Irin, bei ruhig» Srr nach und nach die Leichen, die Handfeuerwaffen, die Effekten der Offiziere und Matrosen und wahrscheinlich auch die Geschütze zu bergen und durch Hilfe der Taucher an die Oberfläche zu befördern. E» haben zwar verschiedene englische und deutsche Ge« sellschasten der Admiralität den Vorschlag gemacht, den Großen Kur» fürsten zu heben, aber keine Gesellschaft will das Risiko tragen, sondern verlangt von der Admiralität, daß ihr ihre Kosten beim Miß­glücken des Versuchs zurvckerstattet werden. Selbstverständlich kann die Admiralität auf solche Anerbieten nicht ringehen, da die Kosten eines solchen Versuchs ja sofort ganz bedeutend find.

Berlin, 2. Juli. Am Sonnabend scheinen sich die Vorstell­ungen des Fürsten Bismarck gegenüber den türkischen Bevollmächtigten» wie die »Pros.-Korr.* meldet, so dringlich gestaltet zu haben, daß Mehemed Ali Pascha in Konstantinopel die Ermächtigung angesucht haben soll, Berlin verlassen zu dürfen. Mehemed Ali, um diesem Schritte auch die entsprechende äußere Illustration zu geben, enthält sich seitdem, bei den Empfängen in den Salons der Kongreß-Diplo- matie zu erscheinen. Selbst einem am Montag Abend vom türkischen Botschafter Sudallah Bey veranstalteten Diner, welchem Graf Schu- waloff beiwohnte, ist Mehemed Ali demonstrativ ferngeblieben.

Berlin, 4. Juli. Die Nat.Z. meint: Die militärische Promenade nach Bosnien scheint nicht so glatt vor sich gehen zu wollen, wie man Anfangs in Wien zu glauben schien. Der Wieder- stand der Türken könnte möglicherweise doch nicht bloS ein papirrner Protest bleiben, wenn man in Erwähnung zieht, baß sich in den zu besetzenden Provinzen nach neueren Angaben eine Armee von 60,000 (?) Mann befindet, welche in Folge von Entbehrungen aller Art zwar erschüttert, aber doch bereit ist, den BerzweiflungSkampf zu wagen. Dies hatte denn auch die üstreich. Staatsmänner veranlaßt, den Ein- marsch bis nach Beendigung des Kongresses zu verschieben, jedenfalls weniger, um das Friedenswerk des europäischen AreopagS durch unvor­hergesehene Zwischenfälle nicht zu stören als um Zeit zu gewinnen, die Rüstungen erheblich zu erweitern.

Wien, 3. Juli. Die Pforte soll ihre Kongreßdelrgirten ange­wiesen haben, der Okkupation Bosniens bedingungsweise zuzustimmen; da die Pforte Dauer, Troppenzahl und Gebiet der Okkupation ver­tragsmäßig abgegrenzt wünscht, dürften ihre Bedingungen schwerlich berücksittigt werden.

Wien, 4. Juli. Die Pol. Korr, läßt sich au» Berlin vom heutigen melden: Die KriegSrntschädigungSfrage ist derart geordnet, daß keine türkische Hypothek angetastet, auch die Kriegsentschädigung in keine Gebietsabtretung umgewandelt wird. Die Donauschifffahrts- fragrn find im Wesentlichen erledigt. Die Schwierigkeiten bezüglich der griechischen Frage sind groß, und es ist kaum eine solche Erledigung zu erwarten, daß mit Sicherheit auf Anbahnung dauernder friedlicher Verhältnisse zwischen der Türket und Griechenland gerechnet werden könnte. Die englisch-russischen Differenzen wegen Batums sind so ernst, daß Bismarck die Lösung dieser Frage späteren direkten russisch- englischen Verhandlungen Vorbehalten wissen will. Falls diese Ansicht nicht durchdringt, könnte die Frage wegen Batums die Dimensionen eine» Konfliktes annehmrn. Die neuen Instruktionen der türkischen Delegirten in der bosnischen Okkupationsfrage find nicht darnach an- grthan» diese Frage zn vereinfachen. Der Kongreß acceptirt die Be­dingungen der Pforte nicht und ist dadurch gezwungen, von der Zu­stimmung derselben abzusehen.

