306

50-Pfennig-Ba)ar.

Da eine große Parthle Waare (auch seidene Mützen) heute angekommen, verkaufe, ich noch einige Tage um leichtere Fracht zu haben. Ich bitte, mich in diesen Tagen noch zahlreich zu beehren.

Ergebenst

Alvlulkv aus Fnwkfurt

Der St. A. Nr. 152 verkündigt nachstehendes kirchliches Ge« setz, betr. die Aufhebung der Gebühren für kirchliche Ehrverkündigungen. Nachdem durch das Reichsgesetz über die Beurkundung des Personen­stände« und die Eheschließung vom 6. Febr. 1875 die die Eheschließung vorbereitenden Geschäft: Len StrnLerbrLmtrn Lberwirsev worden sind, verordnen und verfügen Wir auf den Antrag der rv. Oberkirchenbe­hörde und mit Zustimmung der Landessynode, wie folgt: Art. 1. Die Gebühren für kirchliche Ehrverkündigungen sind aufgehoben. Art. 2. Die Festsetzung der den einzelnen Stellen zu gewahrenden Entschädigung für die aufgehobenen Gebühren innerhalb der etatsmäßigen Mittel erfolgt nach Berhältniß des Verluste« durch die Oberkirchen­behörde mit Genehmigung des kgl. Ministeriums de« Kirchen- und Schulwesens. Das gegenwärtige Gesetz tritt mit der Verkündigung im Staatsanzeiger in Kraft.

Besigheim, 30. Juni. Gestern Nachmittag wurde an dem Rechen der hiesigen Kunstmühle die Frau eines wohlhabenden Bauern von OttmarShetm aus dem Neckar gezogen, bei der die Verwesung schon stark eingetreten war. Auf eine bis jetzt unerklärliche Weise kam diese in jeder Hinsicht brave Frau von ihrem Haus fort, und es liegen Gründe vor, daß hier ein schweres Verbrechen verübt worden ist. Der Ehemann, sowie die Dienstmagd sind verhaftet. Hier herrscht große Aufregung.

Edingen, 1. Juli. Zur Feier der am 4. Juli stattfindenden Eröffnung der Bahnlinie BalingenEbingenSigmaringen ist gestern dahier eine Gewerbe-Ausstellung eröffnet worden, welche ihresgleichen in einer Stadt gleicher Größe wie Ebingen kaum gehabt haben dürfte. Die Ausstellung ist von ca. 180 Fabrikanten und Grwrrbtrribendrn in 5060 verschiedenen Branchen beschickt. In Hellen geräumigen Lokalitäten, unter der kundigen Leitung deS von der Kgl. Centralstelle für Handel und Gewerbe entsendeten Oberinspektors Senfft geschmack­voll arrangirt, gewährt sie einen imposanten Anblick. Das gelungene Werk gibt Zeugniß dafür, daß Ebingen auch heute noch seinen alten Ruf hervorragender Gewerbthätigkeit verdient und zu behaupten weiß. Unter den schon gestern eingetroffenen zahlreichen auswärtigen Besuchern war nur eine Stimme der Bewunderung und Anerkennung, und wenn nun in wenigen Tagen erst die Eisenbahn eröffnet sein wird, so ist mit Sicherheit anzunehmen, daß die Anziehungskraft, welche die Ans- stellung verbunden mit der schönen Partie durch unser romantisches Schmiechathal besitzt, noch weitere zahlreiche Besucher aus nah und fern anlocken wird, und sicher wird keiner derselben Ebingen un­befriedigt verlassen.

Karlsruhe, 29. Juni. Einem in einem hiesigen Gasthofe logirenden Pfarrer, welcher beim Schlafen unvorsichtigerweise die Zim- merthürr unverschlossen gelaffen hatte, wurde seine Geldbörse mit 294 -/t Inhalt, bestehend in Gold und Coupons, entwendet.

Buchen, 28. Juni. Um sich von dem Futterreichthum dieses Jahres einen Begriff machen zu können, so schreibt der , 8. A.*, sei mitgetheilt, daß Heu mehrfach zu 60 bis 80 Pf. per Centner ver­kauft wurde; bei einem gestern hier flattgehabten Kauf einer Wagen­ladung guten Heue« soll der Preis noch niederer als 60 Pf. sein. Alle Feldfrüchte stehen überaus schön.

Elberfeld, 29. Juni. Der Tunnel der Rheinischen Eisen­bahn bei Schwelm ist in einer Länge von ca. 30 Meter bei der Ver­zimmerung eiugrstürzt, indem durch plötzliches Verschieben de« Erd­reichs die Zimmerung zusammenbrach. 7 Maurer und ein Bergmann find verschüttet, die Verunglückten sind todt; vor 810 Tagen kann mau zu den Verschütteten nicht gelangen.

Berlin, 28. Juni. Daß die strengen Maßregeln, welche man in Potsdam dem Publikum gegenüber ergriffen hat, nicht so ganz un­berechtigt find, das scheint uns so schreibt derBerl. Börs.-C." durch eine Nachricht bestätigt zu werden, welche uns heute aus -er nachbarlichen Residenz zugrht. Man hat dort (so lautet diese Nachricht) in den letzten Tagen an einem Baume des Parks von Sanssouci einen Kater ausgrhängt gefunden, an dem ein Zettel be­festigt war; auf diesem Zettel stand ein Vers, der in ganz unfläthiger und nicht wiedrrzugebender Weise die Person de» Kronprinzen des deut- '«.n Reiches und sogar dessen Leben bedrohte. E» ist begreiflich,

'"! rckelerregende Vorkommnisse nur dazu beitragen können, .aßgebrnde Kreise zu verbittern. Ob es etwa der Polizei

gelungen ist, das nichtsnutzige Individuum oder die nichtsnutzigen Individuen, von denen die Rohheit auSgegangen ist, zu entdecken, ver­mögen wir nicht zu sagen.

