stimmte- Bundesschießen, ebenso wir du Leipziger, im Interesse unsere- Deutschen Bundesfestes auf nächste- Jahr zu verlegen beschlossen hat. — In der letzten Sitzung des CentralcomiteS wurden die Pläne für die Schießhalle, sowie für die Erdarbeiten genehmigt, und man steht in kurzer Zeit auch dem Plan für die Festhallt entgegen.
— Metzingen, 1. Febr. In der verflossenen Nacht ist nach der „Schwarzw. Krztg." ein Akt der größten.Rohheit hier verübt worden. Der Ziezelknecht Koch von Blaichstetten gericth mit dem Wirth Schwei- zer wegen einer Zechschuld in Streit und nahm dieser dem Koch ein Shäwlchen ab. Koch suchte sich nun an Schweizer dadurch zu rächen, daß er sich Nachts zwischen 11 und 12 Uhr in den Stall des Schweizers schlich und der sehr werthvollen Kuh desselben beide Hör- ner abschlug, so daß das arme Thier einen sehr starken Blutverlust hatte und diesen Morgen in ganz geschwächtem elendem Zustande ge« sunden wurde, so daß sie wohl geschlachtet werden muß. Der ruch- lose Thäter ist bereits dem Gerichte übergeben, wo er sicher die wohlverdiente Strafe erhalten wird.
— Bon den Fildern, 2. Febr. E« ist leidige Thatsache, daß die Unsicherheit der Personen und des EigenthumS im Lande stets größer wird und es bricht sich deßhalb die Ueberzeugung immer mehr Bahn, daß die Strafgesetze viel zu mild seien, auch daß es nicht vom Uebel wäre, wenn das Landjägerkorps vermehrt würde. Nicht leicht für etwas andres würde der geordnete Bürger bereitwilliger zahlen, als für die Vermehrung der Schutzmannschaft. Vor einigen Tagen wurde ein Herr von Pl., welcher von seinen anstrengenden Berufsgeschäften heimkehrte und harmlos seines Wege« daherging, zur Nachtzeit von drei Strolchen auf der Straße zwischen Pl. und B. angefallen; zum Glück fuhr im verhängniß vollen Augenblick «in Gefährt daher, worauf die Räuber Reißaus nahmen. Ebenso wurde vor etlichen Tagen in den Pfarrkeller zu R. eingebrochen und daraus ein ziemliches Quantum Wein gestohlen. Das Gleiche soll in dem Keller des dortigen Schulmeisters der Fall gewesen sein. Wenn es mit der Unsicherheit der Personen so fortgeht, wie neuerdings von den verschiedensten Gegenden des Landes berichtet worden, so kann man bald unbewaffnet nimmer über Feld gehen.
— Ulm, 3. Febr. Die „Schnellp." schreibt: Am 14. Januar Morgens fand das Dienstmädchen deS Schiffmeisters Molfenter an der Donau die Uniform eines württembergischen Soldaten nebst einem Briese des Inhalts, daß er seinen Tod gesucht und sein Sergeant die Ursache dieser Thal sei. Heute erhalten wir die Nachricht, daß der Schreiber dieses Briefes, Rekrut Winter des Grenadierregiments König Karl (5. württ.) Nr. 123, 5. Komp., den Selbstmord gar nicht ausgeführt, sondern nur stngirt habe. Winter ist auf Veranlassung seines Regiments m Metz verhaftet und bereits zum Regiment wieder eingeliefert worden.
— Der Criminalpolizei in Wies baden ist es gelungen, die Häupter einer großen Falschmünzerbande, welche falsche preuß. Fünsund- zwanzig-Thaler-Banknoten fabricirten, zu verhaften.
