seS Tewplin in der preuß. Pro». Brandenburg am 1. Aug. d. I. ja furchtbarer Weise beschädigt. 13 Windmühlen, 27 Scheunen und Ställe wurden umgeworfen, 400 Wohnhäuser und Scheunen find mehr «der weniger beschädigt. Die Ernte wurde fast gänzlich vernichtet. Der Schaden beträgt an Gebäuden 259,797 an Feldfrüchten 266,410 Ein Hilfskomite hat sich in Templin unter dem Vor­sitz des Landraths v. Arnim gebildet, welches milde Gaben erbittet, «m die für den Winter unausbleiblichen Nothstände zu mildern' und den Beschädigten bei Wiederherstellung ihrer Gebäude zu helfen.

Aus Zossen, 24. Aug. wird über einm dort stattgehabten in­teressanten Versuch des Eisenbahnregiments berichtet: Die KlauSdorfer Berge waren gestern der Schauplatz einer seltenen und interessanten militärischen Hebung. Morgens gegen 7 Uhr trafen mit einem Extrazuge der Militäreisenbahn einige Kompagnien de« Eisenbahn­regiments daselbst ein, welche beauftragt waren, in möglichst kurzer Zeit eine Eisenbahn von der Hattestelle Klausdorf bis an die kuppe jener etwa 50 bis 60 Fuß hohen Hügel herzustrllrn. Dir Arbeit wurde sofort begonnen, und einige Stunden später ließ sich die Richtung und Gestalt der Bahn schon klar erkennen, sie führt mit mehreren Biegungen ziemlich steil bergan. Die Gesammtlänge wird ungefähr tausend Schritt betragen. Um die Mittagsstunde war auf der unteren Hälfte die Schienenbahn schon gelegt. Gegen Abend trafen frische Kompagnien aus Berlin ein» und als die Sonne untergegangen war und später die Mondsfinsterniß eintrat, erleuchteten zahlreiche Fackeln und ein, auf einem hohen Gerüste aufgestellte« elektrisches Licht die Arbeitsplätze. Bald nach Mitternacht schien die Bahn in der Haupt- sache vollendet zu sein. Den lebhaftesten Eindruck von der Geschwindig­keit der Arbeit gewann der Zuschauer vorn an der Töte; in ununter­brochener Folge wurden hier die hölzernen Schwellen ausgelegt, die Schienen befestigt, während die genauere Richtung der Geleise anderen, nachfolgenden ArbeitSkolonnen überlassen blieb.

Aus St. Iohann, 15. Aug, schreibt die, St. I. Volksztg. *: Mit dem Zuge um 10 Uhr 13 Minuten von St. Wendel kamen heute die Leichen zweier Mädchen, das eine aus Bernkastel, das andere aus Mühlheim bei Bernkastel, in Begleitung ihrer Mutter bez. Schwester hier an, welche in Marpingen an die sogenannte Gnaden« puelle gepilgert waren. Wahrscheinlich in einem Anfall von religiösem Wahnsinn haben sich die beiden Mädchen freiwillig den Tod gegeben, indem sie sich in der vergangenen Nacht heimlich aus ihrem Absteige« quartier entfernt und in dem steinernen Behälter desGuadenwaffers" ertränkt haben. Heute Morgen fand man sie in demselben als Leichen."

Wien, 25. Aug. Man erfährt erst jrtztj, daß der Kaiser, als er vor wenigen Tagen nach Wien zurückkehrte, einer großen Gefahr entronnen ist. Das Dampfschiff führte ihn über den Traunsee nach Gmunden, um dort die Eisenbahn zu erreichen, und das Schiffchen war mitten auf dem See, als der Orkan losbrach, der auch in ganz Süddeutschland gewülhet. ES bedurfte der ungeheuersten Anstrengungen der Mannschaft, glücklich den Landungsplatz zu erreichen. Ein nach Ischl gerichtetes Telegramm beruhigte alsdann die dort zurückgeblie­bene Kaiserin.

