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Etat wird genehmigt, ebenso bei der Bodenseedaiiipfschissfahrt, für welche der Reinertrag pro 187^/75 zu 10,411 fl. und 18,061 fl. berechnet ist. Bei dem Bericht überverschiedene Einnahmen bei der Staatshauptkasse unmittelbar" fin­det der Voranschlag des Antheiis des Staats an dem Gewinn der Notenbank mit 10000 fl. Beanstandung, indem Psc iss er 20,000 fl. in den Voranschlag «uszuiiehmen beantragt. Die Berechnung des Gewinnantheils nach Abzug der Ausgaben von den Einnahmen sei die richtige und erst vom Gewinn der Bank dürfen dann die Reserve und die Tantiemen der Direktoren und Bankbeam­ten abgezogen werden. Die Bank bringe aber die Reserve und Tantiemen mit den gewöhnlichen Ausgaben vorher in Abzug. Dadurch werde der Staat verkürzt und die Kammer müsse daher bei ihrem früheren Beschlüsse verharren. Kanzler v. Rüm el in stimmt Pfeisser's Antrag bei und fügt den weiteren Antra einer Nechtsverwahrung hinzu. Pfeisser's und Rümelin's Anträge werden mit 63 «egen 19 Stimnen angenommen, v. Stein bittet, dem G. Wcrner'jchen Aktie,iiinternchmen in Reutlingen, an dem der Staat sich mit BO,000 fl. betheiligl hat, die weitere Dividende über 4 pEt. Zins zum Besten der wohlthätigen Zwecke der Anstalten erlassen zu wollen, und stellt hierauf den Antrag, der in einer Fassung Fctzer's angenommen wird.

Stuttgart, 8. Nov. (170. Sitzung der Kammer der Abgeordneten.) Auf der Tagesordnung steht zunächst folgender Antrag von Holder und Ge­nossen:Die Kammer der Abgeordneten wolle an die K. Staatsregiernng die Bitte richten um gesetzliche Einleitung: 1) zu Aufhebung des K. Geheimen­raths; 2) zu Herstellung eines obersten, mit richterlicher Unabhängigkeit aus- gestatteten VerwaltungsgerichtShofS mit öffentlichem und mündlichem Verfahren; zu Beseitigung der M »istcrialinstanz in Sachen der Administrativjustiz, und zu Überweisung der bisherigen Funktionen des K. Geheimenraths in diesen Angelegenheiten an den zu errichienden Gerichtshof; 3) zu Ueberweisung der weiteren Funktionen des K. Geheimenraths an den Ministcrrath." Dieser Antrag wird auf Antrag von Osterlen und Probst an die staatsrechtliche Kommission zur Begutachtung verwiesen. Schmid begründet hierauf den von ihm, Lenz, Wächter, Sticich rc. Unterzeichneten Antrag:Hohe Kammer wolle an die K. Regierung die Bitte richten:im Bundesrath darauf hinzu­wirken, daß den Rerchstagsmitgliedern neben der Reisekostencntschädigung ent­sprechende Diäten gewährt werden." Uebcr diesen Amrag wurde sogleich in die Berathung ohne vorherigen Bericht eingegangen. Der Antragsteller be­hauptete, daß durch die Diätenlosigkeit besonders Süddeutschland benachtheiligt und das cen, calistische Element im Norden wesentlich verstärkt worden. Auch betonte er, daß von den 382 Mitgliedern des Reichstags über 150 Erbade­lige seien, so daß also der Bürgerstand, der Haupt-Träger der modernen Cul- tur, am meisten ge rossen werde, v. Rümelin allein redete der Diätenlofig- keit vom konservativen Standpunkt aus das Wort. Andere Gegner waren nur gegen eine Behänd ung in diesem Saale; man solle dem Reiche lassen, was des Reiches sei, und sich hie, nur mit Landcsangeiegenheiten befassen, waö aber Hölder, Schmid u s. w. unte, Berufung aus Aeußerungen des Reichs­kanzlers und des Munsters v. M ttnaa-t, sowie auf wiederholte Beschlüsse dieses Hauses bestritten. Minister v. Mittnachl theilte mit, daß er von Berlin die Mittheilung erhalten habe, es sei den Rnchstagsabgcordneten über die ganze Dauer des Reichstags freie Fah t auf den deutschen Eisenbahnen gewährt wor­den, letztere würden vom Reich entschädigt. Der Antrag wurde mit 56 gegen 27 Stimmen angenommen; v. Mittnachl enthielt sich der Abstimmung.

