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Calw.

Landwirthschastiicher Pezirksverein.

Der landwirthschaftliche Bezirksverein hält am Samstag den 2. Februar

seine jährliche Generalversammlung im Thudium'schen Saale, wozu nichtz nur die Bereinsmitglieder, sondern auch sonstige Freunde der Lqndwirthschaft hiemit aufs freundlichste eingeladen werden. Die Ver- Handlungen beginnen präcis 1/^2 Uhr mit folgender Tagesordnung:

1) Mitlheilungen über die neue Organisation und Verkündigung

der neuen Saluten.

2) Rechenschafts- und Kassenbericht»

3) Etats-Berathung,

4) Vortrag über die Nadelreisstreu,

5) Maßregeln zum Schutz gegen die Verbreitung der Kleeseide,

6) Wahl der Orte für dir diesjährigen Wanderversammlungrn.

Der Ausschuß versammelt steh an demselben Tage Vormittags

10.Uhr in demselben Lokale und werden die Mitglieder desselben um vollzähliges Erscheinen gebeten.

Diejenigen Mitglieder» welche an dem gemeinschaftlichen Mit­tagessen des Ausschusses Theil nehmen wollen, sind hiezu freundlichst eingeladen.

Calw, den 27. Jan. 1878. Der Vereinsvorstand:

Oberamtmann Doll.

E. Horlacher, Secr.

Calw, 28. Jan. In der^ Nacht von Donnerstag auf Freitag ist ein lediger' 32 Jahre alter Mann von Aichhalden auf dem Rückweg von Neuweiler, wo er einem Leichenbegängniß beiwohnte, erfroren und zugeschneit worden. Die Sektion hat ergeben, daß der­selbe an körperlichen Leiden litt, die den Erfrierungstod begünstigten.

Neuenbürg, 23. Jan. Während anderwärts seit Jahresfrist der Druck des orientalischen Kriegs auf dem deutschen Geschäftsver­kehr lastet, hat derselbe, so berichtet derEnzth.", dem die Holzin­dustrie des Enzthales in ausgedehnter Weise repräsentirenden Rothenbach- werk der Herren Kranth und Komp, in Höfen im abgelaufenen Halb- zahre Aufträge gebracht auf Lieferungen von Kisten und Tonnen für die Pulverfabriken in Rottweil und Köln. Nach unserer ungefähren Schätzung mögen etwa 3000 Pulvertonnen mit Zinkeinsatz und 30003500 Pulverkisten, worunter ein Theil mit Zinkcinsatz, zur Lieferung gekommen, im Etablissement selbst 7080 Schreiner und etwa 25 Küblereien der nächsten Umgegend (in Arnbach, Calmbach, Neuenbürg, Rothenbach, Pforzheim und Wildbod) damit beschäftigt gewesen sein. Wir hören, die Kisten seien in ihren inneren und äußeren Dimensionen eine der andern ouss Haar gleichend, in ganz sauberer Arbeit gefertigt und nur gutes Holz dazu ver­wendet worden.

Stuttgart, 26. Jan. Die Vertreter der hiesigen Bäckerge nossenschaft hoben auch Heuer wieder Backproben gemacht mit aus verschiedenen Kunstmühlen des Landes bezogenem Mehl, um dessen Gehalt zu kontroliren und aus dem Resultat eine Grundlage zur Berechnung des hiesigen Weißbrodes zu bekommen. Es ergab sich, daß das Kunstmchl Nr. lll von Jahr zu Jahr gehaltloser gegen früher geworden, was hauptsächlich von den verbesserten Einrichtungen der Mühlen herrührt, wodurch beinahe noch einmal so viel Meißmehl aus dem Getreide gezogen werden kann; das Brodmehl aber verliert entsprechend an Gehalt. Heuer ist auch in Betracht zu ziehen, daß auch im verflossenen Jahre die Ernte in verschiedenen Gegenden be­regnet eingeheimst wurde, was zur geringeren Qualität mit beigetragen hat. Als Durchschnittsergebniß der gestern vorgenvmmenen Backprobe, wobei Nro. Hl. mit Weißmehl gemischt wurde, sind aus 100 kx Mehl 132 kx Brod erzielt worden.

Kniebis, 24. Jan. Nach 1 '^tägigem Regenwetter, das uns wieder einen Theil unserer theilweise über Mannesgröße hohen Schneemassen entführte, brach heute Nacht ein furchtbarer Schneesturm aus, der wieder an Schnee ersetzt, was abgegangen ist. Da die Bahn heute nicht dem Verkehr offen erhalten werden konnte, so blieb auch dießmal die Post hier zurück, ohne ihren Kurs nach PeterSthal fort­gesetzt zu haben, und fuhr nach Freudenstadt zurück, da das Weiter- fahren während des heftigen Sturms nur mit Lebensgefahr möglich gewesen wäre. Die Schneehöhe beträgt hier theilweise 2,8 Meter.

Göppingen, 22. Jan. Heute Abend ereignete sich, wie man derNeckarztg." schreibt, nach eingebrochener Dunkelheit auf einem benachbarten Bauernhof ein bedauerliches Unglück. Der Hof besttzer , von auswärts heimkehrend, fiel vor seinem Hause in einen stärk angeschwollenen Bach, wurde alsbald fortgerissen und nach einer Stunde als Leiche herauszezvgen.

Oehr in gen, 21. Jan. Testern Morgen wurde ein berüch- tigter Wilderer im Revier Waldbach von dem dortigen Waldschützen

ertappt und setzte sich gegen denselben zur Wehr. Beide rangen nun eine Zeitlang mit wechselndem Erfolg, bis es dem Wilddieb gelang, sich zu befreien, worauf er das Gewehr auf den Waldschützen anlegrn wollte. Dieser wurde jedoch rascher fertig und schoß auf den Wilderer. Der Schuß ging in die Oberschenkel und es soll die Verwundung ziemlich bedeutend sein.

