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kn 5. und 7. Oktober festgesetzt find, beizuwchnry. Die Abreise von hier nach Italien, welche nach verschiedenen, Müttern auf den 3. Oktober angesetzt war, erleidet hierdurch eine Verzögerung, und Se. M. der Kaiser wird, wie man hört, dieselbe erst am 9. Oktober antreten.

Aus Breisach wird der»B. 8." geschrieben:Wiederum find mir hier peinlich berührt durch einen Vorfall, welcher beweist, wie gefährlich es ist, wenn man den ultramontanen Heißspornen vertrauens­voll in den Familien Zutritt gestattet. Ein junges, gebildetes Mäd­chen mußte auf Empfehlung des Kaplans Hund einen sogenannten »Bußgürtel', das ist ein mit vielen Knoten versehenes auS Roßhaar gedrehtes Seil, um die bloßen Hüftrn binden und ihn, wenn er schmerzte, allmälig immer enger anziehen. Vier bis 5 Jahre hat die Unglück« liche diese Folter ertrage», ohne daß die besorgten Eltern und die behandelnden Aerzte hinter die Ursache des fortschreitenden Siechthums gekommen sind. Endlich durch Zufall wurde die Sache entdeckt und das Mädchen von seiner Qual befreit.' (Der behandelnde Arzt, Dr. Wörth, theilt den Sachverhalt der Karlsr.'Ztg.' unter der Ueber- schriftEin angehendes Wunder' ausführlicher mit.)

Die bei Landshut aufgetauchte Räuberbande hat nach Berichten niederbaierischer Blätter in Dingelfing in der mitten in der Stadt gelegenen Apotheke einen Einbruch verübt. Von dem Apotheker, Herrn Sommer, überrascht, soll einer der Banditen den Revolver auf ihn abgedrückt und ihn tödtlich verwundet haben.

Der russische Hof in Frankfurt a. M. ist für 800,000 Tha- ler von dem Fiscus angetanst worden. Das Hauptgebäude soll für die kaiserliche Familie als Wobnuna eingerichtet werden, die Nebenge­bäude sind für das Telegraphenamt bestimmt.

Der augenblicklich ziemlich lebhafte Streit zwischen Freihändlern und Schutzzöllnern ist nahezu ein Duell zwischen Kaufleuten und Fa­brikanten geworden. Sie streiten sich beide um das Publikum, und die unparteiische Reichsregierung auf ihrer hohen Warte wird dafür zu sorgen haben, daß das Püblikum bei dem Kampf nicht zu viel Haare zu lassen braucht.

Magdeburg, 15. Sept. Gestern hat sich in der Gegend von Borne ein Entsetzen erregendes Unglück ereignet. Die Gebrüder Herbst und Muthwille, Kalkbrennereibefitzer in Borne, fuhren, um ihren Kindern eine Freude zu machen, auf einem einspännigen, mit Sitzen von Strohgarben versehenen Leiterwagen zum Jahrmarkt nach Egeln. Die Gesellschaft bestand aus 11 Personen, Männern, Frauen und Kindern. Auf der Rückfahrt entstand auf dem Wagen Feuer. Bestürzt wollten die Männer das Feuer löschen, ließen aber dabei unglücklicherweise die Zügel fallen. Das seiner Fessel entledigte und durch den entstandenen Tumult erschreckte Pferd ging durch, und in Folge des durch die schleunige Bewegung vermehrten Luftzuges stand alsbald der ganze Wagen in Flammen, da das Feuer auch die leich. ten Kleider der Frauen und Kinder ergriff. Es entstand eine herz­zerreißende Scene. Die 'Frauen wollten die unglücklichen Kinder retten; die Männer durch Herabreißen der brennenden Garben die Gefahr vermindern. Aber Alles vergebens. Zwei Kinder von unge­fähr 11 Jahren erlagen bereits den gräßlichen Leiden; ,ihre Mütter liegen an gefährlichen Wunden darnieder, die übrigen Personen sind mehr oder weniger beschädigt. Vom Wagen blieben nur die Eisen- theile übrig. Eine öffentliche Brandmarkung verdient aber das Ver­halten des Führers eines Wagens, anscheinend eines Bierwagens, der angeblich an der Unglücksstätte vorüberfuhr und die Bitte der händeringenden Mütter, die Verunglückten nach Hause zu fahren, hart­herzig mit Peitschenhieben auf seine Pferde beantwortete und davonjagte.

