und es werden Abgangszeugnisse, die sich über den Stand der erworbenen Kenntnisse, sowie über Flejß und Betragen ungünstig auSfprechen, nicht als genügend angesehen. Unter Aufrechrerhaltung aller dieser Einschränkungen soll nun, wie es heißt, das Schulzeugniß den Abgang aus der Unterprima, wo eine solche besteht, sonst den einjährigen Aufenthalt in der Prima Nachweisen und die Mangels eines Schulzeugnisses anzustellende Prüfung soll ermitteln, ob der zu Prüfende denjenigen wissenschaftlichen Bildungsgrad hat, welcher durch Vorlegung von Schulzeugnissen nachzuweisen ist. Die Reichsschul- kommisfion dürfte danach ihre Borschläge auch einbringen. Jedenfalls wird das Lateinische aus der Prüfungsordnung nicht entfernt werden, wogegen das Griechische für die Realschulbildung durch das Englische ersetzt wird.
— Breslau, 21. Juli. In Oberjchlefien hat dieser Tage die erste Berurthcilung von tumultuirendcn Weibern stattg-funden, welche aus Anlaß der angeblichen Anwesenheit des altkatholischen Geistlichen KaminSki in Georgshütte bei Laurahütte in die dortige Schule einge- Lrungen waren. ES wurde nachgewiesen, daß eine der Angeklagten aus Laurahütte die Nachricht aufgebracht hatte, daß KaminSki die katholischen Schulen Oberschlesiens besuche, um allen Schulkindern, die sich weigern, altkatholisch zu werden, Hände und Füsse abhacken zu lassen (!). Der Umstand, daß die Angeklagten den Aufforderungen des Amtsvor- stehers und des Gendarmen zuwider nicht auseinander gegangen waren und sich zum Tumulte zusammengerottet hatten, war für ihre Verur- theilung maßgebend. Das Gericht verurtheilte die Neuigkeitsträgerin zu 4 Monaten Gefängniß, die übrigen 12 Betheiligten, mit Ausnahme eines Arbeiters, lauter Frauen, zn 14 Tagen bis 3 Monaten Gesang- ntß. Da sich von Oberschlesien aus diese Schultumulte epidemisch weiter verbreitet haben, so ist eine strenge Bestrafung wohl am Platze, aber e» ist zu bedauern, daß die geistigen Urheber dieses Unfugs straflos ausgehen.
Frankreich. Paris, 26. Juli. In der gestrigen Sitzung der Budgetkommission theilte Cailloux mit, der Gesummtschaden in Folge der Überschwemmung im Süden belaufe sich auf 75 Mill. Franks. Davon fallen 50 Mill. auf den Ernteverlust, 20 auf die Einbußen an beweglichem Vermögen, 3 auf die Zerstörung öffentlicher Bauten und Wege, und 2 Millionen auf die Zerstörung an Eisenbahnen.
S-ame«. San Sebastian, 24. Juli. Don Karlos hat unter dem 21. d. Mts. ein Schreiben an den König Alfons gerichtet, worin er diesem vorwirft, den Bürgerkrieg übermäßig streng führen ' zu lassen, und worin er zugleich Repressalien androht. — Die Kar- listen wurden bei einem Versuche, Guetaria zu überrumpeln, zurückgeworfen. — Es heißt, in Vergara seien ernstliche Unruhen ausgebrochen.
Dorregaray soll, wie man in Paris wissen will, sich in Frankreich befinden, um seine Wunden heilen zu lassen. Die französischen Behörden stellen emsig Haussuchungen an, um den Aufenthaltsort des karlistischen Generals zu finden. — Eine kürzlich eingelaufene Nachricht, daß vom obern Laufe des Aragon heftiger Kanonendonner vernommen worden sei, findet ihre Erklärung in einer jetzt eintreffenden amtlichen Miltheilung aus Madrid, daß der General Laportilla, welcher einen Theil der Nordarmce befehligt, verstärkt durch zwei Divisionen, die Karlisten aus Lumbier und ihren ^befestigten Stellungen bei Sanguesa vertrieben habe. Dieser Erfolg hat seine Bedeutung in dem Umstande, daß dadurch der Verbindung der karlistischen Armee in Navarra mit den etwa noch in Arragonien umherftreisenden Banden, und umgekehrt, ein weiteres Hinderniß in den Weg gelegt worden ist.
