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vielen Feuersbrünste, deren Ursache Fahrlässigkeit, Leichtsinn und Ge­dankenlosigkeit ist. Auch die Brände durch Selbstentzündung gehören eigentlich hieher, denn sie sind meistens ebenfalls auf Rechnung der Unwissenheit und Unachtsamkeit zu setzen.

Wenn so viele Feuer durch Gedankenlosigkeit, Leichtsinn, ^Unacht­samkeit, Unordnung und Unkenntniß entstehen, so muß diesem Uebel, will man eS schon an seinen Wurzeln angreifen, durch die Erziehung energisch entgegengearbeitet werden. Das Kind muß angehalten werden, selbst zu denken und die Folgen seines Thuns und Treibens zu über­legen. Die Jugend soll zur Ordnung und zur Reinlichkeit angehalten, der Hang zur Flatterhaftigkeit und zum Leichtsinn bekämpft werden.

Schon in früheren Zeiten wurde die Nothwendigkeit eingesehen, auch durch die Schnlen den so oft vorkommenden Brandunglücken entgegenzuwirken. Besondere FeuerkatechiSmen für die Jugend wurden geschrieben und die Lehrer von den Regierungen veranlaßt, ihre Schüler auf den großen Schaden, welchen die Fcuersbrünste verursachen, hin­zuweisen, sowie zum vorsichtigen Umgang mit Feuer und Licht ernst­lich zu mahnen.

Ein wesentlicher Umstand bei Bränden durch Verwahrlosung ist die Zeit, wann viele Geschäfte verrichtet werden. So vieles geschieht bei Licht am Abend, was besser am Tage geschehen wäre. Das Herumleuchten mit der Lampe am Abend, das Suchen von Kleidungs­stücken und andern leicht brennbaren Gegenständen mit offenem Lichte hat schon so manche Feuersbrunst hervorgerufrn.

Ferner ist r« von Wichtigkeit, wie die Geschäfte erledigt werden. Aufmerksamkeit und Vorsicht sollte bei allen Verrichtungen mit Feuer und Licht niemals fehlen. Ganz besondere Achtsamkeit verlangen die Geschäfte, welche in Scheunen und Ställen oder andern Orten mit brennbaren Sachen gethan werden müssen.

Wie oft wurde auf dem Herde ein viel zu großes Feuer an­gelegt, so daß die Flamme hoch emporschlug; wie oft wurde aus Unverstand der Ofen überheizt, daß er hätte bersten mögen! Der Leichtsinn, fürchterlich zu überheizen und dann fortzugehen, um andere Geschäfte vorzunehmen oder zn plaudern, hat gar viele Feuersbrünste hervorgerufen. Eine schlechte Gewohnheit kommt dann noch dazu, nämlich Holz auf Herde oder Oefen zum Trocknen zu legen. was von allen Hausvätern untersagt werden sollte. Es sollte überhaupt jeder Haus- oder Dienstherr eS sich zur unerläßlichen Pflicht machen, in der Aufbewahrung brennbarer Gegenstände, sowie im Umgang mit Feuer und Licht die größte Ordnung und Pünktlichkeit selbst an den Tag zu legen, um Angehörigen und Untergebenen ein nachahmenswcr- thes Beispiel aufzustellen. Es werden dann auch die Belehrungen, Ermahnungen und Warnungen von der besten Wirkung sein. Gewisse HauSgesetze in Bezug auf Feuer und Licht sollten überall ausgestellt, dann aber auch auf's pünktlichste gehalten werden. Jeder Familien- vater führe über Angehörige und Dienstboten eine stete genaue Aufsicht, er sende sie nicht mit Licht und schlecht verwahrten Laternen an Auf­bewahrungsorte leicht brennbarer Gegenstände, er halte darauf, daß bei allen Geschäften, wo es gefährlich werden kann, nicht geraucht wird, er wende alle Sorgfalt auf die Aufbewahmng von Asche und Koh­len, er gehe nicht zur Ruhe, ohne alle Feuerstätten nachgesehen zu haben.

Viel Unheil ist durch das Lesen im Bette bei Licht schon unge­richtet worden und dasselbe sollte daher den Gesellen und Dienstboten oder den Angehörigen der Familie untersagt werden. Brandstiftungen können erschwert oder ganz verhindert werden, wenn der Hausherr das Gehöfte Abends gehörig schließen läßt, wenn nicht Stroh oder Heu aus den Scheunen und Ställen heraus hängt, wenn überhaupt Ordnung im Haushalt herrscht.

Schloß und Riegel, Aufmerksamkeit und Zucht, sowie wachsame Hofhunde sollten auf dem Lande und insbesondere bei isolirten Gehöften nicht fehlen. Mancher Rachsüchtige oder Mißgünstige wäre bei sol- chen Maßregeln verhindert, sein böses Vorhaben auszusühren.

Eine oft vorkommende Brandursache ist das Spielen der Kinder mit Zündhölzern. Es ist deßhalb ein sträflicher Leichtsinn, die Schwefelhöizer so mangelhaft zu verwahren, daß sie den kleinen Kindern zugänglich sind. Manch armes Wesen hat durch diese Sorglosigkeit unter gräßlichen Brandwunden sein Leben eingebüßt. So viele verhee­rende Feuersbrünste verdanken diesem Umstande und dem Wegwerfen noch brennender Schwefelhölzer ihre Ursache. In dem Rechnungs- Abschluß einer deutschen Versicherungs-Gesellschaft für's Jahr 1872 finden wir die Thatlache, daß unter den Brandursachen nicht weniger als 43 Mal das Spielen der Kruder mit Streichhölzchen vorkam. AuS diesen Gründen ist die Einführung der s. g- schwedischen Zünd­hölzer, welche sich nur an bestimmten Reibflächen entzünden, allen Familienvätern dringend zu ralhen, wie solche auch in Dänemark ausschließlich nur noch verwendet werden dürfen. Mit Rücksicht auf so viele traurige Feuersbrünste, die den gewöhnlichen Schwefelhölzern ihre Entstehung verdanken, wäre deren Verbot in allen Ländern gewiß

sehr gerechtfertigt. So lange ein gesetzliches Verbot nicht existirt, sollte aus den Nutzen der neueren Schwefelhölzer und aus die Schäd­lichkeit der älteren öfter aufmerksam gemacht werden.

