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Stand des Rettungswesens zur See überhaupt, sowie eine Beschreibung
der hauptsächlich in Anwendung kommenden Apparate zu geben- da ich annehme, daß eö jedem PHtiede der Gesellschastwünschenswert fein muß, apG «HjWWaAn instruirt zu sein.
Wie Ihnen wohl bekünttl'ist, ist in England die Seeschifffahrt schon seit langen Jahren hoch ausgebildet; gleichzeitig hat aber auch England die gefährlichsten Küsten; es ist daher nicht zu verwundern, wenn von hier aus der erste Impuls kam, um den in der Nähe der Küste verunglückten Schiffen hilfreich zur Seite zu stehen.
Lange hat es auch dort gedauert, bis man zur Einsicht kam, daß auch der Landbewohner, der doch die Früchte des Fleißes des Seemanns mitaenietzt, verpflichtet scz, ihm, sowest eH, iy seinen Kräften steht, in der. Noth' zu heißen. Es bedurfte eines Unglücks, so groß wie das der -4äventure, um den ersten Anfang zu einem Rettungswesen zur See ins Heben zu rufen.
Die Xliventure, eines der größten damaligen englischen Handels, schiffe, gierig im Jahre 1789 vor den Augen der Bewohner von Lstieiäs im Sturme zu Grunde, ohne daß es trotz aller Anstrengung mit den damaligen Mitteln möglich gewesen wäre, auch nur einen Mann rwn d«p Passagieren oder der Mannschaft zu reuen.
Ich kann hier gleich ansühren, daß die viel verbreitete Meinung, als sei' ein Sturm auf offener See einem Schiffe besonders gefährlich, im Allgemeinen nicht rrchug ist, da nn gutes Schiff m.t eüu,.»^ Bemannung und guten Offizieren, auch den schwersten Sturm durchwachen kann ohne besonderen Schaden zu nehmen. Verluste von Segeln unb Masten find vielleicht nicht ganz zu vermeiden, doch thun dieselben der Sicherheit des Schiffes keinen erheblichen Eintrag
ziemlich in Verfall, da die Organisation, wie er sie geschaffen, jedem einzelnem Vereine zu mal Spielraum ließ, so gediehen einzelne, di- unter thatkräftiger Oberleitung standen, allerdings ganz vortrefflich, während andere beinahe zu existiren aufhörten, so daß bei seinem Tode 1847, das englische Rettungswesen ziemlich schlecht bestellt war.
(Fortsetzung folgt.)
und viel gefährlicher ist ein nach dem Lande zu wehender Sturm in der Nähe einer Küste, wenn das Schiff dort durch Verlust von Masten oder. Ruder nicht mehr zu regieren, und dann hilflos Wind und Wellen preiögegeben ist, dann ist Strandung oder Untergang des Schiffes kaum zu vermeiden. Ebenso kommt häufig das Unglück an den Küsten davon her, daß Schiffe durch mehrere Tage anhaltendes trübes Wetter nicht
— Stuttgart, 22. Nov. Privatier Friedrich Kern von hier
wird seit letzten Donnerstag sammt Frau und Magd unter Umständen vermut, die vermuthen lassen, daß derselbe nicht nur sein eigenes be» deutendes Vermögen an sich genommen, sondern auch viele hiesige Bewohner beschwindelt habe. Es wird energisch nach ihm gefahndet.
— Besigheim, 22. Nov. In letztverflossener Nacht wurde Thierarzt Dochtermann in Lauffen, 71 Jahre alt, beim Aussteigen aus dem Güterzug 339, den er unerlaubter Weise bestiegen hatte, überfahren, und starb nach einigen Stunden.
— Tuttlingen, 22. Nov. Bei uns verkaufen die Metzger und Schäfercibefitzer. das Pfund Hammelfleisch zu 88 Pf. und gutes fettes Rindfleisch zu 36 Pf. Man glaubt, daß die Preise in nächster Zeit noch niederer werden.