Vermischtes.
Statt einen tüchtigen Thierarzt herbeiholen zu lassen, wenden sich die Landleute vielfach noch an kluge Frauen und — Hexenmeister, um ihr krankes Vieh heilen zu lassen. Welch unsinniger Aberglaube in dieser Beziehung selbst in Gegenden, in denen eine große Bildung herrscht, vorkommt, beweist eine vom „Görl. Anzeiger- erzählte He- xenmeistergeschichte, die sich in einem Dorfe der sächsischen Oberlausitz vor mehreren Wochen zugetragen hat. Bei einem reichen Bauern- gutsbesitzer zeigte der ziemlich starke Rindviehbestand einen erheblichen Rückgang im Nutzen» und man schickte deßhalb einen Wagen nach Böhmisch Uhlersdorf, von dort den Hexenmeister zu holen. Der alte Hexenmeister bestätigte die schon von den Mägden aufgestellte Vermu- thung, daß das Vieh verhext sei, und erklärte, der Zauber sei nur zu lösen, wenn er in der nächsten Nacht 12 Uhr dem Vieh das Abendmahl reiche. Der Bauer selbst und zweijMägde müßten aber der Zeremonie im tiefsten Neglige beiwohnen. Um Mitternacht begann die Enthexung und die Kühe ließen sich denn auch Alles ruhig gefallen. Als aber der Hexenmeister dem Bullen mit der Weinflasche nahte, wurde dieser wüthend, und drückte denselben mit solcher Gewalt an
Redigirt. gedruckt und verlegt
die Wand, daß er ihm die Rippen zerbrach. Tödtlich verletzt wnrdr der Hexenmeister auf einen Wagen gelegt und nach Böhmisch-UUerS» dorf gefahren, wo er als Leiche ankäm. Wenige Tage darauf meldete eine offizielle Bekanntmachung, daß auf dem Bauerngute des T. die Klauenseuche ausgebrochen war. — Was dieser tragischen Hexenmei- stergeschichte ein besonderes Interesse verleiht, ist der Umstand, daß sie sich in einer Gegend zugetragen hat, in der die Humboldtvereinr zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse größere Verbreitung gewonnen haben, als irgendwo anders.
(Das ist der Piltz.) Eine eigentümliche Komödie spielte sich neulich in einem der besuchtesten Bierlokale der Leipzigerstraße in Berlin ab. Ein dort anwesender Herr erhob sich plötzlich von seinem Platze, griff nach dem Hute und begab sich eiligen Schrittes zum Buffet, hinter welchem der Besitzer stand. „Kennen Sie den Herrn dort im Winkel am Tische, der so verdächtig das Zeitungsblatt vor das Gesicht hält?" fragte er diesen, mit dem Finger auf den Gast zeigend, der in der That die Zeitung anscheinend so vorhielt, als versuche er, sich dahinter zu verstecken. Als der Wirth die Frage verneinte, flüsterte ihm jener geheimnißvoll zu: „Ich setze mein Leben daran, eS ist der verfolgte Piltz, ich kenne ihn genau; halten Sie ihn m jedem Falle zurück, bis ich mit einem Schutzmanne komme!' Sprachs und entfernte sich eiligst. Der Wirth zog einige bekannte Gäste in das Geheimniß, welche vom Buffet aus den im Winkest sitzenden Fremden betrachteten. Plötzlich legte dieser die Zeitung hin, gab dem Kellner einen leisen Wink, legte still ein Zweigroschenstück auf den Tisch und wollte sich entfernen. „Ich muß Sie ersuche«, noch einen Augenblick hier zu bleiben-, sagte der Wirtb„ dem Fremden entgegentretend. „Das ist unmöglich, ich habe Eile, und wüßte