lionen, welche in, diesem Frühsahr von den Ständen, jedoch unter Vor­behalt jedesmaliger neuer Beschlußfassung bei der Etatsberathung, ge­nehmigt worden sind. Quieszenzgchalte werden jährlich 11,409 fl. verwilligt. Gratialien. Genehmigt werden für jährliche Uncrstützun- gen je 140000 fl., für einmalige je 15,000 fl.

Stuttgart, 22. Okt. (161. Sitzg. d. Kamm. d. Abgeordn.)

Am Ministertisch befinden sich der Minister des Kirchen- und Schul­wesens v. Geßler, später der Justizmin. v. Mit tnach t, Finanz- minister v. Renner und die Obertribunalräthe v. K öst li n und v. Beyerle. Freih. v. Wöllwarth hat an den Hrn. Finanzminister eine Interpellation gerichtet, ob nicht die Abänderung der allzu lästigen Bestimmungen über die Steuerkontrole der Malzbereitung möglich wäre? Die Tagesordnung führt auf die Berathung des Gesetzent­wurfs, betr. die Pensionsberechtigung der Alterszulagen für die Vor­stände und Hauptlehrer an Gelehrten-, Real- und Bürgerschulen. -Der­selbe bestimmt, daß die Alterszu'agen hinsichtlich des Anspruchs auf Pension und Sterbenachgehalt, sowie hinsichtlich der Verpflichtung zu den Leistungen für die betr. Wittwenpeusionskasse dem ordentlichen Gehalte gleichgestellt sind. Der Entwurf wird ohne Debatte mit allen abgegebenen (70) Stimmen angenommen. Schuldt berichtet über die Exigenz für den Geh. Rath. Es sind je 36,748 fl. exi- girt; bemerkt wird, daß eine Aenderung des Etats für den Fall Vor­behalten bleibt, daß die beabsichtigte Umbildung dieser obersten Landes- behörde zur Verabschiedung mit den Ständen gelangt. Referent em­pfiehlt die Verwilligung der Exigenz und fügt deu Wunsch an, daß diese Umbildung möglichst bald ins Werk gesetzt werde. Die Exi­genz wird genehmigt. (Schluß folgt.)

Aus Rottweil, 20. Okt., schreibt derHeub.B.": Gestern hatte sich zwischen Marbach und Schwenningen die Ehefrau eines Bahnwärters nebst einem 8 Wochen und einem 2 Jahre alten Kinde auf die Eisenbahnschienen gelegt, um sich von dem schon herankommen' den Zuge überfahren zu lassen. Ein in der Nähe hütender Schäfer bemerkte dieß und konnte das Weib nebst den Kindern von dem Ge­leise reißen, welche im nächsten Momente von dem Zuge zermalmt worden wären. Häuslicher Unfriede soll die Unglückliche zu dem un­heilvollen Plan getrieben haben.

Am nächsten Sonntag wird Hr. Professor Dr. Friedrich aus München in Pforzheim den ersten dort stattfindenden altkatholi­schen Gottesdienst und Nachmittags einen öffentlichen Vortrag Hallen.

München, 20. Okt. Zur Charateristik Münchens mag er­wähnt werden, daß am letzten Samstage bei Wiedereröffnung des Hofbräuhauses binnen 12 Stunden 146 Eimer Bier aufgetrunken wurden und die durstigen Münchener trotz empfindlicher Kälte ihre Platze im Freien behaupteten, als sei die Saison mitten im Hoch­sommer eröffnet worden.

Pillnitz, 21. Okt. (Bulletin.) Auch diese Nacht hat der König vollkommen schlaflos zugebracht. Eine Besserung ist in keiner Weise eingetreten, das Bewußtsein ist sehr getrübt, die Kräfte sinken.

Dresden, 21. Okt. Wegen der schweren Erkrankung des Königs wird demDr. I." zufolge in allen Kirchen des Landes ein öffentlicher Fürbitte-Gottesdienst für denselben gehalten werden.

Dresden, 23. Okt. Das heute Nachmittag ausgegebene Bulletin bezeichnet den Zustand des Königs als völlig hoffnungslos.

