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nregen Meineids; den 14. Dez. Ankl. gegen den Gerber Guido Mo- jola auS Noveredo in Tyrol wegen durch vorsätzliche Körperverletzung verursachter Tödtung. Die Verhandlungen beginnen je Vorm. 9 Uhr.

Nagold, 29. November. Eine Thal von empörender Rohheit verübte vorgestern ein Müllerknecht aus Altrnstaig, welcher einen schwer beladenen Fruchtwagen nach Hause befördern sollte. Als selbst das Sausen der Peitsche die erschöpften Pferde nicht mehr zur gewünsch­ten Schnelligkeit antreiben konnte, zog der Unmensch sei» Messer und versetzte einem der Pferde 10 Stiche in verschiedene Körpertheile. Das. arme Geschöpf, im Werth von 500 fl., befindet sich in ärztlicher Behandlung und der Knecht sitzt verdientermaßen hinter Schloß und Riegel.

Balingen, 28. Nov. Dieser Tage wurde ein auf dem Heim­wege nach Dürrwangen begriffenes junges Mädchen, von einigen Strolchen angefallen, der Kleider bis auf daö Hemd beraubt und mißhandelt. Ein auf den Hilferuf des Mädchens herbeieilender Man:: trug sie in daS noch ca. 10 Minuten entfernt liegende Torf From­mer». Die Thäter konnten bis jetzt nicht ermittelt werden, man hofft aber, ihrer habhaft zu werden, da das Mädchen einen davon kennen will.

Ulm, 29. Nov. Am vergangenen Samstag Abend wurde da­hier eine fremde Mannsperson wegen eines in einer hiesigen Schenk- wirthschaft verübten Fleischdicbstahls, von der Polizei festgenomu en. Der Fremde war im Besitze eines silbernen Gebetbuchschloffes und eines Sackes, in welchem verschiedene Kirchengeräthschaften verwahrt waren. Schon im Laufe des Nachmittags hatte überdieß ein hiesiger Pfandleiher der Polizei Anzeige gemacht, es habe ein ihm Unbekannter zwei Abendmahlskelch; verpfänden wollen; er habe denselben unter dem Vorwände, die Kelche zunächst von einem Goldarbeiter schätzen lassen zu wollen wieder zu sich bestellt, der Fremde sei aber nicht mehr ge­kommen. Inzwischen hat sich der Unbekannte, nachdem er zuerst einen falschen Namen angegeben hatte, als Maurer Franz Joseph Wanner von Herlikofen, Oberamts Gmünd, zu erkennen gegeben, wornach es sicher sein dürfte, daß in ihm der, oder einer der Thäter des frechen Kirchendiebstahles ergriffen worden ist, der in der Nacht vom 26/27. v. M. in Herlikofen statigehabt hat.

Waldsee, 28. Nov. Gestern Abend 8 Uhr durchlief die Kunde unsere Stadt, daß Jemand im Stadtsce jämmerlich um Hilfe rufe. Als viele Leute zur Rettung eilten, hörte und sah man nichts mehr. Heute früh wurde mit dem Rettungsboote gesucht und der Verunglückte, wie man sagt, ein 28jähriger Bauernsohn von Mettenberg bei Bi- bcrach, 18 Fuß tief aus seinem nassen Grabe hervorgcholt. Derselbe wollte auf den Zug, ging unglücklicher Weise den etwas näheren Weg über den Seesteg, lief in den Stadtsee und fand hier seinen Tod.

Berlin. Im Reichstage werden am Donnerstag die Peti- tionen über die Eisenzölle und am Freitag, bczw. Samstag dieser Woche die erste Lesung der SlrafrechtSnovellc auf die Tagesordnung gesetzt werden.

Aus einer Mittheilung des Centralblattcs für das Deutsche Reich geht hervor, daß von den auSgewanderter. Goldmünzen nur ein gerin­ger Theil in Belgien eingeschmolzen wurde, während der größere Theil in den englischen und französischen Banken anfgehäuft war und bei dem jetzigen günstigeren Wechselkurse nach Deutschland zurückgekehrt.! L amit wäre in der Hauptsache die Kalamität überwunden, welche der Abfluß der Goldmünzen nach dem Auslande herbciführte.

