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Calw.

Die Feier des deutschen Natioualfestes zur Erinner­ung an die glorreichen Errungenschaften der Jahre 1870/71 findet nach Beschluß der bürgerlichen Collegien vom 23.. auch Heuer wieder am 2. September

in der seitherigen Weise statt, wovon die Einwohnerschaft hiemit in Kenntniß gesetzt wird.

Den 24. August 1876.

Stadtschultheißenamt.

Haffrier, A.-V._

^Zwischen Stuttgart einer-, Heidelberg und Mannheim anderer­seits werden vom 1. k. Mts. an auch über Heilbronn-Jazstfeld direkte Billete I., ll. und Hl. Klasse zur einfache» Fahrt für zewö/uu he Personenzüge, in Verbindung mit direkter Abfertigung des Reisege­päcks, ausgegeben.

Stuttgart, 26. Auz. Die Arbeiten an der Böblingec Bahn

erstrecken sich so ziemlich über die ganze Linie, soweit dieselbe im Stuttgarter Thal gelegen ist und jmseits des Hasenbergtunnels au -er Heslacher Thalwand hinanführt.. Die Arbeiten umfassen zunächst jene Punkte, an denen große Massen Material abzuheben und für Dammaufschüttungen zu gewinnen, und an denen Kunstbauten vorzu bereiten sind. Am Hasenbergtunnel wird schon seit Monaten gear­beitet und zwar von beiden Seiten zugleich; der Richtstollen hat eine

Länge von etwa 100 M. erreicht. Das Niveau des künftigen Bahn«

Hofes ist an der Nordseite dieses Tunnels ziemlich deutlich zu erkennen. Ein bedeutendes Bauwerk ist die Uebrrbrückung der jetzt trocken ge­legten Wasserfälle; es ist hier ein hoher Damm und eine Brücke er­

forderlich. An der Hand dieser vorbereitenden Arbeiten kann man sich unschwer ein ziemlich klares Bild von den Wirkungen machen, welche diese Bahn für unser Thal und dessen Ausläufer nach der Filderhöhe Hervorbringen wird.

Cannstatt, 24. Auz. Heute Mittag ereignete sich schon wieder ein bedauerlicher, aber lediglich selbstverschuldeter Unzlücksfall .auf dem hiesigen Bahnhof. Der Buchhalter Dietrich, welcher bei dem Güterbestätter im Dienste stand, stellte sich unbefuzterweise auf einen Wagen eines im Laufe befindlichen Güterzuzs, sprang am Bahnhofgebäude herab, wurde aber vom Zuge noch erfaßt und auf die Schienen geschleudert. Die Räder, die über ihn giengen, zerrissen ihm beide Beine, so daß ihm dieselben abgenommrn werden mußten, eine Operation welche er leider nicht lange überlebte. Ec war ge­lernter Kaufmann und heimathlich in Rottweil, stand im 28. Lebens jahre und hatte seine Kriegsdienstpflicht beim 7. Infanterieregiment als Bataillonsschreiber erfüllt.

Rottweil, 25. Aug. Diesen Morgen traf die allgemeinste Theilnahme erregende telegr. Kunde hier ein, daß O.Ä.G.Affeffor Walz auf einer Ferienreise mit seiner Gattin in die Schweiz in Wee­sen beim Baden im See verunglückt ist. Walz war ein wegen seines biederen Charakters und seiner Anspruchslosigkeit im geselligen Umgang gleich beliebter junger Beamter. Die Leiche wurde rasch aufgefunden, mehrere Aerzte waren zur Hand, aber es war zu spät.

Ulm, 23. Aug. DieUlmer Schnellpost" schreibt:Es ist eine Kalamität auf unfern Wochenmärkten, daß in früher Morgenstunde die Händler sich in den Verkehr der Privatpersonen mit den feilbie­tenden Landleuten drängen und dadurch nicht wenig dazu beitragen, die Preise der Gemüse, des Obstes rc. zu vertheuern. Unsere Polizei sollte hierauf ein wachsames Auge haben, da jetzt die Zeit herannaht, in welcher in allen Viktualien ein größerer Marktverkehr zu erwarten steht.