Wie man hört, sollen die vorige Woche in Pforzheim zwischen badischen und wUrilembergtschen Regierungsbeamten geführten Ver­handlungen über den Umtausch der Eiseubahnstrecke Pforzheim-Mühl­acker (welche an WüUlemberg kommen soll) gegen die Strecke Mühl­acker-Bruchsal, zu einem befriedigenden Ergebniß geführt haben. Der Umtausch wird vermuihlich im Juni 1874 bei Eröffnung der Calwer Bahn stattfinden. Der Pforzhcimer Bahnhof wird dann württember- gisch, br,w. gemeinsaftltch und zu diesem Zwecke vergrößert.

Die letzte Strecke der Schwarzwaldbahn von Hausach bis Vill ingen ist am l. Nov. d. I. für den Güterverkehr eröffnet worden und wird am 1. Dez. d. I. für den Personenverkehr eröffnet wer­den. Mit Vollendung dieser Strecke ist die ganze Schwarzwaldbahn von Offenburg nach Singen (Stationen der badischen Hauptbahn) hergestellt und dadurch e.ne Alnurznug der Route von Norden (über Mannheim und Heidelberg) nach dem Bodenscc um 12 Meilen erzielt.

Heilbronn, 0. Nov. Der neueste Bericht des Oberamts und des OberamlsphysikatS Heilbronn kofftalirt, daß seit 15. Okt. l. I. kein Cholerafall daselbst mehr vorgekommen ist und daß Diarr­höen und Cholermen größteinheils aufgehört haben, wvrnach man jetzt die Cholera in Heilbronn als erloschen betrachten darf. In Frunkenbach ist seit dem 21. Okt. gleichfalls keine Erkrankung mehr vorgckommen.

Dresden, 7. Nov. In der heutigen Sitzung der 2. Kam­mer wurde ein Antrag Ludwig- eingebracht, das apostolische Vikariat wegen eigcnmächliaer und gesetzwidriger Verkündigung des Unfehlbar- keitsdogma'ö zur Rechenschaft zu ziehen und ihm aufzugeben, zur Kennt- niß der katholischen Glaubensgenossen Sachsens zu bringen, daß jene Verkündigung den Gesetzen zuwider geschehen und daher rechtlich wir­kungslos sei. Dieser Antrag wurde, da StaatSministel v. Nostitz. Wallwitz zu der von Ludwig beantragten Erledigung desselben durch Schlußberathung die Zustimmun v,nagte (der Antrag soll eine irrige Voraussetzung als Grundlage haben), an die 3 Deputation verwiesen.

Berlin, 7. Nov. T er i,7 ichs Anz " schreibt: Der Kaiser «nt König Hai eine den Umständen nach günstige Nacht gehabt, so - zu hoffen ist, die Besserung in dem Befinden desselben werde mehr uud mehr heroorkrele».

Berlin, 10. Nov. erSlaats-Anz." publizirt rin Kgl. Dekret vom gestrigen Tage, wonach Fcidmarschall Graf Roon ans

seinen Antrag vom Präsidium des Staatsministcrimns entbunden, Fürst Bismarck aufs neue zum Präsidenten, und Minister Camphau­sen zum Vizepräsidenten des Staatsministeriums ernannt werden.

Das deutsche Reichskanzlecamt geht mit dem Plane um, eine

Rcichsgewerbc-Steuer an Stelle der Landcsgewerbe-Steueui cinzurich- ten und so eventuell die Malrikularbeiträge der Einzelstaaten zu be­seitigen. (Dfz.)

DieN. A. Ztg." schreibt offiziös:Der Brief des Papstes vom 7. August ist veröffentlicht worden, weil ohne die Kenntniß des Inhalts desselben das Schreiben Sr. Maj., das ein Gemeingut der Nation werden mußte, nicht verständlich gewesen wäre. Wenn die Germania" von einer Rückantwort des Papstes wissen will, deren Publikation sie für wünschenswerth erachtet, so bleibt es ihr überlas­sen, die Veröffentlichung ihrerseits' zu erwirken."

