Die Reichstagswahl

ist auf dm 30. ds. MtS. anberaumt. Die große. Wichtigkeit dieser Wahl ergibt sich nicht allein aus der Stellung sine- RsichStagsab- geordoeten, der. berufen ist, die höchsten Interessen des Volkes zu ver­treten, sie ergibt sich diese« Mal noch ganz besonders aus den Gründen, welche die Reichsregiecuug bestimmt haben, den letzten Reichstag aufzulösen.

Die Social-Demokratie, eine große und gut organiflrte Partei, erstrebt unter dem lügenhaften Vvrgeden der Förderung des Volkswohls den Umsturz aller bestehenden Oronvngen. Um ihre Ziele vorzube­reiten, sucht sie dir Religion, die Bande der Familie, die staatlichen Einrichtungen dem Volke vecüchtlich zu machen, Haß und Zw.etracht zwischen der besitzenden und arbeitenden Gaffe zu stiften. Leider viel zu lange ließ man unter den Augen der Regierung das giftige für die urtheilslose Menge so verführerisch aussehende Unkraut säen, erst als die unheilvolle Saat üppig aufgegangen und als Frucht den ver­suchten Kaisermord getrieben hat, fand man es an der Zeit einen Gesetzes-Entwurf gegen dir Ausschreitungen der gefährlichen Sekte vorzulegen. Er wurde von der Mehrheit des Reichstags in einer von den meisten Reichstagsmitgliedern jetzt wohl selbst erkannten Unterschätzung und Verkennung der »hatsächttqen Gefahren abgelehnt. Ein wiederholt aus den Reihen der Sozialdemokratie hervorgegungenrr mörderischer Angriff auf das Leben unseres greisen HeldenkaiserS hat die Reichsregierung veranlaßt, den Reichstag aufzuiösen und daS deutsche Volk aufzufordern, ihr die zu Bekämpfung der gefährlichsten Feinde der gesellschaftlichen Ordnung erforderlichen gesetzlichen Vollmachten zu verw'lligen. An das Volk ergeht der dringende Ruf: Männer in den Reichstag zu wählen, welche die aufrichtige redliche Absicht und den Muth haben, mit der Regierung ein Gesetz zu vereinbaren, ba­den gehäßigciz und gefährlichen Wühlereien und Hetzereien ein Ziel setzt, nicht aber Männer die in doctriniirem Principienstreit die Er­reichung praktischer Ziele vereiteln oder solche die auf halbem Wege mit den Sociatdemocraten gehen. Unser seitheriger Reichetagsab- geordneter

Herr Julius Staelin in Calw

hat schon für die erste Vorlage eines Gesetzes gegen die Ausschreitungen der Socialdemokratie gestimmt, er hat in seinem Programm uv« die Bürgschaft gegeben, daß er gewillt ist, die Regierung in dem nothwen» digeu Kampfe auch ferner zu unterstützen. Wir wissen von ihm, daß er unter Wahrung der berechtigten Selbstständigkeit unseres cnaeren Vaterlands treu zu Kaiser und Reich steht, sein Programm sagt uns, daß er für die wichtigen Fragen, welche den kommenden Reichstag beschäftigen werden, den wahren Bedürfnissen des Volkes entsprechende Ansichten hat. Er verdient deßhalb mit Recht das vollste Vertrauen.