— Braun schweig, 29. Jan. Die „Magdeb. Ztg." erzählt: Das Herzogthum Braunschweig ist mit der z w a n g s,weisen Einführung der Trichinenschau vorangegangen. Ein in dem Dorfe B. bei Scheppenstedt dieser Tage vorgekommener Fall beweist aber, daß die Untersuchung der Schweine auf Trichinen höchst gewissenhaft vorgenommen werden muß, wenn das Gesetz das Publikum in der gewünschten Weise schützen soll. In B. wurde in einem Privathause ein Schwein geschlachtet und auch auf Trichinen untersucht. Wie es nun hier zu Lande überhaupt Sitte ist, wurde beim „Schlachtfeste" je nach Appetit von den „Schlachtegästen" eine Quantität rohes gehacktes „Schweinegut" genossen. Einige Tage darauf erkrankte eine Anzahl dieser Personen unter Symptomen, die den behandelnden Arzt sofort an Trichinose denken ließen. Nicht weniger als 3 Patienten erlagen der entsetzlichen Krankheit und als später das „Schweinegut" nochmals aus Trichinen untersucht wurde, stellte sich heraus, Laß das betreffende Schwein in hohem Grade trichinös war. Cs fragt sich nun, ob man den Trichinenschauer wird zur Verantwortung ziehen können. Die Behörden aber mögen aus diesem Falle die Lehre ziehen, nicht Gevatter Schnei- der und Handschuhmacher mit der Trichinenschau zu betrauen, sondern Leute, die überhaupt zu untersuchen verstehen, sich der Folgen bei Nachlässigkeit in ihrem Amte stets bewußt sind und dasselbe nicht le- diglich als einen Nebenerwerb ansehen.
— Berlin, 2. Februar. Man telegraphirt der „Mg. Ztg." von hier: Kaiser Wilhelm hat an den König Alfonso XII. ein Handschreiben gerichtet, welches den Grafen Hatzfeld als Gesandten des Deutschen Reiches in Madrid accreditirt. Die Uebergabe dieses Schreiben« sowie die ähnlicher Schreiben der Kaiser von Oesterreich und Rußland steht bevor. Damit ist die Anerkennung Alfonso-- seitens der nordischen Großmächte eine vollendete Thatsache.
— Die wichtigen, in das Leben deS deutschen Volkes tief ein greifenden
Redigirt, gedruckt und verleg
Gesetze des soeben geschloffenen Re ich Sta ge - werden in allen Kreisen viel zu erörtern, zu überlegen und zu ändern geben. Da» Civ ileh egesetz mit seinen Standesämtern schafft für Tausende von heirathslustigen Paaren erst die (nicht immer erfreuliche) Möglichkeit der Vereinigung, bringt die verschiedenen Glaubensgenossen einander näher un» versetzt jeden Einzelnen in die Nothwendigkeit, sich bei Trauung,s Taufe, Scheidung oder Todesfall in der Familie zu entscheiden, ob er die kirchlichen Anforderungen erfüllen, übersehen, verweigern oder äußersten Falls den Austritt auS der kirchlichen Gemeinschaft erklären will. Die Geistlichkeit ist durch die Einbuße an Stolgebuhren persönlich betroffen, während die Gestaltung und Wirksamkeit des gesammten geistlichen Amtes in mancher Hinsicht eine andere werden wirv. Die vielen, aus den Landeskirchen zu freien Gemeinschaften übertretenden Staatsbürger werden auch in der evangelischen Kirche eine tiefere Bewegung Hervorrufen; die Orthodoxie muß sich vielleicht auf starke Einbußen an Hirten wie an Heerden gefaßt machen. Die Ueber» gangszeit bis zu dem Augenblicke, in dem sich das,Volk an die neue» Standesämter gewöhnt und das neue Verhältniß zur Geistlichkeit begriffen haben wird, kann