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*<mn der Armmverband dafür keinen Ersatz erhalten. Es wird ange­regt, ob nicht dem großen Mißbrauch u. A. dadurch zu steuern wäre, daß «an Beschäftigungsanstalten (gegen mäßigen Lohn) errichtet und für gewisse klaffen von heruwziehrndrn Legitimationspapiere einführt, in welche u. A. auch die gewährten Unterstützung« eingetragen wäre».

München, 27. Febr. Vom Reichsgesundheitsamte in Berlin kam der Auftrag nach Dürkheim in der Rheinpfalz, rin Sortiment Proben Naturwein zur chemischen Untersuchung einzuschicken; der Gehalt und die Zusammensetzung der Weine sollen als Anhaltspunkte bei der Untersuchung verdächtiger Weine dienen.

In Mittendorf (Oberpsalz) wurde bei Gelegenheit einer Hochzeit und zwar kurz vor der Trauung die Mutter der Braut von Hrem eigenen 26jährtgen Sohn au» Unvorsichtigkeit erschaffen.

Berlin. Im Reichstage hält man r» für möglich, bis zum 13. April die Geschäfte abzmvickeln, e» sei den«, daß die GrrichtSkoftengesetze «ine Fortsetzung der Arbeiten nach Ostern nvthig machen.

Berlin, 2. März. Camphausen» EutlaffungSgesmh scheint ernstlich, sein Verbleiben schwierig. Eine Verständigung mit der Nationalpartet wegen der Stenern ist keineswegs ausgeschlossen, aber am wenigsten durch das Monopol zu erwarten, das keine Mehrheit haben wird.

Wien, 26. Febr. Mau schreibt der ,KarlSr. Ztg.": Die Konferenz ist vollständig sicher, aber alle» Andere ist auch heute noch in der Schwebe. Mag sonst ein Minister nach Baden-Baden kommen oder nicht, Graf Andraff? wird in jedem Fall persönlich da sein, ausgerüstet, wie. dir RegieruugSkreiir zuversichtlich erwarten, mit dem in Ziffer» ausgedrückten Vertrauensvotum der Delegationen und also im Stande , seinen Worten doppelten Nachdruck zu leihen. Wenn ich übrigens recht berichtet bin, so dürfte sich die Konferenz als­bald mit einem (auch von Deutschland unterstützten) Vorschläge zu befassen haben» bestimmte Mächte zu beauftragen, im Namen und unter der Autorität Europa'» in den christlichen Provinzen der Türkei diejenigen Reformen ins Leben zu rufen, welche die Pforte selbst zur Zeit nicht die Kraft hat durchzufvhren.

Wien, 27. Febr. Die Frage, ob Krieg, ob Frieden hält augenblicklich bei uns Alles in Sthem, so daß mau fast die Empfind- uvg für die Wichtigkeit anderer Fragen verloren hat. Die Mobilifir- uugSvorbereitungrn lassen sich eben nicht verheimlichen und mögen auch von allen Seiten beschwichtigende Worte fallen, Jedermann weiß, daß wir auf dem qui viv« stehen und es nun mehr^deS letzten Kommandos bedarf, um den Bann zu brechen und die Armee vorrücken zu lassen. Die Sorge der Regierung für die Geldbeschaffung bei einem Mobili- firungsfalle hat die letzten Zweifel beseitigt, daß es Ernst werden könnte. Die Ungeduld, aus der Unsicherheit gerissen zu werden, veranlaßt die parlamentarischen Kreise, die Regierung zu Erklärungen zu drängen. Was die eventuelle Bewilligung eines Mobiltstrungs- kreditS anbelangt, so braucht die Regierung nach der Zusammensetzung der Deligationen kaum bange zu sein, diese zu erhalten. Die Ungarn erklären heute schon ziemlich unumwunden, daß sie diesen Kredit nicht verweigern werden, ebenso sind auch die Polen für denselben, und wird sich die Mehrheit, wie mau sie bei uns in Militärfragen trotz aller Opposition immer zusammenbrachte, auch dießmal leicht finden lassen.

