<8 Für die berühmte Bleich-Anstalt der Herren Hl

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Calw, den 7. April 1876.

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(Eingesendet). Lieben zell. 6. April. Geehrt und geachtet von Untergebenen, Amtsgenossen und Vorgesetzten starb gestern über- raschend schnell nach nur 41ägizer Lungenkrankheit im Alter von 54 Jahren Amtsnotars Haager ,von hier, nachdem er 10 Jahre in diesem Bezirke unermüdlich seines Amtes gewaltet. Die Trauer um sein Hinscheiden ist allgemein und es wird derselben öffentlich der schuldige und aufrichtige Ausdruck gegeben. Seine praktische Einsicht und seine Gefälligkeit gegen Jeden, der sich um Rath und Thal an ihn gewandt, hat ihm einen Namen verschafft, dessen gutcr'Kmng weit über den Bezirk hinausreichte. Es ist ihm daher auch an manchen Orten das dauernde Andenken gesichert, das ihm in diesem Notariatsbezirk nicht fehlen wird. Friede seiner Asche!

Von der K. Regierung des Schwarzwaldkreises wurde unterm 4. April, l. I. zum Schultheißen der Gemeinde Mbulach, ernannt: Georg Zak. Rups Bauer und Waldmeister von da.

Kammerbericht.

Stuttgart, 3. April. (48. Sitzung der Kammer der Abgeordneten.) Am Ministerlische Min. v. Sick mit Ober-Reg.-Rath v. Maier. Tagesord­nung: Hauptfinanzelat. Cap. 20 Dep. des Innern. Gcsammtexigcnz: 4,484,358 65 L. Hiebei macht sich das Verlangen nach Verwaltungs-

resorm geltend. Simon und Khuen sprechen auch sür eine Belohnung der Standesbeamten, allein vergeblich. Cap. 2t Bezirksverwaltung: 604,603 -H, Wächter u. A. regen die Errichtung besonderer Gesundheitsämter an. Cap. 22 Reise- und Umzugskosten: 8,500 Cap. 23. Für polizeiliche Zwecke überhaupt: 54,000 -1L Auf eine Anfrage von Fink von H. erwiedert Sick, haß ein Gcsetzesentwurf über das Feuerlöschwesen bereits ausgearbeitet sei. Cap. 24 Kosten des Militärersatzgesqäfts: 13,780 (stehen in dem Etat des Dez), des Innern und nicht in dem des Kriegs wegen der Württemberg eigenkhumlicheu Beibehaltung des OberrekrutirungSraths). Cap. 25- Alb- wasserversorgung: ist auf die Nestverwaltung übernommen. Cap. 26. Land­jägerkorps: 631,974 cM dasselbe soll mit Hinterladern ausgerüstet werden. Cap. 27. Gefangenentransportkosten: 54,858 -L, Cap. 28. Arbeitshäuser (Vaihingen und Rottenburg) 21,932 Cap. 29. Staats- und Privatirren­anstalten: Staatszuschuß 213,466 Cap. 30. Epidemie- und Epizootie- Kosten: 13,715 -tL Die Debatte dreht sich um das Impfen, die Hundespcrre und die Rotzkrankheit. Cap. 31. Beiträge zu den Gehalten der Oberamts- threrärzte: 16,458 -ck Cap. 32. Für orthopädische Heilzwecke und sür Unter­stützung armer Ohrenleidender (in der Anstalt des Dr. Hedingerin Stutt­gart) 2,058 ^ Cap. 33. Landeshebammenschule: Zuschuß zu deren eigenen Einnahmen noch: 26,240 Schließlich wird an die Stelle de« »erst. Abg. Kolb in die Finanzkommission gewählt: Rath mit 79 Stimmen.

Vom Landtag. Während der Osterwoche wird die Kammer ihre Sitzungen aussetzen. Auf wie lange, hängt von den Arbeiten der Kommissionen ab, welche «ährend der genannten Zeit ihre Thätigkeit fortsetzen.

Pforzheim, 5. April. Von einigen Herren, welche letzten!

Sonntag das Crocuöfeld bei Zavelstein besuchten, wurde wohl die Schönheit desselben, nicht aber der Umstand bewundernd anerkannt, daß man einEintrittsgeld" erlegen mußte. EinEintrittsgeld", um sich an der Blüthenpracht einer Wiese erfreuen zu können, ist allerdings neu und glauben wir uns zu der Hoffnung berechtigt, die Thatsache als irrig bezeichnet zu sehen.

Anm. d. Red. Die Thatsache ist allerdings richtig, dürfte aber weniger auffallend erscheinen, wenn man bedenkt, ^daß die Crokuswresen Privatcigen- thum sind. Auö seinem Privatcigenthum' aber einen kleinen Nutzen zu zie­hen, den die Natur dem Eigenthümer gleichsam in einer freigebigen Laune in die Hände spielt, wird demselben kein billig Denkender verargen. Zavel­stein ist wahrlich nicht der einzige Ort, wo die Schönheiten der Natur aus- gebcutet werden, aber vielleicht der bedürftigste, und in dieser Zeit, deren ganze Richtung oft krankhaft nur aufs Erwerben geht, ist der kleine Verdienst, den die Leute mit den seltenen Blüthen machen, die zu Tausenden nach allen Rich­tungen hin mitgenommen werden, denselben wohl zu gönnen. Man zahlt im Frühjahr gerne 2040 sür einige Veilchen, warum nicht auch für eine Handvoll CrocuS, die viel seltener und gewiß nicht weniger schön sind? Her- mgcgen können aber auch diejenigen Touristen, denen 10 L Entree zu viel sind, ihre CrocuSlust auf anderen Wiesen befriedigen, auf rin solches

nicht erhoben wird, und deren gibt es in der Nähe des am Calwcr

Wege noch mehrere.

Die Nachrichten der Blätter über den Wolkenbruch in H e id.es' heim, sind noch schlimmer, als man anfangs befürchtete, und mau kann sich selbst mit der weitgehendsten Phantasie keinen Begriff von dem Unglück machen. Die 150 Schritt breite Schlammmasse, die an einzelnen Stellen 12 Meter hoch lag, begrub Alles, was ihr im Wege stand. 1000 Schritt vom Ort hat man die Leiche eines Mädchens aus dem Schlamm gezogen, am Schulhause drängt sich die Menge um zwei klagende und weinende Greise, deren Angehörige drinnen als Leichen liegen. In dem Schlamm sollen noch mehr Leichen begraben sein. Aufwärts im Ort haben die Fluthen einen Abgrund in den Boden gerissen, 80100 Schritte breit und 68 Meter tief, an dessen Rande nur Ruinen stehen. Ein Bahnwärter sah sein Haus mit Frau, Schwiegermutter und drei Kindern in die Fluth versinken, ohne Helsen zu können. Todtes Vieh liegt theilweise frei zu Tage, theils in den Ställen im Schlamm vergraben. Aa 20 Häuser sind spurlos verschwunden, ebensoviel mögen in Trümmern liegen, eine größere Anzahl stark beschädigt sein. Der Verlust an unbeweglicher und beweglicher Habe läßt sich noch nicht übersehen. Das Unglück ist unendlich groß und größer, als die noch nicht vergesse» Katastrophe von Caub. HeideSheim ist völlig ruinirt, sagtder neueste Bericht.

Redaktion, Druck und Verlag von D. Oelschläger in Calw. (Hiezu Nro. 15 des Unterhaltungsblatts.)