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Lberflutheten, wodurch 400 Bergleute vielleicht auf längere Zeit ar­beitslos geworden sind; circa 300 Personen werden noch auf den oberen Sohlen beschäftigt.

Mönchen, 10. Aug. Kullmann, welcher bekanntlich im Zucht­hause St. Georgen seine Strafe wegen des Attentates auf den Für­sten Bismarck sbsitzt, wird sich nächstens wegen Widersetzlichkeit vor dem hiesigen Bezirksgericht zu verantworten haben. Derselbe hatte vor einiger Zeit seinen Vater ersucht, die Bitte um Begnadigung an du. Fürsten Liswerck stellen zu wollen. Der Vater hatte di.scs Ansinnen zurückgewiesen. und darüber scheint Kullmann im höchsten Grade gereizt worden zu sein. Genug, vor circa 14 Tagen, als er Vormittags 9 Uhr zu einem Spaziergang abgeholt werden sollte, stürtzte er sich plötzlich auf den Aufseher, schlug ihn mit einem Was- serschoff gegen die Stirne, so daß dieser besinnungslos zu Boden fiel, und konnte nur durch andere Gefangene von weiteren Mißhandlungen abgehalten werden

Wien, 9. Aug. Fürst Milan wandte sich am letzten Sonn« tag telegraphisch um Hilfe und Beistand direkt an den Kaiser Alex­ander. Am nächsten Morgen erhielt er auf demselben Wege eine Mittheilung des Fürsten Gortjchakvff, welcher sein Bedauern ausdrückte, daß Se. Majestät sich außer Stande sehe, irgend etwas für den Fürsten tbun zu können. Der Fürst sei zur rechten Zeit gewarnt worden, und es sei zu beklagen, daß er auf diese Warnungen nicht habe hören wollen. Im Uebrigen sei des Kaisers Politik an dieje­nige seiner erhabenen Bundesgenossen geknüpft und er könne und wolle sich von denselben nicht trennen.

Wien, 12. Aug. Kapitän Boyton's verließ den 10., Vormit- tags 10 Uhr in seinem Schwiwmanzuge Linz. Um 7 Uhr 45 Min. Abends kam er an Pöchlarn vorüber. Am II. um 2/48 Uhr früh passirte er Tulln, frühstückte und schwamm nach kurzem Aufenthalte weiter. In Rüßdorf schwamm er um 11 Vs Uhr in den Kanal ein. Er kam von Klosterneuburg in rascher Fahrt herab, ruderte kräftig mit dem Doppelrudcr und hatte am rechten Fuß den Mastbaum mit einem großen und zwei kleinen Segeln, darüber die amerikanische und öster­reichische Flagge aufgehißt. Im Gesicht sah er blutroth aus und schien sehr angestrengt, aber nicht erschöpft zu sein. Im Hotel Me­tropole in Wien kam er 121/4 Uhr Mittags an.

Es existirt eine alte Karte von der Insel Helgoland, von wel

in der Organisation begriffene Guerillakrieg gegen die Türken wird darlegen, welche Erbitterung im Lande herrscht. Die wiederkehrenden Nachrichten von Vermittelungen der Mächte und die neuliche Mitthei- lung der BerlinerPost" von telegraphischen Verhandlungen zwischen Wien und Petersburg vom 10. August zum Zweck des gemeinsamen Schutzes Serbiens gegen die Türken werden von wohl informirter Seite als absolut unrichtig bezeichnet.

Konstantinopel, 13. Aug. In einer Mittheilung an ihre Vertreter im Auslande erklärt die türkische Regierung, daß die durch serbische Agenten verbreiteten Nachrichten von der muthwilligen Verbre nnung serbischer Dörfer durch die Türken vollständig unbegrün­det seien, dagegen hätten die Serben seit Beginn der Feind­seligkeiten etwa 60 von Christen sowie von Mohamedanern bewohnte Dörfer auf türkischem Gebiete in Asche gelegt.

