Ha sein für das Gefühl de- Stolze», mit dem dir Tüchtigkeit km Gebrauch der Schußwaffe deu Mauu erfüllt uvd scheint eS ihr noch nie zum Bewußtsein gekommen zu sein, daß der waffentüchtige Mann «in anderer Mann ist, als der Held der Vierbank. Ein Aufruf an unsere manneskrästigr Jugend, auch nur einen kleinen Theil ihrer freien Zeit dem Waffenhandwerk zu widmen» dürfte daher gewiß nicht ungerechtfertigt sein, ein einziges guter Beispiel eines rasch entschlossenen juogen Mannes wird seine Rückwirkung auf weitere Kreise nicht verfehlen und willkommen sollen sie Alle sein auf der Cchießstätte, die noch Raum für Biele hat, und wo die älteren Mitglieder den jungen Zuwachs gewiß mit besonderer Vorliebe unterrichten werden. lieber- lege sich dies mancher, an deffen Adresse dieser Aufruf geht» uud handle darnach.
— Bothnang, 16. April. Ein junger, 15 Jahre alter Mensch, Sohn armer Eltern, wollte am Sonntag Nacht, bevor er ins Bett ging, die Petroleumlampe von oben herab auSblosen. Dieselbe explo. birte und beschädigte den jungen Mann derart, daß er unter fürchte» liehen Schmerzen heute Mittag den Geist aufgab.
— Ludwigsburg, 23. April. Ein Fall von Wasserscheu, der in der Gemeinde Asperg einen geachteten und beliebten Familienvater und Gemeindebeamten rasch wcgraffte, erregt vielseitige Theilnahme. Bor mehr als 2 Jahren war der Stadtpflegrr Fried. Braun von seinem Hunde am Arme leicht gebissen worden; der Hund verendete zwar unter verdächtigen Erscheinungen, doch lieferte die polizeiliche Sektion kein sicheres Ergebniß. Die Bißwunde des EigenthümerS wurde sogleich ärztlich behandelt und heilte scheinbar günstig. Am Charfreitag Nachmittag brach die schreckliche Krankheit an dem Unglücklichen aus und am dritten Tage trat nach schwerem Leiden der Tod ein.
— Eßlingen, 20. April. Heute stand vor dem KreiSstrafge- richt eine Frau, Namens Kayser, welche mit einem ihrer Scklafmädchen Streit bekommen hatte und derselben, um sie zu .zeichnen", wie sie nachher sagte, eine Flüssigkeit in's Gesicht schüttete, so daß dem Mäd- chen sogleich Gesicht und Auge oufschwoll und -durch die ablaufenden Tropfen Jacke und Schurz verbrannten. Bei der chemischen Unter« suchung stellte fick heraus, daß die Flüssigkeit Schwefelsäure war. Es ist ein Wunder, daß das Mädchen mit unverletzten Augen davongekommen ist. Bei der Verhandlung beantragte der Staatsanwalt eine Ge- fängnißstrafe von 4 Monaten, das Gericht erkannte auf 6 Monate.
— Rottenburg, 19. April. Heute, am hl. Charfreitag», suchte sich ein junger Mensch» der Sohn wohlhabender Eltern aus hiesiger Stadt» dadurch das Leben zu nehmen, daß er sich mit einem Rasir- messer den Hals durchschnitt. Die That geschah während des Nach- mittagSgvttesdieusteS auf offener Straße, indem sich der junge Mensch vor s ein elterliches Haus hinstellte und seinem Vater laut zurirf, Zeuge feiner That zu sein. Wie es heißt, wollte der Sohn ein eigenes Geschäft gründen, der Vater aber ihm nicht die nöthigen Mittel dazu geben. Der unglückliche, sonst in gutem Rufe stehende Mensch ist noch am Leben, soll aber nicht mehr zu retten sein.