Paris, 25. Aug. Der frühere Deputiere Savary, einer der 363, wurde in seiner Stelle eines Maire durch seinen Adjunkten er­setzt. Da der letztere nicht annahm, so mußte Savary als erster Gemeinderath die Stelle wieder übernehmen. Er unterzeichnet nun zur allgemeinen Heiterkeit, wie folgt:Für den abgesetzten Maire der zuerst eingeschriebene Gemetudenath Savary, gewesener Maire."

Paris, 26. Aug. DieAgence Havas" meldet: Der Mini' sterrath hat beschlossen, gegen Gambetta wegen der von ihm am 15. d. M. in Lille gehaltenen Rede, welche Angriffe auf den Marschall- Präsidenten enthielt, gerichtliche Verfolgung einzuleiten.

Bern, 24. Aug. Da durch das von Deutschland erlassene Pfcrdeausfuhrverbot die gewöhnliche Bezugsquelle für schweizerische Militärpferde verschlossen worden ist, wird die schweizerische Remonte- kommission in Dänemark 100 Kavalleriepferde kaufen.

Obsternte-Ausficht für das Jahr 1877 in Deutsch­land. Wie jedes Jahr, so wurde auch Heuer wieder von dem Geschäftsführer des deutschen Pomologenvereins, Dr. Ed. Lukas, eine Zusammenstellung der zu erwartenden Obsterträge veranlaßt, und ersehen wir daraus zu unserer Freude, daß der Ertrag an Äpfeln und Birnen fast überall das Prädikat gut und sehr gut hat. Eine Ausnahme hievon macht nur die preußische Rheinprovinz, Hannover und ein Theil von Sachsen. Besonders günstig lauten die Berichte für Aepfel und Birnen von Tutzing am Starnberger See, Possenhofen, Traunstein, Freyfing (Kreis Oberbaiern); Deggendorf und Landshut (Niederbaiern) Lappersdorf, Regensburg und Weiden (Kreis Ober- jpalz und RezenSburg); Wornitzostheim (Kreis Schwaben und,Neu-

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bürg); Bayreuth, Bamberg, Aulmbach'(Kreis Unterfranken); Eich, stedt und Stein bei Nürnberg (Mittelfranken), Gaibach und Würz- bürg (Unterfranken;) Harxheim » Landau und Zweibrücker, (PfalzX Aus Baden erhalten das Prädikatgut" undsehr gut": Baar und SeekrriS mit Konstanz und der badische Schwarzwald. Aus Hessen haben nur Hohenau und Langenau bei Mainzgut" undsehr gut", sonst überall mittelgut und gering. Sehr gut lauten auch die Berichte aus Hohenzollern und aus Kassel und Fulda. Was Württemberg betrifft, so sind mitgering" nur Eßlingen, Balingen. Sulz, Niir- tingen, Trttnang, Göppingen und Blaubeuren bezeichnet. Alle übrig!» Bezirke sind mit dem Prädikat mittelgut, gut. und einzelne, wie Spaichingen und Leonberg, sogar mitsehr gut" bedacht. Aus Statt, gart lautet der Bericht über Aepfelmittelgut", und über Birne» berichtet der Güterbesitzer-Bereinmittelgut", während C. Eblen (m Firma Binter und Eblen) den Birnen das Prädikatgut bi- sehr gut" gibt.

Dom Krieg«.

Petersburg, 26. Aug. Amtlich wird aus Gorny-Stud« von heute gemeldet: Der Kampf um den Schipka-Paß, der gestern! früh 9 Uhr wieder ausgenommen wurde, dauert nun schon den fünft!» I Tag mit gleicher Hartnäckigkeit fort. Die Russen haben mehren, lebhafte Angriffe zurückgeschlagrn, und behaupten ihre Stellungen. Heck fand General DoroschinSky den Heldentod, nachdem er während in § 3 ersten Tage die Vertheidigung des Passes geleitet hatte.