manche Unsicherheit und Verwirrung in dem gegenseitigen Verhältniß herbeifnhren. — Und dann — fällt irgmd etwas in der Welt vor, was eine Mobilmachung befürchten läßt, so wird : das neue Land sturm gesetz für das deutsche Reich in Millionen Häusern und Hütten noch weitern Anlaß zum Nachdenken und Stoff zu ängstlichen Fragen geben. „Muß der Vater noch in den Krieg ziehen?" werden die Kinder des ausgedienten Landwehrmannes besorgt fragen, und die Frage wird weiter getragen werden an die Ortsbehörden und an gesetzeskundige Leute, welche eben nur mit einem „vielleicht" oder „wir wollen cs nicht hoffen" antworten können. Der deutsche Kaiser wird, wie wir vertrauen können, nur,in der höchsten Gefahr des Vaterlandes von der Einberufung des Landsturms Gebrauch machen. — Das Reichsbankgesetz hängt mit seiner Noten-Contingentirung der industriellen Spekulation den Brod« korb des Kredits beträchtlich höher. Finanzminister Camphausen trat in einer Art Büßpredigt als wirthschaftlicher Lehrmeister Deutschland» auf und forderte von der neuen Zeit, daß fleißiger gearbeitet, mehr gespart und weniger Lohn gezahlt werde. Das klingt hart, berührt aber richtig verstanden und gewürdigt ein Grundüdel unserer wirth- schaftlichen und gesellschaftlichen Zustände. — Der Reichstag hat von 40 Vorlagen 28 erledigt, er hat 153 Commissions-, 73 Abtheilungsund 57 Plenarsitzungen gehalten; Petitionen sind 1172 eingegangen, von denen nur ein Theil erledigt werden konnte. Kaiser Wilhelm hat dem Reichstag (durch den Präsidenten Delbrück) für seine hingebende Thätigkeit den lebhaftesten Donk aussprechen lassen.
— Das 7te Heft des preuß. Generalstabswerkes über den deutschfranzösischen Krieg von 1870 ist erschienen. Marschall Mac Mahon wird es mit besonderem Interesse studiren; denn es schildert die geniale Schwenkung der deutschenHeere von Westen nach Norden, die zurSchlacht von Sedan und zum Napoleonsfang führte. Diese Schwenkung zweier großer im Marsch begriffener Heere wird so leicht Niemand dem alten Moltke nachmachen.
Spanien. Madrid, 3. Febr. General Moriones führte am Dienstag einen Lebensmitteltransport nach Pampelona. Die Carlisten wurden gestern in einer Schlacht bei Oteiza völlig geworfen, die Regierungstruppen rückten vor.
Santander, 2. Febr. Ein durch die Blätter veröffentlichter Brief auS Estella besagt, daß Don Carlos ein Schreiben ans dem Vatikan empfangen habe, welches ihn der Sympathie des Papstes versichere, aber die Erwägung anheimgebe, ob die Fortsetzung des Krieges zweckmäßig sei, nachdem der verletzten Würde der katholischen Kirche Genüge geschehen.
Die Posttaxen für nachstehende Versendungsgegenstände
sind seit 1. Januar 1878 wie folgt abgeändert worden:
Württemberg.
Gegenstand.
n) uaä Vrlea äer
b) mH le»
s L
1 Lr.
»krige»
Lrieslare.
Arten.
Postanweisungen.
1) bis zum Betrage von 58 fl. 20 kr. ...
kr.
5
kr.
7
kr.
7
2) , . „ „ 58 fl. 20 kr. bis 116 fl. 40 kr.
7
9
11
3) . . „ „ 116 fl. 40 kr. bis 175 fl. -
9
11
14
Drucksachen.
1) bis zum Gewichte von 5t, Gramm
1
1
1
2) „ . , „ 50—250 Gramm
2
3
3
3) „ . . . 250- 500 .
3
7
7
4) . „ . „ 500-1000 „
3
11
ii
Waarenproben
bis zum Meistgewicht von 250 Gramm
2
3
3
von A. OelschlSger.
(Hiezu Nro. 5 des Unterhaltungsblatts).