Die Veröffentlichung des Briefwechsels zwischen Kaiser und Papst ist wohl der schwerste Schlag, der seit dem Ausbruch des kirchlichen Conflicts in Deutschland den Ultramontanismus ge­troffen. Die Einsichtigen unter den deutschen Klerikalen verhehlen sich nicht, daß das päpstliche Schreiben einen ungeheuren strategischen Fehler bedeutet. Es hieß den Charakter und Bildungs-Grad des deutschen Volkes doch zu himmelweit verkennen, wenn man hoffte, mit solchen Abgeschmacktheiten auf seine Gesinnung zu wirken, und noch Verfehlter, ja fast unbeschreiblich lächerlich war die Speculation auf das Gemüth des Kaisers, in welchem die römische Unfehlbarkeit einen frömmelnden, romantischen und mystischen Einflüssen ebenso sehr, wie sein Vorgänger und Bruder, zugänglichen Kronenträgcr witterte, wäh­rend ihn seine Antwort als einen frommen, aber ebenso Pflicht- als LberzengungStreuen, seiner Würde und des Kampfziels bewußten deut­schen Mann bestätigt. Es ist, mit einem Wort, eine nicht wieder gut zu machende Betise, und in diesem fatalen Bewußt'ein nach de^ ersten Verblüffung lassen jetzt die Ultramontanen, da die ärmlich^ Finte nur dazu genutzt hat, die Reihen des Gegners in eine einzige, fest geschlossene Front aufzurollen, jede Rücksicht fallen und eröffnen, das Messer so zu sagen zwischen den Zähnen, einen jener Verzweif- lungskämpfe, welche mehr fürchterlich auösehcn, als sie es wirklich sind, wenn nur der Angegriffene sich von dem ersten wüthenden Anprall der tonsurirten Turkos nicht aus der Fassung bringen läßt, sondern im unentwegten Vormarsch, wie die Garte und die Sachsen iu den Liiesemchlachten bei Gravelotte, St. Privat und Si e. Marie aux

Redigirr, geoiucki un verleg

CheneS den Feind auf seine letzten Reserven zurückdrängt oder in ei­nem Kesseltreiben, wie bei Sedan, zur Ergebung unter die Rechts­ordnung des Staates zwingt.

Wien, 2l. Okt. Bei dem heutigen Galadiner in der Hof­burg brachte der Kaiser Franz Josef folgenden Toast aus:Nach­dem Mein innigster Wunsch, Meinen lieben Freund und Bruder noch während der Weltausstellung in Wien willkommen heißen zu können, in Erfüllung gegangen ist, so erhebe Ich mit freudigem Herzen und bestem Tanke das Glas auf das Wohl unseres lieben Gastes. Se. Maj. der Deutsche Kaiser lebe hoch!" Die Antwort des Kaisers Wilhelm lautet:Erlauben mir Eure Maj., daß Ich auf die eben gehörten erhebenden Worte Meinen herzlichsten, freundschaftlichsten Dank ausspreche. An diesen Dank reihe Ich den für die gastliche, freundschaftliche Aufnahme, welche Meine Gemahlin und Meine Kinder hier gefunden haben. Es ist Mir eine besondere Genugthuung, daß Ich den freundlichen Besuch, den Eure Maj. in Verbindung mit Sr. Maj. dem Kaiser von Rußland im Vorjahr in Berlin machten, noch während der Weltausstellung habe erwiedern können. Die damals unter uns ausgetauschtcn freundschaftlichen Gesinnungen, die ich hier jetzt in vollem Maße wiedergefunden habe, sind eine Bürgschaft des eu­ropäischen Friedens und der Wohlfart unserer Völker. Ich trinke auf das Wohl Sr. Maj. des Kaisers von Oesterreich , Meines er­habenen Freundes und Bruders!,

Frankreich. Paris, 21. Okt. Einigen Deputaten, welche heute zum Präsidenten der Republik gegangen waren und fragten, ob die umlaufenden ihn betreffenden Gerüchte genau seien, antwortete der Präsident:So wie ich als Soldat stets im Dienste meines Vater­landes bin, weise ich als politischer Mann unbedingt die Idee zu­rück, daß ich die Gewalt behalten müsse, selbst wenn sie mir unter irgend einer Bedingung angeboten würde. Ich wurde durch die Majori­tät der Konservativen ernannt, von denen ich mich nicht trennen werde."

