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Dekanats H-rrcnberg, zuletzt kurze Zeit in Köngen im Segen wirkte, ist dort überraschend schnell aus diesem Leben geschieden. Sein reiner Wandel und seine gewissenhafte Wirksamkeit im Amt und Haus erwarben ihm die allgemeine Hochschätznng, und wie Biele sind ihm zu Dank verpflichtet, denen der wackere Mann, der Verfasser des ,Sti- pendienbüchleinö" und „Akademischen Taschenbuchs und Wegweisers zu allen Stipendien Deutschlands", — ein guter Rathgeber, ein Helfer in der Noth geworden ist. Die Trauer ist deßhalb auch eine in weitere Kreise sich erstreckende.
— Zwischen Be im erstellen und Lonsee. nahe der Geislinger
Steige, ist gestern (Montag) Vormittag der Wien-Pariser Schnell- zug in Folge eines sog. Bandagenbruchs entgleist. Einige Wägen wurden auf die Seite geworfen, andere derart aufeinandergeschoben, daß man die Passagiere zu den Fenstern herausheben mußte. Niemand ist verletzt; der Zug traf mit 2>/- Stunden Verspätung in Stuttgart ein, und mußte der Mittags 12 Uhr von hier abzufertigende Schnellzug im hiesigen Bahnhof rangirt werden. (N. T.)
— Wiederum ein falscher Hezel. Aus Sigmaringen schreibt man! Der steckbrieflich verfolgte und an vielen Orten Württembergs gesehene und als verhaftet angegebene Raubmörder Hezel aus Stntt. gart ist gestern in Ostrach durch den dort stationircnden Gendarmen Bumiller betreten und verhaftet worden. — Nach von uns hier ein- gezogenen Informationen trifft zwar die Nachricht von der hier mit- getheilten Verhaftung zu, es war aber wiederum ein falscher Hezel, den man an Stelle des richtigen festgenommen hatte. — lieber das Befinden der Frau Keppler und ihres SöhnchenS erfahren wir, daß jede Gefahr beseitigt und die Heilung der sowohl ihr als dem Knaben von Hezel beigebrachten Wunden nahezu beendet ist. Sie empfindet nur zuweilen noch Stechen in den Wunden. Vor ca. 14 Tagen wird sie das DiakonisscnhauS, wo sic sich mit ihrem Knaben noch immer in sorgsamer Pflege befindet, nicht verlassen können.
— Erster Preis der Kölner Dombanlotterie. Mit Bezug auf
unsere Notiz im letzten Blatte thcilen wir mit, daß die Gebrüder Sec aus Homburg v. d- Höhe, welche hier in der Pianofortesabrik des Herrn Richard Lipp und Sohn in Kondition stehen, die glücklichen Gewinner des ersten Treffes sind. Das betreffende Loos war bei unserer Expedition durch Hrn. Faißl-Herlikofer gekauft worden und gelangic durch den Letzteren a- die obengenannten Brüder, welche den Preis jetzt unter sich rhei-en werden. (N. T.)
— Böblingen, 16. Jan. Nach der gestern durch den Prinzen von Weimar hier abgehaltenen Jagd, welche mit einem Abendessen im Waldhorn ihren vergnügten Abschluß fand, ereignete sich folgender Unfall. Ein mit 4 Herren aus der Jagdgesellschaft Abends 7 Uhr abgefahrener Schlitten gerieth auf der Stuttgarter Straße beim Ausweichen auf einen Steinhaufen, wurde beschädigt und kehrte deßhalb -wieder zurück, wobei die Pferde scheuten und den Kutscher eine Strecke weit schleiften. Als die wildgewordenen Thiere in rasender Eile innerhalb der Stadt einer Holzbeuge sich näherten, wurde der Kutscher auf die Seite geschleudert, während die Pferde mit dem umgestürzten Schlitten in der nächsten Straße ans einen Brunnen stießen, wo eines derselben stürzte und der prachtvolle Schlitten vollends in Stücke ging. Kutscher u. Pferde kamen mit leichteren Kontusionen davon, während die vier Herren, schon beim ersten Unfall abgestiegen, mir einem Mieth- schlitten der Heimath zueüten. Mehrere hiesige Personen, worunter ein Mädchen, entgingen kaum der Gefahr, von dem rapiden Gespann niedergerannt zu werden.
