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Sonntag, 1t., und Montag, 12. Juli, verweilt der Kaiser in de; ! zu erbitten, für deren Gewährung er nun bestens danke. Andern

Äsiainau, und reist am Dienstag, 13. Juli, früh 8 Uhr, über Lindau ^ Tags beim Antreten wird unser Kadett vom Oberst .gerufen.Wer

nach München, um sich von da nach Salzburg, Ischl und Gaslein zu be-i war der Herr, mit dem Sie gestern gingen?" Antwort: Mein Heben. Die Rückreise nach Berlin ist vorläufig auf 8 . Aug. festgesetzt. Onkel.So?" läßt sich der Herr Oberst weiter vernehmen,seit

Ettlingen, 2. Juli. In verwichcner Nacht schlug bei einem-wann -ist denn Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich Karl Ihr

furchtbaren Wetter der Blitz in Pfaffenroth in ein Haus und tödtetes Onkel?" Da hierauf die Antwort natürlich ausbleibt, fährt er den Vater und ein lljähriges Mädchen beim Gebete. ffort: Se. Königl. Hoheit haben befohlen, daß Sie von den 24

Freiburg, 29. Juni. Letzte Woche kam dahier ein Beispiel! Stunden Arrest, welche Sie durch Übertretung des Reglem ents ver-

moralischer Verkommenheit vor, wie man solche kaum für möglich ! wirkt haben, nicht zu befreien sind. In Anbetracht Ihrer Entschlof-

hälten sollte. Ein hier wohnender Taglöhner, schon bejahrten Alters, wurde von seinen eigenen Kindern, Mädchen von 11 und 14 Jahren, bei Gericht wegen schwerer Verirrungen gegen die Sittlichkeit ange

senheit jedoch, welche Sie in Ihrer gestrigen Lage gezeigt haben, bin ich beauftragt, Ihnen mitzntheilen, daß Se. Königl. Hoheit Ihre Beköstigung so lange bestreitet, als Sie Kadett sind, indem er erwar-

schuldigt. Er sitzt jetzt in festem Gewahrsam, der gerechten Strafe!tet, daß Sie später als Offizier vor dem Feinde gleich entschlossen entgegensehend. handeln werden."

Der Deutsche Kronprinz begibt sich mit Gefolge nach Wien, In der Schlacht bei Fehrbellin und drei Tage vorher bei der um auf Allerhöchsten Befehl der dort in diesen Tagen stattfindenden Ueberrumpelung der von den Schweden besetzten festen Stadt Ra Beisetzung des verewigten Kaisers Ferdinand beizuwohnen.

DieNordd. Allg. Ztg." schreibt im Anschluß an einen vor­

hergehenden Artikel:Die in unserem Artikel vom 30. Juni l. I. ausgesprochene Erwartung, daß sich sehr bald auch die Ausfuhr herrischer Goldmünzen nach London als unvortheilhaft Herausstellen werde, hat sich rasch erfüllt. Der Wechselkurs ist vorgestern auf 20 52 L für das Psd. St. gefallen, es ist damit ein Preis

eingetreten, bei welchem die Verwendung von deutschen Goldmünzen zu Zahlungen nach London keinen Vortheil mehr gewährt. Der 1. Juli war auch in der Hinsicht ein für die Durchführung der Münz- reform wichtiger Tag. als an demselben das Königreich Württemberg zur Reichsmarkrechnung übergegangen ist, so daß letztere nunmehr mit Ausnahme von Baiern in ganz Deutschland gilt. Am 1. Ja­nuar 1876 wird auch Baiern zur Reichsmarkrechnung übergehen, dann wird auch der Artikel 18 des Münzgesetzes vom 9. Juli 1873 wegen Einziehung der Notenappoints unter 100 Mark vollständig durchgeführt sein, dann ist der Zeitpunkt gekommen, wo der vollstän­dige Uebergang zur Reichsgoldwährung keine Schwierigkeiten mehr findet.

Wien, 5. Juli. Der Kronprinz des deutschen Reichs ist heute Vormittag auk dem Nordwestbahnhofe eingetroffen und dort vom Kai­ser Franz Joseph empfangen worden. Der Kaiser und der Kronprinz begrüßten sich auf das Herzlichste und fuhren zusammen in die Hof­burg. Die Ankunft des Prinzen Humbert von Italien erfolgte heute Mittag. Derselbe wurde vom Kaiser und vom Kronprinzen empfan­gen. Der russische Thronfolger ist um 1/26 Uhr Abends hier, einge­troffen. Am Bahnhofe wurde derselbe vom Kaiser und dem Kron­prinzen Rudolph, beide in russischer Oberst-Uniform, den Erzherzogen, dem Landescommandirenden, dem Statthalter und der Generalität erwartet. Der Kaiser eilte dem Hofzuge entgegen und begrüßte den russischen Thronfolger in herzlichster Umarmung. Sodann folgte die Vorstellung der Erzherzoge, der Suiten und die Besichtigung der Ehrencompagnie. Bei der Abfahrt nach der Hofburg wurden die fürst. lichen Personen von einer zahlreichen Volksmenge ehrerbietigst begrüßt.

Wien, 4. Juli. In Folge der noch immer ausstehenden

Regelung der Rechtsverhältnisse der Altkatholiken konnte es neuestenS wiederholt Vorkommen, daß altkatholisch getraute Ehegatten ohne Weiteres eine zweite Ehe eingehen; das Gesetz hindert sie nicht, denn das Gesetz in Oesterreich betrachtet die von einem altkatholischen Geistlichen vollzogene Ehe als Konkubinat. (Karlsr. Ztg.)

