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dadurch, daß sie von einem rasch daherfahrenden Metzgerfuhrwerk über, fahren wurde. Außer einer Verletzung im Genick trug sie noch mehrfache Verletzungen an der Hand davon, und der kleine Finger wußte sogar ganz abgelöst werden. Ob den Pfeidelenker eine Verschuldung trifft, wird sich aus der eingeleitetm Untersuchung ergeben.
— Böblingen, 12 Juli. Zn Dersiirgen lnech am 7. d, Vormittags noch 11 Ut,r Feuer aus, das die an einem schwer ;u- göpglickcn Terxabhang gelegene Scheuer eines Webers, scwie den obern Thcei d.e Tage znrou npuiuttn augiboutel. Wohnhauses in Asche legte. Ta die weiften Einwohner gerade beim Etreufossm iw Walde waren , wurde das Feuer nicht so bald wahigencnweu; doch kamen die herbeieilenden Torsbewvhuer, sowie die Tachller Mannschaft zur Verhütung Weilern Unglücks noch wögl chst rasch herbei. Wie Lie Untersuchung ergab, hoben ein sechs- und ein achtjähriger Knabe
durch Anzünder, von Heu an einer sonst verschlossenen Cchcucrvffvung die Feuersbruust verschuldet. Ter Hausbesitzer erleidet einen nicht unbedeutenden Schaden.
— Stuttgart, 13. Juli. Ein Unglücksfall auf dem Militär- sch'oßftsntz- ,-vd zwei Selbstmorde bilden den Gegeuftard des Tagesgesprächs. Ter erfteie Hot einem Soldaten der 12. Kompagnie des 1. Grenadierregiments das Leben gekostet. Turch einen über dem von ikw besetzten Theil des Kupelfau.gs eingeschlogenen Schuß rrd das Herabpröckeln von Erde getäuscht, trat er in dem Moment zum Zeigen vor, als der wirkliche Schuß dieser Ablhnluug fiel und ihn so in den Unterleib traf, daß er schon noch 10 Minuten todt war und jede ärztliche Hilfe zu spät kam. UebrigenS sind alle Vor sichle maß. regeln bevbochtet worden und es trifft daher Nicwaud eine Verschuld, dring. — Noch größeres Aufsehen erregt der Selbstmord eines arge, sehenen uud geachteten Lehrers, wozu häutliche Verhältnisse den Anlaß gegeben bobey sollen. Bei einem andern Selbstmord blieb es beim bloßen Versuch. Liebeskummer hatte ein hiesiges Eür'germädchcn aus braver Familie veranlaßt, sich in den Aulvgensee zu stürtzcn. Zum Glück hatte cs ein wcckcrer Maru wahrgcnommen uud nicht ge ögcrt, die Unglückliche sofort ous dem Wosser zu ziehen und dem Leben wieder zu geben.
— Ravensburg, 14. Zuli. Ter hiesige Gemcinderath hat vorbehaltlich Zustimmung des TürgerauSschusses, woran übrigens nicht zu zweifeln, beschlossen, den VveksschuUehrern gleichfalls den Gehalt moraiwcrse vorausbezahlen zu lassen, wie dieß bei den Lehrern am Lhccum und dcr Rcalsä ule gesetzliche Vorschrift ist. — Nach längeren Verhandlungen ist hier die Sitte, daß am Ruthenfest oder anderen Schulfesten die einzelnen Schüler den Lehrern Geschenke darreichtcn und die oftmals für die Lehrer sehr drückend waren, abgeschafft worden. Jeder Lehrer, ob definitiv oder vorsorglich ongestelll, erdatl jetzt jähr> lich eine Gehaltszulage von 175 -M, wogegen er auf Empfangnahme
jedes einzelnen Geschenkes verzichtet. Tie Oberschulbehörden haben diese Uebercinkunft nur, genehmigt.
— Ulm, 14. Juli. Wie der „U. S." mitgetheilt wird, ist in Steiuheim, Landgerichts Neu-Ulm eine Bäuerin am 11. Juli m>t vier Kindern (Mädchen) nicdergekommen, wovon. 3 todt geboren wurden.