— Ulm, 18. April. In dem unweit von hier gelegenen Orte
Dornstadt ereignete sich gestern ein bedauerlicher Unglückssall. Der zwanzigjährige Sohn eines dortigen Bauers wollte einem Raubvogel, der den Tauben seines Vaters gefährlich war, nachstellen und nahm zu dem Behuf sein scharf geladenes Gewehr, um es bei der Hand zu haben, in den Stall. Wichrend er an einem Pferde beschäftigt war,, kam sein zehnjähriger Bruder in den Stall und spielte, ohne daß es . Jemand bemerkte, mit dem Gewehr. Auf einmal ging der Schutzs toS und traf den älteren Bruder in das Genick, so daß er sofort tobt! zu Boden stürzte. I
— Rottweil. 18. April. (Ein theurer Händedruck.) In der am letzten Freitag vor der hiesigen Civilkammer stattgehabten Verhandlung handelte es sich um folgendes: Der Cellovirtuos Liem gab vergangenen Winter dahier ein Konzert, und traf Abends mit dem Pro- feffor M. am Gymnasium im Gasthaus zum Engel zusammen. Set eS nun, daß letzterer Herr von der Künstlerschaft des Virtuosen so entzückt war, daß er durch einen .zärtlichen" Händedruck seine Verehrung an den Tag legen wollte, sei eS, daß er eine Probe seiner, wie aus dem Vortrage der Klage erhellte, schon öfters bewiesenen her- kulischen Kraft an den Tag zu legen im Sinne hatte — kurz, eS .erfolgte ein Händedruck, der eine Verletzung der Hand zur Folge hatte, so daß Diem einige Zeit zu Ausübung seiner Kunst unfähig wurde. Für die während dieses Zeitraums entgangenen Einnahmen wurden von dem Attentäter 500 «/L Entschädigung verlangt. Sollte nicht <in Vergleich zwischen den Parteien zu Stande kommen, so wird eine Brweisversügung erlassen und hiedurch der Prozeß möglicherweise ein sehr kostspieliger.
— Würzburg, 20. April. Die Sktienbrauerei Aschaffenburg erklärt, die Summe von 1000 Demjenigen zu geben, der nachweist,
daß ihr Bier außer Hopfen uud Malz andere Stoffe enthält.
— Würzburg, 23. April. Hier hatte sich eine förmliche Dieb-» bande schulpflichtiger Kinder gebildet, die sich zahlreicher Diebstähle schuldig wachten. Don der Polizei eingefange», wurden einige dieser Schub knaben, welche das 12. Lebensjahr zurückgelegt, zu mihrwöchentlicherr Gefängnißstrafen vom Stadtgerichte verurtheilt, die anderen, gegen die wegen zu jungen Alter» strafrechtlich nicht eingeschrittm werden konnte, ihren Eltern zurückgegeben. Allein — wie zahlreiche Ber» Handlungen am Stadtgerichte koustatirten — die betreffenden Eltern handhabten keine energische Zucht, trotz mehrfacher Bermtheilungen wegen Verwahrlosung der Kindererziehung blieben die Jungen (auch Mädchen gesellten sich dazu) monatelang vom Schulunterricht fern. Bezeichnend ist, daß die Kinder monatelang nicht nach Hause kämm und die Nächte in Eisenbahnwagen und Droschken zubrachten. Wie wir vernehmen, wird demnächst da» Magistratskollegium in dieser Br» ziehung Beschlüsse fassen.
— Berlin, 23. April. Eine vom Reichskanzler dem BundeSrathe unterbreitete Denkschrift über die Wanderlager macht folgende Bor« schlüge: 1) den Wanderlagrrverkehr direkt nach Ort, Zeit und Gegenstand desselben zu beschränken, also im Wesentlichen die einschränkenden Be« sttmmungen wieder herzustellen, welche vor Erlaß der Gewerbeordnung in den meisten Staaten in Geltung waren, oder ,2) der Gefahr der Uebervor« theilung des Publikums, soweit sie durch Cigenthümlichkeiten des Wander- lagerverkehrS verstärkt wird, durch eine strengere polizeiliche Regelung des letzteren, bez. des Gewerbebetriebs im Umherzichm überhaupt entgegenzurreten, oder endlich 3) die Bevorzugung, welche der Wanderlagerverkehr dem stehenden Gewerbebetrieb gegenüber hinsichtlich der Belastung mit öffentlichen Abgaben gegenwärtig mehrfach genießt, zu beseitigen.
