332
»lohnenden Zimmermeisters B. Bäntsch, des Pächters der dortigen Dampf.Schneidemühle, folgende nähere Mitthtilüngen: Seit einem Halben Jahre war bereits den Hausbewohnern das tiefsinnige Wesen der Frau Mutsch aufgefallen, doch hatte man nichts Schlimmes vermnthct, da Herr Mutsch selbst, ein bei seinen Arbeitern sehr bc- UMer Maun, stets heiter und ruhig war. UmsoMehr fiel es am vorletzten Mittwoch auf, daß auch Herr Bäntsch sehr verstört auSsah, doch glaubte man geschäftlichen Mißerfolgen, die in letzter Zeit häufiger ««getreten waren, die Schuld daran bewussen) zu nMsn. Gegen halb 10 Uhr Abends riefen die Eltern ryrc funf auf der Straße fröhlich spielenden Kinder wie gewöhnlich zur Ruhe. Am Donnerstag Morgens warteten die Arbeiter vergeblich auf ihren Herrn, -er sonst einer der Ersten zur Stelle war, und als auf wiederholtes. Klingeln hie von der Familie ganz allein bewohnte Wohnung nicht geöffnet wurde, ließ man gegen halb 1 Uhr polizeilich die Wohnung erbrechen. Ein schrecklicher Anblick bot sich den Eintretenden dar. In dem mit Kohlendampf dicht angefülllen Schlafzimmer der Eltern fand man die ganze aus sieben Personen bestehende Famifid als Leichen vor. Herr Bäntsch lag » mit ruhig lächeWem GrMtä vollständig angekleidet auf seinem Bette qnd hieltz^seine mitl^starrem, gebrochenes Auge Hrlstgead«H«tzu feUUvtschlstiMu. Ztyischen Beiden lag, von 4>rr° Krau 'krampfhaft gehalten, "--assimgstc Kind. Zwei andere, Kinder lagen angelleidet auf einem, ein vievtes auf- einem anderen Bette, das fünfte endlich war aus dem dritten Bette gestürzt und lag auf der Diele. Allen fünf Kindern stand dicker Schaum vor dem Munde. Der schleunigst herbeigeholte Arzt konnte nur konstatiren» daß der Tod durch Kohlendampf bereits ungefähr 12 Stunden eingetreten war. Aus den von Frau Bäntsch an den Haus- wirth und an Verwandte hinterlassenen Briefen geht hervor, daß sie selbst die Anstifterin der gräßlichen, mit reiflicher Ueberlegung aus- geführten That gewesen ist. Bereits seit zwei Tagen hatte sich Frau Bäntsch, der die finanziellen Mißerfolge ihres Gatten sehr zu Herzen gegangen waren, mit dem Gedanken, sich und ihre Familie zu tödten, getragen, war aber immer noch vor der Ausführung zu- rückgescheucht. Am Mittwoch Abend hatte sie sich endlich aufgerafft, die Betten der Kinder, die für gewöhnlich in einem andern Zimmer schliefen» in das Schlafzimmer der Eltern gebracht und mit eisiger Ruhe die geplante That ausgeführt. Gegen 7 Uhr Abends wurden die Leichen auf zwei Wagen nach dem Obduktionshause abgcführt. Dem Wunsche der Frau gemäß werden alle Sieben in Einem Grabe beigesetzt werden.
— Breslau, 18. Juli. Die Namen staatstreuer Geistlichen, welche die im Sperrgesetz vorgeschriebene Gehorsams-Erklärung abgegeben haben, sind neuerdings mehrfach durch amtliche Indiskretion und Unüberlegtheit selbst staatsfreundlicher Blätter in die Oeffentlich- keit gekommen, was den Betreffenden die gehässigsten Angriffe seitens der ultramontanen Zeitungen» sowie in d-r betreffenden Parochie selbst zugezogen hat. Zur Vermeidung dieser Verkommnisse hat der Ober- ptäsident von Schlesien bei den betreffenden Amtsstellen angeordnet, daß die Namen derjenigen Geistlichen, welche die erwähnte Erklärung abgegeben, unbedingt geheim zu halten sind, so lange diese Geistlichen nicht etwa selbst an die Oeffentlichkeit treten. Die königlichen Kreis- Steuerkassen sind dem entsprechend ebenfalls mit der nöthigen Weisung versehen worden.