Ulm, 25. Aug. Heute Vormittags 9 Uhr kam eine Frau mit dem Stuttgarter Zug hier an, um mit dem Augsburger Postzug weiter zu fahren. Sie wollte die Ihrigen in München besuchen. Ihre Fahrt war eine Unterbrechung in trauriger Weise. Ihr etwa zehn Monate altes Kind, das am Krampfhusten litt, erstickte hier an einem heftigen Hustenanfall im Wartsaal.

Spei er, 20. Aug. Die Wanderlager und Wanderauktionen liegen unseren seßhaften Kaufleuten schwer im Magen, und da sie nach der gegenwärtigen Tewerbegesetzgebung nun einmal nicht wegzu­schaffen sind, auch das Rufen nach einer Aenderung der letzteren in diesem Punkt allmälig als aussichtslos erkannt wird, so kommen die -Betheiligten allgemach auf den Gedanken der Selbsthilfe. So hat sich jüngst in Neustadt eine Anzahl Kaufleute und Gewerbetreibender zu einem Verein zusammengethan, um gemeinschaftlich alle ihnen zu Ge­bote stehenden Mittel anzuwenden, damit jene Unternehmungen, die großentheils auf Schwindel beruhen, vom dortigen Platze fern gehalten werden. Zugleich haben sie an den Lokalpatriotismus der dortigen Wirthe appellirt, daß diese ihre Lokale nicht mehr zu Verkaufsstellen hergeben. Mehr Wirkung als dieses etwas zweifelhafte Mittel wird es jedenfalls haben, wenn die seßhaften Kaufleute ihre Kunden durch reelle Maaren zufrieden stellen, und wenn sie ferner sich bemühen, durch Einführung der Baarzahlung, statt des leidigen langen Kreditirens,

auch im Preis mit den Wanderlagern konkurriren zu können. Jir letzterem Bestreben müßten sie freilich vor Allem durch das Publi­kum selbst unterstützt werden.

Berlin, 24. Aug. Der Rsichsanz. schreibt: Das Reichs­eisenbahnamt hat bekanntlich in seiner jüngsten Denkschrift bezüglich der Tarifreform darauf hingewiesen, daß es in Rücksicht auf die all­gemeine wirthschastliche Lage, sowie in Rücksicht auf die Thatsache, daß die Preise der Materialien erheblich, die Arbeitslöhne vielfach ge­sunken, bezw. in Abnahme begriffen und in Folge dessen die Betriebs­kosten» deren Höhe die provisorische Tariferhöhung s. Z. motivirte, nicht unbeträchtlich vermindert sind, Pflicht sei, zu prüfen, ob eine Ab­weichung von der durch Art. 45 der Reichsoerfaffung der Reichsgewalt ,orl-':?ich 'ckk - Direktive auch ferner noch, event. in welchem Umfange für zulässig zu erachten sei, und dabei unter Vorlage statistischer Auf­zeichnungen seinerseits dem lebhaften Wunsche Ausdruck gegeben, daß der Bundesrath sich für thunlichste Aufhebung der provisorischen Fracht- Zuschläge aussprechen und die Bundesregierungen ersuchen wolle, in Bezug hierauf das Erforderliche in die Wege zu leiten, soweit solches die Betriebs- und Finanzvechältuisse der betreffenden Bahnen zulaffen. Für diese Anregung ist dem Reichseisenbahuamte aus den Kreisen des HAdelsstandes und der Jidustrie von den verschiedensten Seiten leb­hafter Dank ausgesprochen worden.

