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Blande im Stall rin Mutierschwein von vielen Junge» umringt, sämmtlich erstickt und mehr und weniger verbrannt. Unter den Ab» gebrannten befindet sich ein junges Ehepaar, das erst vor einigen Wochen sein Daheim gründete und bisher nicht zum Versichern seiner Habe gekommen ist; dieser Fall dürfte einen Fingerzeig für Neuver- wählte bilden, denn das Unglück schreitet schnell

Baden, 9. Aug. Das freundliche Dörfchen Reichcnhtal im benachbarten Murgthale wurde gestern Nachmittag von einem schwe­ren VrautuuvlLck Hein.Gefe cht. Vis Abend' 7 Uhr mar de? bekennte Wirthshaus zumAuerhahn" und 11 Wohnhäuser dem rasenden Elemente zur Beute geworden. Ob es den vereinigten Anstrengungen der von allen Seiten herbcigeeilten Hilfsmannschaft gelungen ist, dem weiteren Umsichgreifen des Feuers Einhalt zu gebieten, ist bis jetzt noch nicht bekannt.

Freiburg, 8. Aug. Vor Kurzem erkrankten Mitglieder einer Familie heftig an Durchfall, nachdem sie eine Quantität Milch von einem hiesigen Viktualienhändler genossen hatten. Die chemische Un- tersuchung ergab, daß der Milch ein übermäßig großes Quantum Soda ruoesetzt war. um dieselbe vor dem baldigen Säureprozeß zu behüten. Ta der Genuß solcher Milch aus die Gesundheit, ins­besondere der Kinder, sehr nachlheilig wirken kann, wurde polizeiliche Untersuchung eingcleitei.

Furew äugen, 7. Aug. Nach enum hier eiug^gai.^eNtU Telegramm ist die große Uhrenfabrik in Lenzkirch am heutigen Tage ein Raub der Flammen geworden. Die näheren Nachrichten hierüber fehlen noch, doch sollen Gebäude und Jnvenlaricn gut versichert sein

Kehl, 7. August. Ter Nathschreiber B , ein früher sehr be> liebtcr Beamter, nach und nach aber durch Trunk immer mehr herun­ter gekommen, hatte sich heute, nachdem er sich selbst in einem Kahne in den Rhein gerudert hatte, in dem Flusse ertränkt.

Meiningen, 7. Aug, Nay-zu zwei Jahre sind seit dem großen Brande in hiesiger Stadt vergangen, und es ist diese Zeit nach dem Fr. I. mit der Wrcdcrbebauung rüstig ausgefüllt worden. Es sind neue diene Straßen mit stattlichen massiven Häusern ent standen, ober noch sind viele Bauplätze unbebaut, und dieß wird noch einige Zeit so blerben, weil Wobnungkwangei nicht besteht. Erhaben nämlich Arbeiter und Gewerbetreibende sich vielfach außerhalb der Stadt enyc^aut, und dadurch sind schmucke Vorstädte entslcnden, Wenn die Bauzeit vorüber, wird Meir-ngen einen recht freundlich-n Anblick gewähren; eine Ringstraße um die ganze Stadt bildet eine mit Alleen gezierte schöne Promenade; auch der Bau des neuen Rath Hauses soll bald beginnen. Die aus England bezogenen eisernen Häuser haben sich nicht bewährt.

Kissrügen, 4. August. TerMagdrb.Zig." wird von hier geschrieben: Wie sich die Spekulation des hiesigen Kuraufenthaltes des Kanzlers den Lchrrgi, davon bringt der neuesteKnranzciger" ein Bei- spie!; Bäcker Ströhlein macht nämlich Folgendes bekannt:Das Ge­bäck . welches ich für den Haushalt Seiner Durchlaucht des Herrn RrickSkanrlers zu Infern die Ekre batte, erlaube ich mir unter der mir gnädigst gestarteren BezeichnungFürst Bismarck's-Brezel" rc. rc. zu empfehlen." Im Kurgattrr. kalte heute Morgen Ströhlein's Verkaufstisch ungemein zahlreichen Zuspruch; Alles wollteBismarck Brezttn".