— Psvrzyeim, 23. Nov. Ju Muimheim haben die Hausfrauen durch zurückhaltende Taktik auf dem Wochenmarkte die Butterpreise bis auf 1 per Pfund herabgedrückt.
— L-e r»»u, 22. Nov. Der RkichLtug ist, indem er heute nach einer nicht allzu hitzigen Schlacht mit 812 gegen 105 Stimmen die Preßvergehen an die Geschworenen ver' sich selbst treu geblieben. Das Resultat war erwartet, vielleicht jedoch mit geringerer Majorität. Etwas anderes, Oo der Beschluß verhängnißvoll für das Zustandekommen der Justiz»
im Stande waren, ihre geographische Lage genau zu bestimmen, dann
von ihrem Curse abkommcn und so auf Sandbänke oinr Klippen aufrennen.
Das vorerwähnte Unglück der ^ävsnture, bei dem eine große Anzahl von Personen zu Grunde gieng, wurde zum Segen für viele. Unter den Tausenden, die Zeugen der Katastrophe waren, befanden sich auch eine Anzahl von Männern, die unmittelbar nachher zusammentraten, um einen Verein zu gründen, der sich zur Aufgabe machte, den in der Hi^ne-Mündung und ihrer Umgebung verunglückenden Seefahrern, soweit als möglich, Hilfe zu bringen. Diests Ziel, wurde aüzestrebt, durch Aussehen von Preisen für Rettungen, die durch die Lüstenbevölkerung ausgeführt wurden, weiter durch Ertheilung von Prämien für verbesserte Rettungsopparatc und schließlich durch Organi- sation einer Rettungsmannschaft, die ein besonders für sie gebautes Boot zu bedienen hatte, um damit nothleidenden Schiffen Hilfe zu bringen.
Der Wirkungskreis dieses Vereines war zwar eu, ziemlich beschränkter, doch fand er bei dem vielen Nutzen, den er stiffrle, bald Nachahmung, und entstanden kurz nachher in verschiedenen Küstenstädtm Englands ähnliche Vereine; ja auch nach Amerika verpflanzte fick diese Bewegung, und wurde dort in Boston im Jahr 1791 ein ähnlicher Verein gegründet.
In den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts sahen wir nun in England eine aanze Menge von Lokalvereinen entstehen, die in ihrem Wirkungskreise sowohl, als in ihren Mitteln meist ziemlich beschränkt waren, und ihre Thätigkeit nur auf den Ort des Vereinssitzes, und dessen nächste Umgebung beschränkten, und so kam es, daß on longenKüsten strecken, die sich durch Gefährlichkeit auszeichnen, und an denen sich keine Hafevplätze befanden, keinerlei Anstalt zur Rkttn-z getroffen war; während andere weniger gefährliche Ort zu reichlich damit versehen waren.
Erft im Jahre 1823 entwarf ein Nr. Ilillarz- ol..en Pl-i: zue Vereinigung dieser verschiedenen Gesellschaften, eer sich auch bald viele Freunde erwarb, so daß im Jahr 1824 in London die neue Gesell- schaff gegründet werden konnte; und zwar übernahm der König das Protektorat, der Bischof von Oanterder^ die Präsidentschaft, und so gedieh dort Las RettungSwestn in nie geschehener Weise.
Auch auf dem europäischen Festlande fand die Sache Nachahmung, und zwar zuerst in Holland, wo ebenfalls noch im Jahr 1824 zwei Gesellschaften entstanden, von denen die etue mit dem Sitze im Amsterdam das Gebiet von der deutschen Grenze bis zur Maasmündung, die andere mit Sitz in Rotterdam das Gebiet von da bis an die belgisch«. Küste umfaßte. Auch in Frankreich entstanden in einigen Städten, z B. Boulogne, Calais u. s. w. Rettungsvercine, die je- doch ihre Thätigkeit aus die betreffenden Hafenplätze beschränkten. Die Verpflanzung des RettungSwesei.S auf das Festland ist eines der
^auHtverdienste^MIsr^^s^Jk^England^seW^a^
ist abzuwarten; die Loge ist anders als seinerzeit beim Militärgesetz; das heutige Votum hat unzweifelhaft die Volksstimmung hinter sich.