— Fcllbach, 15. Jan. In unserm Orte ist beinahe jedes Hans gegenwärtig ein Krankenhans, denn es herrscht die Maseru-Epidemie, au welcher nicht weniger als 400 Kinder erkrankt sind. Es nimmt Ließ die Hausmutter sehr in Anspruch, denn es müssen die Kinder in ihren Krankcnbettchen aufs sorgfältigste gehütet werden. weil jede Erkältung tödtliche Folgen haben kann, die Kleinen aber in unbewachten Augenblicken sich gerne der lästigen Hitze ihres Lagers zu erwehren suchen. Zum Glück sind wir wirklich eingeschnieen und eingefroren, so daß die Feldgeschäfte die Thätigkeit der Landbewohner wenigstens außerhalb des Hauses nicht in Anspruch nehmen.
— Ebingen, 14. Jan. Durch Explodircn von Dynamit, der jetzt überall spukt» hätte in dieser Woche auch hier ein großes Unglück entstehen können. Unterhalb der Stadt, in der Nähe des Gasthofs zur „Unnoth", ist seit einiger Zeit eine Eisenbahn-Cantine eingerichtet. Aus irgend welchem Versehen muß in den Ofen eines Nebenzimmers dieser Baracke eine Dynamitpatrone gekommen sein, weiche mit fürchterlicher Wirkung exptodirte. Während der jExplosivn befand sich in dem anstoßenden Zimmer in der Nähe der Feuerwand «in etliche Jahre altes Kind, das durch die Steine der hcreingedrückten Wand förmlich verschüttet worden sein soll, ohne jedoch erheblichen Schaden zu erleiden. Von weiterer Gefährdung von Menschenleben hört man nichts.
— Ulm, 16. Jan. In der verflossenen Nacht gegen 3 Uhr
kündigte das Feuerzeichen vom Münstcrthurme einen in der Stadt ansgebrochenen Brand an. Es brannte in dem Hanse des Glasers Ulmer gegenüber der Brauerei zu den 3-Königcn. Das Feuer war in einem Parterreranm ausgebrochen und fand hinreichend Material, sogleich auch die Treppe zu ergreifen und mittelst dieser da« ganze Haus aufwärts zu durchziehen. Als die Bewohner aus dem Schlaf erwachten, war ein Entrinnen durch's Treppenhaus zur Unmöglichkeit geworden und es mußten dieselben sich beeilen, durch die Fenster zu entkommen. Leider konnte das Werk der Rettung nicht ohne schwere Opfer vollbracht werden. Schriftsetzer Kling bei Gebrüder Nübling der selbst zur Stcigerkompagnie zählt, konnte sein Rettungsseil nicht mehr aus der bereits in Flammen stehenden Nebenstnbe holen und suchte nun seine Fran an zusammengebundenen Leintüchern auf die Straße hinabzulassen, wobei das zusammenzeknüpfte Tuch entzwei brach und die Frau vom zweiten Stockwerke hcrabstürzte. Sie wurde bewußtlos wegaetragen und gab kurz darauf den Geist auf. Ein Schustergeselle, welcher auf der Rückseite des Hauses in seiner Schlafkammer vom Feuer überrascht wurde, fiel aus dem Fenster, schon auf eine Leiter gelangt, von dieser herab und liegt nun schwer verletzt im Dienstboten-Krankenhaus. Indessen war die Feuerwehr mit den verschiedenen Rettung«- und Löschappacaten angcrückt und konnten nun an den Leitern und mit den Rettungslüchern die übrigen Bewohner unbeschädigt durch die Fenster in Sicherheit bringen. Sein kleine» Kind warf der Hausbesitzer, nachdem er es gut in ein Kissen gebunden, herab, das denn auch glücklich ausgefangen wurde. Wählend des Brandes konnte von Mobilien nichts gerettet werden. Das H<ms ist an allen Theilen sehr beschädigt. der Dachstuhl abgebrannt, doch blieb das Feuer auf das eine Haus beschränkt, so sehr auch die beiden Nachbarhäuser in Gefahr standen. Bei stark bewegter Luft wäre dicß kaum möglich gewesen. Die allgemeinste Theilnahmc wendet sich dem Manne zu, der sein- junge Fran, welche der Entbindung nahe war, auf eine so schauerliche Weise verloren hat. Durch den sog. Kaiserschnitt soll die sterbende Mutter noch entbunden worden und das Kind am Leben erhalten worden sein. Es wallet starker Verdacht der Brandstiftung ob, und sei ein der Unthat Verdächtiger bereit« diesen Morgen verhaftet worden.