England. Der Ankauf von 177,000 Snezkanalaktien durch die englische Regierung hat überall das größte Aufsehen erregt. Die Sache har eine größere politische als finanzielle Bedeutung. Die englische Regierung drückt damit aus, daß England für den Fall des Zusammenbrechens der türkischen Herrschaft fest entschlossen ist, am Suezkanal und daniit in Aegypten sich festzusetzen, um die kürzeste Verbindung mit seinen ostindischen Besitzungen für alle Fälle zu sichern. ES ist für England eine unabweisbare Nothwendigkeit. sich hie nächste Straße offen zu Hallen, auf welcher es seinem indischen Reiche militärischen Schutz leisten kann, und deßhalb wird es nicht zugeben, daß Aeygpten, wenn seine Verbindung mit der Türkei sich lösen sollte, unter den Einfluß einer fremden Macht falle. England erhält durch den Ankauf von nahezu der Hälfte des gescmmtcn Ak­tienbestandes der Suezkanalgesellschaft (das Gesammtkapital der Ge­sellschaft ist in 400,000 Akti-ü grkheill) das Uebergewicht bei den Beschlußfassungen der Gesellschaft, deren Nominalkapital 8,000,000 L. beträgt. Wenn es »nn, so legt man sich in finanziellen Kreisen Lon­dons die Sache zurecht, die übrigen Aktien auskauft und diti beiden von der Gesellschaft aufgrnommcncn Anleihen im Betrage von 4 800,000 L. abbezablt, so würde es in Besitz des ganzen Eigen­thums gelangen. Um dieses Ziel zu erreichen, wäre eine Ausgabe von 13l 4,000,000 L. erforderlich; und der Kanal selbst hat, einbegriffenderBauzinseu, ungefähr 19,000,000 gekostet, also6,000,000 mehr als das gelammte Kapital. Die Annahme, daß das jetzt abge-

schlossenc Geschäft nur der erste Schritt zur Erwerbung deS ganzen Kanals ist, hat viele Wahrscheinlichkeit für sich. Die Blätter Eng. lands äußern sich zustimmend über den Ankauf der Snezkanalaktien und heben hervor, daß der Besitz des Kanals eiue politische Macht gewähre, die bei allen Discntirungen der orientalischen Frage in- Gewicht falle. Die Sicherung Aegyptens bilde einen Bestandtheil der britischen Politik. Die britische Nation werde die Ucbernahme dieser Verantwortung nicht ablehncn. Die französischen Blätter sehen nicht gut zu diesem Schritt Englands. DerTemps" sagt: Wäre Frankreich in anderen Verhältnissen, so wäre dieß eine Nieder­lage für seine Politik.

Rußland. Mit Bezug auf die Acuß-rungen epischer Blätter, welche betonen, daß England sich am Suezkanal und in Egypten für Alles zu entschädigen wissen werde, was es an zweifelhaften Interes­sen in der europäischen Türkei etwa -inbüßen könnte, schreibt die Moskauer Zeitung":Wir stellen die Frage, ob Rußland, Oester­reich Ungarn, Italien, Frankreich, Griechenland und Spanien, welche doch sämmllicki vom Mittclmeer bespült werden, nicht ebenfalls ein Recht haben, sich ihrer Interessen am Nil sich zu vergewissern?"

Türkei. Der Korrespondent derPall Mall Gazette" aus Konstantinope! schreibt, daß daselbst Gerüchte von einer Verschwörung gegen den Sultan umlieft», und daß di; öffentliche Stimmung gegen l denselben sehr erbittert sei ; vor einigen Tagen hätte der Sultan Geld aus dem Staatsschätze verlangt, und als ihm dasselbe verweigert wurde, eine Abteilung Soldaten nach dem Finanzministerium geschickt, die cS mit Gcwalt fortnahmen. Die Summe wird von einigen auf 8. 150,000, von andern auf L. 40,000 angegeben. B-nölhigt wurde dieselbe zu Geschenken im kaiserlichen Palast.

Vermischtes.

In einem Artikel desMünchener freien Landesboten" lesen wir über die landwirthschaftliche und Industrieausstellung zum dreß- jährigen Oktoberfesl im Glaspalaste zu München unter Anfügung der verschiedensten landwirthschastlichen Gerüche und Maschinen: Zum : Schluffe müssen wir aber einer Ausstellung Erwähnung thun, an welcher fast Niemand ohne Bewunderung vorübergcht, es ist dieß die­jenige der Lcineuspinnerei, Weberei und Vindfadenfabrik sckretzkeim.

Sic zeigt, wie der geringste Rohstoff von Flachs, Hanf oder Abwerg ^ bis zur feinsten Qualität Verarbeiter und zu vollkommene» Fabrikaten, insbesondere zu oortresfkiekiem Kaurkemcngarn, Tuch, Bindfaden und Seilen, in allen (etwa 200) verschiedenen Sorten erzeugt wird.

Calw.

Landwirthschastticher Dezirksverein.

Bei der heute unter amtlicher Leitung vorgenommenen Zie­hung der Lotterie haben folgende Loosnummern gewonnen:

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Die G ewinnste können gegen Zurückgabe der Origir.alloose bei Hrn. Thudium zum Badischen Hofe abgeholt werden. Calw, den 30. Nov. 1875. Der Vercinsvorstand:

Oberamtmann Doll.

E. Hör lach er. Secr.

von A. Orts ch IL g e r.