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Calw, 16. Sept. Der am neuen Weg aufgefundene tobte Mann, wovon wir in der vorletzten Nummer Mitthrilung machten, ist ein verheiratheter Taglöhner in dev 50er Jahren von Speßhardt. Derselbe soll in geschäftlicher Beziehung eine Erkundigung haben ein- ziehen wollen, stürzte aber in dem betr. Hause die nicht mit Geländer versehene Stiege herunter und brach da« Genick. Dem Verunglückten wird von denen, die ihn kannten das beste Lob gezollt, so soll er u. A. in einem und demselben Hause 10 Jahre lang ein treuer, fleißiger und nüchterner Arbeiter gewesen sein, scheint sich aber an dem vergnügten Tag auch im Trinken etwas übersehen zu haben, sonst würde er nicht so spät noch außerhalb der Stadt Geschäften nachgegangen sein.

X Wei.l d. Stadt. Manchem Leser Ihres Blattes wird die Nachricht von dem heute (16.) erfolgten Ableben des Herrn Kaufmann Gustav Schütz am Markt hier überraschen. Er war eine gegen Jedermann gefällige und wohlwollende wie anspruchslose Persön­lichkeit. Seine Beerdigung findet am Samstag, Nachmittags 3 Uhr statt.

Stuttgart, 16. Sept. Heute Morgen um ^ auf 8 Uhr ist die Gasuhr in der Gasfabrik explodirt. Der Knall war, wie sich denken läßt, ein sehr starker; zum Glück ist aber Niemand ver- letzt worden.

Cannstatt, 14. Sept. Heute Abend zwischen 7 und 8 Uhr wurden wir hier durch Feuerlärm erschreckt. Aus einer alten Scheuer in der Sprenergasse schlugen die Flammen lichterloh heraus und man durfte ernstliche Befürchtungen für die eng angebauten Nachbarhäuser haben. Es gelang jedoch der Thätigkeit der Bürgerschaft, des Feuers Herr zu werden, bevor e« sich andern Gebäuden mittheilen konnte. Die Scheuer selbst, welche bisher ein Streithaus zwischen zwei Eigenthümern war, wurde beinahe ganz ein Raub der Flammen.

Reutlingen, 15. Sept. Letzten Sonntag ereignete sich, wie dieS. Kr. Z." vernimmt, in unserer Nachbarschaft ein betrübender Unglückssall. Eine hiesige Gesellschaft machte einen Ausflug auf den Lichtenstein, wo die verschiedenen Aussichtspunkte besucht wurden. Einer der Herren wagte sich etwas zu weit hinaus und stürzte plötzlich vor den Augen der entsetzten Gesellschaft in die Tiefe hinab, von Fels zu Fels ausschlagcnd, bis er endlich unten liegen blieb. So rasch als cs nur immer möglich, eilte man zu Hilfe und fand den Unglücklichen zwar schwer verwundet, zerrissen und geschunden, aber dcch noch lebend. Cr wurde, nachdem er so gut als möglich verbunden war, nach Reut- lingen gebracht und hoffr man, daß er mit dem Leben davon kommt.