— Pforzheim, 14. Juli. Ein entsetzliches Unglück betraf heute
Morgen die Familie des hiesigen Biiouterie-Fabrikanten Hin. C. F- Jourdan. Zwei Töchter, blühende Mädchen im Alter von 21 und 23 Jahren, wurden in der Frühe des Morgens todt in ihrem gemeinschaftlichen Schlafzimmer aufgefunden. Ein durchdringender Gasgeruch ließ sofort die Todesursache errathen und die Untersuchung der Gas- leitung soll einen Röhrenbruch im Fundamente in Folge einer Senkung der äußeren Theile der Leitung kvnstatirt haben. Das Gas durchdrang jedenfalls im Laufe der Nacht die darüberliegenden Böden und Wände und gelangte auf diese Weise in das zunächst bewohnte Zimmer. Das eine der beiden armen Mädchen hatte beim Erwachen allem Anscheine nach noch so viel Kraft das Bett zu verlassen, ohne in- Leß noch das Fenster erreichen zu können, denn man fand sie entseelt auf dem Fußboden hingestreckt. Von dem sofort herbeigerufenen Arzte Tr. Thumm wurden die umfassendsten Wiederbelebungsversuche ange- stellt, jedoch leider vergebens, da der Tod zu lange vorher eingetreten war. Das Unglück betrifft eine zweite Familie in gleichem Maße, da die eine der auf so traurige Weise des Lebens Beraubten Braut war und der Termin der Hochzeit in Kürze bevorstand. Die Theil- nähme der Bevölkerung an diesem traurigen Geschicke darf um so mehr eine allgemeine genannt werden, als die Familie allenthalben die höchste Achtung genießt und die beiden, vom Tode so schnell Wegge- rafften sich ihres bescheidenen, freundlichen und liebenswürdigen Charakters wegen in dem Kreise ihrer Familie, Bekannten und Freunde allgemeiner Zuneigung zu erfreuen hatten. (Pf. B.)
— Villingen, 11. Juli. Gestern ereignete sich hier ein Fall, welcher seiner Seltenheit wegen veröffentlicht zu werden verdient. Das einzige Pferd eines Fuhrmannes gerieth im vollsten Sinne des
""""" . Redaktion, Druck ündUläg
Wortes in Wuth. Es zerfleischte sich im Stalle auf solch' gräßliche Art, daß es sich Fleischstücke aus seiner Brust und dem Bauche riß. Es wurde kvnstatirt, daß das arme Thier in Folge deS von einem wuthvcrdächtigkn Hunde erhaltenen Bisses der Wuthkrankheit verfallen sei; es wurde natürlich getödtet.
— Wien, 13. Juli. Das „Tvxblott" will wissen, Fürst Milan habe sich vor zwei Tagen nach Petersburg gewendel, um die Ver- Mittelung des russischen Kabincts für Herstellung eines Waffenstill« stai.dis in Anspruch zu mhmkn. — Der „Pvlit. Korresp." wiid aus Belgrad berichtet: Wenn seitens der Pforte die Absetzung des Fürsten Milan verfügt werden sollte, so würde dieß von hier aus mit der vollständigen Unabhöngigkettserklärung Serbiens beantwortet werden.
— Wien, 14. Juli (Allg. Ztg.) Das Wiener und das St. Petersburger Kabinet verständigten d>e Großmächte über die Reich« stadter Abmachungen. Die in Aussicht genommene Salzburger Zusammenkunft des Fürsten Bikmark mit dem Grafen Andrassy unterbleibt, bis auf dem Kriegsschauplatz ein entscheidender Schlag gethan ist. Das Gerücht, Fürst Milan habe um Bewilligung eines Waffenstillstands nachgesucht, wird dementirt. Zugleich wird ein eventuelles derartiges Ansuchen als aussichtslos bezeichnet. Sowohl Oesterreich als Rußland w ürdm die Vermittlung eines Waffenstillstandes ablehnen. Serbi'che Truppen marschirten trotz eingelegten Protestes durch öfter« rcichrsches Gebiet bei Drenkowa.
— Wien, 14. Juli. Ein Telegram meldet die Ermordung des Gouverneurs von Rustfchuk, Assim Pascha, durch den dortigen Pöbel.