— Breslau, 25. Juli. Der Fürstbischof Förster hat sicherem Vernehmen nach die in dem Gesetze über die Vermögensverwaltung der katholischen Kirchengemeindcn vorzeschriebene Erklärung, dem Gesetze Folge zu leisten, dem Oberpräsidenten zugehen lassen.
— In Pommern hat die Trunksucht der niederen Volksklaffen so überhand genommen, daß beispielsweise die Regierung zu Cöslin «ine öffentliche Mahnung zu erlassen sich genöthigt sieht, in welcher sie eS geradezu ausspricht, daß die in der bedrohlichsten Weise zunehmende Trunksucht und die dadurch schon herbeigeführte oder noch drohende körperliche» geistige und sittliche Verkommenheit der Einzelnen und der Verfall des Familienlebens im pommer'schen Volke auf das dringendste auffordern, alles zu thun, was geeignet ist, der Weiterverbreitung des bereits übergroßen Schadens entgegen zu wirken, um all- mählig wieder gedeihlichere Zustände herbeizuführen.
— Der österreichische Dialektdichter I. G. Seidl ist gestorben. Seidl war, mit dem Titel eines Regierungsraths, CustoS des Münz- und Antikenkabinets in Wien.
— Stanislau, 17. Juli. Heute wurde der Bauer Semen Kohlendruck in den Mauern des hiesigen Strafgebäudes hingerichtet; derselbe hatte 3 Personen ermordet.
In Frankreich beträgt das Ergetniß der Sammlungen für die Ueberschwemmten jetzt 6,098,056 Fr.
Paris, 19. Juli. Das Ergebniß der bäurischen Wahlen hat in Frankreich, der Sprache der meisten Blätter nach, sehr enttäuscht. Diese gestehen, mit Ausnahme der verbisse., en ultra
montanen Zeitungen, zu, daß die von,den „Patrioten" zu,Moffrnde Mehrheit zu viel zum Sterben und zu wenig Mn' °Wen, jedenfalls die geplante Aktion'ein Ding-der Unmöglichkeit geworden fei. Dhp „Demps" schreibt: „Eine Mehrheit von 2 Stimmen wird die UkM» montanen nichtk in den Stand setzen, ein Ministerium - zu stürzyp. das die Unterstützung des Königs und. die Strömung. den öffentliche Meinung in Deutschland für sich hat. Die ultramontane Patztzt wird daher im Landtag der bäurischen Regicropgi lästig fallen könne« p altzln sitz HWe eines glänzenden Sieges bedurft, und ein solch winziger 'Erfolg Hötnmt einer Niederlage gleich." LieseS Urtheil kann in Deutschland ohne Vorbehalt unterschrieben werden.
Spanien. Während Nachrichten, die von der-Madrider-Me- gierung auSgehen. bestimmt versichern, daß Dorregaray verwund« und in Cauterets (Mineralquellenbad im Dep. Hautes Pyrenees) eiugetroffen sei, bestätigt sich diese Nachricht nach den bisher in Paris vorliegenden Meldungen von der Pyrenäevgrenze ebensowenig wie diejenige» dqß 2000^Kar listen auf französisch«» EGebiet überge- s«ten sesin;> «urr einzelrieEarlHen .haben die >Grv»ze ^ phssirt. Dage- 8,»-'htzibt is strotz gegenkyMger starlistischer -Meldungen wahr, daß das Fort Collado de Alpuente sich den Belagerern auf Gnade kWh Ungnade ergeben hat und damit die Karlisten jetzt keinen festen Punkt südlich des Ebro mehr in Händen haben
Rußland. Petersburg, 20. Juli. Der König von Schweden hat sich gestern Abend nach Cronstadt begeben und von dort auf der Fregatte „Vanadis" seine Rückreise nach Stockholm angetreten. Der Kaiser von Rußland begleitete den König bis Cronstadt.