Die Nachricht, däß in der Nähe von Großsüßen (OA. Geislingen) ein Fuhrmann unter seinem Wagen gefunden worden sei, daß ihm die Männer, welche ihn aus dieser Loge befreiten, hiebei ein großes Stück Fleisch aus dem Oberschenkel geschnitten haben und daß deßhalb gerichtliche Untersuchung .eingelcitet worden sei, ist auch in unser Blatt übergegavgen. Aus sicherer Quelle wird dich nun demSt.'A." dahin berichtigt, daß allerdings am 27. v. M. Nachts 11 Uhr auf der Staatsstraße von Großsüßen nach Salach der Fahr- knecht Johannes Nothdurft aus der Faurndauer Mühle von dem Feldschützen unter seinem mit 4 Pferden bespannten Wagen liegend gesunden wurde und daß es den zur Hilfe herbeigerufenen Männen nur mit großer Mühe gelang , ihn unter dem schwer beladenen Wa­gen , dessen .linkes Vorderrad ihm bereits über einen Fuß gegan­gen war, hervorzuholen. Die Hosen des Nothdurft waren zwischen dem Rad und dem Erdboden eingeklemmt und mußten mit einem Messer lvsgetrennt werden. Unrichtig dagegen ist, daß irgend ein Sänitt an dem Körper des Verunglückt,!, vorgenommen wurde. Derselbe hatte außer einem kcmplizirten Bruch des Kmchens und gänzlicher Zermalmung der Muskulatur am linken Unterschenkel auch ein: Quetschung am rechten Oberschenkel, durch welche ein beträchili' ches Stück Haut abgeschält war, sowie eine solche in der Gegend des Hüftbeins, allein nirgends auch nur die geringste Spur einer Schnitt- wunde. Vor seinem Tode, welcher in Folge der erwähnten Verle­tzungen und der hiedurch herbeigeführten brandigen Zersetzung des Blutes eintrat, konnte er noch polizeilich vernommen werden und gab hiebei an, er sei dadurch unter den Wogen gekemmen, daß beim Sperrer der Triebet der Sperrvorrichtung sich in sein Fuhrmanns. Hemd verwickelte und er so zu Bodeu gezogen wurde. Nochdkm ihm bereits das Rad über den Fuß gegangen war, gelang eS ihm mittelst des Leitscils, welches er l ich! verloren halte, die Pferde noch zuw Stehen zu bringen. Er mußte übrigens nahezu eine Stunde in seiner hilflosen Loge veihorren, bis der Feldsch ütz in die Nähe kam und sein Stöhnen hörte. Von einer tzeriü Nicken Untersuchung war unter diesen Umständen nie die Rede, sondern eS tiol nur die^dei derartigen Unglücks- fällt« rongeschrnhene polizeiliche Cognition ein.

Hosen, OA. Cpoichingln, 13. Sept. Schon wieder ist ein Biond durch Sp elt» der Kinde, mit Aüi Hölzchen verursacht worden. In dtM Schuppen dir hiistgen Mühl« von Cteidle und Böhler spielten

^edigirt. gedruckt und valegt von A. OetschlSger

k» Kinder im Alter von 56 Jahren mit Zündhölzchen, machten ein Feuerle" und als dasselbe größer wurde, sprangen sie davon. Da« Feuer griff aber um sich und legte Schuppen und Scheuer mit großen Vorräthen in Asche. Nur der angestrengtesten Thätigkeit der Feuerwehr ist es zu danken, daß die Mühle und das Wohngebäude gerettet wurden.

Gotha, 13. Sept. Zu dem vom 2.-5. Sept. hier stattsin- dendenFrauentag" wurden bis jetzt folgende Vorträge angemeldck:

1) die Ziele der deutschen Frauenbewegung, von Fräulein Auguste Schmidt, aus Leipzig, 2) die Nothwendigkeit weiblicher Fortbildung-, schulen, von Fräulein Marie Calm, aus Cassel, 3) Bitte, unsere Bestrebungen nicht eher zu beurtheilen, als bis man sie gründlich kennt, von Frau Fanny Albert, aus Hannover, 4) Die Rechte der Mutter auf ihre Kinder» von Frau Charlotte Pape, aus London, 5) Vorzüge und Gefahren weiblicher Fortbildung, von Louise Hilscher, aus Leipzig. ES scheint die Betheiligung an diesem Frauentage, namentlich auch von auswärts, eine starke zu werden.

