zu errichten haben. Im Uebrigen ist es im Interesse des Verkehrs ^sehr zu bedauern, daß nach den Bestimmungen des Bankgesetzes die Reichsbank nur verpflichtet ist, die Banknoten der Privatbanken in Zahlung zu nehmen, nicht aber dieselben cinzulösen.
— Berlin» 5. Oktober. Der deutsche Gesandte im Haag, Gras Kanitz, ist hier erngetroffen und hat gestern lange mit dem Staats- Minister des Auswärtigen konferirt. Man vermuthet, daß die An. Wesenheit des Grafen mit den Werbungen für das Holländische Heer gegen die Atchinesen zusammenhängt und ist gespannt darauf, wie sich diese Angelegenheit entwickeln wird. Unrichtig ist es, wenn hier und da behauptet wird, es werde mit dem Grafen Kanitz wegen eventueller Uebernahme des Brüsseler Postens unterhandelt.
— Am Freitag Abend gegen 8 Uhr erregte in Berlin wie die „Tribüne" berichtet, ein mit dem Hab und Gut eiver Arbeiterfami. lie beladener kleiner Möbelwagen, welcher den grünen Weg entlang fuhr, die Aufmerksamkeit der Vorübersehenden. Auf dem Wagen, neben welchem der Vater cinherschritt, saß Mutter und Kind zwischen Möbeln und andern Sachen, die Frau hielt auf dem Cchooße vor sich eine Petroleumlampe und zwar eine angezündete. Durch einen Stoß kam der Wagen stark ins Schwanken, und plötzlich erfolgte die Explosion der Lampe. Das brennende Oel floß über die Sachen, und übergoß auch die Frau und das Kind an Armen und Beinen. Schnell eilten Leute zur Hilfe herbei und erstickten das Feuer durch Sand und Wasser. Die Frau aber sowie das kleine Kind konnten nicht schleunig genug aus der gefährlichen Lage befreit werden und haben schwere Brandwunden erlitten.
Ro st o ck. Der Kongreß deutscher Philologen und Schulmänner, welcher hier tagte, erwählte als nächsten Ort für seine Versammlung Tübingen. Zu Präsidenten wurden die Tübinger Professoren v. Teuffel und Schwabe ernannt. Der wichtig»? Verhandlung«, gegenständ des dießjährigen Kongresses war die These Eckstein'S: „Es ist dringend an der Zeit, die Ordnung des Schuljahres nach dem bürgerlichen Jahre zu regeln, und die Universitäten sind zur, Theil- nahme an dieser zweckmäßigen Regelung aufzufordern." Dieser Antrag wurde mit großer Majorität angenommen. Was die deutschen Regierungen dazu sagen und thun werden, ist abzuwarten.
— Straßburg, 4. Okt. Die Wasserfahrt Boylons von Basel nach Straßburg war mit vielen Mühsalen und Gefahren verbunden in Folge der Sandbänke, Wirbel, starken Strömungen und Krümmungen. Noch am Ende der 15stündigen Fahrt, kurz vor 8 Uhr Abends, stieß Boyton mit voller Gewalt gegen ein Ponton der Kehler Schiffbrücke, wodurch ihm heftiger Schmerz im Nacken und Rücken verur- facht wurde und er momentan unter das Wasser gerieth. Indessen schaffte er sich wieder heraus und stieg nach 8 Uhr mit fast schwindenden Kräften ans Land. Er wird im Lauf dieser Woche sich hier noch produziren und dann seine Fahrt nach Mainz fortsctzen.