Mühlhausen, 19. Sept. Zwei Falschmünzer, welche kurze Zeit mit einigem Erfolg die Fabrikation von Markstücken betrieben hatten, wurden dieser Tage hier zur Haft gebracht. Es fand sich noch ein Vorrath von ca. 200 Stücken in ihrem Besitz.

Die Rothschilds fürchten sich nicht vor demDegeneriren". Sie Helrathen immer wieder frisch in die große Verwandtschaft von Vettern, Nichten, Basen u. s. w. Auf der neuesten Verlobung kane steht der Leiter des Wiener Hauses Rothschild und c- Nom, de, 2 vager des Pariser Rothschild.

Spanien. Madrid, 25. Sept Aut > Änsiuge der Köni­gin Jsabella wegen ihrer Rückkehr wurde >ti ue^niw net, daß das Kabinel Jovellar holten werde, wa- das K et Eauovae versprochen. Die Königin könne daher kommen, sobale lue Dekrete betreffs der Zusammenberufung der Kammern veröffentlicht seien; da jedoch wäh­rend der Wahlperiode man sich ihres Namen- dedienen könne, um der jetzigen Regierung Oppofiiiv- zn wa,. e , so winde ihre Rückkehr bes­ser bis Ende Dezember vei' ob n V > den v rsammelten EorleS könne sic dann allen ihren ' chten zu Gunsten ihres Sohnes feierlich entsagen und fortan auf imme: ug> stört in Lpanien bleiben, weil sich von dann au Niemand auf i reu Namen stützen könne. Man l

-klimmt, ro ruckt Iint, verlegt

glaubt, daß di« Königin auf diese Bedingungen eingehen wird. Sie- hat schon oft den Wunsch geäußert, mit großer Feierlichkeit abzudan­ken. Dennoch dürfte es zweifelhaft sein, ob die Abdankungsceremonie schließlich stattfinden wird, da die Madrider Regierung die Rechte Don Alfonso's von Niemanden, selbst nicht von der Königin Mutter, bestätigt sehen will, da eine Bestätigung eine vorherige Anzweiflung einschließt. (Köln.-Ztg.)

Ueber die Differenzen, welche zwischen dem päpstlichen Stuhl und der spanischen Regierung in Folge des Rundschreiben«, des Nun­tius Simeoni aufgetaucht sind, Habens wirß berichtet. Nach neue- sten Nachrichten telegraphirte der Nuntius nach Rom, daß die spa­nische Regierungalles Mögliche verspreche', um die Uebereinstim- mung mit dem Vatikan nicht zu trüben; dieselbe lasse sich Zeit, um die Frage wegen des Rundschreibens zu stndiren, werde auch an Stelle von Benavides einen neuen Gesandten nach Rom senden. Man sieht, die Jesuitenpartei in Madrid arbeitet tüchtig.

Türkei. Geduld, viel Geduld gehört dazu, NM sich täglich durch die Nachrichten hindurchzuwinden, welche über die Vorgänge in der Herzegowina einlaufen. Die wichtigste Notiz, welche hier zu verzeichnen wäre, ist vom 25. d. M. datirt und meldet: Die Con- suln von Rußland, England und Frankreich haben ihren Botschaftern Hierselbst berichtet,' daß ihre Versöhnungsmission vollständig gescheitert ist. Von den Consuln Deutschlands, Oesterreich-Ungarus und Ita­liens liegen keine Nachrichten vor. Aus Wien, wo man über die zahlreichen meist unbegründeten Nachrichten über Vorgänge im In- surrektionsterrain erbittert ist, wird kurz und bündig berichtet, daß. deren fortgesetzte Dementirung überflüssig erscheinen kann." In erster Linie stehe eine Meldung derTagespresse' über eine angeb­liche russische Note an die österreichische Regierung. In unterrichte­ten Kreisen sei jedoch nicht das mindeste bekannt, was einer derartigen Meldung zu Grunde liegen könnte.

