terleib, wo der ganze Schuß jetzt noch steckt und wahrscheinlich den Tod des jungen Mannes nach sich ziehen wird. Dieser Unglücksfoll ist um so bedauerlicher, als er am Verlobungsabend der Schwester und am Schluß der Studienzeit stattfand. Nächster Tage hätte der Sohn sein erstes Tienstexamen, und voraussichtlich mit gutem Erfolg gemacht. (N.T.)
— Vom nordwestlichen Schur wald, 24. April, wird dem „N. T." Folgendes berichtet: Dem Bürger und Weingärtner Jakob Friedrich Höß in Aichelberg wurden im Laufe dieser Woche innerhalb zweimal 24 Stunden nicht weniger als 3 Kinder, zwei Mädchen von zwei und 7 Jahren und ein Knabe von 5 Jahren, an der Halsbräune durch den Tod entrissen. Alle 3 wurden in ein gemeinsames Grab gebettet. Unsäglich groß ist der Schmerz der Eltern und die Theil- nähme an demselben von Seiten der Gemeinde eine allgemeine.
— München, 23. April. Unter Leitung des Ferdinand, .Miller jun. fand gestern Nachmittags der Guß des Haupttheiles des von Professor Halbig dahier modellirten, zur Aufstellung in Cannstatt bestimmten Reiterstandbildes des höchstseligen Königs Wilhelm von Württemberg in der Königlichen Erzgicßerei dahier statt. Der Guß, zu welchem an 100 Zentner Metall erforderlich waren, gelang in der vollkommensten Weise.
— Pfor zheim, 26. April. In der Eisengießerei der HH. Gebrüder Benckiser dahier wird soeben das Portal für die im Jahre 1870 zerstörte und nun wieder hergestellte Rheinbrücke bei Kehl-Straß- bürg vollendet. DaS Portal der Brücke wird, wie früher, wieder durch-.zwei symbolische Figuren „Der Rhein" und „Die Kinzig" ge> schmück werden. Dieselben sind sehr wohlgelungene Proben des Eisengusses.
— Vom Oberrhein, 24. April. Das Erscheinen deutscher Kanonenboote mit ihrer militärischen Bemannung und Marineflagge macht hier keinen geringen Eindruck auf die Bevölkerung. Alt und Jung eilen überall an die Ufer und benutzen die bereitwillig dargebotene Gelegenheit, die Einrichtung dieser hier noch nie gesehenen ernsten eisernen Schwimmer kennen zu lernen. Die Boote kreuzten sich unterwegs auf dem Rhein mit einem andern Fahrzeuge, das die Aufmerksamkeit der Uferbewohner eben gleichfalls lebhaft in Anspruch nimmt: mit dem Schiffe, das die deutsche Kaiserglocke von Köln an den Ort ihrer Bestimmung trägt. Zwischen diesen beiden auf dem deutschen Rhein gegenwärtig gemachten Fahrten findet ein Zusammenhang statt, dessen tiefere Bedeutung auch dem einfältigsten Gemüthe nicht entgehen kann.
— Bonn, 21. April. Vom Bischof Reinkens ist die dießjährige altkatholische Synode nach Bonn auf den 19.Mai berufen. Die Vorlagen für letztere bestehen aus neuen Bearbeitungen eines Katechismus, einer biblischen Geschichte, eines Religions-Handbuches für höhere Schulen, endlich eines deutschen Rituales.
— Leipzig, 15. April. Die dießjährige Ostermesse ist die schlechteste, deren sich die Besucher, die ältesten Leute eingeschlossen, erinnern können. Der Absatz ist selbst bei gedrückten Preisen so gering, daß er sich kaum auf den vierten Theil dessen beläuft, der auf den schlechtesten Ni essen der letzten Jahrzehnte gemacht ist. „Das ist zum ka- tholisch werden!" sagte ein Tuchsabrikant, als er am ersten Abend sein GeschäftSlokat geschlossen hatte. Heren Se, sagte ein Leipziger, wenn Se katholisch werden, machen Se blos die Mode mit. Leipzig ist ooch katholisch geworden. Wie so? fragte der Meßfremde. „Nu des is Sie sehr einfach. Leipzig hält ooch eene — stille Messe!" — Das ist der neueste Leipziger Meßwitz.