— Mehrere Wiener Zeitungen machen sich wieder einmal über Las Biertrinken in Baiern lustig und sagen, „das Eier ist das A und O, der Anfang und das Ende des bäurischen Daseins". Die Münchener antworte«: O, ihr Pharisäer, wie oft haben wir's erlebt, daß ihr Fremdlinge ans unserem Hofbräuhaus gar nicht wieder herauszubringen waretl
— Pest, 5. Oktober. Hinsichtlich des mit Deutschland abzuschlie-
ßenden Vertrages wegen gegenseitiger Auslieferung der Verbrecher sind die Verhandlungen bereits so weit gediehen, daß der Vertrag noch während der gegenwärtigen Sitzungs-Periode der Legislative- unterbreitet werden wird. >
Frost und Schnee hat sich Heuer bei einem plötzlichen Umschlag der Temperatur sehr zeitig, wenngleich, wie zu hoffen, nur noch vorü
Italien. Rom. 31. Sept. Zu Ehren des deutschen Kaisers soll bei Mailand eine Truppenschau statlfinden, an welcher ein ganzes Armeekorps in vollständiger Kriegsausrüstung theilnehmen wird. Der Kommandant des Mailänder Militärdistrikts, General Petitti, wird es befehligen. — In Mailand werden unerhörte Anstalten gemacht um den Kaiser glänzend zu empfangen und zu unterhalten. Nicht nur die Stadt, sondern auch der König greift tief in die Tasche. Die Deutschen in Mailand werden Mann für Manu sich zum Empfange des Kaisers auf dem Bahnhofe einstellen und ihn mit dem Kaisermarsch und dem preußischen Nationallied begrüßen.
Spanien. Mit den Carlisten sind die spanischen RegicrungS- truppen, wenn man einem neuen aus San Sebastian eingetroffenen Telegramm Glauben schenken darf, schnell fertig geworden; die De- pesche meldet nämlich kurz und bündig: Die Forts haben das Feuer der karlistischen Batterien vollständig zum Schweigen gebracht.
Die Nachrichten über den Aufstaus in der Türkei flauten nach der Wiener „Deutschen Zeitung" eminent friedlich und die Korrespondenzen, welche aus Cettinje wie aus Belgrad vorliegen, entsprechen durchaus den Zusicherungen des Grafen Andrassy, daß der Krieg zwischen der Türkei und den Vasallenstaaten würde vermieden werden. Man beginnt sowohl in Serbien als in Montenegro einzusehen, daß man augenblicklich gegen die große Kriegsmacht der Türkei nichts auszurichten vermag. Man scheint aber in Cettinje darauf zu rechnen, daß sich der Aufstand, wenn auch nicht in Bosnien, so doch in der Herzegowina, den Winter durch halten werde und daß man sich im Frühjahr der durch das ständige Kriegsaufgebot finanziell sehr geschwächten Türkei gegenüber in günstigerer Lage befinden werde. — Bezüglich der Thätigkeit der Pazifikations.Konsuln ist zu melden, daß die in Mostar versammelten Konsuln instruirt worden sind, eine das Ergebniß ihrer Untersuchungen verkörpernde Denkschrift zu entwerfen, und dieselbe nebst praktischen Vorschlägen für eine gründliche Reform der Verwaltung in Bosnien und der Herzegowina der Pforte zu übersenden.
Türkei. Konstantiuop el, 5. Okt. Von amtlicher Seite wird die Nachricht, wonach die Pforte die militärische Besitzung der bisher zwischen der Türkei und Serbien streitigen Insel im Drina« flnsse angcordnet haben sollte, als unbegründet bezeichnet. Die Pforte habe vielmehr, um die gegenwärtige politische Lage nicht schwieriger zu gestalten, gegen die Besetzung der Insel Seitens Serbiens nur durch die Erklärung protestirt, daß die türkische Regierung sich bezüglich des Besitzes der Insel alle ihre Rechte Vorbehalte. — Der Statthalter von Bosnien hat unter dem 3. dieses Monats an die Regierung die telegraphische Meldung gelangen lassen, daß die zur Ver- proviantirung der in Duga und Nicschik belagerten türkischen Truppen am 23. v. M. nach Nicschik dirigirte Division von 6 Bataillonen unterwegs von den Insurgenten angegriffen worden seien. Die Insurgenten seien indeß nach vierstündigem Kampfe vollständig geschlagen worden. Nachdem die türkischen Truppen alsdann das Blockhaus von Krstac genommen hätten, seien sie am 25. v. M. in Nicschik eingetrvffen und von dort nach Gaczko zurückgekehrt. — Chevket Pascha ist mit 3 Bataillonen und Ali Pascha mit 4 Bataillonen »ach Trebinje dirigirt worden, um die Straße nach Ragusa frei zu machen.