Wir richten an die Wähler des VII. Wahlkreises die dringende Bitte, es möge keiner versäumen, am Tage der Wahl seine Stimme abzugeben und dadurch zu beweisen, daß er die mit so schweren Opfern errungene Einigung der deutschen Völkerstämme zu einer starken schützenden Macht, zu segenbringender gemeinsamer Gesetzgebung hoch schätzt. Möge sich Niemand der Wahl deßhalb enthalten, weil kein Gegenkandidat ausgestellt ist. Die Mühe ist klein, den Zettel in die Urne zu legen und wir find diese Rücksicht dem Manne schuldig, der mit Annahme der Wahl große Opfer auf sich nimmt. Vergegen­wärtigen wir uns vollends den Grund, der uns vor eine neue Reichs- tagSwahl gestellt hat, den Appell des Kaisers und der verbündeten Regierungen an das deutsche Volk: beizustehen in dem Kampf gegen die Gefahren der Socialdemokratie; so liegt Jedem, der diesem Rufe folgen will, gebieterisch die Pflicht ob, von seinem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Eine laue Betheiligung bei der Wahl würde die ordnung«- und reichsfeindlichen Elemente wenn auch durch Trugschlüsse in ihrem Streben ermuntern. Deßhalb Wähler des VII. Wahlkreises erfülle Jeder seine Bürgerpflicht und mache von seinem Wahlrecht Gebrauch!

Das Wahl für

Calw, 26. Juli. Gestern hielt unter Leitung des Secr. Hör- lacher der hies. laudw. Verein tu Zwerenberg wieder eine jener gelungenen Wandervrrsammlungen, wie sie seit einigen Jahren auf dem jährl. Programm des Vereins stehen. Als gelungen kann aber diese Versammlung bezeichnet werden nicht bloS wegen der großen Zahl der Besucher, die sich aus Zwerenberg selbst und vielen benachbarten, zum Theil ziemlich entfernten Orten, insbesondere aber auch auS mehreren Orten de« NachbarbezirkS Nagold, aus Altenstaig, Wildberg, Schöm- brunn u. s. w. zahlreich eingestellt hatten, sondern auch wegen der mit großer Aufmerksamkeit und vielem Beifall aufgenommenen Vor­träge Über da- Felderbrennen und die Viehzucht, mit besonderer Be« ziehung auf die auf dem Schwarzwald so häufige Nagekrankheit des

Redaktion, Druck und Verlag von

Rindviehs. Interessant waren auch die von dem v. Gültlingen'schen Rentamtmann mitgrtheilten Notizen über den Brrnecker Btehverficher- ungsverein, dessen Statuten wegen ihrer zweckmäßigen und billige« Bestimmungen die weiteste Verbreitung verdienen. Einen ganz be­sondere« Anziehungspunkt, der ohne Zweifel die meisten Besucher aus größerer Entfernung nach Zwerenberg geführt hat, boten aber die von dem Freih. Ad. v. Gültlingen persönlich in Thätigkeit vorgrführtcn 2 Mähmaschinen für Getreide und Futter. Für die erste« war natürlich kein reifes Fruchtfeld zur Verfügung und konnte sie an unreifem löaber selbstverständlich nicht in der befriedigenden Weffe arbeiten, wie eS an reifer, im Halme widerstandsfähiger Frucht ganz zuverläßtg der Fall gewesen wäre. Der Sämttt war jeooch über­raschend schön, sste auch an der Futtermähmaschine, welche einen zweiten Kleeschnitt karelloS zu Boden legte. Die Lortrefflichkeiti dieser Maschinen von Walter Woos hat chre Anerkennung auch, bei dem am 22. Juli in Mormant (bet Paris) abgehaltenen internationalen Wettstreit von Maschinen gefunden, bet dem sie den 3. Preis errangen. Die Arbeit der Mähmaschinen wurde von einer Menge von Zuschauern, wie sie Zwerenberg wohl noch nie beisammen gesehen hat, mit größtem Interesse verfolgt, und grbüdrt Hrn. v. Güillwgen ganz besonderer Dank für seine opferwillige Freundlichkeit. Ein Auszug aus dm Vorträgen folgt.