Be lgrad, 13. Aug. Nach einer Meldung desReuter'schen Bureaus in Belgrad fänden zahlreiche Zuzüge von Freiwilligen auS fremden Ländern zur serbischen Armee statt. Das slavische Komite in Triest hätte dem serbischen Kriegsminister 3000 Freiwillige ange- boten. Garibaldi habe an den Kriegsminister einen Brief gerichtet mit der Anzeige, daß er in dem Mailänder Komite zur Unterstützung der verwundeten Serben u. Montenegriner den Vorsitz übernommen habe.

Wien, 14. Aug. DiePolit. Korrespond." erfährt aus Bel­grad durch ein Telegramm vom Heutigen:Fürst Milan, seiner eigenen patriotischen Eingebung, sowie den Rathschlägen einsichtiger serbischer Staatsmänner folgend, hat beschlossen, dem aussichtslosen Krieg ein Ende zu machen. Zu diesem Behufe setzte er sich bereits gestern mit den diplomatischen Vertretern der Großmächte in Kontakt. Das Ministerium Ristics wird zurücktreten. Ein provisorisches Mini­sterium dürfte ernannt und die Skupschtina einberufen werden. Die öffentliche Meinung verlangt nur die Erhaltung der Integrität des Landes und der Dynastie Obrenovitsch. Der Beginn der Friedens- aktion wird binnen kürzester Zeit erwartet."

London, 14. Aug. Reuter meldet aus Belgrad: Fürst Milan erklärte, er sei entschlossen, den Krieg bis auf's Aeußerstc zu führen. Ter Zustand der Truppen sei ganz befriedigend. In Folge dieser Erklärung des Fürsten würden die Gerüchte von einem Rücktritt deS Ministeriums an Wahrscheinlichkeit verlieren. Bei Banja finden zahlreiche Truppenzusammenziehungen statt. In Belgrad strömen

cher jetzt eine Nachbildung in die Oeffentlichkeit gelangt ist. Die- viele Freiwillige aller Nationalitäten zusammen, selbe gebt durch 3 verschiedene Schattirungen die Größe der Insel in (Welche von diesen einander total widersprechenden Nachrichten von demselben

3 Perioden an. Im Jahre 800 hatte sie 120 Meilen im Umfange; im Jahre 1300 45 Meilen rnd im Jahre 1619 eur 4 Meilen. Seitdem hat sie sich im Flächenraum aus weniger als l/z Meile ver­ringert. Die Verminderung der Insel ist fast gänzlich in einer Rich­tung hin bewirkt worden, indem die See 30 Meilen an der Nordost­seite und nur eine Meile an der Südwestgrenze eingedrungen ist.

In der Schweiz beschäftigt man sich lebhaft mit Schutzmaß­regeln gegen die Hundswuth und das Ueberhandnehmen der Hunde überhaupt. So hat die gemeinnützige Gesellschaft der Stadt St. Gallen den dortigen Gemeinderath um eine Eingabe zu Händen des Großen RatheS betreffend die Revision des Gesetzes über das Hundehalter, ersucht. Die Desiderien betreffen im Wesentlichen: die Untersuchung der Hunde durch zweifellos sachkundige Männer, die Verdoppelung der Hundetaxe, das Verbot des Mitbringens von Hunden in öffentliche Lokale, die Untersagung des Führens an einer Leine während der Bannzeit, die Festsetzung der gleichen Taxe für alle Hunde ohne Unterschied des Alters. Der Gemeinderath hat diesem Gesuche entsprochen. Ein Aargauisches Blatt agitirt sogar für einen all- gemeinen Hundebann im ganzen Gebiet der Schweiz, von einer Dauer von 36 Monaten. Die nur lokal angeordnete Hundesperre schütze nicht hinreichend gegen die Hundswuth; es habe z. B. ein Distrikt, ein Bezirk, ein Kanton Hundesperre, es kommt aber ein tollwüthiger Hund aus einem andern Kanton her. Niemand weiß, wem er gehört, er beißt Menschen und Thiere und wird endlich erlegt, aber die Krank­heit ist übertragen, und hört die Hundesperre im betreffenden Kanton rc. wieder auf, so sind schon wieder Thiere da, die solche fortpflan­zen. Die allgemeine Hundesperre auf die genannte Dauer würde auf längere Zeit von der gefährlichen Landplage befreien.