Versailles, 23. Okt. DieAgence Havas" meldet: Die Regierung spricht sicn weder für noch gegen die vorzeitige Einberu­fung der Nationalversammlung aus, sondern überläßt die Entscheidung dieser Frage der Weisheit der Permanenzkommission.

Trianon, 20. Okt. (Prozeß Bazaine.) Schneider uud Rou- her sagen aus, Bazaine habe keinerlei Schritte zur Erlangung des Oberkommandos gethan. Canrvbert legt seine Theilnahme an den militärischen Operationen, namentlich an der Schlacht vom 15. Aug. dar, betont den geringen Werth der Artillerie, von der er nur über 54 Kanonen verfügte; nichtsdestoweniger habe er das Schlachtfeld be- hauptet. Er begründet sodann die persönliche Tapferkeit Bazaine's, und berichtet über die Schlacht von St. Privat, er sei zweimal im Hauptquartier gewesen, es habe an Munition gefehlt; obwohl er Mittags die Nachricht erhalten habe, daß das Gardekorps'zu seiner Unterstützung anrücke, sei nichts gekommen. Canrobert führt sodann aus, Bazaine habe sich keine Rechenschaft von der Wichtigkeit der Schlacht gegeben. Leboeuf, Ladmirault, Bourbaki, Frossard und JarraS berichten über die militärischen Operationen bis zum 19. August. Bourbaki sagt, er habe am 18. Aug. keinen Befehl erhall ten, Canrobert zu unterstützen, er kannte^ die Gefahren nicht und glaubte, nicht ohne Befehl marschtrcn zu dürfen.

Trianon, 22. Okt. (Prozeß Bazaine.) Soleille, General der Artillerie, ist wegen Krankheit nicht erschienen. An dessen Stelle sagt der Chef des Gcneralstabs, Jarras, aus, Soleille habe die bi« zum 16. Abends verbrauchte Munition auf die Hälfte des ganzen Vorraths geschätzt, und habe Bazaine davon benachrichtigt, welcher fürchtete, es werde in Folge dessen Mangel an Munition eintrcten. Lebrun sagt, es seien mehrere Befehle gegeben worden, ohne den Ge- ueralstab zu passiren. Daraus habe sich Konfusion und selbst Wider­spruch in den Instruktionen ergeben.

Italien Rom, 22. Okt. DerOffervatorc" bringt einen inspirirten, leidenschaftlichen Artikel über den Briefwechsel zwischen Papst und Kaiser. Auf der einen Seite gebe sich guter Wille und Wahrheit, auf der andern brutale Gewalt und Lüge kund; hier die Stimme der Religion und Ordnung, dort die der Gottlosigkeit und der Revolution. Das Schlußresultat des Kampfes sei zweifellos, da die preußische Politik sich aus Kanonen und Polizei stütze, die katholische Kirite dagegen sich des Schutzes der Vorsehung und der Verheißungen Gottes erfreue.

Goldkonrs

derk.w.Staatskaflcn-Verwaltung. FriedrichSd'or 9 fl. 57 kr.

Pisto'cn 9 39

20-Frankenstücke 9 20

Nand-Dnkatcn 5 33 .

Stuttgart, 15 Okt 1873.

K. Staatskasse»Ver waltung .

oon Ä. Ocnailage-

Frankfurter Goldkours vom 22. Okt.

fl kr.

Pistolen 9 4042

FriedrichSd'or 9

Holläud. 10 fl.-Stücke 9 5254 Rand-Dukaten 5 3436

20-Frankcnstücke 9 2223

Engl. Sovereigns 11 5052

Dollars in Gold 2 25 V,26/,

Hiezu Nr. 43 des lluterhaltungsblatts'