352

Scheiben gesandt worden. An diesem ersten Tagen sind 78 Ehren-' becher und viele silberne Medaillen herausgeschossen worden. S chützen- königin war Fräulein Mandel aus Dresden, eine junge hiibsche Dame, welche zwei Ehrenbcchrr auf der Feldscheibe und auf der Etandscheibe, sowie k silberne Medaillen herauSgefchofsea hat. Unter den glücklichen Schützen war anch Se. Aönigl. Hoheit Herzog Eugen von Württemberg, welcher Vormittags mit seiner Schwadron Mf dem Exerzierplatz auSgerückt war und Nachmittags in der Schießhalle erschien; er hatte das Glück, eine silberne Medaille hrrauszuschießen.

Eine der originellsten Ehrengaben ist die der ältesten Stuttgar- terin, der 96 Lebensjahre zählenden Wittwe Eutenmann, welche in den letzten Wochen sechs Paar Socken gestrickt und dieselben als Eh­rengabe gestiftet hat. Schüchtern brachte sie die Gabe, allein gewiß wird sie dem Schützen, welcher sie gewinnt, Glücks und Segen bringen. Mit kräftiger Hand setzte die hochbetagte Greisin ihren Namen da­runter: Catharine Eutenmann.

Stuttgart, 2. August. Eine Entgleisung fand gestern bei dem Abends um 10 Uhr 10 Min. von hier nach Ludwigsburg ab­gehenden Zug statt. Durch eine falsche Weichcnstellung sind einige Waggons entgleist, gleich nachdem der Zug den hiesigen Bahnhof »erlassen hatte. Ein Unglücksfall ist nicht vorgekommen; für die Passagiere ergab sich nur die in Anbetracht des Unglücks» das hätte entstehen können, kleine Unbequemlichkeit, daß ihre Abfahrt aus Stuttgart sich um 1 Stunde verzögerte.

Cannstatt, 2. August. Vor einigen Tagen war ein hiesiger Buchdindermeister so unglücklich, ans hiesiger Schießstätte, wo er sich für das Stuttgarter Schützenfest einüben wollte, sich durch die Hand zu schießen. Trotz aller angewandten ärztlichen Hilfe mußte er in Folge hinzugetretenen Starrkrampfs sein Leben lassen.

In Ulm wurden am Samstag 3 Bauernfänger verhaftet, die einem Studenten Geld und Uhr abgeschwindelt hatten. Die Uhr hatte einer der Gauner noch bei sich.

Friedrichshafen, 1. August. Seine Kaiserliche Hoheit der Herr Erzherzog Al brecht von Oesterreich ist gestem von hier wieder abgereist.

Pforzheim, 2. August. An einem Neubau der Friedrichs­straße ereignete sich diesen Nachmittag kurz nach ein Uhr ein äußerst beklagenSwertheS Unglück. Auf dem dritten Stockwerk eines Gerüstes waren der Polier Fr. Winkler und 4 Maurer beschäftigt, eine große Steinplatte an Ort und Stelle zu rücken. Plötzlich entglitt diese ihren Händen und fiel so unglücklich, daß der Polier zu Boden ge­schmettert und gänzlich von ihr bedeckt wurde. Unter Leitung eines rasch herbeigeholten Arztes gelang es infolge größter Anstrengungen, den Aermsten von seiner Last zu befreien, und es zeigte sich nun, daß er außer einer Wunde am Kopfe eine anscheinend äußerst schwere Verletzung in Brust und Leib davongetragen hate, die ihn zu jeder Bewegung unfähig machte. Mit großer Schwierigkeit gelang es, ihn von dem Gerüst zur Erde zu bringen, worauf ihn 4 Männer nach dem Hospital trugen. Von den übrigen Betroffenen erlitt der Eine eine starke Quetschung am linken Fuß und Knie; auch dieser mußte zu Wagen nach dem Krankenhause geschafft werden; die Ver­letzungen eines Dritten sind zum Glücke weniger bedeutend. (Pf. B.)