,Jn Darlington in England haben sie am 27. September ein Jubiläum gefeiert, das die Aufmerksamkeit der Welt in ebenso hohem Grade verdient, als alle die hundertjährigen „Jubiläen der alten und neuen Welt, nämlich ein 50jähriges Eisenbahnjubiläum. Am 27. September 1825 wurde die erste Eisenbahn zwischen Stockon und Darlington dem Verkehr übergeben. Sie war damals das Wunder der Welt. Die Förderer des Planes hatten damals mit
bergehend eingestellt. In Rußland war der Schnee so stark, daß der geringen Schwierigkeiten zu kämpfen. Im Jahr 1817 hatte Moskauer Counerzug auf der Station Spirowo m den letzten Tagen - . .....
der vorvorigen Woche aufgehalten wurde. Auch in den Karpathen und im Riesengebirge gab es starke Schneefälle. Der Frost war schon am vorletzten Sonnabend so heftig, daß in der Umgebung Wiens kleine Wassertümpel mit einer Eiskruste bedeckt waren. In manchen Gegenden jenseits der Donau hatte eine Kälte bis —5v geherrscht, weßhalb man dort genöthigt war, .bereits mit der Weinlese zu beginnen.
Schweiz. Gens, 6. Okt. Die Genfer Negierung hat 40 Gendarmen in die Gemeinde Bernex abgeschickt, wo anläßlich der Jnventarifirung des Kirchengutes gestern feindselige Demonstrationen ftattfanden.
Frankreich. Paris, 5. Okt. Der Minister des Innern,
Buffet, hat in Folge von Klagen, die ihm seitens der Geistlichkeit zugegangen sind, die strengste Ueberwachung der Gemeinde-Bibliotheken vorgeschriebe», in denen nur solche Bücher geduldet werden sollen, welche den Kolportage-Stempel tragen, der jetzt nur noch Schriften rrtheilt wird, die im Vatikan keinen Anstoß erregen. ,
Eduard Pease den Vorschlag gemacht, eine Schienenbahn anzulegen, um den Mineralreichthum jener Gegend leichter aufzubeuten sein Plan stieß aber auf allen Seiten auf Widerstand und erhielt erst nach 4 Jahren die königliche Genehmigung. Als der Widerstand aufgehört hatte, trat Spott und Gleichgiltigkeit an seine Stelle und nur mit Mühe gelang es, die nöthigen Geldmittel audzubringen. Inzwischen wurden auf den Rath des Ingenieurs Stephensvn eiserne Schienen statt der hölzernen gelegt und schließlich gelang es sogar, die Direktoren zur Anwendung einer Locomotive zu bewegen, wie er sie in den Kohlcnwerken zu Killingworth erfolgreich angewendet hatte. Am 27. September wurde die Bahn zum erstenmal befahren und bald fand die neue Erfindung so großen Beifall beim Publikum, daß ein regelmäßiger Personenverkehr eingeführl wurde, während ursprünglich nur Güterbeförderung beabsichtigt war. So wurde der erste Schritt zu der großen Verkehrsrevolution unseres Jahrhunderts gemacht. Die Menge, welche den ersten Zug auf seiner Fahrt begrüßte!, ahnte nicht, welche Zukunft dem ne uen Unternehmen b estimmt war. tccotttlrl. j-eocuckt' üad veciegt von A. OelschlLger. (Hiezu Nro. 40 des UnterhaltungsblaUS fl