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10 Jahren für die Bewirthschaftung einer Baumschule an, man kann aber auch mit L Jahren auskommrn. Im 7ten Jahre soll ein Schlag geleert, im 8. und 9ten mit andern Gewächsen bebaut werden, damit sich der Boden wieder kräftige. Es ist einleuchtend, daß durch «ine solche Schlagwirthschaft die Arbeit in der Baumschule sehr erleichtert wird, weil die Arbeiten der Reihe nach ausgeführt werden können. Eine Hauptbedingung für eine richtig angelegte Baumschule ist sodann, daß di« Schläge in Beete, anhdte Beete in Reihen eingelheilt werden, von denen jeder seine bestimmte Sorte hat. Die Anpflanzung aus dem Piquirland geschieht auf . Vs Meter, so daß auf einem Quadratmeter 4 Bäume, und auf dem Ar also 400 St.kstehen. Ein Jahr nach dem Versetzen sollen die jungen Bäume durch An- platten, Anschäften oder Sattelschäften veredelt werden. Der junge Trieb de« Edelreises muß dagn im nächsten Jahr«, -qus die Hättre zurückgeschnitten, werden, wovci di« obersten 8 oder §3 Mgen de« fleM bleibenden Theils auSgebrochen werden müssen, damit sich, «in dürrer Zapfen bilde^an riHM^PM IauStreihende Leit-
zweig, der kme schrägr RkchtÜng nehmen würde, angeheftet werden kann. Nach einigen Wochen hat sich derselbe an die aufrechte Richtung gewöhnt, und es kann dann der Zapfen glatt abgeschnitten werden. Dieselbe Operation wird im 3ten und 4ten Jahr? wiederholt, die Verstärkungstriebe, die sich indessen in Menge gebildet haben, und die dilrch fhren Blätterreichthum vorzugsweise zur Ernährung beitragen, haben dem Baünnr seine richtige Stärke gegeben und im 5ten oder Lten Jahre ist derselbe zur Kronenbildung fertig.
Eine in solcher Weise richtig behandelte Baumschule ist die Grundlage des Wohlstands einer Gegend, und darum ist derselben auch eine so sorgfältige Pflege zu, widmfn. Insbesondere ist den Feinden derselben eine ganz besondere ßlifftnerksamksih zu twidmem Alß Feinde der Baumschule aber find zl? bezeichnen : Die Werren, Mäuse, Engerlinge, Blattläuse, Blutläuse und Schildläuse. Die größten Feinde der Werren sind die großen goldgrünen Laufkäfer» die sie sogar in ihren Brutstätten aufsuchen; die Mäuse sind mit allbekannten Mitteln zu vertilgen; den Engerlingen stellt man dadurch nach, daß man Salatsamen aussäet, indem sie die jungen Salatpflanzen sehr lieben und, leicht herausgehauen werden können, wenn sie durch das Anfressen und Verderben dieser Pflanzen ihre Anwesenheit verrathen; die Blattläuse tödtet man, indem man die befallenen Zweige in Tabaksabsud badet; die Blutläuse vertilgt man am besten mit der Bürste, dir Schildläuse durch einen Kalkanstrich.
Was Herr Fritzgärtncr hierauf von der Auspflanzung der Bäume sagte, von der Wahl ihres Standortes je nach der Gattung, von der Anfertigung der Baumlöcher und der späteren Pflege der Bäume, dieß ist in diesen Blättern schon zum Oeftern, insbesondere auch bei Gelegenheit der letzten Wanderversammlung in Neubulach ausgeführt worden und kann deshalb auf Nro. 26 und 27 des Wohenblatts verwiesen werden. Erwähnung verdient nur noch, daß Hr. Fr. mehrfach inteipellirt wurde, und zwar von Wechtein in Möttlingen' über die Verpflanzung älterer Bäume, wofür Hr. Fr. das Ausheben mit dem Käse, Einbinden des Stamme« mit feuchtem Moose und mit Tüchern und häufiges Begiesen, sowie das Zurückschneiden der Krone und der Wurzeln, bei letzteren die Schnittfläche nach unten gerichtet, empfahl. Spöhr von Gechingen wollte wissen, was mit unfrucht- baren Bäumen anzusangen sei, worauf Hr. Fr erwiderte, daß er leider keine Früchte machen könne; vielleicht sei t»e Ungeduld des BaumresitzerS etwas zu groß, denn es gebe Sorten, die sehr spät ansangen zu tragen, wie z. B. die Wadelbirn, oder es treibe der Baum zu viel in das Holz, oder er sei zn tief gesetzt. Hier empfehle sich die Minderung der stürmischen Saftbewegung durch Schröpfen oder durch das Anlegen eines Drahcrmgs oder durch den Ausschnitt eines schmalen Rings aus der Rinde.