Ischl, 29. Juli Heute Nachmittags passirte der Kaiser Franz Joseph, von stimm Adjutanten begleitet, dieRettenbcch «Wildni/ i. dem Momerte, als ein etwa 4jäbriger Knabe, welcher auf eine unaufgeklärte Weise an einen steilen Abhang hinongeklettert war, in die schwindelnde Tiefe stürtzte. Auf dos Geschrei des Kivdes übersetzte der Kaiser als giwarktir Gebirgsjäger ein ca 5 Meter brems Fel stnliff, erfaßte mit sicherer Hond bas an einer Wurzel über dem Abgrund hängende Kind und ließ es durch den berbcigceiltm Adjutan­ten in die Retlcnbochmühle führen, wo sich die Mutter des Kindes, ein Solinenarbciterwe'b, befand. Der Kaiser ertheilte der Mutter einen strengen Verweis über d. mangelhafte Beaufsichtigung ihres Kindes.

Es wird derKarlsr. Zig " von einer bezeichmnden Beußervng des türkischen Bolichoslers in Wen erzählt: Frieden, soll Aorist Pascha gesagt haben, werden wir schließen, wann und wo man will, aber Waffenstillstand erst m Belgrad.

Der Augeb. Allg. Ztg. wird aus Wien 8. Aug. telcgraphirt: 1) Tie Pstrte tehm jede Verharzung u tt .em Fürsten Milan und mit Ristiljch ab. 2) Tie Pforte bat beschlossen, keine Vermittlung fremder Mächre anzunehmen. 5) Die Pforte verspracht die Busreckt erhaltung der territorialen Integrität Serbiens, beansprucht aber das Besotzungsrecht in Belgrad, Semendria und Kiagujcvatz. 4) Die Pforte beabsichtigt, noch der Einnahme von Belgrad die S kupschtina zur Wahl eines neuen Fürsten v. Serbien einzuberufen. 5)Den Montenegrinern will die Pforte eine kleine Gebietserweiterung gewähren. Wie demKelet Nepe" aus Belgrad gemeldet wird, hätte sich Fürst Milan den Vertreten, der auswärtigen Mächte gegenüber bereit erklärt, ab

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danken zu wollen, falls seine breite Persönlichkeit den Interessen Ser­biens im Wege stehen sollte. In ähnlichem Sinne habe er sich vor seinen Ministern ausgesprochen.

Versailles, 8. Aug. Die Dcputirtenkamrner berreth über das Gesetz betreffend die Bewilligung eines Kredits von 2 Mrll. für sdre karlistischen Flüchtlinge und nahm die von der Kommission bean­tragte Redu'tron um 700,000 Fr. an. Die Unterstützungen der Karlisten sollen von Ende September un ganz aufhören.

Die Hkrnbsttz"ng der Ausgaben kür den Generylstab und die Generalität durch die Kammer wird von demJournal des Dobats" nicht gerne gesehen; das Blatt meint, wenn General de Cissey sich ernstlicher bemüht hätte, so wäre diese Herabsetzung vermieden worden. Man habe den Gcbclt der 19 kommandirenden Generale auf je 31,000 Fr. herabgesetzt, während sie in Preußen 37,500 Francs er­halten.Und doch ist bei uns der Reichthum etwas allgemeineres als in dem armen Preußen; und doch weiß man, daß die Achtung, welche einem Manne gezollt wird, doch auch wesentlich abhängig ist von der sozialen Stellung, die man ihm anweist" u. s. w. Dem holten andere Blätter entgegen, daß mehr als 30,000 Fr. immerhin ein Geball sei, über den man sich nicht zu vertagen paoe.

Konst antinopel, 8. Aug. Die türkische Regierung macht bekannt:Knjaschewatz ist nach 3tägigcn Kämpfen in die Hände unserer Truppen gefallen. Tic Nitd.rloge der Se.bcn ist eine vollständige, und um so größer, als der Feind um diesen Ort beträchtliche Streitkräfte vereinigt und Verschanzungen errichtet hatte, welche jedoch den Angriffen unserer Truppen nicht widerstehen konnten. In Folge des Bombar- demenls ist Knjaschewatz niedergcbrannt. In dem bei Sienitza (westlich von Ncvibaza') stattgehab cn Kampfe haben unsere Trupven den Feind von den Höhen, welche er besetzt hatte, vertrieben und sich der dort errichteten Derschanzunge» bemächtigt. Der Feind wurde von unseren Truppen bis über die Grenze hinaus verfolgt, indem er zahlreiche Gefangene und viele Waffen und Kriegsmaterial in unseren Händen ließ."

