— 3« Zweibrückrn ist in der Nacht vo« 1. auf de» 2. Sept. «in schändlicher Bubmstreich verübt worden: am Morgen fand man tzie beiden vor mehreren Jahren gepflanzten Frieden-linden umgehauen. E« ist offenbar, der (oder die) Thäter wollte die Feststimmung de» SedanStagrS dadurch recht gründlich verderben. Und da« ist ihm gelungen: die Aufregung war ganz außerordentlich und die Empörung über dir Thal so groß» daß das Bürgermeisteramt sofort 1000 Belohnung für den au-setzte, der über dm Thäter solchen Aufschluß ^ibt, daß er zur gerichtlichen Bestrafung gebracht werdm kann. Zur Stunde find die 1000 noch nicht verdient.
— Aus Bltofen wird dem,N. P. I.* geschrieben: In der verflossenen Woche erschien eine Zigeunerin bei einem angesehenen Einwohner Altofenö und erbot sich, ihm und seiner Gattin die Karten .aufzuschlagen*. Sie fand Gehör, legte ihre schmutzigen Kartenblätter au» und ersah darau» gar bald, daß de« Glücklichen rin großer Schatz in ihrem Zimmer , zustehe *, um ihn jedoch heben zu können, müsse «an ihr 3 fl. gebro. Sie erhielt diese« Geld und entfernte sich, um die erforderlichen Vorbereitungen zu treffen. Sie kam aber bald mit der Nachricht zurück, daß sie mit 3 fl. nicht über den Kreuzweg könne; man muffe ihr noch 30 fl., die Eheringe de» Manne» und der Frau, das Brautkleid, das Brauthemd und alle Schmuckgegenstände Beider geben, um die Geister günstig zu stimmen und dm großen Schatz in purem Gold ohne Schwierigkeiten heben zu können. Nachdem sie alles Gewünschte erhalten, breitete sie ein großes Tuch über das Ehepaar und sprach ihre BerschwöruugSformeln. Dann ordnete sie an, für 12 Uhr Nacht» sieben Liter Wein, sieben Schnitzeln, sieben Weintrauben bereit zu halten und verschwand. Schnitzeln, Wein und Weintrauben waren Punkt 12 Uhr Nachts bereit, aber weder Geister noch Zigeunerin erschienen und noch immer wartet das betrogene Ehepaar auf die Rückkehr der Zigeunerin und auf den großen Schatz. Den Schaden haben sie und für den Spott brauchen sie nicht zu sorgen. Es ist kaum glaublich, daß es in unseren Tagen noch Leute gibt, denen der krasseste Aberglaube nicht zu kraß ist. Die Geschichte wird als vollkommen wahr verbürgt.
— Berlin, 8. Sept. Auf eine großartige LebenSmittelfälschung, von der bisher noch wenig die Rede war, macht die „Ger.-Ztg.* auf- merksam. Nach derselben bestehen nämlich in Hamburg, Triest, Alexandria rc. große Fabriken, welche nur zu dem Zwecke eingerichtet sind, Färbungen der Kaffeebohnen vorzunehmen. Abgesehen davon, daß man dadurch schlechtere Qualitäten in bessere umzuwandeln sucht; ist auch andererseits nicht zu vergessen, daß niemals so leicht Vergiftungen Vorkommen können, wie durch den Genuß von Farben. Die „Ger-Ztg." weiß bestimmt, daß man den Verbrauch der Farben in den bezeichnten Fabriken nach Zentnern rechnet. Da» genannte Blatt macht bei dieser Gelegenheit darauf aufmerksam, daß das Waschen des Kaffees vor dem Brennen als das beste Mittel angesehen wird, um etwaige Gefahren zu beseitigen.