In Gernsbach ist unter dem Rindvieh die Maul- und Klauen­seuche ansgebrochen, weßhalb der Viehmarkt am 5. August dort nicht abgehalten wird.

München, 31. Juli. Wie dieAllg. Zta." vernimmt, ist als Tag der Einberufung und der feierlichen s Eröffnung des Land­tags Montag der 27. Sept. d. I. in Aussicht genommen. Da in der zweiten Hälfte des Oktobers der Reichstag zusammentreten soll, so würde unsere Kammer vorerst nur einige Wochen versammelt sein können.

Köln, 29. Juli. Die sich aus der Dombau-Lotterie ergebenden Geldüberschüsse sollen in Zukunft nicht mehr dem Herrn Erzbischof, sondern der königlichen Regierung übermittelt und bei dieser je nach Bedürfniß erhoben werden.

Köln, 26. Juli. Wozu dock, die Religion nicht den Namen leihen muß! In ein hiesiges Geschäftshaus wurde gestern ein Brief hineingeschoben, in welchemEin Mertel Original-Loos Nr. 76,777 der 268. vom Staate garantirten Hamburger Stadt-Lotterie" einge­faltet lag. Der Wortlaut des Schriftstückes ist folgender:Im Namen Unserer heiligen Kirche. Glaube und hoffe! Nachdem auf mein Gebet Unsere heilige Mutter Maria mir im Traume erschien und verkündigte, daß beifolgendes LooS einen großen Gewinn erhalte, muß ich es, da ich kein Geld habe, aufgeben, und schenke ich es Ihnen, mit der Bitte, es weiter zu spielen. Der Collekteur F. Behrmann wohnt Hamburg, St. Pauli, Langereihe 46, und brauchen Sie nnrj bald zu schreiben und 1 Thlr. 20 Sgr. oder 5 Mark für die dritte Klasse mit Postanweisung zu schicken, die 1. und 2. Klasse ist bezahlt/ A. Weber." Der redliche Finder fiel aber nicht herein, sondern er-, suchte dieKölner" Zeitung um Veröffentlichung dieses Schwindels.!

Berlin, 29. Juli. DerReichs-Anzeiger" enthält Folgende-.: Nach einer zwischen dem Deutschen Reich und der k. italienis che Regierung unterm 3. Dezember 1874 abgeschlossenen Uebrrrinkunft sollen in Zukunft Italiener, welche mir Deutsche» in Deutschland eine Ehe abschließen wollen, wenn sie ihre Staatsangehörigkeit nach, gewiesen haben, nicht mehr verpflichtet sein, durch Vorlegung von Attesten ihrer bezüglichen Heimathsbehörden darzuthun, daß sic ihre Staatsangehörigkeit durch die Eheschließung auf ihre zukünftige Ehe­frau und ihre in der Ehe geborenen Kinder übertragen und daß sie demgemäß nach eingegangener Ehe sammt ihrer vorgedachten Familie von ihrem Heimathsstaate auf Erfordern wieder werden übernomnuu werden; dagegen bleiben dieselben nach wre vor verpflichtet, eine Bescheinigung ihrer zuständigen Landesbehörde darüber vorzulrgen, daß der Abschließung der Ehe nach dem bürgerlichen Rechte ihrer Heimath kein Hinderniß entgegensteht."

Der deutsche Reichskanzler soll, wie es nun wieder heißt, nicht daran denken, in diesem Sommer noch nach Kissingcn zu gehen. Er wolle bis zum 15. August in Varzin bleiben und dann mit dem Kaiser nach jDetmold reisen?, um der Einweihung des Hermanns- Denkmals beizuwohnen.

Z Bremen, 2. August. Die Generalversammlung des Vereins deutscher Eisenbahuverwaltungen ist heute im Saale des KünstlervereinS eröffnet worden. Geh. Regierungsrath Fournier (Berlin) führt den Vorsitz. Ungefähr 200 Eisenbahnverwaltungen sind vertreten.