Solche Interpellationen, die die Versammlung nur beleben können, sind immer äußerst willkommen, und können für die Zukunft nickt genug empfohlen werden. Dem Redner aber wurde der laute Best fall und Dank der Versammlung ,u Theil. (Schluß folgt.)
— Sulz, 25. Juni. Vorgestern Abends hatte ein Bauer in Britth-im drei Pferde an einen ^eite wagen gespannt, um Heu von der Wiese rinführen zu lassen. An ir. Deichsel waren zwei ältere Pferde, deren Führung dem Knecht übergeben wurde und vor diesen als Drittes, ein junges kaum 3 Jahre altes Pferd eingcspannt, welches ein 13 Jahre alter Knabe, der r w -wer Wittwe, zu führen hatte. Unterwegs fing nun das junge 2 r -g -usgekassen zu werden und Sprünge zu machen, der Knabe v mochte es nicht zu bändigen, endlich fiel er zu Boden, die zwei innreren Pferde, sowie zwei rttäver gingen über ihn und er erhielt so narke Verletzungen, daß er nach etwa 40 Minuten verschied.
— Göppingen. In Nro. 131 d. Bl. berichteten wir, daß «in hiesiger junger Kaufmann, welcher sich in Gemeinschaft mit seiner
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Geliebten habe entleiben wollen, nach dem Mißlingen verschiedener Versuche von seinem Vorhaben abgestanden sei, während das Mädchen durch Erhängen seinen Tod gefunden habe. Nunmehr hat der junge Mann eingestanden, daß das Mädchen nicht mit eigener Hand sich entleibt, vielmehr von ihm erdrosselt worden sei. Ob, wie er behauptet^ das Mädchen der Tödtung zugestimmt hat und bejahendenfalls. ob dieß in Folge von Ucberredung geschehen ist oder ob eine ausdrückliche und ernstliche Aufforderung zur Tödtung Seitens des Mädchen» stattzefunden hat, ist bis jetzt noch ungewiß, wenn schon aus dem Umstande, daß sich Spuren einer Gegenwehr nicht gefunden haben,, auf die Zustimmung im Allgemeinen ein Schluß gezogen werden darf.
(St.-A.)
— Höln, 25 Juni. In Deutz gerieth am HO. d. Nachts ein Flügel' der Stallungen der KürasMkasepye in Brand. Das Feuer griffe in dm ob«!rki, mit Stroh, -HM u. f. w. gefüllten Räumen so rasch um sich, daß es der Mannschaft mit knapper Mühe gelang, die Pferde loSzubinden und ins Freie zu jagen. Dieselben liefen dann, ca. 200 Stück, geblendet und verwirrt von dem Feuerschein, wild durch einandcDin dem Hofe der Kaserne umher. Ein Theil lief zum Thore hinaus ist die Straßen von Deutz. Ein Trupp Pferde, welcher nach Köln gebrächt werden sollte, aber auf der Schiffbrücke halten mußte, weil diese ausgefahren war, scheute auf der Brücke. Sie liefen zurück und sprangen zum Theil in den Rhein; einige kamen darin um, andere wurden gerettet. Andern Morgen fehlten noch etwa 20 Stück.