— Berlin, 9. Sept. Es wird bestätigt, daß eine Abänderung des Gesetzes über die Naturalleistung für die bewaffnete Macht im Frieden vorbereitet wird. Es habe sich in mehrfacher Beziehung, und namentlich bei den Manövern im vorigen wie auch bereits in diesem Jahre eine Reformbedürftigkeit des jetzigen Gesetzes herausgestellt.
— Berlin, 10. Sept. Heute Vormittag ist in dem großen Exer- zierhaus des 2. Garde-Regiment« in der Karlstraße die von dem Centralverein für Leder-Jndustrielle arrangirte internationale Ausstellung für Leder, Lederwaaren und Eichenkultur eröffnet worden. Die Ausstellung zeichnet sich durch große Reichhaltigkeit aus. 850 Aus- steller, zumeist aus Deutschland, dann aber auch aus ziemlich allen europäischen Staaten und aus Amerika haben sich betheiligt. Von besonderem Interesse ist die Eichenkulturgruppe mit allem, was zur Heranziehung und Ausnutzung der Eichen gehört. Für die Leder- Industrie sind vom Handels-Minister goldene und silberne, für die Eichenkultur vom Landwirthschafts - Minister silberne und bronzene Preismedaillen bewilligt worden.
— Wien, 8. Sept. Anläßlich der gerichtlichen Untersuchung, welche gegen zwei Schreiber eingeleitet ist, die die Absicht hatten, das Ge heimniß der Anfertigungsweise der Uchatmskanonen zu verkaufen, hat man von einem interessanten, auf diese Geschütze bezüglichen Plane Aenntniß erhalten. General Uchattus stellte nämlich vor längerer Zeit in der Voraussicht, daß heutzutage Geheimnisse technisch.wissensLaft- licher Natur auf die Dauer nicht bewahrt werden können, den Antrag, Oesterreich selbst solle nach Vollendung seiner Ausrüstung mit den neuen Geschützen den auswärtigen Staaten auf Verlangen solche Kanonen liefern, gerade wie auch Krupp für andere Staaten arbeiten durfte. Dieser Antrag des Erfinders wurde jedoch abgelehnt; heute aber scheint man sich mit dem Vorschläge doch wieder zu beschäftigen und es ist nicht unmöglich, daß Oesterreich nun selber das Geheimniß fallen läßt.
Paris, 10. Sept. Das Schauspiel, welches die Pariser vor-
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gestern -abm> war jedenfalls großartig. Ueber eine Million Menschen stand von der Kirche bi- zum Kirchhofe Kopf an Kopf nutz- nur mit Mühe konnte dem Leichrnzugr der Durchgang erzwungen werde«. Und doch fiel nirgends die geringste Unordnung vor. Wer vor der Ankunft des Lrichenzuge» diese Menfchenmaffr sah, «er wußte, daß die in größeren Detachements an allen Straßenecken ausgestellten Polizei- diener alle geladene Revolver bei sich trugen und Befehl hatten, bei der ersten Ruhestörung einzngreifen, der mußte mit ängstlicher Spannung dem Ende der Zeremonie enlgegensehen. Die Ordner des Zageboten deßhalb, als die Rufe. „ES lebe die Republik!* bei Anblick des Zuges ertönten, auch Alles auf, damit man sich ruhig verhalte. Die reaktionären Blätter versuchen diese ruhige und würdige Haltung der Pariser als ein FiaSco der Republikaner auszulegen! Diese Behauptung bedarf keiner Widerlegung und verdient auch keine. Alle Botschafter, mit Ausnahme des spanischen, waren bei dem Begräbnisse vertreten. Wahr ist, daß das hiesige Ministerium des Aeußern indirekt den Wunsch kundgegeben, das diplomatische Korps möge dem Lek» chenbegänzniffe fern bleiben, aber nur der spanisLe Botschafter und der päbstlichr Nuntius kamen demselben nach. Keine einzige offizielle Person wohnte dem Begräbnisse au, alle Ministerien und sonstigen Staatsverwaltungen waren gestern geöffnet und strenger Befehl war ertheilt worden, daß Jeder aus seinem Posten verbleibe-
Konstantinopel, 10. Sept. ES bestätigt sich, daß du deutsche und der französische Botschafter aus Anlaß der erfolgte» Freilassung der drei wegen des Mordes der Konsuln in Solouchi zu bjähriger Zwangsarbeit verurtheiten und früher nach Widdin abgeführten , jetzt aber frei in Solonichi verkehrenden Personen Noten a» die Pforte gerichtet haben. In der französischen Note wird die Wiedereinkerkerung der 3 Verurtheilten verlangt; die deutsche Not» spricht eine ähnliche Forderung aus. _ _
Dom Kriege.