Wenn wir noch erwähnen, daß manche Feuer durch Fortpflanzung durch s. g. Flugfeuer hervorgerufen werden, so kann nicht genug darauf hingewicsen werden, wie wichtig es ist, möglichst die Fenster, Dachlucken u. dergl. mit verschließbaren Läden zu versehen, insbesondere aber das Heraushängenlassen von Stroh, Heu, Reisern, Flachs oder andern leicht entzündlichen Sachen ganz zu v ermeiden. In dieser Richtung bilden die Strohfiedern (Strohunterlagen unter den Zie­geln) für Flugfeuer ebenfalls empfängliche Plätze. Auch das leider immer noch vorkommende Aufschichten von Getreide, Stroh oder Heu innerhalb der Dörfer kann den Ruin des ganzen Ortes zur Folge haben und sollte deßhalb von jeder Ortspolizei auf's strengste untersagt werden.

Bei genauerer Erforschung über die eigentlichen Ursachen deS Feuers müssen wir auch auf die Selbstentzündungen zurückkommen. In dieser Richtung hört man am meisten von Selbsterhitzunzen und Entzündungen des Heues sprechen. Diese Erhitzung des Heues ge­schieht in Folge einer Art Gärungsprozesses und entsteht der letztere durch die im Heu enthaltene Feuchtigkeit.

Als Vorbeugungsmittel gegen die Entzündung des Heues soll es zweckdienlich sein, daß man beim Einfahren die Vorsicht gebraucht, in der Mitte einen heuleeren Cylinder herzustellen (vermittelst eines großen Korbes oder einer Tonn-, die man in der Mitte des aufzuse- tzrnden Heuhaufens ausstellt und immer hoher rückt). In Holland und England legt man, wenn das Heu frisch und nicht gut getrocknet eingebracht ist, altes trockenes Langstroh dazwischen.

In den letzten Jahren waren auch eine Menge Brandfälle zu verzeichnen, welche ihre Entstehung den jetzt so sehr verbreiteten Mineral­ölen verdanken. Es sollte in allen Familien streng darauf gehalten werden, daß die Füllung der Petroleumlampen nur bei Tage geschieht, denn gerade beim Umfüllen solcher Oele sind noch die meisten Brand­unglücke entstanden. Auch in den kaufmännischen Geschäften kann nicht genug Sorgfalt auf die Lagerung und Abfüllung dieser leicht entzünd­lichen neueren Brennstoffe verwendet werden. Geradezu verderbenbrin­gend ist es, mit offenem Licht manchen Oelen und ihren Fässern zu nahe zu kommen. So entstand am 11. Dezember 1872 in München ein sehr gefährlicher Brand, weil der Lehrling in einer Materialien­handlung beim Umsüllen von Benzin, welches am Abend und bei Licht geschah, nicht mit der gehörigen Vorsicht zu Werke ging. Nach den amt- liehen Nachweisen sind in New-Orleans in einem Jahre 34 Explosio­nen durch gefährliche Oele hervorgerufen worden. (Forts, folgt.)

Literarisches.

In neuerer Zeit sind Umwandlungs-Tabellen für Verwandlung von altem Maaß in neues, von Guldenwährung in Markwährung rc. wie Pilse aus der Erde geschossen und haben alle gezeigt, daß sie lediglich auf das Dezimalsystem basirt sind, welches sich den Eingang in unsere Schulen und in das praktische Leben erzwungen hat.

Dieses Dezimalsystem zu Grunde gelegt hat nun einen strebsamen Mann, den Geometer I. Haug, veranlaßt,

Universak-Tabekkea zur schnellen und sicheren Berechnung ä«r Jinfen von 11,000,000 Kapital für jeäe Währung in der Weise zu entwerfen, daß für aufgeführte Prozentfüße die Ein­heit des Kapitals in Form eines Dezimalbruches ausgedrückt ist, und ist es diese Ci nheit s z ah l, welche mit jedem beliebigen Kapital multiplizirt in einer bestimmten Zeit den Zins für eine jede Währung mit größter Genauigkeit angibt.

Diese Zinsenberechnungen sind in drei Tabellen getheilt, wovon bei der ersten das Jahr zu 365 Tagen angenommen und die Ein- heitszahlen für jeden Tag von ^ 6 ^ 40/0 berechnet sind. Bei der zweiten Tabelle ist das Jahr den Kaufmännischen Principien ent­sprechend zn 360, der Monat zu 30 Tagen angenommen und bei der dritten Tabelle ist unter gleicher Einrichtung die ZinseszinS- rechnung aufgeführt.

Bei erstmaligem Gebrauche dieser Tabellen mag Manchen die eigenartige Berechnung überraschen, da dieselbe vollständig abweichend von den andern vielen Zinsberechnungs-Tabellen ist, ihre Einfachheit und Klarheit, sowie ihre durchaus praktische Einrichtung aber wird Jeden zu der Ueberzeugung bringen, daß oben angeführte Tabellen allein dem Zwecke vollständig entsprechen und für den Verkehr von großem Werthe sind.

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