auch nicht zu welchem Zwecke", entgegnete anscheivend verlegen der Angeredete. Als der Wirth dennoch darauf bestand, setzte sich der Gast mit den Worten: „Das ist ja eine Beschränkung der persönlichen Freiheit, die ich mir nicht erklären kann" — auf einen in der Nähe des Buffet stehenden Stuhl nieder. Es vergingen einige Minuten, da trat der Kellner an den Wirth heran und fragte ihn: Hat der Herr, der vorhin mit Ihnen sprach, die 2 Seidel Bier und die „Wiener- bei Ihnen bezahlt?" Jetzt regte sich im Hirn des WirtheS eine Ahnung des ihm gespielten Streiches. Ohne dem Kellner zu antworten, wandte er sich mit der Frage an den Fremden: „Darf ich Sie um Ihren Namen bitten?" „Ich bin der Kaufmann B. und dem Wäschehändler S. hier im Hause bekannt!" — Der Herr Wirth war nun um die Zeche des Schwindlers geprellt — hatte' den Herrn B. — von welchem es sich herausstellte, daß er kurzsichtig war — tausendmal um Verzeihung zu bitten und zu alledem das homerische Gelächter der anwesenden Gäste, unter welchen sich sofort die Geschichte von der Mystifikation verbreitete, mit in den Kauf zu nehmen.
Aus einem Kindergarten in Berlin kam ein Mädchen von 4 Jahren nach Hause und sagte: Mama, ich brauche nothwendig Visitenkarten. Die Mutter lachte und meinte, das sei dummes Zeug. Das Kind aber wurde sehr ernsthaft und meinte, sie könne doch nicht allein eine Ausnahme machen, da jedes Kind solche Karten besitze.
Im Mittelalter wurden die verfälschten Weine unter großem Volkszulauf auf dem Schinderkarren nach dem nächsten Flusse oder Teiche geschafft, wo man den Fässern unter dem'Jubel der zuschaum- den Volksmenge den Boden einschlug. Auf den Fässern steckte ein. rothes Fähnlein mit der Aufschrift „Stummer Wein" (s° hieß damals der gefälschte Wein, weil er keinen Anspruch hat auf Auge, Zunge und Herz); vor den Fässern aber ging der Stöcker, des Henker- nächster Vetter, und ließ durch einen gewaltigen Schlag mit einem schweren Hammer auf das Faß die trübe Brühe ins Wasser laufen. Wenn diese Sitte heute noch in Aufnahme wäre, könnte manches Flüßchen zu einem schiffbaren Strome gemacht werden.
New-Aorker Blättern zufolge ist eine merkwürdige Aehnlich- keit zwischen der schwedischen Sprache und dem Dialekt der Cheyenne- Indianer entdeckt worden. Einem Schweden, der sich in Fort Lea- venworth anwerben ließ und zufälligerweise Ohrenzeuge einer Unterhaltung zwischen Eheyenne-Indianern war, fiel die Aehnlichkeit ihrer Sprache mit seiner eigenen auf, und als er sie in seiner Muttersprache anredete, fand er, daß er sich ihnen verständlich machen konnte.
Ein Farmer in New-Jersey, dessen Kartoffelfelder von dem Colorado < Käfer zu leiden hatten, kam auf die Idee, dieser Landplage eine gute Seite abzugewinnen. Der Kartoffel-Käfer sieht einer spanischen Fliege ohne Flügel ziemlich ähnlich, und versuchte der Farmer, ob in ähnlicher Weise zubereitet, nicht auch ähnliche Resultate mit Kartoffel.Käfer, als mit spanischem Fliegen-Pflaster zu erzielen seien. Der bei einem Pferde kürzlich angestellte Versuch gelang über
alle Ermattung. _ ___ _ ^
von Ä. OelschlLger.