— Berlin, 26. April. Der „Staatsanzeigcr" publizirt das Ge- setz, betr. die Einstellung der Staatsleistungcn für die römisch-katholischen BiSthümer und Geistlichen.
— Der Reichskanzler hat ein originelles Geburtstagsgeschenk von einem Düsseldorfer Fabrikanten erhalte», eine Bürste, mit dem Wunsche, daß, wie diese seine Kleider vom Staube freihalten und reinigen solle, es ihm gefallen möge, mit der Schärfe seines'Geistes noch lange von dem deutschen Reichsmantel alles Mottengezücht fern zu halten, und allen veralteten Staub auszutreiben. Der Reichskanzler 'antwortete: „Die mir zn meinem Geburtstage mit so freundlichen Glückwünschen übersandte Festgabe hat mich aufrichtig erfreut, und danke ich herzlich für diesen Beweis Ihrer wohlwollenden Gesinnung. Bismarck."
— Fleischer Sch. in Königsberg zog im Jahr 1870 als Soldat in den Krieg mit Frankreich, ging spurlos verloren und wurde vor einem Jahr von den Behörden für verschollen erklärt. Seine Frau heirathele einen andern Mann. Dieser Tage ist Sch. nach Königsberg zurückgekehrt. Er war, wie er erzählt, gefangen genommen uud auf eine abgelegene Insel gebracht worden. die er vor Kurzem erst verlassen konnte.
Frankreich. Paris, 26. April. Wie die „Agence HavaS" erfährt, haben 13 englische Bischöfe eine Kollektivadresse an die deutschen und die schweizerischen Bischöfe erlassen, worin letzteren die lebhaftesten Sympathien der Engländer ausgesprochen werden.
Rrdigiri, gedruckt uud »erlegt
Die Italiener legen einen außerordentlichen Werth darauf, daß Kaiser Wilhelm persönlich dem König Victor Emanucl seinen Gegenbesuch mache und erklären, daß er in Italien auf einen glänzenden und begeisterten Empfang rechnen dürfe. Die angesehensten Zeitungen Italiens sprechen sich in diesem Sinne offen und wiederholt ans und deutsche Zeitungen, z. B. die Angsb. AUg. Zeitung erhalten aus Rom, Florenz, Venedig zahlreiche Briefe in demselben Sinne. Diesen öffentlichen Stimmen hat schließlich Victor Emanuel durch einen Brief an den Kaiser Wilhelm sein Siegel anfgedrückt. Indem er dem Kaiser für seinen Brief dankt und seine Freude über die Reise des Kronprinzen und seiner Gemahlin in Italien ausspricht, dringt er schließlich freundschaftlich in den Kaiser, selber nach Italien zu kommen, fobald es ihm seine Gesundheit gestatte. Diese von einem großen Thcile des italienischen Volkes gestellte Bitte ist jedenfalls von großer politischer Bedeutung, und man will wissen, daß ihr der Kaiser, wenn es irgend angeht, folgen wird. — Der Empfang, welcher dem inovAnito reisenden Kronprinzen in den Städten Italiens zu Theil wird, ist sehr erfreulich. In BreScia auf dem Bahnhof wurde der Kronprinz von Hoch und Niedrig, Arm uud Reich mit entblößten Häuptern empfangen und mit lufterschüttcruden Hochs (Eviva's) auf den Kaiser, den Kronprinzen und — Deutschland begrüßt.