Konstantinopel, 8. Aug. Die Besetzung Saitschars durch die türkischen Truppen ohne Schwertstreich wird durch Prrvatdepeschm ans Widdin vom 7. Aug. bestätigt; danach habe Leschjanin mit seinem Korps Saitschar geräumt, werk er in Folge des türkischen Sieges bei Knjesewatz von verschiedenen Seiten angegriffen zu werden besorgte und beabsichtige, sich dem Korps Tschernaj-ffs anzuschließen.

Ban ja, 3. Aug. Die ganze Straße von Alexmatz bis hieher ist mit flüchtigem Landvolk bedeckt. Vom Bovanpaß brs Banja ist in einer Ausdehnung von 10 (englischen) Meilen zu beiden Seiten der Straße ein beständiges Bivouak. Etwa 10,000 Flüchtige, Männer, Weiber und Kinder begegneten uns. Darunter befanden sich Ehristen von dem türkischen Gebiete zwischen P'rot und der serbischen Grenze, das Gros bildeten j doch die Tcsammt-Bevölkerungen der Dörfer längs der serbischen Südostgrenze vom Gramadapaß ab. Ich sprach mit einigen der Flüchtigen. Sie führen ihre gesammten Effekten, Wagen, Hausgeräthe, Vieh- und Schasheerden mit sich. Sie sagten aus, daß sie durch Kanonendonner und in ihre Ortschaften fallende Granaten verjagt wurden. Kaum hatten sie sich gerettet, so gierigen die verlassenen Dörfer in Hellen F'ammen auf. Banja ist mit Flüch­tigen Lbeifüllt. Alles ist bereit, sich weiter in das Morawathal in Sicherheit zu bringen. Auch eine Anzahl verwundeter Landbewohner traf von der Grenze in Banja ein."

Buk der Herzegowina meldet diePolit Korresp ": In Trebinje üble Aussichten: Moukhtar Pascha mußte seine Truppen auf halbe Ration setzen. Die türkische Bevölkerung der Start rst in hohem Grade cntnmlhigt. Die Hoffnung aus Entsatz ist gering.

Folgen der Hitze m New-Aork. Der Todesengel hält ent­setzliche Ernte in unserer Stadt, so wird aus Newyork geschrieben. In erschütternder Weise rafft er die Kinder dahin. In 25 Tagen (vom 26. Juni an gerechnet) sind 2560 Kinder im Alter von weniger als 5 Jahren beerdigt worden. Die in diesem Jahre noch weit stärker, als sonst auftretende Hitze welche täglich auch viele Erwachsene als Opfer fordert, ist die Ursache dieser Kalamität. In den von den ärmeren Volksklassen bewohnten Stadttheilen, in denen die Fa­milien in Miethskasernen wohnen, tritt die Sterblichkeit natürlich am heftigsten auf. Die Gesundheitsbehörde hat alles Mögliche gethan, um dem Nebel zu steuern. Jeden Morgen gehen 50 Aerzte in die­sen Distrikten von Haus zu Haus, von Familie zu Familie, theilcn Medizin unentgeltlich aus/veranlassen sofortige polizeilich vorzuneh­mende Säuberung der Häuser und vertheilen ferner Hunderte von Billeten, welche die Mütter mit ihren Kmdern zu Vergnügungsfahrten per Dampfer mit freier gesunder Beköstigung während eines ganzen Tages berechtigen. Außerdem ist ein Aufruf an alle Apotheker er­gänzen. unbemittelten Familien während dieser Zeit Medizin zum Kostenpreise zu verabreichen. Man hofft auf diese Weise das Elend wenigstens einigermaßen zu mildern. _

> OelschlLger in Calw. (Hiezu Nro. 3S"deS UnterhaltungSblattS.)