'auf eint Berathung wegen der Consumsteuern vorläufig nicht einzugrhrn. Einigkeit herrschte in den Eollegien darMr, daß bei den ohnehin theuren Gaspreisen, «ine Steuer auf "dasselbe nicht gelegt werden Nnne» ebenso daß die Anwendung von Consumsteuern reiflicher Ueder- lrguug bedürfe. Für deren Einführung wäre wohl bet gar Niemand eine Neigung vorhanden, insbesondere nicht mit Rücksicht auf die betreffenden GewerbS-Leute, wenn «an nicht andererseits vor die Frage gestellt wäre, ob nicht bei der fortwährenden Steigerung der directeu Umlagen.sehr wichtige allgemeine Interessen nothletden. Be­zahlt müssen die S^H-Stztzlrp und städtischen Umlagen werden, e» fragt sich nur auf welche Keise fitz dieselben am leichtesten aufbringen lassen? Thatsache ist es, daß an Consumsteuern auch rin ziemlicher Theil solcher Einwohner betzutragen hat, der nicht schwer daran trägt und der an den Einrichtungen, welche die Vermehrung de- StadtsthadenS veranlaßen, theilnimmt, während er an letzterem theils nicht», theil« sehr wenig beizutragen verpflichet ist. Derartige Betrachtungen mögen MH die Veranlassung zu Erlaßung de» Gesetze« und dessen Anwendung in einer Reihe von Städten gewesen sein. _

^stadtgarten-Beobachter.

Caljw, 27. Febr. So oft auch schon gebeten und gemahnt worden ist, die Anlagen des Stadtgartens als ein Gemeingut Aller zu betrachten und sie vor jeder Beschädigung zu schützen, so will doch die Klage über rohe Verletzungen der auf den Plakaten stehenden Litten kein Ende nehmen. Im vorigen Jahr war es das Georgen- äum, dessen Anlagen durch das tolle Treiben der Jugend verwüstet wurden; in diesem Jahre hat sich dieselbe den vor einem Jahr beim Pavillon LuginSthal neu hergestellten Rasen zu ihren Spielen auser sehen und denselben dabei in seiner ober» Hälfte so gründlich zerstampft, daß er wenigstens theilweise ruinirt ist. Wie es scheint, wird dort der Bomrang geworfen; wenigstens deutet darauf die frische Wunde eines Allöebaumes hin, der reichen Saft entfließen läßt. Wann wird endlich die Zeit kommen, wo unsere liebe Jugend, die ja doch gewiß andere Plätze zu ihren berechtigten Spielen finden kann, sich an den Gedanken gewöhnt» daß dir inneren und äußeren An­klagen des Stadtgartens kein Tummelplatz und kein Rennplatz sind,

daß sie vielmehr die sorgfältigste Schonung verdienen. Wollten sie dem Rennen und Jagen der Schüler, unter dem die Wege und Treppen so empfindlich Noth leiden, Preis gegeben werden, so könnte die kostspielige Pflege füglich unterbleiben, und in wenigen Jahren wäre der ganze Platz, was er vorher war, eine Wildniß. Sollen aber die vielen bis jetzt darauf verwendeten Kosten nicht zwecklos vergeudet sein, so ist auch die feste Erwartung berechtigt, daß Jedermann, Groß und Klein, zu dem sorgsamen Schutze dieser Freude Aller beitrage. Insbesondere ist es aber an unserer Jugend, endlich einmal zu zeigen, daß auch sie sich an Zucht und Ordnung finden kann, es ist an ihr, allen Ernstes sich gegen Len Vorwurf zu schützen, daß ihrer Unart der Stadtgarten zum Opfer gefallen sei. Möchten doch die Besseren und Einsichtigeren mit Belehrung und gurem Beispiel den Andern vorangehen, und der Calwer Jugend auch einmal ein Lob verschaffen, auf das sie stolz sein kann! _

Stuttgart, 25. Febr. Wie wir hören!, steht Herr Valzachi^

mit der Kgl. Eisenbohnverwaltung in Unterhandlung wegen eines l Übereinkommens, wonach demselben allwöchentlich in vier eigens I hiezu eingerichteten Transportwaggons ca. 5000 Stück Geflügel aus Italien zugeführl werden sollten. Herr Valzachi hat im vergangenen Jahr nicht weniger als 85,000 Stück Geflügel von dort hier eingestihrt.