Petersburg, 12. Aug. Aus Bukarest wird hierher gemeldet: In Rustschuk werden zahlreiche Hinrichtungen an Bulgaren vollzogen. Die Bevölkerung von Bulgarien und Serbren flüchtet in Folge der türkischen Grausamkeiten von allen Seiten auf das rumänische Gebiet.

Petersburg, 14. Aug. Mittheilungen von Personen, welche unter dem Rothen Kreuz für die Verwundeten in Serbien thätig sind, bestätigen die olfizielle Klage Serbiens über türkische Grausamkeiten. Trotz des Vorrückens der Türken bleibt die Stimmung in Serbien muthvoll und vertrauend. Man macht sich auf das Aeußerste gefaßt, selbst auf die Belagerung Belgrads und Wegnahme der Stadt. Der

Datum verdient nun Glauben? wie es scheint, die letzteren, denn wieder von demselben Tage wird gemeldet:)

Belgrad, 14. August. Die Stimmung hat vollständig um­geschlagen. Die gestrigen Siegesnachrichten von der Drina und von Javor haben dazu beigetragen, daß der Ministerrath einstimmig die Fortsetzung des Krieges beschlossen hat. Auch der Fürst ist ganz um­gestimmt ; er begibt sich zur Jnspizirung der Drina-Armee und dann wieder ins Hauptquartier.

Belgrad, 14. Aug. (Aus serbischer Quelle.) In Folge russischen Einflusses dauert der Krieg fort. Der Fürst ist wieder zur Armee abgereist. Die Ministerkrisis ist beigelegt.

Belgrad, 13. Aug. (Offiziell.) Am 10. Aug. schlich sich ein Bataillon bis in die Nähe von Javor. Die Serben ließen das­selbe in der Richtung von Kusicsii vorrücken, umzingelten es sodann u. vernichteten es. Die Serben halten die verschanzten Stell, in Javor besetzt.

London, 11. Aug. Diese Nacht hat ein furchtbares Feuer gewäthet. Die Fabrik von Grant, und Comp, brannte ab Drei­hundert Arbeiter sind außer Thätigkeit gesetzt. Der Schaden beträgt 250,000 Pfund. St. Die Maschinen allein kosteten 90,000 Pfd. St.

Aus der Besika-Bay wird ein Zusammenstoß englischer Kriegs­schiffe gemeldet. Um Mitternacht ward, während alle die Schiffe dicht neben einander dahin dampften, das Signal gegeben, den Kurs zu ändern.Triumph" undJnvincible" änderten den Kurs nicht in der angegebenen Weise und kamen so quer vor den Bug ^Mo­narch". Dieser hielt inne, um denJnvincible" nicht niederzurennen, und fuhr rückwärts; derRaleigh", oaS nächste Schiff hinter dem Monarch", bemerkte dieß nicht eher, als bis es zu spät war, einen Zusammenstoß zu vermeiden, riß den Sperrbaum desMonarch" ab, zerstörte die Kapitänsgalerie und verlor seine eigenen Boote.

Schon wieder hört man von einem Falle, wo deutsche Soldaten, welche im letzten Kriege mit Frankreich gefangen wurden, erst nach Jahren aus der Gefangenschaft in Afrika nach Hause zurückgekehrt sind Dieses Schicksal hatten auch 2 im Jahre 1870 zur Armee eingezogene Landwchrleute in Marienburg. Nach 5jähriger Zurück­haltung in Afrika gelang es ihnen, bei einer günstigen Gelegenheit zu entfliehen, worauf sie auf langen Irrwegen endlich in die Heimath zurückkamen. Der Eine fand seine Gattin als die Ehefrau eines anderen Mannes wieder.

Redaktion. Druck und Verlag von L. Oelschläger in Ealw.