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der Weg durch ein von steilen Anhöhen und schönen Waldungen um. säumteS enges Thal nach dem reizend gelegenen Orte und Bad Tee- stach. Dieser romantische Weg wurde zu Fuß zurückgelegt, »nd ange- kommen in dem Speisesaal des Badhotels, ließ sich dort die heitere Gesellschaft einen Morgenimbiß schmecken. Nach anderthalbstündigem Aufenthalte und nachdem die Einrichtungen des Bades und soweit «s der Regen zugelassen hatte, die Umgebung besichtigt waren, wurde der Rückweg nach der Station Teinach angetreten, wo der paratstehende Extrazug die Gesellschaft wieder aufnahm und nach Calw zurückbrachte. Die Eisenbahntechniker werden in unserem Laude wohl selten Gelegenheit bekommen, den Eingang in ein Thal auf eine mit so vielen Schwierigkeiten verbundene Art der Natur abtrotzen zu müssen, wie eS hier der Fall ist. Zweimal umschlängelt die Bahn die tief unten liegende Stadt Calw, bietet aber gerade dadurch dem Reisenden «inen pittoresken Anblick Über diese freundliche Stadt und ihre Umge­bung. In Calw um halb 1 Uhr angekommen, begab man sich in den Gasthof des Herrn Thudiunft wo das Mittagsmahl eingenommen wurde. Der Gastgeber hat um den Preis von 1 fl. 12 kr. per Cou­vert einen vortrefflichen Tisch geliefert und dieser Umstand sowohl wie die ausgezeichneten Weine haben viel zur Fröhlichkeit beigetragen. Der Nachmittag sah die Gesellschaft, an welche sich viele Calwer Familien angeschlossen hatten, in dem Michael'schen terrassenförmigen Felsenkellcr. Musik und Gesang wechfelten in schönster Weise ab und nur zu rasch mahnte die Zeit zur Abfahrt, welche um 7 Uhr 30 Min. erfolgte. Nach einer nur durch einige Kreuzungen der Züge unterbrochenen Reise von 3Vs Stunden kam der Zug um halb 11 Uhr Nachts wieder in Gmünd an. Der vom Vorstand und Ausschuß vortrefflich arrangirte Ausflug, welcher trotz der anfänglich ungünstigen Witterung in durch­aus gelungener Weise verlief, wird den Theilnehmern stets in ange­nehmer Erinnerung bleiben "

Stuttgart, 24. Mai. Seine Kön. Hoh. Prinz Wilhelm von Württemberg ist gestern von Potsdam hieher zurückgekchrt. (St.A.)