Amerika. New-Aork, 20. Juli. Nach dem Berichte des Departements für Landwirthschaft düifte sich die Getreidernte auf dem bebauten Terrain um 8 pCt. höher stellen als im Jahre 1874. Die Qualität des Korns ist in den Staaten am Atlantischen Ocearr und an der Westküste im allgemeinen geringer, in den Südstaateu- dagegen besser als bei einer Durchschuittsernte.
New-Aork, 19. Juli. Die Journale bringen Nachrichten über einen in San Miguel im Staate San Salvador stattgehabtew Ausstand. Derselbe war durch eine Anordnung der Regierung, welche die Verlesung eines bischöflichen Hirtenbriefs verbot, veranlaßt worden,. Zwei Generale und viele Bürger wurden erschaffen und mehrere Gk» bände geplündert und eingeäschert. Der Schaden wird auf eine Million Dollars geschätzt. Die Truppen unterdrückten endlich den Aufstand. Viele Aufständische wurden erschossen. Das. englische Kriegsschiff „Fantome" landete bei la Union eine Abtheilung Marine-Infanterie, um der dortigen Garnison den Marsch nach San Miguel, zu ermöglichen.
Rediqirt, gedruckt und verlegt von A. OelschlSgcr
Vermischtes.
Ein Speisewirth in Berlin hat seinem Kellner eine theuro Ohrfeige verabreicht. Der Schlingel eilte sofort nach Empfang wü» thend zu den Beafsteak schmausenden Mittagsgästen und rief: Meine Herren, lassen Sie sich Ihr Pferdefleisch recht gut? schmecken! — Pferdefleisch? fragten die Gäste entrüstet und legten Messer und Gabel nieder. — Ja, Pferdefleisch, kommen Sie mit mir in den Keller, ich wills beweisen! — Nach 5 Minuten war der Speisesaal leer und blieb es bis heute; denn der Wirth konnte nicht klagbar werden gegen den Kellner.
Eine Wiener Wäscherin, welche dieser Tage als Klägerin in einem Ehreribelcidigungs-Prozesse gegen ihren „Geliebten", „Kohn" heißt der Mann, vor Gericht erschien, gab in ihren Auslassungen gegen denselben in der dieser Species der weiblichen Bewohnerschaft Wiens nreigenthümlichen Weise nachstehendem Wunsche Ausdruck. Sit sagte ungefähr: „Da soll m'r so an quadrallirten Sardellenritter mit aner Klupp'n auf a Wäschlein'l häng'n und so lang hau'n, bis dar Wind seine Bauer stückelweis' in d' nächste Spodiumfabrik tragt, wo's bis zum jüngsten Tag' ausg'solt'n werd'n. (vr. Bloch, der Vertheidiger des Geklagten lacht.) Was lachn's denn, Herr Doktor?' Eppa weil i nett so red'n kann, wie a Advokat? No wissen's, so schön kann i nett red'n wie Sö» aber dafür krieg' i a nix zahlter und i waß' g'wiß, da Sö nur so viel lach'n und red'n, weil'S viel 'zahlt kriag'n woll'u." (Allgemeine Heiterkeit.)
Der Dampfer „Triumph" von Plockton stieß in der Nähe det Hebrideninscl Lewis mit einem Wallfisch zusammen. Der Stoß war so heftig, als ob das Schiff au ein gesunkenes Wrack gerannt wäre. Unmittelbar nach demselben sah man einen großen Walisisch todt oder betäubt in der Nähe des Schiffes auf der Oberfläche schwimmen. Der „Triumph" aber war so arg beschädigt, daß er- in den nahen Hasen von Stornowary einlaufen und umgeladen werden mußte. Einige Tage darauf wurde ein 40 Fuß langer todteir Walisisch im Schlepptau nach North Niß 'gebracht. vermuthlich derselbe, mit welchem der „Triumph" zusammenstieß.
(Hiezu Nro. 29 des UnterhaltungsbltatS.)