Eßlingen, 22. Febr. Während der Preis des Schweine schmalzeS bis jetzt auf 80 L stand, offerirt: ein hiesiger Metzger dasselbe vor einigen Tagen zu 70 L . worauf gestern und heute solches con zwei bedeutenden Metzgern zu 60 ^ fetigeboten wurde. Daß es übrigem möglich ist, zu diesen Preisen abzugeben, geht daraus hervor, daß hier seit längerer Zeit Fleisch non ungarischen Schweinen - per Pf-md zu 5054 ^ verkauft wird.

Vom schwarzen Grat, 24. Febr. Ein Fall merkwürdiger Lebensrettung hat sich heute in JSny zügetragen. Ein junger Mann war auf dem Dache der elterlichen Hauses damit beschäftigt, dasselbe von Schnee zu befreien, als er das Unglück hatte, 3 Stock hoch auf die Straße chersbzustürtzen. Dis nachfolgenden Schnee- und Eismassen begruben ihn einige Fuß tief. Mit größter Besorgniß das Schlimmste fürchtend, gruben kerbrigeeilte Männer den Unglücklichen, der sich selbst gar keine Hilfe geben konnte, mit Schaufel« heraus Welche Freude, als der junge Mann noch athmete und außer. einigen Schürfungen an Stirne und einem Fuß keine Verletzung erhalten hatte.

--- Tcttvang, 24. Febr. Gestern paffirle dem Gemeindrpfleger von Kehlen ein eigenthümliches Mißgeschick. Derselbe war in Ravens­burg auf dem Markt und kaufte einen Ochsen. Dieser gierig ihm auf dem Heimweg durch, schwamm durch die Schüssen und kam Abends

v'ttdattiov, Druck und Verlag von S. Oelschläger m »Latw.

um 8 Uhr hier an» konnte aber nicht eingefangen werden. Bis heute Morgm hatte man seine Spur gänzlich verloren.

Da» 5. allgemeine deutsche Turnfest wird diese» Jahr vom 27. bi« 30. Juli in Bre»lau gehalten werden. Mit demselben ist die Gedächtnißfeier des hundertjährigen Geburtstage« des Turnvater« Friedrich Ludwig Jahn verbunden. Anfänglich war eine spätere Zeit, der 11. Aug., der Geburtstag Jahn'S io Aussicht genommen; da jedoch zu dieser Zeit keine Schulferien sind und die Turner zum großen Theil in Massenquartieren, für welche die Schulen in Aussicht genommen sind, untergebracht werden müssen, so wurden die 3 erwähnten Tage, welche in die Schulferien fallen, als Festtage bestimmt. Als Fest, turnplatz wurde der Paradeplatz am Ständehause hinter dem k. Palais ausgewählt und von der Militärbehörde zur Verfügung gestellt.

Berlin, 23. Febr. Wir sind allem Anschein nach in einer theilweise« MinisterkrifiS. Schon gestern Abend hieß es, Camphausen sei durch Bismarcks gestrige Steuerrrde verstimmt und habe seine Entlassung gegeben oder sei dieß zu thun entschlossen. Das Gerücht trat mit solcher Bestimmtheit auf, daß ich dasselbe als solche« heute gegen Mittag glaubte telegraphisch melden zu sollen. Heute im Reichstage hat nun Camphausen der Annahme der Steueroorlagen sein Verbleiben im Amt untergeordnet. Diese wurden aber mit Au«- nähme der Stempel auf Spielkarten bestimmt abgrlehnt. Und so wird ein Wechsel im Finanzministerium selbst in der Voraussetzung schwer zu vermeiden sein, daß ein Ausgleich zwischen Bismarck und Camp­hausen erzielt würde. Die Tabakssteuervorlage ist an die Budgetkomm, verwiesen, au? welcher sie schwerlich während dieser Session an das Licht gelangen wird.