Mergentheim, 24. Jan. Ein neues Beispiel von der Wachsamkeit und Verständigkeit eines Hundes mag nicht unerwähnt bleiben. In einer Brauerei vor der Stadt wohnt ein Hauptmann a. D., dessen Jagdhund in früher Morgenstunde keine Ruhe gab, bis er seinen Herrn durch Zerren, Krazen, Bellen geweckt hatte. Warum ? Im nebenanstoßenden Zimmer des Bierbrauers war ein Brand ausgebrochen, der schon die Wand in des Hauptmanns Zimmer ergriffen hatte. Es war nun möglich, das Feuer noch zeitig zu löschen, ohne die Stadt zu alarmiren.

Biberach, 24. Jan. Zur Ausführung ihrer neuen Quell» Wasserleitung nimmt die Stadt 100,000 auf, verzins!, zu 44/z Proz, und innerhalb fünfzig Jahren im Wege der Verloosung zurückzahlbar. Zeichnungen sind bis zum 20. Februar bei der Stadtpflege anzumel» den, die Einzahlungen aber auf 1. März und 1. Juli d. I. zu mackem Die Verloosung findet jedes Jahr am 1. April statt, und zwar erstmals nach Ablauf von 12 Jahren, also anno 1891. Hierauf werden auswärtige Kapitalisten aufmerksam gemacht.

Berlin, 25. Jan. Zwischen Deutschland und Dänemark drohte in letzter Zeit ein kleiner Konflikt wegen Auslegung eines Leucht­schiffs. Das kleine Dänemark wacht eifersüchtig darauf, das ganze BeleuchtungS wesen an seinen Küsten selbst zu besorgen. Als nun Deutschland kürzlich daran ging, nahe der Südspitze der Insel Falster, beim Gjedser Riff, doch nicht mehr in dänischen Gewässern, ein Leucht» schiff auszulcgen, auf das dir deutsche Schifffahrt nicht länger warte» wollte, erhoben die Dänen Streit darüber, ob Deutschland hiezu be­rechtigt sei. Die dänische Admiralität hat aber nunmehr diese Be­rechtigung grundsätzlich zugestandeu, die Auslegung des Feuerschiffs jedoch selbst in die Hand genommen. Deutschland gab sich damit zufrieden und will Dänemark das Geld überweisen, welches es selbst für den Zweck aufwenden wollte. Ein Posten ist hiefür im neuen deutschen Marineetat vorgesehen.

München, 21. Jan. Im Finanzausschuß wurden heute bei der PositionCentralschule Weihenstephaii* unangenehme Enthüllungen gemacht. Der Kulrminister erklärte, mit den bisherigen Zuschüssen könne die Schule nicht mehr länger erhalten werden, indem die Rech­nung in Weihenstephan für das Jahr 1877 mit einem Defizit von 42,000 -/1L abschließe. Das Defizit ergibt sich namentlich bei der Brauerei. (Wie man hört, soll das Bier an Güte sehr viel zu wünschen übrig lassen, so daß viele Wirthe ausgestanden seien.) Im Jahr 1876 wurde eine Eisbereilungsmalchine um 1,000 »16 angekauft. Der Minister will, daß der bisherige Zuschuß von 22,000 vIL auf 50,000 erhöht werde. Abg. Ruppert regte an, eF habe Mißfallen erregt, daß der in Weihenstephan angestellte Professor Lintner dort die Heckung schlechter Biere erfinden wolle. Die Regierung und der Abg. von Schlör bezeichnten dies als wissenschaftliche Versuche und führten die Ursache, daß das Bier schlecht sei, auf die neuen Ein­richtungen und darauf zurück, daß der Bräumeister unwohl gewesen sei. Die Beschlußfassung wurde ausgesetzl.

Kairo, 13. Jan. Das unheilvolle Gespenst der Cholera streckt langsam seine drohenden Finger nach den blutgetränkten Feldern der Kriegssaat. Am 11. ds. find sieben Schiffe mit 3700 Pilgern von Dschidda kommend in Tor, der auf der Sinai-Halbinsel errich­teten Quarantänestation, augelangt. Von den Passagieren dieser sieben Schiffe sind 13 während der Ueberfahrt gestorben, angeblich nur einer an der Cholera. In Tor selbst, wo nun bereits 5000 Pilger in Quarantäne liegen, sind 5 Cholerafälle vorgekommen, außerdem leiden andere der daselbst befindlichen Pilger an einer Diarrhöe, welche einen choleraartigen Charakte r hat. _ _

Nom Kriege. ""

London, 25. Jan. Daily News meldet aus zuverlässiger Quelle: da die Russen aus Gaüipoli vorrücken, wurde der Admiral der Mittel- mecrflotte, gegenwärtig im Golf von Saros, (zwischen der Landenge von Gallipoli und dem Festland) angewiesen, eine Streitmacht von Marinesoldaten und Matrosen in der Nähe von Bulair (nördlich von Gallipoli) zur zeitweiligen Bertheidigung von Gallipoli zu landen und 6 der geräumigsten Schiffe bereitzuhalten, um bas Groß der Garnison von Malta nach Gallipoli zu führen.

Athen, 24. Jan. (Kammerfitzung.) KommunduroS entwickelte das Programm des Kabtnels und hob hervor, die Umstände seien kritisch, aber die Regierung habe sich für eine Politik der Aktion ent» schieden, sür aktive Bertheidigung der Rechte Griechenlands ,zu Wasser und zu Lande» für'Me Befreiung der Brüder au« der türkisch« Knechtschaft.

Redattion, Druck und Verlag von S. OelschlSger in Ealw.