Altenstaig Stadt, 23. Juli. Gestern Nachmittag zündete der Bliz gleichzeitig eine Scheuer im benachbarten Weiler Heselbronn und ein Woynaaus im Maettflecken Slmmrrsfeid (ca. 1 Std. von hier) an, so daß die h.cs. Feuerwehr ihre Kraft halbsten mußte. Das Haus und die Scheuer (tetzterc mrt viel Fuiler angefüllt) sind bis aus den Giund abgebiannt- Unsere Felder blieben von dem schreck­lichen Unwetter, Gottlob I verschont.

Stuttgart, 24. Just. Sin von Herrn Louis Schweizer ver­anstalteter Extrazug nach Par iS soll Samstag den 24. August von hier abgehen und am ö. Sept. wieder zurückkehren. Der Fahrpreis ist auf 60 v/t berechnet.

Wie bei früheren Reichstogswahlcn hat der Reichskanzler für die am 30. d. M. staltfindenden Wahlen abermals die Aufnahme einer stattsnschen Ucberstcht der Wähler im ganzen Reiche angeordnet, und zwar soll sich diese Aufnahme auch besonders auf die Religion der Wähler erstrecken, welche in dieser Beziehung nach den vier Unter­scheidungen: Evangelische, Katholische. Juden und Dissidenten aufzu» führen sind. Die einzelnen Staatsregierungen sind ersucht worden, das Material zu sammeln und eS nach Feststellung der entgildigen Wahlergebnisse einzusenden, die von dem statistischen Amte des Reichs gesichtet und veröffentlicht werden. Die Zahl der Wahlberechtigten und die derer, welche wirklich gewählt haben, ist in erster Reihe zu ermitteln; während die Parteistellung der Gewählten nach der Tat­sache festgestellt werden wird, ob und welcher Partei die Einzelnen sich im Reichstage angeschloffen haben.

Die Tabaks enquete komm isst an wird noch 8 Tage zur Erledigung ihrer Arbeiten bedürfen. Der amerikanische Kommis­sionär Pösche hat sein Referat über die amerikanische Fabrikatsteuer beendet. Die Kommsstionsmitglieder find der Ansicht, daß das System der amerikanischen Fabrikatsteuer für Deutschland sich nicht werde adoptiren lassen; es scheint» daß nach den eingehenden Mittheilungen Pösches von der beabsichtigten Entsendung einer deutschen Kommission nach Amerika Abstand genommen werden wird. Auch für die Ein­führung des Tabaks Monopols scheint in der Enquctekommission keine Neigung vorhanden zu sein, nachdem dir Detail« der österreichischen und französischen Regie vorliegen. Einstimmig ist die Enquetekommis­sion darüber, daß aus dem Tabak eine höhere Steuer erzielt wird,, als wie jetzt der Fall ist, jedoch unter möglichster Schonung der Produzenten, und richtiger Bemessung des Vortheils der Konsumenten. Man meint, daß ohne Gefahr die jetzige Steuer um Zweidrittel des heutigen Betrages erhöht werden könne. Die Enquetekommission hat jedoch nicht einen Modus der Tabaksbesteuerung vorzuschlagen, sondern nur das Material anzufchaffen und die Frage besser festznstellen. Von Subkommisstonen find eingesetzt worden: eine für den Tabaks­handel, eine für den Tabaksban und die Frabrikatur, die dritte für die Herbeischaffung und Sichtung des statistischen Materials. Jede Subkommission bestellt einen Referenten» der dem Plenum die von ihm redigtrten Fragebogen zur Genehmigung unterbreitet.

Die .Trib.- meldet: Vom Hitzschlage getroffen wurde am

Montag während eines Marsches eine Anzahl Soldaten des 3. Garde- Regiment« z. F. Einer derselben, rin Einjährig Freiwilliger, ist in Folge dessen gestorben. Auch die übrigen vom Hitzschlage Getroffenen sollen sich in nichk ungefä hrli chem Zustande befinden. ___

Gottesdienste. Sonntag, den 28. Juli.

Bonn. lPred.); Hr. Dekan Mezger. Nachm. lPred.): Hr. H es s e.

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