Ueber die Persönlichkeit Osman Pascha'S wird verschiedenes gefabelt. Amerikanische Blätter behaupten, daß derselbe nicht Bazaia (was auch schon geschrieben wurde), sondern ein Amerikaner sei, Namens R. Clay Crawford, welcher Oberst während der Rebellioa war, später in die Dienste des Khedive und dann in die türkische Armee eintrat.
Nach der „N.Fr. Pr." wäre Niksitsch nicht dnrck die montenegr. Waffen, sondern einzig und allein durch den Durst bezwungen worden. Als die Montenegriner sahen, daß sie die Stadt durchaus nicht bezwingen können, haben sie den Bach abgeleitet, aus welchem die Bevölkerung sich mit dem nöthigen Trinkwasser versah. Die Cisternen waren ausgetrvcknet und damit auch die Möglichkeit eines ferneren Widerstandes zu Ende.
Bukarest, 9. Sept. Die ganze Rustschuker Armee des Thron« folgers bezog neue konzentrirte Stellungen. Ein allgemeiner Angriff aus Plewna erfolgt wahrscheinlich heule. Ein Türkenkorps von 20,009 Mann, welches Osman zu Hilfe eilen wollte, soll von den Russen unter Fürst Mirski abgeschnitten worden sein. Bei Slobosta errichteten die Russen ein neues Monstregeschütz, welches drei türkisch Batterien vor Rustschuk zum Schweigen brachte.
Wien, 8. Sept. Verbürgte Mütheilungen erzählen von einem seltsamen Ereignisse, das am 5. Sept. in der Herzegowina vorgekommea sein soll. Da sollen bei der Erstürmung eines türkischen Dorfes bei Pressika zwei verschiedene Abtheilungen Montenegriner, welche dort gegenseitig Vieh und Korn rauben wollten, in der Dunkelheit sich gegenseitig für Feinde gehalten und in einen heftigen Kampf verwickelt worden sein. Es sollen 700 Montenegriner getödtet und eine große Zahl in der üblichen schrecklichen Weise verstümmelt worden sein.
Wien. Die „Politische Korrespondenz* meldet aus Cattaro, 9, Sept. Die Garnison von Niksitsch ergab sich mit 19 Geschützen den Montenegriners auf Gnade und Ungnade, doch erhielten Garnison und Einwohner von Niksik die Erlaubniß, sich nach Gacko zurückzuzirhen.
Wien, 10. Sept. Die „Presse* meldet aus Cettinje, 9. Sept. Gestern Nachmittag griffen 5000 Türken aus Podgoritza die Südgrenze Montenegros an, wurden jedoch unter großen Verlusten bis Podgoritza zurückzeworfm. Gestern Nachmittag zogen die Montenegriner in Niksitsch ein. Die Fürstin Milena und der Thronfolger sind dahin abgereist.
Lo nd o n. Privatnachrichten aus Sistowa vom 9. Sept. melden: Heute früh begann der Angriff auf Plewna von allen Seiten, derselbe dauerte den ganzen Tag. Gegen 6 Uhr Abends war Plewna in russischen Händen. Die Türken zogen sich in großer Unordnung zurück. Die Verluste sind bedeutend.
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