Berlin, 29. Juni. In der Sitzung vom 28. Juni berirth der Kongreß über die Stellung der Juden in Serbien. Waddington beantragte, daß denselben politische Gleichberechtigung und Religions­freiheit in Serbien eingeräumt und garantirt wird. Der Kongreß genehmigte den Antrag, und entschied, daß die Durchführung desselben in Serbien eine Bedingung der Anerkennung der serbischen Unabhäng­igkeit sei.

Nach der ,N. Fr. Pr." bestehen noch Differenzen zwischen Oesterreich und Rußland mit Rücksicht auf die Serbien und Montenegro zu gewährenden Gebietsvergrößerungen, und die Frage wegen der zeit­weiligen Okkupation von Bosnien und der Herzegowina durch Oester­reich-Ungarn sei zwar verhandelt, aber noch keineswegs entschieden worden. Es scheint überhaupt, daß Alles, was sich auf die Feststell­ung der österr. ungarischen Jnteressen-Sphäre bezieht, besondere Schwie­rigkeiten hervsrruft. Der Vorsitzende des Kongresses, Fürst Bis­marck, welcher Allem ousbietet, um zu verhindern, daß die Kongreß­arbeit inS Stocken gerathe, soll die Absicht gehabt haben, die Frage» wegen Bosniens und der Herzegowina gar nicht in das Kongreß- Programm «inzubezirhen; aber da Graf Andrassy für dir Okkupation dieser türkischen Provinzen eine Art europäischen Auftrages für Oester­reich-Ungarn in Anspruch nimmt, so blieb nichts Anderes übrig, als auch diese Frage auf die Tagesordnung des Kongresses zu setzen."

Berlin, 30. Juni. Bulletin von 10 Uhr Vormittags. Nach einer sehr guten Nacht befinden sich Sc. Maj. der Kaiser wohl. Nach­dem die Wunden am Kopf sämmtlich vernarbt sind, hat der bisherige Schutzoerband weggelaffen werden können.

Berlin, 2. Juli. Bulletin von Vormittags 10 Uhr. Die gestern gemeldeten rheumatischen Beschwerden in den verletzt gewesenen Theilen haben aufgehört. Das Allgemeinbefinden Sr. Majestät ist. befriedigend.

Saarbrücken, 26. Juni. Die Saarbrücker Bergwerks­direktion gibt, vom 1. Juli ab geltend, einen neuen Preiscourant heraus, wonach für sämmtliche Kohlensorlen erster und zweiter Qualität eine Preißcrmäßigung von 25 Pf. per Zentner rintritt, während alle Grieskohlen von da ab theurer werden.

Paris, 29. Juni. Die Vorbereitungen zu dem morgigen gro­ßen National, und Ausstellung«feste sind großartig. Niemals zuvor ist so viel Gas, so viel farbiges Licht und Feuerwerk aufgewendet worden, als es morgen der Fall sein wird; allein die Lichtlinie vonr Concordeplatz zum BoiS de Boulogne wird aus 78,000 GlasballonS bestehen. 1640 Mann sind bestimmt, diese Lampen anzuzünden. Die Avenue de« Bois de Boulogne ist nach der Quere in 33 Abtheilungen (Travöes) eingethcilt, jede Trasse trägt 5. Kronleuchter. Am Ein­gang des Gehölzes ist ein riesiger Triumphbogen errichtet, dessen Be­leuchtung allein 400 ebm. GaS per Stunde erfordert. Die Ober­leitung de« Ganzen hat Alphand» Direktor der Arbeiten der Stadt Paris. Von den Einzelfrsten der 20 Arrondissements ist zu berichten, daß in den Centralhallen ein Volksdall der Damen der Halle statt­findet, ebenso wird in den meisten übrigen Quartieren getanzt; am Montag große italienische Nacht im Palais Royal; im 2. Arron­dissement (Börse) werden prachtvoll decorirte Wagen mit Musik die Straßen durchfahren, luxuriöse Veranstaltungen werden getroffen am Pantheon; Triumphbögen werden errichtet an der Bastille, am Platz Chateau d'Eau, im Faubourg St. Denis u. s. w. Im 13. Arron­dissement wird da« Fest bis zum 8. Juli fortgesetzt, und zugleich da« Square des Jtalie-PlatzeS eingeweiht. Ein großer Ballon.,Vengeur* steigt dort auf; ebenso im, 19. Arrondissement der große Ballon- .National" u. s. f. Die Statue der Republik wird auf dem Mars­feld um 9 Uhr Morgens in Gegenwart der Minister eing^weiht.

Washington, 27. Juni. 500 feindliche Indianer wurden kürzlich durch 200 Soldaten bei Currycreek im Staate Oregon überfallen. Nach einem Verluste von 40 Mann flohen sie in die SteinSberge, wo» wir man glaubt, noch ungefähr 2000 Krieger der­selben versammelt sein sollen. General Howard nähert sich rasch, ihren Stellungen. Nach einer officiellen Mittheilung desselben ist der Indianer Häuptling Buffalo-Horn getödtet worden.