Nordamerika. Ein Orkan von furchtbar verheerender Wirkung hat am 5. Juni Mount Carmel, ein an der Kairo-Vincmnes-Bahn liegendes. 3000 Einwohner zählcndcs Städtchen in Illinois, fast vollständig zerstört, und einen Schaden von 300,000 bis 500,000 DoÜ.aiigerichtet. Kirchen, öffentliche Gebäude, Geschäfts-und Wohnhäuser wurden zu Hunderten von der Gewalt des Orkans in einem einzigen Augenblick eingerifsen, als wären sie aus dem gebrechlichsten Material. Nicht weniger als 20 Personen fanden den Tob unter den Trümmern, während Hunderte schwere Verletzungen davontrugm. Gleich nach dem Einsturz der Gebäude brach an mehreren Punkten gleichzeitig Feuer aus. Die Flammen vollendeten da« ZersiörungS- werk; viele Leichen Getödteter verbrannten. Männer, Frauen und Kinder wurden in vielen Fällen 400 Fuß weit fortgeschleudert; beispielsweise wurde ein Knabe, der eben aus der Schule kam, hoch über die Häuser und über einen eben einstürtzenden Kirckthurm hinweg entführt, kam aber unverletzt in der Nähe des elterlichen Hauses wieder zu Boden. Es sind nicht weniger als 70 Familien obdachlos.
Dom Kriege-
Wien, 27. Juni. Die Polit. Korresp. meldet aus Bukarest den 26. d.: Die Russen besetzten Hirsowa, wie es scheint ohne Kampf, nachdem die Türken es schleunigst geräumt haben sollen. — Heute mit Tagesanbruch war auf der ganzen Donoulinic furchtbare Kanonade aus sämmtlichen russischen und rumänischen Batterien. Widdin wurde gestern von rumänischen Batterien. Rustschuk durch russisches Bombardement an vielen Stellen angezündet. Der Kaiser Alexander ist heute »ach Giurgewo abzereist. Gcrlschakoff :st mit der diplomatischen Kanzlei hier eingetroffrn. — Dieselbe Korr, meldet auS Galatz den 26. d.: Vom 23. Juni bis gestern passtrten 28,000 Russen die Donau. Bei Braila wird ununterbrochen Munition über die Donau geschafft.
— Wien, 28. Juni. Die Presse meldet aus Bukarest: Mehe- med Ali, der aus Altserbien in das Brdagcbiet eingedrungen war, wurde furchtbar geschlagen auf der Bieiastiza Planina und aus Montenegro hinausgcworfen. — Tagblatt meldet aus Cettinje: Mehemed Ali griff an der Moratscha die Montenegriner an, welche den Angriff zurückwiesen, die Türken schlugen und bis jenseits Kolatschiys verfolgten. Die Türken erlitten bedeutende Verluste.
In Bukarester militärischen Kreisen herrscht die Meinung, daß der Uebergang der Russen über die Donau auf der ganzen Linie zu Anfang des nächsten Mmulls beendet sein werde. Durch die lieber- schreitung der Donau zwischen Braila und Galatz und in der Gegend von Htrsova sind die Russen mit -wem Schlage Herren der Dobrud- scha geworden Sie standen am 21. d. M. mit einer Armee-Division bei Jsmail-Kstia, mit einem kompletten Armeekorps bei Galatz und Braila- endlich mit einer Armee-Division gegenüber Hirsova und verfügen demnach auf dieser Donaustrecke über 60—70,000 Mann. Die Türken haben in der Dobrudscha nur circa 15,000 Mann, von d-uen ein großer Theil i« deu festen Plätzen und Positionen an der Donau vertheilt war und der Rest in der Gegend von Babadag in Reserve stand. Ihre Hauptkraft befindet sich in den Festungen Rustschuk, Silistria, Schumla, Varna und dem durch diese Festungen begrenzten Raume (dem sogenannten Festungsvierecke.)
(Hiezu Nro'26de« Unterhaltungsdlätt«.)