Bukarest, 26. Sept. Das amtliche Blatt veröffentlicht ein Dekret des Fürsten» welches anordnet, daß die rumänischen Truppen im Oktober mit den theilweise eingezogenen Reserven in Territorial­divisionen zu den Herbstübungen konzentrirt werden sollen.

Belgrad, 26. Sept. Zwei serbische Offiziere Dimits und Bajarovits sind von einem türkischen Piquet an der Grenze bei Nischk erschossen worden.

Vermischtes.

Die Gräfin Johanna v. Bismarck, Tochter des Reichskanzlers, welche sich erst kürzlich mit dem Reg.-Assessor Grafen Wend ,v. Eulenburg verlobte, ist des Fürsten Lieblmgskind, und die Tren­nung wird ihm schwer werden; er erholte sich von seiner Arbeits­last bei seiner Tochter, welcher er nicht selten seine Pläne und Ab­sichten vertraute und sie besprach mit ihm Staatsangelegenheiten mit nicht geringerem Verständnisse als Gegenstände der Kunst und Literatur. Der Bräutigam ist ein Vetter des preuß. Ministers des Innern, Grasen Eulenburg, und dermalen im Berliner Auswärtigen Amte beschäftigt. Sein Vater, Botho Heinr. Graf Eulenburg ist Kammcrherr, Landhofmeister im Königreiche Preußen, Landtagsmarsckall der Prov. Preußen, Präsident der Staatsschuldenverwaltung, und gehört als Abgeordneter dem deutschen Reichstage an. Der Bräutigam ist jener Graf Eulenburg, der vor zehn Jahren als Bonner Student auf dem Heimwege aus dem Wein­hause den ihn angreifendcn und insultirenden Koch des Herzogs von Edinburg nicderzustechen das Unglück hatte. Er erhielt für die aus Nothwehr begangene Tbat einige Monate Ehrenbreilenstein.

(Wer hat seine Uhr verloren?) Dieser Ruf aus einer Stenlorkehle drang trotz dem Sausen der Lokomotive über den Perron des Bahnhofs Klosterneuburg. Jede Hand fuhr in die Tasche, um sich von dem Vorhandensein seiner Uhr zu überzeugen und kehrte be­friedigt zurück, nur die eines großen dicken Mannes nicht, den es noch dazu keine kleine Mühe gekostet hatte, seine furchtbar dicken Finger an­der engen Tasche wieder herauszubringen. Er sprang mit einem Satz auf den Ausrufer zu und schrie:Dös is ja mei Uhr! Aber verlor'n Hab' iS net, sondern g'stohl'n hab'ns mir's, Haderlack!" Herr, ich bitte mir das aus, ich habe die Uhr soeben am Boden liegend hier gefunden und wäre beinahe daraus getreten; übrigens bin ich der Landesgerichtsrath aus Wien.' »Das könnt' a Jeder sag'n, kummens nur mit mir, feiner Herr,." Da half keine Widerrede, der Dicke packte den ehrlichen Finder am Kragen und schleppte ihn zu dem Wachtposten. Da wies sich der Landesge­richtsrath vollständig aus und verlangte Abbitte von dem Dicken. Ja, ja, recht gern, meinte dieser entschuldigen schon, wann i a wengerl gach war, aber wissen's, i Hab' halt meine Erfahrungen. Mir stellt se' auf der Bahn ein Herr gar als Ministerialrath vor, sitzt a paar Stationen lei mir und wie i aussteig', geht mir mei Brief, tasch'n ab. Der Herr Ministerialrath is mit'n Portefeull noch immer im Auswärtigen. S o was macht Ein' gisti. Drum nix für ungut! « von A. Oelschläger.