Pest, 28. Febr. Unterhaus. Simonyi interpellirt wegen Hinrichtung österreichischer Uuterthanen durch Russen in der Türkei. TiSza erklärt: Er werde später antworten. Das Ministerium des Arußern habe Erhebungen veranstaltet, um die Richtigkeit zu ermitteln.

Paris, 28. Febr. Die Ansicht, baß Frankreich sich, wenn irgend möglich» von der Konferenz fern halten müsse, ist in den Regierungskreisen vorherrschend. Die ,RSpl. franyaise", das Organ Gambetta'S, erklärt bei der jetzigen Lage und Stimmung Europa'« die Konferenz wo nicht für unmöglich, so doch sicherlich unfruchtbar. Der ,Soleil*, das Hauptblatt der Orleanisten, redet in demselben Ton.

Paris, 1. März. Unter den hiesigen Besitzern türkischer Staatspapiere herrscht große Aufregung; dieselben erklären, da die Türkei notorisch zahlungsunfähig sei, so habe Rußland nicht das Recht, eine Kriegsentschädigung zu fordern, welche io Wahrheit nur auf Kosten der türk. Sdaatsgläubiger erhoben werden könnte; es werden ent­sprechende Vorstellungen an die Konferenz vorbereitet.

London, 25. Febr. In allen Werften, Zeughäusern, Gießer­eien u. s. w. herrscht eine von Tag zu Tag sich steigernde rastlose Thätigkeit. Wohl eine der andeutung-vollsten Meldungen aus Wool- wich bezieht sich auf das Aulangen von Schienen die für eine 20 Meilen lange Eisenbahn bestimmt sind. Eine erste Lieferung ist am Ost-Werft des Zeughauses bereits obgeladen. Die in gewöhnlichen Zeiten mit so vielen Schwierigkeiten verbunden« Rekrutirung geht fest Wochen zur äußerst« Zufriedenheit der Behörden von Statte». Die angeworbeue Mannschaft gehört durchweg einer körperlich sehr tüch- tigen, moralisch vortheilhaft von dem gewöhnlichen Rekruten-Troß ab-

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stechende« Volksschlicht an. Der Zudrang von Weidlingen ist auffallend­groß. Unter den Freiwilligen mehrerer Städte ist eine Bewegung im Sange, die dm Zweck hat, der Regierung eine größere Zahl dies« gesetzlich nur für den inneren VerthridiguvgSdienst bestimmten Bürger- wehr nach außen hin zur Verfügung zu stellen. Listen zur Unterschrift find in London, Bristol und anderwärts bei mehreren Regimenter» aufgelegt.

London, 26. Febr. Zufolge einer Wiener Depesche der Times gestattete Rußland, daß der Sultan das Sandschak Saloniki behalte. Dir Frist für die Auswanderung der Mohamedaner au» der Bulgarei sei auf 3 Jahre verlängert und die Kriegsentschädigung um nahezu ein Fünftel ermäßigt.

Rom, 25. Febr. Ls muß sich bald entscheiden, ob es wahr ist, daß Leo Uli. einen Ausgleich mit der weltlichen Gewalt wünscht; daß er den Besitz der weltlichen Macht nicht für wünschenswerth 'er­achtet, darüber besteht kaum rin Zweifel. Leo läßt die Papiere de» geheimen Archivs und des Staatssekretariats studiren, um den Gang der Verhandlungen mit dem König von Italien und mit Deutschland persönlich rinzusehen. Die bisherigen Camerieri Segreti sollen ent­lassen und durch geistig hervorragendere Prälaten ersetzt werden. Die Krönung erfolgt am 3. März in der fixtinischen Kapelle.

