaufen der Kaufmann sich nicht getraut. Das kaufen sie und beschwindeln damit das Publikum. Deßhalb möge doch Jeder solche Vorfälle als warnendes Beispiel nehmen, erinnert die »Tbr."

Pforzheim, 4. Dez. Das Gerücht von Verhaftungen von Arbeitern in Karlsruher und Durlachrr Fabriken gehört leider nicht in -aS Bereich müßiger Kombinationen, sondern die Polizei hat sich, wie auch Karlsruher und ein Freiburger Blatt erwähnten, wirklich zu solchen Maßregeln genöthigt gesehen. Ob diese Verhaftungen auf Grund verdachterregender Momente bezüglich der Sicherheit unseres Kaisers erfolgten, wird die Untersuchung lehren.

Berlin, 2. Dez. Der ,Nat.-Atg." entnehmen wir folgende Notizen über die aus Berlin auSgewieseneu Sozialdemokraten: Die­selben haben zum größten Theil im Laufe des Samstag und Sonntag Berlin vcrlaffen. Der Cigarreofabrikant Ecks, her »Centralleiter" der. sozialdemokratischen Agitation und die Seele der Agitation, ist bereits am Samstag, nachdem es ihm gelungen, sein Cigarrengeschäft preiSwürdtg zu verkaufen, nach Hamburg abgereiSk, um von dort nach Amerika auszuwandern. Seinem Beispiele werden fünfzehn der anderen ausgewiesenen Sozialdemokraten folgen, wenigstens haben dieselben AuSwanderungSpäfle vom hiesigen Polizei-Präsidium erhalten. Ein anderer Theil wird nach Kopenhagen auswandern; in Deutschland werden nur wenige bleiben, wie der Reichstagsabgeordnete Fritzsche, der sein Domizil vorläufig nach Leipzig, seiner Vaterstatd, verlegen dürfte. Die ausgewiesenen Sozialdemokraten find mit Ausnahme von zweien oder dreien sämmtlich verhrirathet, einzelne, wie Malkowitz, haben eine starke Familie. Diese letzteren trifft der Schlag sehr hart. Was die VermögenSverhältniffe der AuSgewieseneu anbetrifft, so warm 1015 derselben sehr arm, so daß es ihnen viele Mühe ge kostet hat, das nöthkge Reisegeld zusammenzubringen. Ein anderer Theil besaß gerade die zur Reise nöthigen Mittel, andere lebten in mittleren bürgerlichen Verhältnissen und verfügten über ein keine«

Vermögen, eine kleine Minderheit, wie Dr. Stamm, Rentier Rathenau Kaufmann Grün, galt für vermögend.

Berlin, 3. Dez. Ein Cirkular, in welchem die von Berlin ausgewiesenen Sozialdemokraten ihren Gesinnungsgenossen gegenüber sich gegen den Vonpurf, die Hffntzliche Sicherheit und Ordnung ge» fährdet zu haben, zu vertheidizen suchten, ist nach der »Kreuzzt.* polizeilich mir Beschlag belegt worden. Uebtigens steht» wir gemeldet wird, Berlin nicht mehr allein mit den Ausweisungen. Die Be« Hörden de« Berlin benachbarten Rixdorf haben durch GenSdarmen dir 6 Führer des dortigen sozialdemokratischen Arbeitervereins auf da« Amtsbureau berufen und ihnen eröffnet, daß sie binnen 48 Stunden den Ort zu verlassen haben. Im Abgeordnetenhanse wird die Aus» weisungS-Angelegenheit wohl beim Etat der Berliner Polizeiyerwaltung. zur Sprache kommen.

Berlin, 3. Dez. In Betreff des AuSbruchS der Rinder­pest in Stallupönen erklärte auf eine Anfrage Minister Friedenthal» du Rzndrrpest >ri durch den Schmuggelhandel eingeschlrppt worden. Auch im Oderbruch sei an 7 verschiedenen Orten in Folge des näm­lichen russischen ViehlranSporls die Rinderpest ausgebrochen. Alle zur Verhinderung der Weiteroerbreitung diensamen Maßregeln seien ergriffen worden.