— Wirn, 20. April. Am 15. d. wurde bei dem Kreisgerichtt in Tabor die Taborer Sctien-Malzfabrik und Getrcidehalle, welche im Jahr 1872 mit einem Kostenoufwande von 150,000 fl. errichtet, im Jahr 1874 samwt Grundstücken auf 204,000 fl. und im Jahr 1877 auf 110,700 fl. exekutiv abgeschätzt wurde, in der dritten executiven Feilbietung um den Meistbot von fl. 5 , sage, fünf Gulden, von der Taborer Sparkasse entstanden. — Dir Sparkasse trat als einziger Käufer auf. Noch an demselben Tage wurde derselben von dritter Seite eine Kauf-Offerte von 36,000 fl. überreicht.
— Wien, 23. April. Auf den Oberststallmeister des Kaisers» General der Kavallerie, Prinzen Emerich von Lhurn und TaxiS^ wurden gestern im Prater von einem Handelsagenten zwei Schüsse abgefeuert; der Prinz blieb unverletzt. Der Thäter wurde dem Landes« gericht übergeben; das Motiv des Attentats ist Verweigerung von Unterstützung seitens des Prinzen.
Bern, 16. April. In den letzten Tagen ist in Genf wieder ein» mal ein Juwelendiebstahl auSgeübt worden, auf eine Weise, in Betreff deren, weil sie schon so oft da gewesen, man sich nur wundern muß, daß sie noch immer Opfer findet. Juwelier Retouret hatte im Schau» fenster seines Magazins am Grand-Quai zwei Brillanten-Halsbänder ausgestellt, welche nicht nur von Kennern bewundert wurden, sondern auch die Aufmerksamkeit gewisser Liebhaber gefährlicherer Art aus sich zogen. Ein Herr von noblem Aussehen» welcher sich Graf Julius v. Percrval nannte, zeigte sich zum kaufe der beiden Halsbänder br« reit und gab als seine Wohnung eines der ersten Hotels der Staht an. Andern Tagt« brachte man ihm den kostbaren Schmuck. Der Herr Graf v. Percrval nahm die beiden Etuis aus den Händen deS Hru. Retouret und begab sich mit ihnen in das Nebenzimmer, um die Ansicht seiner Frau einzuholen; als der Graf nach längerer Zeit nicht wieder zum Vorschein kam, faßte der Juwelier Verdacht, dev nur zu begründet war. Weder ein Herr Graf noch eine Frau Gräfin fanden sich im Nebenzimmer vor, wohl aber eine zweite Ausgangsthür, durch welche der freche Dieb mit seiner auf 50,000 Fr. geschätzten Beute verschwunden war. Auf seine Entdeckung und die Wiederbei- bringung de» Schmuckes ist eine Belohnung von 2000 Fr. gesetzt.
Paris, 21. April. Gestern Nachmittag wurde ein toller Hund, der mehrere Personen gebissen hatte, in ber Ru« du Chämp d'Lfile von einem Polizeidiener erschlagen. Das Halsband desselben trug die Worte: Haröedal cke ülao ölsiwn, ri ksris. Er
war ein Lieblingshund des Präsidenten der französischen Republik.
Pera, 23. April. Der Aufstand der Muselmänner in Rum« elien nimmt große Dimensionen an. 30,000'Mufsen sind mit der Bekämpfung desselben beschäftigt. Der Aufstand umfaßt das Gebiet zwischen Tatarbasardschik und Philippopel bi« Gumuldschina und Tschirmrn, er wurde verursacht durch den Druck des neuen bulgarischen Regime» und beschleunigt durch Exceffr der Bulgaren. In einem blutigen uud unentschiedenen Gefecht bet Demotika am 18. April betrug der Verlust der Russen 500 Mann, darunter 8 getödtete Offiziere._ ° -
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