— Saulgau, 14. Jan. Soeben wurde ein durch einen Schuß schwer Verwundeter ms hiesige Spital eingebracht. Derselbe, ein Hausirer. wurde in Hofkirch ohne Hausirpatent betroffen. Der Schult- heiß ließ ihn durch einen Civilkondukteur hieher lransportiren. Unterwegs versuchte der Arrestant zu entfliehen, würbe aber von seinem Begleiter durch einen Schuß in den Rücken niedergestreckt. An seinem Aufkommen wird gezwcifelt. Die Sache erregte um so mehr Aufsehen, als ein Civilkondukteur blos zum Tragen eines Stockes, nicht mehr, wie es früher der Fall war, auch zu Mitnahme eines geladenen Gewehrs berechtigt ist.
— P sorzheim, 18. Jan. Vorgestern Abend 8 Uhr lag ein Mann, ob in trunkenem, ob in krankem Zustande, wissen wir nicht, bewußtlos mitten auf der Sutivger Chaussee dicht an der Stadt. Der unweit wohnende Handelsgärtner K., eben im Begriff, sich nach der Stadt zu begeben, fand denselben und forderte den Bewohner des dicht dabei stehenden Häuschens auf, den Mann in seine Wohnung zu nehmen; dessen weigerte sich dieser, da er nur Unzelegenhcitcn davon hätte, worauf Handelsgärtner K. denselben unter Beihilfe eines Arbeiters nach seiner eigenen etwas entfernteren Wohnung schaffte und dem halb Erstarrten die nöthige Pflege angedeihen ließ, die ihn bald zum Bewußtsein zurückrief. Wie leicht konnte der Mann in der Nacht von einem Wagen überfahren werden!
— Durlach . 16. Jan. Ein etwa 20jähriger Schrifts. aus Pafsau welcher erst vor kurzer Zeit hier in Kondition trat, war vor etwa 8 Wochen in Heidelberg im Hotel Schröder von einem Hunde in den Finger gebissen worden, indem er den Arm über die Stuhllehne herabhängen ließ. Er begab sich nach der Klinik, wo er sich verbinde» ließ; die Wunde heilte auch rasch wieder zu und der junge Mann dachte nicht weiter an den Vorfall, bis er gestern plötzlich während des Frühstücks erblaßte und angab, Schmerz in dem Finger zu cm- pfindcn. Bald darauf war der ganze Arm in Mitleidenschaft gezogen und der junge Mann von so heftigen Schmerzen ergriffen, daß er vom Stuhle heradsank und in's Krankenhaus gebracht wurde. Nach einer Stunde schon stellten sich Zeichen der Wasserscheu ein, und trotz der sorgfältigsten Pflege steigerten sich die Krämpfe zur Tobsucht, bis in der vergangenen Nacht der Tod den Aermsten von seinen Leiden erlöste.
— Freiburg, 17. Jan. Ein hiesiger Restaurateur wurde Anfangs letzter Woche in seinem Lokale von einem Hunde, welcher in der Schenke nach Fleischwaaren schnappte, in die Finger gebissen, wobei nur deren Ringe eine größere Verletzung verhüteten. In den nächsten Tagen beachtete der Verletzte die Wunde nicht, am letzten Samstag steigerte« sich jedoch die Schmerzen derart, daß er ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. Die Aerzte schüttelten Anfangs