London, 3. Dez. Das Vcrhältniß zwischen England und- Rußlonv scheint in der letzten Zeit eine Besserung erfahren zu haben. Man schließt dies aus den freundlichen Zusicherungen Kaiser Ale­xanders und auch aus der bevorstehenden Rückkehr der Tochter deS^ Kaisers, der Herzogin von Edinburg, nach England. Dieselbe hatte England verlassen, als dessen Beziehungen zu Rußland schwierig zw werden drohten. Auch die Rückkehr des Grafen Schuwaloff auf seinen Londoner Posten wird in friedlichem Sinne auSgelcgt. Der Pariser »Times"-Korrespondeut erwähnt zur Erklärung »es Umschwungs in der Stimmung Rußlands eines in diplomatischen Kreisen umlaufenden, angeblich glaubwürdigen Gerüchts, wonach der Kaiser, aus Bis­marcks freundlicher Haltung auf dem Kongresse schließend, der An­ficht gewesen sei, daß Deutschland bereit sei, Rußland esrtv blaneks bezüglich der Ausführung des Berliner Vertrags zu geben. Al» aber eine Sopdirung Bismarcks deutlich ergeben habe, daß diese Annahme falsch war, habe der Kaiser die kriegerischen Generäle deSavouirt und die beunruhigende Politik durch eine friedliche ersetzt.

Ueber Musik-Spielwerke.

Die Kunstindustrie hat während jeder Zeitperiode einen Artikel auszuweisen, der als besonderer Liebling sich rasch die allgemeine Gunfb erwirbt. Seit mehr als einem Jahrzehent zählen zu solchen die Musik Syielwerke, deren Beliebtheit im steten Wachsen ist, Fast in jeder komfortablen, ja nur halbwegs anständigen Haushaltung, findet man ein Erzeugniß dieser Kunstindustrie vor. Ein solch' Spiel- werk oder Spieldose ist eia prächtige« und stet« unterhaltendes Ding» immer dazu da, uns und unfern Gästen Vergnügen und Zerstreuung zu gewähren, in einsamen und sorgenvollen Stunden die üble Laune zu verbannen, unsere Grillen zu vertreiben. Niemand, dessen Mittel es immer nur gestatten, sollte anstehe», ein Spielwerk oder eine Spiel­dose sich anzuschasfen und bei einem beabsichtigten Geschenke in erster Reihe seine Wahl dafür zu treffen. Und erst za einem Meikaaekk- gescheake! Da gibt es gewiß nichts Passendere«, nichts das dem Empfänger eine größere Freude zu verursachen vermöchte.

Tonangebend, und diese Branche der Kunstindustrie geradezu be­herrschen», ist das weltberühmte HauS I. H. Heller in Hera» welche» viele Hunderte der geschicktesten Arbeiter beschäftigt, das Vollendetste in diesem Genre produzirt, und durch die Verdienstmedaille wiederholt ausgezeichnet wurde. Die Heller'schea Merke unterscheiden sich vor- theilhafl von allen anderen: durch ihre Tonfülle, Reichhaltigkeit unl» geschickte Wahl der Melodien, sowie durch ihre harmonische Vollendung. Als Kennzeichen trägt jedes seiner Werke die Marke äer Firma, (all» andern als Hellrr'sche angeprieseneo sind fremde) an welch' letztere man sich bei Bestellungen, auch wenn es sich nur um eine kleine Spieldose handelt, am besten stets direkt wenden wolle. Ganz besonders find die Heller'sckea spiekwerk« die im Jnseratentheil dieses Blattes von diesem Hause direkt dem verehrlichen Publikum empfohlen werden für Hütek», Eafä, und Hestaaravk geeignet und zu empfehlen. In denjenigen Etablissements,in welchen fsi bis nun etngeführt sind, hat sich für die Herren Mirtke ikre HeatabikitSt ekkataat erwiesen- Wir ertheilen daher jedem Wnthe, dem eS um eine erprobte Anzieh­ungskraft seiner Gäste zu thun ist, den wohlgemeinten Rath: die Aus­gabe für die Anschaffung sich nicht reuen zu lassen, ebenso wie wir za äberaa» geeigaete» M«ikaa<kt»ges«keakea dir Heller'seke» 8pi«k- werk« « Apiek-Dosea nochmals nachdrücklichst empfehlen.

Jllustrirte PrriScourante werde« aus Verlangen Jedryt franco zugesrndet.

tn Ealw. (Hiezu ein» Beilage und Nro. <9 de« llntertzaltung«bl»tt«^>

53. Z

Müetnl

*>»AirerAi

terhailt««

r?imt

Sch

In de Stepp, findet die Mit-

und der s Mon

auf dem 3 die Gläu im Centr- stimmunge Den l

Schn

In de §ösle , vann, L lindst die Mor

and der L Frei-

auf dem 3 die Gläub im Centrc Kimmungen Den 2

Stami

und

Ttaatswal ! 154 Stü

22