Rom, 27. Febr. Kardinal Simeoni ist als Staatssekretär bestätigt. Bis nächsten Sonntag werden alle hohen Semter besetzt sein, weil der Pabst an seinem Krönungstage von den Würdenträger» umgeben sein will. Dir im Vatikan wohnenden Frauen find auS- quartirt worden, ihre Wohnungen werden zu Kanzleien eingerichtet.

Rom. Die Günstlinge von Pius IX. nehmen es Leo Xlll. übel, daß er sofort Vorlegung aller Rechnungen und des Status aller päbst« lichen Pensionäre forderte, und als man ihm eine Liste von bloß« Gratifikationen im Betrage von 50,000 Franken für den Monat Februar vorlegte, entrüstet ausrief, mit welchem Gewissen man Schma­rotzern Gratificationen geben könne, wenn man selbst von Almosen lebe? Die Intransigenten sagen es laut, daß Pecci die Kirche nicht auf der Höhe erhalten werde, zu welcher sie Pius IX. erhoben habe.

Washington, 1. März. Die Kongreßmitglieder in Was­hington haben sich seither während langer Sitzungen allzuoft dem Trunk ergeben. Nunmehr ist der Verkauf spirituöser Getränke im Kapitol strengstens verboten; sogar dem Ausschank von Bier in der neben dem Sitzungssaal des Senats befindlichen Restaurationen hat Vizepräsident Wheeler ein Ende gemacht. Für die Nüchternheit der Väter im Kapitol wäre al so ge sorgt.__ _

Bo« Kriege.

Ko nstantinopel» 25. Febr. Der zweite tüMsche Bevoll­mächtigte Saadullah Bey hat sich nach San Stefano begeben; die Unterzeichnung des Präliminarfriedensvertrages wird jeden Augenblick erwartet.

Petersburg, 27. Febr. Offiziell wird vom Kaukasus 26. Febr. gemeldet: am 22. Febr. Morgens 11 Uhr erfolgte die endgültige Räumung Erzerums und die Besetzung des Platzes durch russische Truppen. Die Bevölkerung war vollständig ruhig. In der Stadt blieben nur türkische Kommandos bei den Lagervorräthen, bis dieselben gemäß den Friedensbedingungen den Russen ausgeliefert werden.

Wie die Times aus Pera, 26. vernimmt, ist den russischen Offizieren und Soldaten das Betretm Konstantinopels ohne besondere Erlaubntß seitens des Hauptquartiers bei Todesstrafe verboten. Die Baracken an der Außenseite der Stadt sind für die russischen Kranken eingerichtet worden, da diese sonst keine Bedachung skrdlt« können.

Aus London: Die von türkischer Seite erhobenen Schwierig­keiten bei den Friedensverhandlungen dauern fort. Der türkische Vor­schlag wegen Vertagung des formellen Friedens bis zum Zusammen­treten der Konferenz wurde russischerseits kategorisch zurückgewiesen.

London, 28. Febr. Die Ernennung des Generals Napier zum Oberbefehlshaber des Expeditionskorps und des Mkerals Wolselch zum Generalstabschef wird offiziell bestätigt. Die Gardebrigade wurde auf den Kriegsfuß gesetzt. Die Arsenale enthalten doppelte Thätig- keil; Material für temporäre Eisenbahnen wird beschafft. Da» KriegSamt inhibirte bis auf Weiteres den UebertM in Reserve. Standard bementirt entschiedenst das Gerücht, daß Derby in Folge obiger Ernennungen demisfionire, und glaube» die Maßregel sei nöthitz geworden, weil England die russischen Bedingungen nicht sanktionirm könne. Falls Rußland nicht Konzessionen mache» werde England ziehen müssen.

London, 1. März. Im Obrrhaufe theilte Derby auf Bs fragen Granville's mit: er habe Grund zu glauben, daß morgen der Frieden unterzeichnet werden würde; von vielen Seiten seien ihm Gerüchte zugegangen, und er hoffe, dieselben seien wahr, wornach Rußland auf die Abtretung der türkischen Flotte verzichte.

>n S. Oelschliger in Lalw.