Paderborn, 14. Sept. Im untern Theile hiesiger Stadt, den sog.Ueckern", wüthete am Sonntag ein fürchterlicher Brand. Es wohnen dort in der Nähe der Mauer nach der Lippspringer Seite zu einige größere Kaufleute, Oekonomen, Bauern und in kleineren Häusern unbemittelte Familien. Die Häuser ver Ackerbauern liegen meistens hinter einer von einer massiven, ungefähr 6 Fuß hohen Steinmauer umgebenen Jauchegrube, sind in Fachwerk gebaut, mit Stall und Scheune meistens verbunden und tragen oben den Speicher für Stroh und Frucht, der mit Ziegeln gedeckt ist, die oberhalb noch mit Strohwischen zum Verdichten belcgt sind. Gerade war die Ernte eingeheimst, als Sonntag Nachmittag um 2 Uhr in einem kleinem Hause Feuer ausbrach. Ein starker Wind wehte über das Viertel hin, gar schnell hatten die durch die Luft fliegenden Feuerbrände de« Getreides an mehreren Stellen die Dächer entzündet und allenthalben schlug die Lohe in die Höhe. In noch nicht zwei Stunden standen etwa 60 Häuser und Gehöfte in Flammen, die der Anstrengung der Bevölkerung bei den mangelhaften Löscheinrichtungcn und einer schlecht disziplinirten bürgerlichen Feuerwehr spotteten. Gegen Abend ließ der Wind nach, die Lippstädter disziplinirte Feuerwehr und andere Hilfe von auswärts war noch herbeigeeilt, und gegen 11 Uhr konnte man sagen, des zerstörenden Elements Herr zu sein. Die Nacht hindurch und den ganzen Montag Morgen wüthete dasselbe noch auf der ero­berten Stätte, konnte aber weiteres Terrain nicht gewinnen und war gegen Mittag auf die zusammengebrochenen Gebäude beschränkt. Steine und schwarz verkohlte Balkenhaufen decken heute die noch rauchende Stätte, aus der hie und da ein Giebel, aber meistens nur die Herde mit den Schornsteinen hervorragen. Manche Familie hatte einen Sonntagkausflug gemacht und fand bei der Heimkehr Alles verbrannt. 97 Häuser, und mit Scheunen u. s. w. 117 Gebäude liegen in Asche. Ueber 220 Familien von annähernd 900 Personen sind ihres Ob­dachs beraubt und Viele ihrer gan;en Habe; die ganze Ernte von vielen Ackerbauern ist verbrannt und der Winter vor der Thür. Menschenleben sind nicht verloren gegangen.

Wien, 10. Sept. Die Pforte hat dem Vernehmen nach der Konsularkonferenz in Mostar vorweg erklären lassen, daß sie mit der Niederwerfung des Aufstandes die Konferenz nicht allein nicht alk übeislössig erachte, sondern daß sie gerade jetzt mit voller Freiheit dem Entschließung mit denjenigen Reformen horvorzutreten im Stande sein werde, die eben durch ihre Spontaneität für den Ernst, mit welchem sie eine dauernde Pazrfiz irung anstrebe, Zeugniß ablrgen müßten.

Spanien. Madrid, 13. Sept. Der Minister-Präsident General Jovellar erklärt, daß die dringendste Frage die Beendigung des Bürgerkrieges sei, und daß alle Bemühungen des Ministeriums- darauf obzielen werden, die Pazifizirung Spaniens zu bewirken. Er werde die Korkes einberufen, welche in Angelegenheit der neuen Ver­fassung die obersten Schiedsrichter sein werden. Der Bürger­meister von Madrid hat seine Entlassung gegeben.

Madrid, 14. Sept. DerZmparcial" veröffentlicht ein Rundschreiben des Nuntius an die Bischöfe», worin derselbe die Auf- rechthaltung der Elaubenseinheit, sowie die Ausführung des Konkor­dats von 1851 verlangt und erklärt, andernfalls könnte die Harmonie zwischen dem Vatikan und Spanien gefährdet werden. DieJberia", das Organ der Partei Sogostaö, spricht sich zu Guusten des neue» Kabinets aus.

J run, 14. Sept. Bedeutende Verstärkungen sind in Guipuzcoa ,eingktroffen Ein galuischce -ataillon ist an die Grenze gerückt, !um die dortigen Garnisonen zu vcistärken. Ouesada ist in Pampe- jlora. Die Truppen in Navarra setzen ihre Bewegungen fort. Don Carlos hielt gestein in Elizondv eine Revue über die Truppen ab, welche mit Dorregarah au« Cotolrnien gekommen sind: er forderte sie auf,*ibm mit Vertrauen zu folgen, bis er sein heilige« Banner

auf den Müucrn Madr ids aufpflanzen werde. _

(Hiezu Nro. 37 des Unterhalt» ngsAätt?H7