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Jahre 1873 mit Außerkurssetzung der alten Goldmünzen begonnen. Seitdem ist von der.württembergischen Staatthauptkasse die Gesammt. summe von 268,208 Mark 68 Pfg. zum Einzug gebracht worden.
—-..VeHÄt^ulm, 18. Juli. Ein junger, thätiger und allgemein beliebter Handwcrksmann, der den letzten Feldzug mitgemacht hat, wollte gestern Abend nach vollbrachter Tagcsarbeit im Neckar noch ein Bad nehmen. Ein geübter Schwimmer, wie er war, halte er eben einem Bekannten zugerufen, cs ihm, wo möglich, im Schwimmen gleich zu chun, als n von der Strömung erfaßt und unter ein in -er Nähe befindliches Floß gerissen wurde. Wohl hatte ihn der Andere noch ergreifen können, aber der Unglückliche konnte seinem Schick sole nicht mehr entrissen werden. Einige Flößer und Schiffer waren zur Stelle und wurde von ihnen das Floß sogleich der vorige nach auseinander gehauen und alle nur denkbaren Maßregeln getroffen, um bas junge Menschenleben zu retten, aber vergebens — es konnte bis jetzt nicht einmal der Leichnam ausgefundcn werden.
— Heilbronn, 19. Juli. Ter heutige Tag war in der hiesigen Stadt ein wahrer Unglückstag. Nicht weniger als 3 Ertrunkene
Dache und wurden gefährlich verletzt, bei einer Schlägerei wurde ein Mann lebensgefährlich verwundet.
— Geislingen, 18. Juli. Der Wiesenstaiger Postwagen ver- ungtüctte gestern Nachmittag bei Deggingen dadurch, daß ern erstmals eingespanntes Pferd bei der Steigung der Straße statt vor-, rückwärts zog. Der Wagen kam so rückwärts über den Rand der Straße hinaus und rollte sich öfters übcrschlagend sammt den 8 Insassen, die alle übel zugerichlet wurden, eine sehr hohe Böschung hinunter. Sie boten ein trauriges Bild dar, als sie aus ihrer betrübten Lage befreit wurden. Besonders hart erzieng es zwei Kindern, deren Mutter Ladaast in Dietzenbach ist. Sie sollen lebensgefährlich verletzt sein. Es dürfte durch solche Fälle doch die Pflicht aufencgt werten, nur vertraute Pferde einzuspannen.
— Neu-Ulm, 17. Juli. Heute Nachmittag gegen Abend wollte, wie die „U. S." schreibt, Söldner Hiller von Pfuhl und sein Sohn in Poterne Nrv. 4 eine Senkgrube leeren, ohne daß von ihnen die nöthige Verficht angewendet worden wäre. Man fand später das Fuhrwerk ohne Leute und bei den hierauf angestellten Nachforschungen Vater und Sohn als Leichen in der Grube, den Vater todt über dem Sohne liegend; sie waren in der Stickluft erstickt. Erst gegen 9 Uhr, nachdem die Grube durch Kohlenseuer rc. gereinigt worden war, gelang es, die beiden Leichen zu heben.
— Berlin, 17. Juli. Das Zusammentreffen des Kaiser Wilhelm mit dem Kaiser Fianz Josef wird Nicht in Ischl, sondern in Salz bürg stallfinden, wo Kauer Wilheem am 19. Juli Abends eintreffen wird. Beide Kaiser bleiben om 20. Juli beisammen, woraus Kaiser Wilhelm am 21. Juli die Reise nach Eastein sortsetzt, wo derselbe bis zum 12. August bleiben wird.
-— Wien, 17- Juli. D>e „Pvlit. Korresp." meldet ous Raausa: Nachd-m am 14. Juli bei Nevefinje Türken und Montenegriner erbittert mit einander gekämpft halten, rückten letztere am 16. d. in Blagaj ein; in Folge dessen herrscht in Mvsiar unter den dortigen Christen große Aufregung und Furcht vor türkischen Racheakten. Bei GlavSko oberhalb des Golfes von Breno ist ein montenegrinisches Korps eingetroffen, wodurch die Verbindung zwischen Ragusa und Tre- binje unterbrochen ist.