Ein bemerkenswerthes Ergebniß der Wahlen zum preußischen Abgeordnetenhaus rst die erhebliche Schwächung der konservativen Partei im Landtage und zwar in allen ihren Thcilen. Die empfind­lichsten Verluste hat die altkonservative Partei erfahren, welche statt 70 Mitgliedern 10 in der neuen Kammer zählt; von jenen 70 selbst sind nur 3 wieder gewählt, zum denllichen Anzeichen, daß, wie dieProvinz.-Korresp." bemerkt, das Verhalten derselben in den wichtigsten inneren Fragen die Billigung ihrer Kreise nicht gefun­den hat. Aber auch die neue kons-rvativc Fraktion ist von ihren 44 Mitgliedern auf die Hälfte (21) und die Freikonservativeu find von 40 auf 30 vermindert. Das Centrum hat sich von etwa 60 auf 85 Mitglieder vermehrt. Die nationalliberale Partei zählt statt bisheriger 115 nunmehr 159, die Fortschrittspartei statt 50 jetzr 62 Mitglieder; die Anzahl des linken Centrums ist von 12 auf 26 ge­stiegen. Die Polen haben sich von 19 auf 17 vermindert. Außer­dem sind noch 17 Wilde gewählt.

JnWernigerode sind 80 Personen an den Trichinen erkrankt) sie hatten alle von demselben Schwein Fleisch genossen. Dem unacht­samen Fleischbeschauer ist die Concession entzogen.

Köln, 9. Nov. Die niederländische Rheineisenbahn-Ge'kllschast hal seit Kurzem eine Neuerung eingeführt, welche große Dienste zu leisten verlpricht. Mittelst einer an ihre sämmtlichen Locomolivcn an­gebrachten höchst sinnigen Vorrichtung können dieselben auch, wenn nöthig, und ohne Mühe, als Dampf-Feuerspritzen verwendet werden. Die Erfindung rührt von einem Beamten der Gesellschaft her, und möchte somit selbst auch in den meisten Fachkreisen vollständig unbe­kannt sein.

Frankreich. Paris, 9. Nov. Gestern fand ein Ministcrrath statt, in welchem die Minister ihre Entlassung einreichten.. Mac Ma­hon weigerte sich, dieselbe jetzt schon anzunehmen. Dem Vernehmen nach würden die Minister nach der Abstimmung über die Pronlonga- tionsfrage abdanken. Mac Mahon wird am Montag einer Sitzung der Kommission Changarnier beiwohnen und seine Ansichten äußern.

Paris, 9. Nov. Heute fanden in allen Kirchen Frankreichs Gebete statt, um dm Segen des Himmels auf die Arbeiten der Na­tionalversammlung herabzurufen. In der Versailler Schloßkapelle fand für die Deputirten ein besonderer Gottesdienst statt, welchem der Bischof von Versailles Vorstand. Ungefähr 250 Deputirte hatten sich eingefunden. Unter denselben befand sich Buffet, der Präsident der Nationalversammlung, und alle übrigen Mitglieder des Vorstandes. Marschau Mac Mahon und die Minister waren ebenfalls anwesend. Der Hauptgottesdieuft fand in der Notre Dame Kirche statl. Alle Behörden von Paris, General Ladmirault, Gouverneur pon Paris, mit seinem Generalstab an der Spitze hatten sich dort' nngefundcn. Die Garnison von Paris war durch die Deputationen, die nn jedes Regiment gesandt halte, verrret-n.

Versailles, 10. Nov. Das linke Centrum beschloß in sei­ner heutigen Versammlung, seine Zustimmung zu der Vertagung der Interpellation üoer die Nichtvornahme der Ersatzwahlen von dem Ver­halten Broglics bei der Einbringung des Vorschlags abhängig zu ma­chen. Die Linke wie- eventuell die Interpellation wieder aufnchmcn. Mehrere D-Pulirle der Rechten beabsichtigen, die Fest etznng eines be­stimmten Termins füi die Abfa, ung des Ber chts der Prorogalions- Commission in der Nationalversammlung zu beaniragen.

Italien. Turin, d. Nov. Heule um 2 Uhr Nachmittags hat die Enthüllung des Cavour-DenkmalS nu Beisein des Königs, der Prinzen, der Minister, der Verirclungen des Senates und der Kammer, des d plomat scheu Korps, der Civil- und Militärbehörden und der Nanoningarbc sta Igcinnocii. Viele Gemeinde» und Vereine waren ebenfalls vertrete» und eine ungeheuri Menschenmenge wohnte ungeachtet des stiöme» e» Regens der Feier bei

Amerika. Newyork,7. Nov. Von allen Sem» gehen Nachrichten übe. neue Schließungen v- n Fabriken ein. In den noch offenen Fabriken werken die Löhne reduzirr.

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