Prag. 3. Juli. Heute Nachmitttags hat abermals ein ver­

heerender Wolkenbruch in Prags Umgebung die Vororte Smichow und Koschirsch überschwemmt. In deiq Smichower Straßen stand das Wasser ellenhoch. Aus dem Smichower RathhauS wird das Wasser durch Fe uerlöschpumpen en tfernt. _ _

Vermischtes.

Ein Schüler des Mars, welcher erst kürzlich ins Berliner Aadrtlcnhaus eingetretcn war, that sich gütlich in einer Restauration. Als er dieselbe verlassen wollte, gewahrte er zum großen Verdruß seinen Oberst, besten Erscheinen ihn schnell daran erinnerte, daß er durch den Besuch der Restauration einen Arrest von 24 Stunden verwirkt habe. Doch kurz entschlossen tritt er auf einen daherkom­menden Herrn in Civil zu, legt seinen Arm in dessen Arm und bitter um d>e Erlaubniß, so lange mit ihm gehen zu dürfen, bis sie an dem daherschreitenden Oberst vorüber seien. Bereitwillig wird das zugestanden. Nachdem sie nun an dem devot grüßenden Herrn Oberst vorbei sind, erzählt der Kadett seinem Begleiter, daß in feiner Anstalt ein Tisch geführt werde, den er von Hause aus nicht gewöhnt sei und er habe sich darum in die Restauration begeben, um sich einmal ordentlich satt zu essen. Da ihm nun leider sein Oberst begegnet sei und er einen vierundzwanzigstündigen Arrest habe erwarten müssen, so sei er so dreist gewesen, sich diese Begleitung

thenow spielte der alte Marschall Derfflinger eine große Rolle. In den Erzählungen und Liedern des Volkes lebt er heute noch fort als ehemaliger Schneidergeselle; obgleich er die Nadel nie geführt, sondern immer nur das Schwert, so hat er doch zu der betr. Sage selber den Anlaß gegeben. Im österr. Kriegsdienst hatte er's bis zum Lieutenant gebracht, aber der Dienst behagte ihm nicht und er wollte sein Glück anderswo versuchen. So trat er denn aus, wie's scheint ohne ordentlich Abschied zu nehmen. Wie er nun lustig zum Land hinauswanderte, wurde er von österr. Truppen angehalten und exa- minirt. Er aber sagte: Ich bin ein armer wandernder Schneider­gesell und kenne nichts Grauslicheres auf der Welt , als eine Mus­kete knallen und einen Pallasch sausen zu hören. Wenn ich mich mit der Nadel in den Finger steche und ein Blutströpflein quillt, so falle ich in Ohnmacht, eine so furchtsame Schneiderseele bin ich; thut nur eure spitz-gen Flederwische weg! Da ließen ihn die Oesterreicher lachend laufen. Derfflinger trat bei Gustav Adolf in schwedische Dienste und brachte es durch seiue Verwegenheit bald zum Oberst und später zum Generalmajor. Als solcher trat er 1655 in die Dienste des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Bald hatte er sich durch Scharfblick, Entschlossenheit, Schlagfertigkeit und verwegene Tapferkeit als Reitergeneral emen großen Namen gemacht. Sein Kurfürst machte ihn zum Generalfeldmarschall und hatte seine Lust an dem derben Humor des immer fröhlichen Reiters­mannes. Er wurde oft mit dem Schneider geneckt und wußte zu antworten. Als einst der französische Gesandte de Vitry bei Tafel fragte: Kurfürstliche Durchlaucht, ist es wahr, daß einer Ihrer Generale früher Schneider gewesen? da stand der alte Derfflinger kerzengerade auf, schlug an seinen Degen, daß es klirrte jund sagte: Monsieur, hier steht der Mann, von dem man das sagt und hier trage ich die eiserne Elle, mit der ich die Hundsfötter der Länge und Breite nach zu messen pflege! Derfflinger hatte die Lacher auf seiner Seite, der Kurfürst nickte ihm lächelnd zu und der Franzos ward roth und blaß.

Vor Kurzem kommt ein ^Gesandter zum Chef der Polizei in London und vertraut ihm an, es sei einem jungen Mädchen, von dem man nicht wisse, was und wo es sei, unerwartet eine Erbschaft von mehreren Millionen zugefallen. Er bat, die Erbin in aller Stille suchen zu lassen, Aufsehen dürfe nicht entstehen. Der Chef der Polizei war Feuer und Flamme und beauftragte seinen geriebensten Beamten mit der Aufsuchung. Nach sechs Wochen stattete der Beamte seinem Vorgesetzten Bericht ab. Nun, haben Sie das Mädchen gefunden? Ja wohl, schon vor einem Monat als Nähterin. Aber wo ist sie denn? Bti mir zu Hause! Bei Ihnen? Ja; denn ich habe sie geheirathet.

Posttaxen vom L. Juli I87S an.

Rcdigirt, gedruckt und «erlegt von A. Oelschläger.

Versendungsgegenstände.

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Pf.-.

frankirte Briefe bis 15 Gramm ... . .

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über 15 Gramm bis 250 Gramm

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unfrankirte Briefe bis :5 Gramm ....

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über 15 bis 250 Gramm .

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Postkarten.

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Drucksachen bis 50 Gramm.

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über 50 , bis 250 Gramm

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. 250 . 500 .

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. 500 . 1000 .

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Waarenproben bis zum Meistgewicht von 250 Gr.

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Postanweisungen: bis 100 Mark.

15

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über 100200 Mark . .

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. 200- 300 , . .

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