Stuttgart, 21. Mai. (22. Sitzung der Kammer der Abgeordneten.) Der in der Stadt Heilbronn gewählte Abg. v. Rauch wird für legitimirt er­klärt. Frhr. v. Gcmmingen berichtet über die beiden Rechenschaftsberichte des ständischen Ausschusses vom 20. Juni 1874 bis 15. März 1875 und vom 24. März bis 27. April 1875. Es ergibt sich nirgends ein Anstand und wird überall Üebergang zur Tagesordnung beschlossen. Nur 8- 11 des letztem Be­richts, eine Verfügung des Ministeriums des Innern, die Vollziehung des RcichsimpfgesetzeS vom 8. April 1874 betreffend, vom 25. Februar 1875, gab Veranlassung zu einer kurzen Debatte. Der 8- wird sodann an die Kom­mission für innere Verwaltung verwiesen. Beult er fährt in der Berichter­stattung über den Gesetzentwurf, betreffend die Bcwirthschaftung und Beauf­sichtigung der Waldungen der Gemeinden, Stiftungen und sonstigen öffent­lichen Körperschaften fort. Art. 4 lautet: Die nach Artikel 3 zu fertigenden WirthschaftSplane sind vor der Vorlage an das Forsiamt den Vertretern der Körperschaften mitzutheilen, welche sie zu prüfen und ihre Erklärung darüber abzugeben haben. Etwaige Einwendungen derselben, über welche auf Grund weiterer Verhandlungen mit den Betheiligten ein Verständniß nicht erzielt werden kann, sind bei Vorlegung der Plane der Forstdirektion, Abtheilung für die Körperschaftswaldungen, anzuzeigen, welche darüber zu entscheiden hat. Die Kommission beantragt folgende Fassung:Die nach Art. 3 zu fertigen­den WirthschaftSplane sind vor der Vorlage an das Forstamt und Oberamt Von den Vertretern der Körperschaften zu prüfen und mit ihren Anträgen zu versehen. Etwaige Einwendungen gegen die WirthschaftSplane, über welche auf Grund weiterer Verhandlungen mit den Betheiligten eine Verständigung «zielt werden kann, find bei Vorlegung der Plane der Forstdirektion, Abthei­lung für die Körpcrschaftswaldungen, anzuzeigen, welche darüber zu entscheioen hat." Dieser Artikel ist unstreitig einer der wichtigsten des ganzen Gesetzes und ruft daher eine sehr lange und lebhafte Debatte, sowie verschiedene Ge­genanträge hervor. Dem Abg. Mo hl ist der Rezierungsentwurf sowohl als der Sommissionsantrag viel zu rücksichtsvoll gegen die Gemeinden, der Com­missionsantrag jedenfalls, daher er wenigstens nicht weiter gehen will als der erstere; er stellt den Antrag auf unveränderte Annahme des Entwurfs. Khuen findet im Gegentheil die Bevormundung der Gemeinden viel zu stark, so daß er sagt, die Regierung wie die Commission wollen die Vertreter der Gemeinden und Körperschaften dadurch aus ihrem Eigenthum hinauswerfen. Er stellt daher den Antrag, den Artikel 4 in dem Sinne zu fassen, daß die Gemeinden die WirthschaftSplane unter Zuziehung von Technikern zu entwerfen haben. Wächter stimmt dem bei und spricht von Burcaukratismus, der zu weit gehe. v. Schwanen er stellt nun einen VermittlunzSantrag, durch welchen die Zwecke des Gesetzes erreicht werden nnd mit dem doch die Ge­meinden sich zufrieden geben können. Dieser Antrag geht dahin, daß die WirthschaftSplane mit den technischen Gutachten von den Sachverständigen im Einvernehmen mit den Vertretern der Körperschaften entworfen werden sollen. Etwaige Einwendungen dagegen, über welche auf Grund weiterer Verhand­lungen mit den Betheiligten eine Verständigung nicht erzielt werden kann, sind von der Forstdirektion, Abtheilung für die Körperschaftswaldungen, zu entscheiden. Bo sch er stellt gleichfalls einen Antrag, zieht ihn aber später wieder zurück. Schmid tritt scharf gegen den Antrag Khuen'S auf, stimmt auch mit dem Entwurf und dem KommissionSantrag nicht ganz überein, findet aber den Antrag Schwandner's vollkommen angemessen unv der Sachlage entsprechend. Der Antrag Mohl's wird abgelehnt; ebenso der Antrag von Khuen mit 51 gegen 34 Stimmen. Der Antrag von Schwantner wird an­genommen. Art. 5. Die Kommission ist hier nicht einig in ihren Anträgen und von allen Seiten kommen so viele Anträge, die oft kaum übergeben von den Antragstellern wieder abgeändert werden, daß ein wahres Durcheinander von Anträgen entsteht, von der Commission dreierlei, von Khuen, von Streich, von Hohl, von Mohl, u. s. w., daher die Berathung für die nächste Sitzung bestimmt wird, wo die Anträge gedruckt vorliegen werde».

Der Staats-Anzeiger" konstatirt, daß die Markrechnung in Württemberg am 1. Juli voraussichtlich nicht nur auf dem Papier, sondern in Wirklichkeit ins Leben treten werde, da! ein genügender Münzvorrath vorhanden sein werde.

Stuttgart, 24. Mai. Die Maimeffe, welche heute.begann- ist sehr zahlreich befahren, und heute früh zeigte sich, wenigstens auf der Schreinermesse, große Kauflust. Die Zufuhr von eleganten Möbel» ist eine äußerst starke.

Nach einer Meldung derKarlsr. Ztg." wurde am 22. d. M. der Eisenbahnverlrag zwischen Baden und Württemberg» betreffend die Linien Jagstfeld-Eberbach, Heilbronn-Eppingen und Schiltach-Frcuden- stadt zu Stuttgart ratificirt. Die Auswechslung des mit obi- gem in Verbindung stehenden badisch-hessischen Vertrags findet dem­nächst statt. Baden und die Schweiz haben sich am 21. über die Linien Bülach-Schaffhausen und Thülingen-Beringen, sowie über die direkte Verbindung beider Bahnen geeinigt.