Bern, 26. Juni. In Folge der Vergiftung am Sängerfest zu Kloten sind laut der »Blätter für Gesundheitspflege" mehr als 400 Personen am Unterleibstyphus erkrankt. Außer diesen unglück­lichen direkten Opfern hat dieses traurige Ergebniß leider auch noch die materiell schwerwiegende indirekte Folge, daß die Furcht vor An­steckung höchst störend auf den Fremdenverkehr einwirkt. Für den Durchgangspunkt Zürich, schreibt man von dort, ist derselbe auf Null herabgesunken. »Ganze Familien von Touristen, welche in den Züricher Gasthöfen logirten," so heißt es in den betreffenden Schreiben, »haben die Stadt verlaffen, als wäre der leibhafte Gottseibeiuns im Anzuge, und andere, welche Quartier bestellt, haben Kontreordre ertheilt. Ueb- rigenS sollen in Zürich selbst bi« jetzt nur acht Erkrankung« der GesundheitSkommisfion zur Krnntniß gelangt sein, darunter kein einziger Todesfall.

Pari» hat am 30. Juni ein Nationalfest gefeiert, so glänzend, fröhlich und würdig» wie zu keiner anderen Zeit. Diese« Fest galt der geretteten Republik, der Arbeit und dem Frieden. Die Riesenstadt war von einem Ende bis zum andern mit Fahnen und Guirländen ge­schmückt und dir Illumination reichte von dem feenhaft erleuchteten Boulogner Wäldchen bis in die entferntesten und winkeligsten Gäßchen. Die ungezählten Volksmassen tummelten sich, tanzten und sangen, scherzten und lachten, waren so aus sich heraus voll Freude und Lust, wie man r» nie gesehen: der Glanz und die Freude lag über der

-.«st wie der Feenzauber eine» Eommernachttraumes. Da« Volk bewies dure, seine Haltung, da« eine höhere Idee es beseelte; von keiner Polizei überwacht, zeigte e» in seiner Festfreude ein Gefühl für An» ständigkett und Respekt, für Mäßigung und Ordnung, da» Bewundrr» ung verdient. Man sah, die Republik hat hier feste Wurzeln geschlagen. Der Mittel- und Glanzpunkt der Feier war die Enthüllung be­mächtigen Standbildes der Republik auf dem Mars selbe.

Paris, 5. Juli. Man erinnert sich des schrecklichen Unglücks« falls im Grand-Hotel in Paris, welches den Tod der Baronin Schack und zweier Angestellten herbeiführte. Veranlaßt wurde er durch den Sturz eines der Aufzüge, welche in diesem Hotel angebracht sind. Das Zuchtpolizeigericht hat am 4. in dieser Angelegenheit sein Urtheil gefällt. ES verurtheilte den Mechaniker Alberty de Eadenet, welcher mit der Ueberwachung der Maschinen im Grand-Hotel beauftragt ist, zu 1 monatlicher Gefängnißstrafe und 200 Fr. Geldbuße. Außerdem erklärte es denselben Alberty de Eadenet in Gemeinschaft mit dem Direktor de» Grand-Hotel Vanhimbeck für dir Schadensansprüche, die au» dem Unglückssall erwachsen, verantwortlich.

Paris, 3. Juli. Die Gesammt- Einnahme der Weltausstellung in den Monaten Mai und Juni (mit Ausnahme des Festtages vom 30. Juni) belief sich auf 3.122,963 Fr.