— Berlin, 22. Nov. Der angebliche Lustschiffer Ralph Statt hat Berlin mit seiner Gattin verlassen, nachdem auch das k. Kriegs» Ministerium jede Kommunikation mit demselben abgebrochen hatte, da Statt jeder ernstlichen Aufforderung, einen Flua zu unternehmen, stets nichtige Vorwände entgegcnzusctzen hatte. Stott's Maschine und Sachen sind ober hier zurückgeblieben, da er die ziemlich bedeutende Forderung seines Hoteliers nicht bezahlen konnte und mehrere hundert Thaler dort unbezahlt zur Erinnerung an sich zurückiieß. Statt hatte nicht einmal das Reisegeld für sich und seine Frau, und es mußte erst die Gesellschaft zur Unterstützung hilfsbedürftiger Engländer hier ein» schreiten und ihm die Mittel zur Heimreise nach Dover gewähren.
— Der Berliner „Post" wild auö Wien vom 17. d. M. tele- graphirt: „Oesterreichs Betheiligung an der Pariser Weltausstellung ist fraglich; höchstens erfolgt die Betheiligung in beschränktem Maße." Aehnlich sprechen sich die österreichischen Blätter aus; so legt daS „Neue Wiener Tagblatt" seinen Standpunkt in einem Artikel: „DaS unterbrochene Friedensfest" dar, welcher in der Ausführung gipfelt, daß Oesterreich im Hinblick aus die drohenden Kriegswirren an andere Dinge denken müsst, als an die Ausstellung.
- « St. Petersburg, 19. Nov. Eines so frühen und so kalten Winteranfangs erinnern sich wen'ae Petersburger. Wir haben seit 2 Tagen 1t- Grad Frost, nach starkem Schneefall eine vollständige Schlittenbahn und schon so festes Eis auf der Newa, daß Gehstege über dieselbe gelegt sind. Sollten die himmlischen Mächte durch einen besonders strengen Winter ihr Veto in der Kriegsfrage einlegen wollen?
Petersburg, 22. Nov. Der Kaiser äußerte in den letzten Tagen bei dem Empfang verschiedener hervorragender Persönlichkeiten, daß er noch auf die Erhaltung des Friedens hoffen wolle, aber seine und Rußlands Ehre für engagirt halte. — Ein Bericht des „CzaS" sgi-t, dos -pktre-s- wra?- Mangel an Transportmitteln
oft b?'N"h-! d-n ^nk"nf v"n 880 Lokomotiv-n »nd 5000 Waggons für Militär» Itransporte angeordnet habe. Die Sanstätswaggons werden in Stande ylsttzl. M.L L-amtc dis KUegLministcriumS lind hier mit
der inneren Einrichtung dieser Waggons beschäftigt. Bis jetzt ist ein Train von 300 solcher Waggons zusammengestellt worden.
W als chau, 18. Nov. Der telegraphische Mobilisimngsbefehl traf hier am 24. d. M., Abends gegen 9 Uhr, aus Petersburg ein. Der Gencralgouverncur, Graf Kotzebue, befand sich gerade im Theater,, wohin ihm die Depesche von einem General überbracht wurde. Er verließ noch Durchlesung der Depesche mit sämmtlichen anwesenden Offizieren losort das Theater. Eine Stunoe später waren schon nach allen Seiten die telegraphischen Ordres zur Einberufung der Urlauber versandt und um 12 Uhr Mitternachts begann im ganzen Königreich die Einkleidung der Urlauber, die überall durch Gendarmen und Poli» zeibramte aus dem Schlafe geweckt und an bestimmten Punkten versammelt wurden. Am folgenden Tag wurden schon drei große Ab» theilungen Urlauber nach Kischinew per Eisenbahn abgeschickt.
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