— Wien. Das Erdbeben, welches sich am Montag Mittag kurz vor Vz2 Uhr in Wien so stark bemerkbar machte, war über den größten Theil der westlichen Reichshälfte ausgebreitet; vorzüglich suchte es das Becken der Donau keim von Passau bis etwas über Preßburg. Das Centrum der Naturerscheinung, wo dieselbe auch mit der größten Intensität auftrat, war im Westen Niederösterreichs, bei Scheibbs. Nach den an der meteorologischen Anstalt in Wien gemachten Beobachtungen war die Richtung von West gegen Ost, die Dauer desselben zwischen 4 bis 5 Sekunden, cs wurden deutlich zwei stärkere Stöße, welche durch eine wellenförmige Bewegung verbunden waren, wahrge- nommen. In den Zimmern machte sich der erste Stoß durch starkes Erzittern der Möbel und Fenster bemerkbar. Die Leute auf der Straße blieben erschreckt stehen, als sie den auch dort starken Ruck verspürten. Der Himmel war leicht bewölkt, die Lust ruhig und warm. An der Börse entstand in diesem Augenblicke panischer Schrecken, Nachdem die leichten Riegetwände dieses Nvthbaues zu krachen und zu bersten begannen und der Staub von allen Fugen dicht aufwirbelte. Im ersten Momente glaubte man, daß etwa einer der im Erdgeschosse befindlichen Dampsopparate gesprungen sei; Alles stvrtztc aus dem Saale heraus, die Thüren und Fenster wurden aufgeiisscn und die Hunderte von Besuchern sprangen ins Freie oder drückten sich zum
KomunduroS verlangte Abkürzung her Reise des Königs wchen Einberufung der Kammern, um denselben einen Gesetzentwurf betreffend die Mobilisirung von 40,000 Mann und Kreditforderung für 10 angekaufte Feldbatterren borzulegen.
— Wien, 18. Juli. Die „Presse" erhält über das Gefecht de» Peko Pawlovits am 13. Juli mit türkischen Truppen bei Gunjevo- selo und Nepun in der Küstenenclave Klek ein Telegramm, wonach auch ein im Hafen von Klek liegendes türkisches Kriegsschiff durch Geschütz- seuer am Krmpfe theilnahw und das Feuer trotz nachdrücklicher Einsprache des Kommandanten des österreichischen Stationsschiffes fort- setzte. Die „Presse" erklärt es für selbstverständlich, daß hier eine flagrante Rechtsverletzung von Seiten der Türken vorliege.
Schweiz. Lausanne, 16. Juli. Gestern hat das eidgenössische Schützenfest begonnen. Heute fand der Festzug statt, welcher 4000 Theilnehmer zählte. Auf dem Festplatz hielt Pfarrer Panchard eine religiöse Ansprache, worauf Caxer die eidgenössische Fahne an Ruchonnet übergab. Den Grundton beider Reden bildete die schweizerische Eintracht trotz Rcvisionsdifferenzm. Beim Banket brachte Ropuin den ersten Toast aus auf das Vaterland, Psändler von St. Gallen den zwecken aus die Bruderckebe.
England. London, 18. Juli. Man telegraphirt der „Fr. Ztg,": Nach Privatdepeschen der „Times" und des „Standard" ist die Eejru.dheck des Sultans dermaßen erschüttert, daß ein Wechsel in der Regierung fast unvermeidlich erscheint.