Am 25. April passirte der deutsche Kronprinz auf der Reise nach Neapel auch Rom, ohne sich jedoch dort aufzuhalten. Bei seinem Eintreffen in Neapel wurde er von dem Adjutanten des Königs und dem Chef des königl. Kabinets am Bahnhose empfangen. Der Prinz fuhr in einem Hofwagen nach dem kgl. Palais, wo er auf Einladung s des Königs wohnt. Am 26. April verabschiedete er sich nach dem Dejeuner vom König, mit welchem er Tags zuvor zwei Zusammenkünfte von je einstündiger Dauer hatte, und trat Nachmittags halb 2 Uhr die Rückreise nach Florenz an. Am Bahnhofe fanden sympathische Kundgebungen seitens der Bevölkerung statt. — Ter italienische Kronprinz Humbert und Kronprinzessin Margaretha reisten am gleichen Tage nach Florenz ab, woselbst sie am Bahnhofe von der deutschen Kronprinzessin begrüßt wurden.
England. Der neu ernannte Kardinal Manning erklärte kürzlich, als er die katholische Universität zu Kensington inaugurirte, er betrachte sich als einen Mann, der mit einem Kampfesauftrag versehen sei, weil die Kirche und der heilige Stuhl sich der furchtbarsten Krisis näherten, die man seit drei Jahrhunderten gesehen habe. Hiezu sagt das „Journal de St. Petersbourg": „Was diesen Worten Bedeutung gibt, ist, daß der Prälat, der sie aussprach, ein englischer Prälat ist. Die Worte scheinen anzudeutcn, daß Manning in seiner Eigenschaft als Mitglied des Heiligen Kollegiums sich berufen glaubt, die Offensive zu nehmen, daß die Toleranz, deren er und seine Handlungen auf dem Boden eines protestantischen Landes genießen, ihm nicht genügt, und daß der römische Katholizismus, weit entfernt, dem Kampfe auszu» weichen, ihn sucht. Was kann nun den neuen Kardinal dazu bewegen, zu sagen, daß die Kirche und der heilige Stuhl sich der furchtbarsten Krisis nähern, die man seit drei Jahrhunderten gesehen habe, d. h. der Reformation? Das Bedauern allein, welches einem eifrigen Katholiken der Verlust der zeitlichen Gewalt des Kirchenstaates einflößen kann, könnte so drohende Worte nicht eingeben. Wenn auck in Deutschland die Kirche sich als verfolgt ausgeben könnte, ist das ein genügender Grund, um jede Ernennung zu einem Würdenträger der Kirche wie eine Kampfcsmission aufzufaffen? Und wenn dieß in der ganzen Welt der Auftrag der römischen Prälaten ist, welchen Werth kann die ab- wartendc Haltung in Anspruch nehmen, die gewisse dieser Prälaten in anderen Ländern beobachten, gegen welche das Papstthum sich im Au- genbl ickeentgegenkommendcr zeigt, als gegen Deutschland? Das sind die Fragen, welche der KriegSruf Manning's Hervorrufen wird, und derselbe scheint uns geeignet, auch diejenigen zum Nachdenken zu bringen, welche glauben machen wollten, daß die Zusammenkunft von Venedig eine vollständige Aussöhnung zwischen Oesterreich und Italien mit dem Papstthum vorbereitet habe, die Knechtung dieser beiden Länder zum Vortheil des Kampfes, welchen der heilige Stuhl gegen D cutsch- land unterhält. Sofort wenn das Papstthum einen seiner Gegner besiegt hätte» würde es um so schwieriger für Italien werden, das ihm ^ seine weltlichen Besitzungen geraubt hat. Dem Italiener braucht man l das nicht zu demonstriren, aber für die Kombinationsschmiede, welche ! wir erwähnt haben, wird die Rede des Herrn Manning eine schwere Enttäuschung mit sich führen. Von dem Augenblicke an, da der am meisten Eingeweihte unter den Vertrauten des päpstlichen Gedankens den allgemeinen Kreuzzug predigt, ist es nicht mehr gestattet, von Versöhnung zwischen dem heiligen Stuhl und den modernen Regierungen zu sprechen; man muß deßhalb uach anderen Kombinationen suchen."
Amerika. New-Jork, 24. April. In Nkw Orleans sind drei Dampfer durch eine Feuersbrunst zerstört worden» wobei eine große Zahl von Menschen das Leben verlor, von" A7°OeIs chlLger.