Paris» 4. Juli. In einem Hotel der rus neuvs 8aint- ^ußustin waren vor etwa 8 Tagen zwei junge Deutsche mit einem Mädchen abgesttrgen, welches 17 oder 18 Jahre zählte. Sie wollten wie sie sagten, einige Tage in Paris verbringen, und nahmen drei Zimmer. Gestern früh erhielt einer der jungen Leute, R. L. zur. oanä Leidbrsnä) aus Stuttgart, einen Brief aus Deutschland, der ihn so zu verstimmen schien, daß er trotz des Zuredens seiner Reise­gefährten nicht auSgehen, sondern dieselben de» Abend» um 6 Uhr zu Hause erwarten wollte. Als das junge Mädchen mit dem andern Herrn kurz vor 6 Uhr dir Treppe des Hotels wieder Hinaufstieg, hörten sie einen Schuß. Der junge Mann hatte sich eine Kugel in'S Ohr gejagt und der Tod war auf der Stelle eingetreten; im Kamine brannten noch Papiere und unter ihnen der verhängnißvollr Brief au» Deutschland. Die ersten polizeilichen Erhebungen ergaben über da» Motiv des Selbstmords noch keine weiteren Aufschlüffe.

Paris, 4. Juli. Der Handelsmintster hat unter Zustimmung de» Ministerraths beschlossen, gegen Ende der Weltausstellung eine große Lotterie zu veranstalten, für welche 2 Millionen BilletS ä 50 Cent, ausgegeben werden sollen; das Objett der Lotterie werben Aus­stellungsgegenstände bilden, welche die Regierung mit der also erzielten Million Francs erstehen wird.

Pari», 4. Juli. Dem Schah von Persien wurde für einm zweitägigen Aufenthalt in Fontainebleau eine Gasthofsrechnung von 14200 Fr. überreicht» die nach langen Unterhandlungen auf 9000 Fr. ermäßigt wurde. Der »Figaro" theilt aus dieser Rechnung nachstehende Proben mit: Für Blumen 1500, für 20 Hühner 400, rin Cigarre 5, vier Zimmer 200, zwei Schachteln Cigarrettev 50, zwölf Pfirsiche 120, eine Melone 60. drei Fahrten 800 Fr. Dagegen belief sich die Gasthofsrechnung im Grand Hotel zu Pari» bei einem Gefolge von 32 Personen auf nur 76 000 Fr., was für den Tag die Summe von 3454 Fr. ausmacht.

8 o nd on, 27. Juni. Gestern war die Hitze so groß (120" Fahrenheit ca. 40« Röaumur in der Sonne), daß sogar die Eisen­bahnschienen auf der London- und North-Western-Linie, zwischen Wigan und Manchester, auf einer kurzen Strecke 8-förmig gebogen und die Schwellen fast zwei Fuß au» ihrer Lage gebracht wurden. Die Schienen scheinen zu fest aneinander geschraubt worden zu sein, so daß sie sich unter dem Einflüsse der Hitze nicht genug in die Länge auSdehnen konnten. Die Störung wurde glücklicherweise noch rechtzeitig bemerkt, als ein Paffagierzug sich der Stelle näherte.

London, 30. Juni. In Portsmouth lief vor einigen Tagen Befehl von der Admiralität rin, da» indische TruppeutranSportschiff EuphratrS unverzüglich nach Malta zu senden. Am 5. Juli wird das Schiff Crocodile und am 6. SerapiS ebendahin abfahren. Wie verlautet, sollen die genannten Fahrzeuge die indischen Truppen heim befördern. Einem weiteren Befehl der Admiralität zufolge werden auf der Werft von Portsmouth keine neuen Arbeitskräfte mehr angr» nommen werden.

Au« New - Aork wird der .N.Pr.Ztg." geschrieben: Während da» Geschäft des Wettlaufens und Dauerlaufens hier noch immer blüht, ist nun auch noch die Thorheit de» WetttaozenS hinzugekommen. Der französische Tanzlehrer Cartter tanzte 12 Stunden. Samuel Baron, Amerikaner, mußte zur Ehre der Nation dem Franzosen dir Palme streitig machen und tanzte 14 Stunden, unter Hellem Jubel des Volke», das ihn auf seinen Schultern nach Haus» trug. Darauf antwortete Cartirr mit 15 Stunden, und so wird »S fortgehrn, bis sich einer der Thorm zu Tode getanzt hat.