Die Gerüchte über Differenzen Rumäniens mit dem russisch« Hauptquartier sind als übelwollende Erfindungen zu bezeichnen. Dir rumänische Armee wird nach Maßgabe der ihr zugewiesenen Aufgab! sich an den KriegSoperationrn betheiligen.

Ein Pestrr Telegramm de«Fremdenblott" hält daran fest, das, ein ernster Konflikt zwischen dem Fürsten von Rumänien und de« russischen Hauptquartier ausgebrochen sei. Der Fürst verweigert die Unterstellung unter das russische Kommando, die Weigerung damit motivirend, daß Krüdener die Schlacht von Plewna von Nikopolis telegraphisch kommandirt habe und sein Generalflabschef betrunken ge­wesen sei.

Von Osman Pascha, dem Sieger von Plewna, erzählt man sich: Der Sultan hat ihm als Anerkennung seiner Leistungen einen pracht­vollen Ehrensäbel übersandt; er aber, indem er seiner Armee dii Ehrenbezeigung mittheilte, legte zugleich das feierliche Gelübde ab, den Säbel erst umzugürten, wenn er mit seinen Truppen die Dona» überschritten haben werde.

Türkische Truppen, welche sich mit den Insurgenten des DeS»! potovics herumgeschlagen hatten, haben im August schon fünf Grenzt Verletzungen begangen und Raub und Gräuelthaten unverantwortlich« Art an österreichischen Unterthanen verübt. So haben neulich bei Tavanzi 200 Mann Redifs österreichischen Unterthanen fast alles gerade bei dir Tränke gewesenes Vieh geraubt und fortzetrieben. Der den dortig« Landltuten hiedurch zugefügte Schaden beläuft sich auf 13,000 Guld«. Einem der dortigen Bauern wurden allein 12 Ochsen, 10 Kälber, 100 Schafe und 40 Ziegen geraubt. Die Landleute sind hiedurch der größten Noth preisgegeben. Die österreichische Regierung ha! energische Schritte gethan, um derlei in Zukunft zu verhüten.

DiePolitische Korrespondenz" meldet aus B c l gra d. 27. Aug.' Ein gestern unter dem Vorsitz von Milan abgehaltener Ministerralh beschloß die Cooperation der serbischen mit der russischen Armee m Bulgarien.

Berlin, 27. Aug. Die bis heute Abend eingegangemn ^ Depeschen vom Kriegsschauplatz melden die Fortsetzung des Kampfes > am Schipkapaß, der von beiden Seiten mit der äußersten Zähigkeit und Ausdauer geführt wird. Mit auffälliger Zuversichtlichkeit schrei-, ben die in der letzten Stunde noch angelangten türkischen Nachricht« Suleiman Pascha den Sieg zu; derselbe will bereits tief in den Schip­kapaß eingedrungen sein, und ein angeblich offizielles Telegramm aus Adcianopel ergänzt diese Nachricht dahin, daß die Russen den verlassen mußten und bis Gabrowa zurüäzeworfen wurden, wobei sie 50 Kanonen verloren.

Konstantinopel, 27. Aug., Vorm. Bis jetzt liegt kein! offizielle Meldung über die Einnahme des Schipkapaffcs vor.

Wien, 26. Aug. Oesterreich hat sich den Vorstellungen, welche Deutschland in Konstantinopel gegen die flagranten Verletzungen der Genfer Konvention erhoben, weil diese Verletzungen in beglaubigtster Weise Vorlagen, sofort und nachdrücklichst angeschlossen. Es hat aber gleichzeitig der Pforte zu erkennen gegeben, daß es nicht zögern würde, gleich beglaubigte Reklamationen gegen d-e russische Kriegführung ebenso nachdrücklich in St. Petersburg zu unterstützen.

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