— Wien. Nachrichten aus Bosnien, welche dem hiesigen „Telegr. Kvinsp.-Bunau" zrigegongen sind, geben von einer Anschlußbewegung an Oesterreich Kunde; auch wird versichert, es ständen demnächst in dieser Richtung unzweideutige Kundgebungen bevor, welche sich sowohl nach Konstanlinopel. wie auch nach Wien wenden würden.
Ter Specialkorrespondent der „Presse" hatte am 12. Juli eine Audienz beim serbischen Minister des Auswärtigen R istrcs. Dabei sagte Ristics über die milrtärrscle Situation: „Wenn die Kon« stantinopeler Kriegsberichte wahr wären, so hätten wir ja über ein Drittel unserer Armee verloren, und daß dieß nicht wahr ist, versichere ich Sie. Wir haben wenig Tadte, aber mehr Verwundete; das bringt die jetzige Bewaffnung und die Gefechtsart mit sich. Daß die Türken große Verluste haben müssen, erhellt daraus, daß Alimpitsch allein 700 Todte auf dem Schlachtfelde beerdigen ließ. Die Türken haben sich gerühmt, in 8 Tagen in Belgrad zu sein. Acht Tage sind vorüber und sie stehen nirgends auf serbischem Boden. Wir sind mulhig und kräftig im Angriff; sollte es aber zelten, uns in der Defensive vertheidigen zu müssen, dann wird die Welt scheu, was wir zu leisten im Stande sind."
Türkei. Bei Nisch und bei Widdin sollen in der nächsten Zeit große Entscheidungsschlachten geliefert werden. Die Vorbereitungen dazu scheinen die beiden Armeen so in Anspruch zu nehmen, daß von Zusammenstößen nichts zu melden ist. Dagegen mehren sich die Nachrichten über die Bewegungen der montenegrinischen Armee. Bekanntlich hatte die Zach'sche Armee die Aufgabe, mit den Montenegrinern Fühlung zu bekommen. Fürst Nikita scheint aber vorläufig auf diese Verbindung verzichten zu wollen, denn er zieht immer weiter nordöstlich. Er will, meint die „N. fr. Pr.", offenbar den Ausgang des ersten entscheidenden Schlages zwischen Serben und Türken ab- warten, bevor er die Allianz mit Milan auch durch Thaten ratifizirt.
Rußland. Wie der „Polit. Korresp." aus St. Petersburg geschrieben wird, wendet die Kaiserin von Rußland ihre ganze Aufmerksamkeit und alle ihre Sympathien der Thätigkeit der unter ihrem Patronate stehenden Gesellschaft des Rothen Kreuzes zu, welche nach Ragusa und Montenegro in diesen Tagen einen neuen Eisenbahntrans« Port mit Aerzten, Krankenpflegerinnen, Verbandmaterial, Kleider und Konserven abschicken wird. Fürst Wassiltschikow, welcher die früheren Sendungen begleitet und an Ort und Stelle untergebracht hat, durfte vor einigen Tagen der Kaiserin einen Bericht abstatten. Er hat die Zustände so ergreifend geschildert, daß sich in allen Kreisen der Petersburger Gesellschaft von neuem mit erhöhtem Eifer die Theilnahme an den Sammlungen für die Verwundeten und ihre flüchtigen Familien in Montenegro und Dalmatien regt. Das Centralcomite quit« tirl bereits über 350,000 Rubel, die allein in baarcm Gelbe eingegangen sind; hier und in Moskau lagern ganze Wa^gonladungen voll Charpie, Bekleidungsgegenständen und Konserven, eine ganze Menge russischer Aerzte hat sich freiwillig erboten, ohne jede Entschädigung den Dienst in den Hospitälern von Cettinje zu übernehmen. Eine Hofdame der Kaiserin ist in Cettinje eingetroffen, um die Kranken» gflege im Namen eines russischen Damenvereins zu leiten.
Asien. Die erste Eisenbahn in China von Schanghai nach Kangwan, ungefähr 20 englische Meilen, ist am 30. Juni eröffnet worden und wird stark benütz t. von'S^ Oe l s ch l L g e r ir( Ealw.