In Preußen haben, wie dieNord). Allg. Z:g." schreibt, die Arbeiteroerhältniffr auf dem Lande in diesem Jahre einen großen Um­schwung erfahren. Der bisher in der Industrie beschäftigte Theil der Arbeiter, welcher von dem Lande in die Städte eingewandert war, kehrt, da die Industrie ihn zur Zeit nicht zu beschäftigen vermag, in seine früheren Arbeiterverhältniffe auf dem Lande zurück. Hier ist augenblicklich die Noth an Arbeitern vollständig gehoben. Das Ange­bot derselben ist so groß, daß die Löhne für ländliche Arbeit bedeu­tend zurückgezogen sind. Während es früher oft schwer hielt, zur Erntezeit Arbeiter für hohen Taglohn zu erhalten, boten sich bei der dießjährigen Ernte oft mehr Arbeiter an, als verwendet werden konn­ten, und zwar zu einem Preise von 11,25 ^ an. Die Folge hiervon war, daß die Arbeit mit den Mähmaschinen weniger ausgenutzt wurde, als im vorigen Jahre. Es dürften deßhalb auch weniger neue Mähmaschinen anzeschafft worden sein, als imf.letzten Jahre. Die Händearbeit stellt sich beim Mähen nicht höher im Preise als die Ma­schinenarbeit. Es hat sich hierbei herausgestellt, daß die Arbeiter und das Gesinde bei Weitem gefügiger als in den letzten Jahren sich zei­gen und daß der Kontraktbruch bedeutend abgenommen hat.

Wien, 24. Aug. Oesterreich gab in Konstantinopel die Er­klärung ab: eine Wiederholung der bulgarischen Gräuel in den Nach­barländern nicht mehr zu dulden, und verlangte gleichzeitig strenge Untersuchung hinsichtlich der Genfer Konvention.

Prag, 23. Aug. Die Oelfabrik Burianka in der Vorstadt Carolinenthal steht seit 5 Uhr Nachmittags in Flammen. Der Wind weht gegen die nächstzelegene belgische Gasanstalt, so daß Gefahr vorhanden ist, dieselbe könnte explodiren. In Folge dessen wird das massenhaft herbeiströmrnde Publikum durch Militär nach Prag zurück- gedrängt. Die Bewohner der anstoßenden Häuser wurden delogirt. 7 Uhr Abends. Die Fabrik Burianka ist sammt Maschinen, Oelpreffen, Bottichen, 10,000 Ctr. Rapskuchen und 500 Ctr. Oel vollständig abgebrannt. Die innere Glut dauert fort. Die Fabrik wurde vor 3 Jahren von Adam Fischer von der Kreditanstalt gekauft. Die anstoßende Kcaus'sche Dampfmühle, Schulhof's Kattunfabrik und die Wohngebäude der Gasanstalt giengen wiederholt an, wurden jedoch jedesmal wieder gelöscht; im kleinen Gasometer wurden 209,000 Kubikmeter Gas abgelassen. Die Spritzen Prags und aller Vororte waren beim Löschen thätig. Das Militär sperrte alle Zugänge ab. Der Statthalter war auf der Brandstätte erschienen. Das Feuer ist im Keller durch Explosion von Oleum entstanden.

Gambetta ist gegenwärtig die Zielscheibe der Angriffe der Ultra- Radikalen. Diese Leute haben in einer Versammlung, die letzten Sonntag in Paris-Belleville stattfand, Gambetta in die Acht erklärt, d. h. dessen Politik gemißbilligt und ausgesprochen, daß er nicht mehr würdig sei, das 20. Arrondissement von Paris (d. i. Belleville) zu vertreten. Von der ganzen großen Versammlung sprachen sich nur 20 zu Gunsten Gambetta's aus. Elemente, um alles wieder über den Ha ufen zu werfen, sind also immer noch in genügender Menge vorhanden.

Belgrad, 24. Aug., Nachm. (Offiziell.) Gestern fünfter Kampftag. Die Türken griffen mit aller Macht unsere Stellungen bei St. Stephan an, wurde aber zurückgetrieben. Unsere Infanterie focht mit großer Tapferkeit. Die Artillerie verursachte dem Feind ungeheuere Verluste. Nachmittags griffen uns die Türken auch am linken Morawaufer an, wurden aber überall zurückgeschlagen. Heute Morgens 6 Uhr, als unsere Truppen das Feuer eröffneten, rückte der Feind gegen unsere Verschanzungen, wurde aber gezwungen, sich zurückzuziehen.