Türkei. Konstantin opel, 17. Juli. Nach einem Regierungstelegramm haben gestern die Truppen der unter dem Kommando von Hafiz Pascha bei Akpalanka operirenden Division die Serben angegriffen, nach sechsstündigem Kampfe mit dem Bajonett deren Ver- schanzungen eingenommen und dieselben vollständig geschlagen, viele Waffen und anderes Kriegsgerälh wurden erbeutet. In Folge Vormarsches des Korps unter Luleyman Pascha haben die Serben ohne Widerstand die Verschanzungen bei Babina Glava verlassen und sich zurückgezogen.
Konstantin opel, 18. Juli. Die „Agence Havas-Reuter" meldet: die türkische Armee brach von Nisch, Chehirkeny und Belgrad- schik auf und marschirr gegen Alexinatz. Die türkischen Journale bestätigen, daß Tschernajeff von Babina Glava dclogirt Ist und auf dem Rückzuge sich befindet, ebenso daß die türkischen Truppen gegen Serbien vorrücken.
Belgrad, 17. Juli. (Offiziell aus serbischer Quelle.) General Alimpits telegraphirt unter dem 16. d. M. Folgendes: Die Türkin begehen in den Ortschaften der Possavina in Bosnien fürchterliche Grausamkeiten. Sie mussakriren alles und stiften überall Brand, um die Christen zu vernichten. Viele Weiber und Kinder flüchten sich in das serbische Lager und sind gestern mehrere hundert Personen dasselbst eingetroffen. Ueberhaupt sind es die Baschibozuks und die Redifs, welche diese Grausamkeiten begehen. So beispielsweise viertheilen dieselben Kinder oder werfen sie in die Höhe und fangen sie mit der Spitze ihres Jalagans auf.
Belgrad, 17. Juli. (Amtliche Meldung.) Die türkischen Depeschen vom 9. Juli beruhen auf lügenhaften Berichten; die Serben haben bisher keine Kanonen verloren. Die türkischen Siege über Tschernajeff sind erfunden; die serbischen Vorposten stehen noch immer vor Novlbazar. Nach einem Telegramm des Generals Ranko Alim- pitsch begehen die Türken in Bosnien fürchterliche Grausamkeiten^ viele Weiber und Kinder flüchten in das serbische Lager. Die bosnischen Insurgenten haben den Türken die Kommunikationen zwischen Bjelina, Brtschka (nordöstlich von Bjelina an der Donau) und Tuzla (südöstlich von Bjelina) abgeschnitten.
Bukarest, 18. Juli. Der Senat drückte in seiner Adresse zur Erwiederung der Thronrede den Wunsch nach Aufrechterhaltung der Neutralität aus.
Neben den Nachrichten über kriegerische Aktionen oder eigentlich noch vor denselben stehen ihrer Bedeutung nach die Meldungen über Mobilisirung in Rumänien und Griechenland. Offenbar macht sich die öffentliche Meinung in den Balkanstaaten mit dem Gedanken vertraut, daß die Generalabrechnung mit der Pforte erfolgen könnte und die Regierungen handeln demgemäß.
Von serbischer Seite wird die „Pester Korresp." um die Aufnahme folgender Berichtigung ersucht: „In öffentlichen Blättern wird behauptet, Fürst Milan habe beim russischen Zaren um die Erwirkung eines Waffenstillstandes angesucht. Das ist falsch. Es wurde von serbischer Seite an den Zaren eine Bitte gestellt: diese betraf jedoch nicht den Krieg, sondern blos die Art und Weise der Kriegführung. Serbien wendet sich an das menschliche Gefühl Kaiser Alexanders it., damit dieser erwirke, daß die türkischen Soldaten nicht sorlfahren dürfen, wie bisher, in den von ihnen berührten Ortschaften auch die Wehrlosen in der grausamsten Weise niederzumetzeln." _
Huuptc.ru gange hinaus. — Wien, 18 Juli.
(Nllg. Ztg.) Aus Athen wird gemeldet:
Reoarnen, Druck und Verlag von L>. r3e.>chräA«r m lrarw. (Hiezu Nro. 30 des Unterhattungsblatts),
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