8Wien, 31. Juli. DeuNeuenFreien Presse" zufolge beträgt das gesammte Erforderniß für das Kriegsbudget für 1876 ohne dir Murine 7,100.000 fl. mehr als 1875, worin schon die Forderung von 6 Millionen für die neuen Kanonen inbegriffen ist. Das Journal hält noch eine Ersparung an dem Budget, das mit rationeller Berück­sichtigung der Finanzlage gearbeitet sei, insbesondere durch die Ver- theilung der Forderung für die Kanonen auf mehrere Jahre für mög­lich und hebt anerkennend hervor, daß die Regierung über die im Jahre 1872 als Normalbudget bezeichnet-Ziffer nicht hinausgegangen sei, vielmehr gegen damals einen geringeren Anspruch erhoben habe.

Wien, August. Die heute zum ersten Male erschienene Politische Korrespondenz" erfährt, daß zur Aufbringung der Mittel für die Beschaffung neuer Geschütze die Aufnahme einer gemeinsamen Anleihe beider Reichshälsten in Combination gezogen sei. Hierdurch würde eine sofortige vollständige Neubewaffnung der Artillerie und gleichzeitig, entsprechend den Anschauungen über die gegenwärtigen materiellen Verhältnisse der Monarchie, eine Vcrtheilung der den Steuerträgern hierdurch erwachsenden Lasten ans geraume Zeit hindurch ermöglicht.

Triest, 28. Juli. In der letzten Nacht tödteten sich drei Töchter eines hiesigen höheren Staatsbeamten durch Kohlendampf in der eigenen Wohnung. Die Motive sind unbekannt.

Italien. Turin, 30. Juli. In dem hiesigen Strafhause haben die Gefangenen mit den Waffen in der Hand revoltirt. Nach­dem zwei Wächter von ihnen verwundet waren, mußten die zur Hilfe gerufenen Truppen von den Waffen Gebrauch machen, worauf die Ordnung wieder hergesiellt wurde.

Spanien. Santander, 1. August. Die Karlisten sind auf das linke Ebroufer zurückgeworfen worden. V ano wurde nach einem blutigen Kampfe, bei welchem die Regierungetruppen 150 Gefangene machten, genommen und Logronno entsetzt. Aus Puyccrda wird gemeldet, daß Martine; Campos gestern morgen das Bombardement von Sco d'Urgel begonnen hat.

Madrid, 30. Juli. Amtlicher Mittheilung zufolge hat Ge­neral Martine; Campos die Stadt Seo de Urgel im Sturm genom­men. Die Zitadelle ist noch im Besitz des Feindes, wird aber gegen die schwere Artillerie wahrscheinlich mcht lange Stand halten.

Nach Konsularberichten an das auswärtige Amt des deutschen Reiches ist die Cholera in Syrien im Zuuehmen. In Damaskus, Stadt von 150200,000 Einwohnern, kamen vom 27. Juni bis 4. Juli 546 Erkrankungen an Cholera und 204 Todesfälle vor. Aus Hama und anderen Städten, auch aus der Hafenstadt Suwei- diah werden Erkrankungen gemeldet. Nachdem schon in Alexandria aus Syrien kommende Schiffe einer zehntägigen Quarantäne unter, warfen sind, hat nun auch der internationale Gesundheitsrath in Kon­stantinopel, sowie das Gesundheitsamt in Smyrna, beschlossen: alle Schiffe, welche aus den syrischen Häfen von Alcxandrette an bis Jaffa vom 5. Juli an ausgelaufen sind oder auslaufen, der reglementsmäßi- gen Quarantäne in allen türkischen Häfen zu unterwerfen.

Rußland. St. Petersburg, 31. Juli. Am Mittwoch ist in Briansk (Orcl) eine Feuersbrunst ausgebrochen und hat bis Freitag gewülhet. Zwei Dritttheile der Stadt sind in Asche gelegt. Ein Gußrcgen rettete die Stadt vom vollständigen Untergange.

Amerika. New Jork, 2. August. Der vormalige Präsi­dent der Vereinigten Staaten Andrew Johnson ist gestorben

Redigirt, gedruckt und verlegt von A. OelsLläaer.