Vom Kaiser stuhl, 20. Mai. Der Stand der Reben ist ein solch' hoffnungsvoller, wie dieß kaum seit Menschengedenken der Fall war; die Entwicklung war eine unglaublich schnelle. Die Menge der vorhandenen Samen ist eine solch große, daß dieses Jahr, wenn dieselben gedeihen, eines der gesegnetsten Weinjahre des Jahrhunderts geben könnte. In Folge hievon ist im Wcinbandel ziemliche Stille eingetreten, und es dürften geringe Sorten namhaft an Werth ver­lieren, während gute Qualitäten der geringen Vorräthe wegen ihre Preise behalten werden.

Mainz, 22. Mai. Heute Abends zwischen 7 und 8 Uhr ist auf dem Güterbahnhof der hessischen Ludwigsbahn Feuer ausgebrochen. Mehrere Güterzüge, sowie Eilgut und Güter-Expeditionen sind total niedergebrannt. Der Schaden ist beträchtlich. Die Entstehungsur­sache des Brandes ist noch unbekannt. Der Personenbahnhof blieb- unversehrt.

München, 23. Mai. Das deutsche Kronprinzenpaar ist heute Abend hier eingetroffen und im Hotel zu den 4 Jahreszeiten abgestiegen. Die Weiterreise erfolgt wahrscheinlich morgen Abend.

In der Hildesheimer Diöcese verlieren durch das Brod- korbgesetz 1) die gesammte Besoldung: außer dem Bischof, dem Dom­kapitel, dem Generalvikariat, der Domgeistlichkeit noch dreißig Geist­liche. 2) Fast ihr ganzes Einkommen verlieren: sieben Geistliche. 3) Die Hälfte und darüber verlieren: elf Geistliche. 4) Einen erhebst»- chen Verlust erleiden: sechzehn Geistliche. Luch noch mehrere andere Geistliche werden durch Sperrung von Gehaltstheilen mehr oder wem- ger in ihrer Einnahme geschädigt. Die Gesammtsumme der einge­stellten Zahlungen beläuft sich auf 129,000 Mk.

Posen, 19. Mai. Die »Gazeta Torunska" erfährt aus einer Privatquelle, daß der Breslauer Fürstbischof, nachdem er sich in Jo­hannisberg niedergelassen, die preußische Regierung benachrichtigt habe, daß er der apostolische Delegat für die Diözese Gnesen sei und daß er von seiner jetzigen Residenz aus seine Mission auch weiterhin er­füllen werde.

Wien, 24. Mai. DiePresse" meldet, daß vor einigen Tagen ein Individuum Namens Joseph Wiesinger hier verhaftet wurde, wel­ches beschuldigt ist, sich an den Jesuitengeneral Beckx mit Vorschlägen gewendet zu haben, gegen den deutschen Reichskanzler >in Attentat ver­üben zu wollen. Mit Rücksicht auf den Umstand, daß noch ein Complice gesucht und die Untersuchung erst nähere Aufklärungen geben wird, müsse vorläufig weitere Veröffentlichung unterbleiben.

Wi en, 24. Mai. DieNeue freie Presse" sagt, daß eine dem- nächstige Begegnung des Kaisers von Oesterreich mit dem Kaiser von Rußland und dem deutschen Kaiser eine entschiedene Sache sei und wahrscheinlich in Ems stattfinden werde.

Belgien. Brüssel, 23. Mai. Heute hat eine Prozession in einem Hauptstadtsprengel stattgefunden. Der Pöbel durchbrach die­selbe. Die Polizei schritt mit der blanken Waffe ein und nahm etwa 10 Verhaftungen vor. Der Bürgermeister war anwesend. Die Theilnehmer der Prozessiou flüchteten sich in die Häuser und zerstreu­ten sich sodann. 24. Mai. Die gestrige Prozession war vom Bürgermeister verboten und sollte trotzdem stattfinden. DerJude- pendance" zufolge finden in Folge dessen einige Kundgebungen insbe­sondere von Studenten statt, es wurden lärmende Rufe vor dem Ministerium laut. Die Studentenzahl war aber gering und die Kund­gebungen Verliesen ohne Ruhestörungen.

Amerika. Lima, 10. April. Ein heftiger Erdstoß, der auch ! in Lima gespürt wurde, setzte am 9. April die an der Nordküste Pe­trus gelegene Stadt Trujillo in Angst und Schrecken. Die Erschüt­terung fand statt um Vo2 Uhr Nachts und währte 45 Sekunden. Der Bericht des Präfekten über den Vorgang schließt mit den Worten, daß die Stadt nicht im Stande sei, einem wiederholten Stoße von gleicher Kraft zu widerstehen.

Redigirt. gedruckt und verlegt von A. Oelschläger.