Berlin, 23. Febr. In der heutigen Reichstagssitzung herrschte eine große Erregung , weil man erfahren hatte, daß Finanzminister Camphausen seine Entlassung eingereicht habe. Zuerst sprach Richter gegen die Steuervorlagen 1^/z Stunden. Er schloß mit folgenden Worten:Wir wollen überhaupt keine Steuererhöhung und keine Steuerreform in der angedeuteten Richtung, weil die konstitutionellen Voraussetzungen dazu fehlen und weil das Tabaksmonopol, welche» der Reichskanzler aus sein Programm schreibt, nicht eine Verbesserung, sondern eine unerträgliche Verschlechterung unseres Steuersystems dar» stellen würde."

Nach einer imReichs-Anzeiger" veröffentlichten Bekanntmachung des Reichskanzlers hören die >/g Thalerstücke (Viergroschenstücke) mit dem 1. März d. I. aus, gesetzliches Zahlungsmittel zu sein. Von da an bis zum 1. Juni d, I. findet ein Umtausch derselben gegen ReichSmünzen nur noch bei den näher zu bezeichnenden öffentlichen Kassen statt. Nach dem 1. Juni haben dieselben keine Giltigkeit mehr. Die gleichen Bestimmungen treten ein für Vs- V 4 und 1/3 Thalerstücke hessischen Gepräges und für verschiedene Kupfermünzen.

Paris, 24. Febr. Heute feiert Paris den Jahrestag der

Februarrevolution. Auf dem Pere Lachaise wird um 1 Uhr Nach­mittags das Denkmal Ledru Rollins enthüllt werden. Viktor Hugo, Louis Blanc und Herisson werden Reden halte». Da das Wetter

schön zu bleiben verspricht (wir haben seit 8 Tagen eine wahre

Frühlingstemperatur) so kann man sich auf eine ungeheure Beth-ilig» ung der Bevölkerung gefaßt machen.

Rom, 23. Febr. Der Agenzia Stesant zufolge findet die Krönung des PabsteS voraussichtlich am nächsten Donnerstag in der vatikanischen Basilika statt.

New-Dark , 22. Febr. Nachrichten aus Panama vom

13. Febr. bestärigen verheerende Wasserhosen zu Kullao, und melden ein Erdbeben zu Jquique und Nrica am 23. Jan., das unbedeutenden Schaden anrichtete. Von einem Erdbeben in Lima wird nichts erwähnt.

Dom Kriege.

St. Peteirsburg, 23. Febr. Agence Russe sagt: Die Fnedensverhandlungen schreiten vor. Zur Beschleunigung derselben verlegt Großfürst Nikolaus mit Rücksicht auf dir entfernte Lage von Adrianopel im Einverständnis mit der Pforte sein Hauptquartier nach San Stefano (westlich von Konstantinopel, am Meere, zugleich Eisenbahnstation zwilchen Kutschuk-Tckmedsche und Konstantinopel.

London, 23. Febr Standard meldet aus Konstantinopel vom 21. Febr. Der Czar telegraphirte an den Sultan» er werde die Unterhandlungen abbrechen und Konstantinopel besetzen, wenn der Friede nicht rasch geschlossen würde. Aus Konstant,nopel verlautet, der russische Unterhändler verlangte, daß die Friedenspräliminarien noch vor dem 2. März zum Abschluß gebracht würden.

L 0 nd 0 n, 25. Febr. Die Morgenblätter bezeichnen die russischen Friedensbedingungen, sowest man dieselben kennen will» zehr Hart und dir Aussichten sehr trübe. Times sagt: die Friedenshoffnungen beruhen auf der Mäßigung Rußlands. Wenn Rußland die Wünsche anderer Großmächte berücksichtige, werde ein neuer Krieg vermieden, der leicht die türkische G euzen überschritte.